Die Beziehung zu den (Schwieger-)Eltern ist oft kompliziert, und viele Menschen sind davon betroffen. Romane und Filme haben sich diesem Thema bereits gewidmet. Bei einer kurzen Internetrecherche findet man erstaunlich wenige seriöse Beiträge und Artikel, die Leidtragenden tatsächlich weiterhelfen, wenn sie Probleme mit ihren Schwiegereltern haben. Das Phänomen ist aber weit verbreitet. Selbst ein besonders stachliger Kaktus wird im Volksmund „Schwiegermutterstuhl“ genannt. Wenn man „Probleme mit Schwiegereltern“ googelt, erhält man hunderte verschiedener Foreneinträge, überwiegend von Frauen verfasst.
Die Komplexität der Schwiegereltern-Beziehung
Die Beziehung zu den Eltern oder Schwiegereltern ist oft kompliziert, weil unbewusst Macht ausgeübt wird. Eltern können ihren erwachsenen Kindern keine Freiheit lassen und haben unverrückbare Vorstellungen davon, wie Besuche ablaufen, wie man die Welt sieht und wie man lebt. Mit Leidenschaft regieren sie in das Leben ihrer Kinder und Schwiegerkinder hinein. Wenn sich Kinder wehren, werden sie in zähe Diskussionen verwickelt.
Manchmal übt nur ein Elternteil Macht aus, während das andere dies ignoriert, verharmlost oder sogar unterstützt. Denn würde das andere Elternteil korrigierend dazwischengehen, gäbe es das Problem für die Kinder so nicht.
Unterschiedliche Typen von Eltern
Es gibt Eltern, die Grenzen überschreiten, abwerten oder bestrafen.
Eltern, die Grenzen überschreiten
Manche Eltern können auch ihren erwachsenen Kindern keine Freiheit lassen. Sie haben unverrückbare Vorstellungen: wie Besuche ablaufen, wie man die Welt sieht und wie man lebt. Mit Leidenschaft regieren sie in das Leben ihrer Kinder und Schwiegerkinder hinein. Wenn sich Kinder wehren, werden sie in zähe Diskussionen verwickelt. Deborah zum Beispiel könnte die Hilfe ihrer Eltern so gut gebrauchen, seit das dritte Kind da ist. Aber statt Aufgaben so zu erledigen, wie Deborah es braucht, bestehen die Eltern darauf, die Dinge nach ihren eigenen Vorlieben zu erledigen. Statt einer entspannten Zeit auf dem Spielplatz bestehen die Eltern auf Wanderungen, von denen die beiden Großen kaputt und quengelig zurückkommen. Deborah ist nach einem Besuch am Ende. Hat sich das wirklich gelohnt?
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Eltern, die abwerten
Julian hat sich ein dickes Fell wachsen lassen. Sein Vater schätzt Julians Beruf nicht besonders. Er findet wohl seinen Verdienst zu gering und weist ihn immer wieder auf Karrieremöglichkeiten hin. Und dass sein Vater Annika so offen ablehnt, das trifft Julian zutiefst. Der Vater reagiert bei Tisch einfach nicht, wenn seine Schwiegertochter etwas sagt. Nur wenn er ihre Meinung ganz daneben findet, holt er zu einer langen Belehrung aus. Abwertende Eltern stellen sich auf einen Sockel der Überlegenheit. Von dort aus beurteilen sie das Leben der Kinder. Was hinter ihren Maßstäben zurückbleibt, kommentieren sie mit niederschmetternden Worten. Dabei meinen sie es gut.
Eltern, die bestrafen
Muss Strafe sein? Das ist schon bei der Kindererziehung fraglich. Doch manchen Eltern liegt es so im Blut, dass sie auch noch ihre erwachsenen Kinder strafen. Sie ziehen sich zurück, wenn sie sich nicht gut behandelt fühlen, und werfen bei ihren Kindern die Frage auf, was sie verbrochen haben. Strafende Eltern binden ihre Zuneigung, ihre Großzügigkeit und Hilfe an das Wohlverhalten der Kinder und entziehen diese, wenn sie einen Grund dafür sehen. Erwachsene Kinder fühlen sich dann durch Liebesentzug und den Entzug von Unterstützung bestraft. Auch stinkige Reaktionen, die demonstrative Bevorzugung von Geschwistern und gezielt verletzende Bemerkungen eignen sich zur Bestrafung.
Eltern erwachsener Kinder haben nur die Macht, die ihnen ihre Kinder heute noch geben. Erwachsene Kinder sollten Liebe nicht mit Liebsein verwechseln. Es gibt auch eine starke Liebe, die sich vor Schwächen der Eltern schützen kann.
Das schlechte Gewissen und die Angst vor dem Scheitern
Niemals würden sich erwachsene Kinder von anderen bieten lassen, was sie manchmal bei Eltern und Schwiegereltern ertragen. Das liegt an ihrem Gewissen. Eltern zu ehren ist uns tief eingeprägt, auch ohne kirchliche Prägung. Außerdem ist es für schwierige Eltern charakteristisch, dass sie die Schuld bei den Kindern sehen. Deborahs Eltern halten ihre Tochter für undankbar und kompliziert. Und so fühlt sich Deborah auch nach den Besuchen: undankbar und kompliziert. Erwachsene Kinder dürfen sich von solchen Schuldgefühlen frei machen. Sie sind ihren Eltern Wertschätzung schuldig: für die Würde, die im Elternsein liegt, und für das, was sie den Kindern geschenkt haben.
Der Umgang mit den Schwächen anderer wird leichter, wo man sich an folgende Selbstverständlichkeit hält: Wo mich einer fair und liebevoll behandelt, darf er mir nahekommen. Wer das nicht kann oder will, muss damit leben, dass ich einen Sicherheitsabstand wahre. Mit einem gesunden Abstand kann man viele menschliche Schwächen ertragen. Doch in der Beziehung zu Eltern oder Schwiegereltern bedeutet ein Abstand auch ein Scheitern. Denn es ist schön, sich Eltern zu öffnen, ihren Rat zu suchen, längere Besuche zu machen oder sogar Urlaubstage mit ihnen zu verbringen. Es ist verbindend, wenn sich Eltern und Schwiegereltern tatkräftig und finanziell in das Leben ihrer Kinder einbringen, besonders in fordernden Lebensphasen. Wo erwachsene Kinder das nicht mehr zulassen, ist das ein Scheitern. Es schmerzt und macht traurig, selbst wenn klar ist, dass der Preis für die Nähe viel zu hoch ist.
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Die Tür zu einer guten Zukunft offen halten
Erwachsene Kinder, die in ihrem Gewissen frei geworden sind, können Eltern und Schwiegereltern vor die Wahl stellen. Falls diese an unfairem Verhalten und einer ungesunden Beziehung festhalten wollen, geht manches nicht. Doch die Tür zu einer guten Beziehung steht immer offen. Julian hat das etwa so gemacht: „Papa, ich habe ja schon angesprochen, dass du oft nicht reagierst, wenn Annika beim Essen etwas sagt, außer du willst ihr irgendetwas erklären. Du hast vielleicht deine Gründe dafür. Aber Annika fühlt sich damit nicht wohl. Und ich kann das verstehen. Mir tut es auch weh, wenn ich das Gefühl habe, sie wird von dir ignoriert und nicht geschätzt. Ich finde, es ist kein großes Ding, wenn du ab und zu auf sie eingehst. Du könntest nachfragen oder etwas aufgreifen, was sie sagt. Das gehört doch auch zur Gastfreundschaft. Vielleicht siehst du das anders. Erwachsene Kinder wie Julian erobern sich so eine angemessene Macht zurück. In aller Regel geht das gut aus. Plötzlich bewegt sich etwas in der Beziehung. Oft wird es dann sogar für beide Seiten schöner. Manchmal halten Eltern aber an unfairen Ansichten und Verhaltensweisen fest, als ginge es um ihr Überleben. Dann geht manches eben nicht.
Strategien für den Umgang mit schwierigen Schwiegereltern
Wenn Schwiegereltern nerven, führt das oft auch zu schlechter Stimmung bei Ihnen und Ihrem Partner. Ob es um die Erziehung der Kinder, den Lebensstil oder andere Entscheidungen geht - alles kann ein Streitfaktor sein. Mit den richtigen Tipps zu Verhaltensweisen und Kommunikation können Sie zumindest besser mit angespannten Situationen umgehen.
Tipps im Umgang mit nervigen Schwiegereltern
Da es so gut wie unumgänglich ist, sich ab und an mit seinen Schwiegereltern auszutauschen und zu treffen, sollten Sie einige Dinge beachten, um sich den Druck zu nehmen und die Zeit erträglicher zu machen.
- Beginnen Sie den Besuch mit einem Kompliment, um die Grundstimmung positiv zu halten. Anbieten würde sich beispielsweise eine Schmeichelei zur Kleidung oder einem Accessoire.
- Streit zwischen Ihnen und den Eltern Ihres Partners sollte niemals vor den Kindern ausgetragen werden. Die Diskrepanz auf Erwachsenenseite beeinflusst schnell auch die Sicht der Kleinen auf die Großeltern.
- Kommt es zu einer provozierenden Aussage seitens Ihrer Schwiegereltern, können Sie auch mit einer Gegenfrage entgegnen, um diese in eine eventuelle Erklärungsnot zu bringen und zu zeigen, dass sie eine Grenze überschreiten. Hierbei sollten Sie versuchen, es nicht provozierend zu betonen, sondern es wie Interesse klingen zu lassen.
- Wenn die Anspannung und negativen Andeutungen Sie im hohen Maße belasten, sollten Sie in Betracht ziehen, ein ruhiges und konstruktives Gespräch zu führen. Meist können dadurch Missverständnisse und Vorurteile geklärt werden und die Lage entspannt sich. Achten Sie dabei auf einen respektvollen Ton, aber setzen Sie auch klare Grenzen und brechen das Gespräch ab, wenn diese vom Gegenüber überschritten werden.
- Auch wenn es manchmal schwer fällt: Nehmen Sie den Besuch mit Gelassenheit. Meist ist es nach zwei bis drei Stunden vorüber und Sie können Ihrem gewohnten Tagesablauf mit Ihrem Partner (und Ihrer Familie) nachgehen.
Konflikte durch Vorbereitung vermeiden
Vorbereitung ist alles - so auch, um das Beste aus der Situation zu machen. Mit folgenden Tipps schaffen Sie es, sich entspannt und hoffentlich konfliktfrei mit Ihren Schwiegereltern zu treffen.
- Die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Partner ist in vielen Lebenssituationen notwendig. Genauso auch bei Problemen mit seinen Eltern. Hier muss sich Ihr Partner klar zu Ihnen bekennen und Ihre gemeinsam gesetzten Grenzen durchsetzen.
- Wenn bestimmte Themen erfahrungsgemäß immer die anstrengende Seite Ihrer Schwiegereltern hervorbringen, sollten Sie (je nach Lage auch mit ihnen direkt) eine Auswahl festlegen, worüber bei Treffen nicht gesprochen werden sollte. Hierbei setzen Sie klare Grenzen, die alle Beteiligten vor schlechter Stimmung schützt.
- Wenn möglich, können Sie sich und Ihren Schwiegereltern ab und zu eine Pause von Treffen gönnen. So sind auch beispielsweise Großeltern-Enkel-Treffen sehr wichtig.
Weitere Tipps und Strategien
- Setzen Sie rechtzeitig klare Grenzen: Besprechen Sie mit Ihrem Partner, welche Rolle die Schwiegereltern spielen sollen und wie groß ihr Mitspracherecht ist. Dabei sollten Themen wie Beruf, Kinder, gemeinsame Unternehmungen und Übernachtungen separat betrachtet werden.
- Zeigen & schätzen Sie Loyalität: Wenn Sie selbst sehr kritische Eltern haben, machen Sie ihnen von Anfang an klar, dass Sie auf der Seite Ihres Partners stehen. Wenn er oder sie die nervigen Schwiegereltern mitbringt, ist das sein bzw. ihr Job.
- Kritisieren Sie nicht ohne Lösungen vorzuschlagen: Wenn die Schmerzgrenze erreicht ist und Sie ansprechen möchten, was Sie stört, überlegen Sie sich vorher, wie man das Problem in Zukunft handhaben kann, anstatt sich nur zu beschweren.
- Bleiben Sie (finanziell) unabhängig: Klar, manchmal geht es nicht anders. Aber wenn möglich, sollten Sie und Ihr Partner nicht vom Geld Ihrer Eltern leben. Auch sollten Sie ein Mieter-Vermieter-Verhältnis meiden. Da sind Konflikte quasi vorprogrammiert.
- Machen Sie ihnen Komplimente: Um die Wogen zwischen Ihnen zu glätten, funktioniert ein simpler Trick. Wo auch immer es nur geht, machen Sie Ihren nervigen Schwiegereltern Komplimente. Aber Vorsicht! Sie müssen schon aufrichtig sein.
- Seien Sie aufmerksam: Ja, manchmal kann man die langweiligen Geschichten der nervigen Schwiegereltern fast nicht mehr ertragen. Aber wenn Sie einen schiefen Haussegen vermeiden wollen, sollten Sie versuchen, aufmerksam zuzuhören und sich kleine Details zu merken. So können Sie mit dem Wissen über Vorlieben und Anekdoten punkten und laufen nicht Gefahr, Geburtstage oder Ähnliches zu vergessen.
- Apropos Geburtstage: Schreiben Sie Ihren (egal wie) nervigen Schwiegereltern ruhig eine Karte zum Geburtstag oder bemühen Sie sich um ein persönliches Geschenk, anstatt nur eine SMS zu schreiben.
- Tolerante Zurückhaltung und auch mal für einen ungefragten Rat „Danke“ sagen, sei gerade am Anfang ratsam. Gleichzeitig gelte es, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben: „Man hat sich zwar den Mann ausgesucht, aber nicht die komplette Familie.“ Manch eine müsse sich von der Vorstellung verabschieden, dass nun eine neue große Familie entsteht, die Schwiegermutter zur besten Freundin avanciert oder zur Ersatzmutter.
- Bei nervigen, ständig besser wissenden Schwiegermüttern helfe es gelegentlich auch, diese mit Freundlichkeit und emotionaler Großzügigkeit zu erschlagen.
Die Rolle des Partners
Besonders wichtig ist, dass der Partner nicht für seine Eltern Partei ergreift. In diesem Fall müssen beide unbedingt an einem Strang ziehen, indem sie sich untereinander abstimmen und den Eltern bzw.
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Es ist meist nicht leicht oder sogar unmöglich, sich abzugrenzen, ohne dass die Schwiegereltern gekränkt reagieren. Allerdings sollte man darauf vertrauen, dass sich die Situation auch wieder beruhigt.
Wenn nichts mehr hilft
Wenn alle Stricke reißen und die Situation unerträglich wird, kann es notwendig sein, den Kontakt zu den Schwiegereltern zu reduzieren oder sogar abzubrechen. Dies sollte jedoch als letzter Ausweg betrachtet werden, da es oft zu weiteren Konflikten und Verletzungen führen kann.
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