Schwindel ist ein weit verbreitetes Symptom, das fast jeder Mensch schon einmal erlebt hat. Die meisten kennen das Gefühl, wenn sich nach einer Karussellfahrt die Umgebung noch eine Weile weiterdreht. Solche Schwindelgefühle sind normal und verschwinden in der Regel schnell wieder. Allerdings leiden manche Menschen unter anhaltendem Schwindel oder plötzlichen Schwindelanfällen.
Was ist Schwindel?
Schwindel ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Im engeren Sinne ist Schwindel das Gefühl von Bewegung, obwohl keine Bewegung vorhanden ist, oder eine gestörte Orientierung im Raum. Dies entsteht, wenn die Informationen des Sehapparats (Auge) und des Gleichgewichtsorgans im Ohr nicht übereinstimmen. Das Gehirn kann diese widersprüchlichen Informationen nicht korrekt verarbeiten, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der Umgebung führt.
Ursachen von Schwindel
Schwindel kann im Gehirn selbst ausgelöst werden oder durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans im Ohr entstehen. Auch Störungen der Gefühlswahrnehmung an den Füßen (Polyneuropathie) können sich als Schwindel äußern. Weitere mögliche Ursachen sind:
- Blutdruckprobleme: Sowohl zu hoher als auch zu niedriger Blutdruck kann Schwindel verursachen.
- Angstzustände: Psychische Belastungen können ebenfalls Schwindel auslösen.
- Schlaganfälle: Eine plötzliche und heftige Schwindelattacke, die stundenlang anhält und mit Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen einhergeht, kann auf einen Schlaganfall hindeuten und erfordert sofortige medizinische Hilfe.
- Migräne: Stundenlang anhaltende Schwindelattacken können eine Folge von Migräne sein.
- Gehirnerkrankungen: Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose können ebenfalls Schwindel verursachen.
- Medikamente: Schwindel kann eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein.
Arten von Schwindel
Es gibt verschiedene Arten von Schwindel, die sich in ihren Ursachen und Symptomen unterscheiden:
- Gutartiger Lagerungsschwindel: Dies ist die häufigste Ursache für kurze, heftige Schwindelattacken. Sie treten oft morgens beim Umdrehen im Bett, beim Bücken oder beim Gurgeln im Badezimmer auf. Auslöser sind kleine Kristalle im Gleichgewichtsorgan. Typische Dauer, Auslöser oder Begleitsymptome des Schwindels sind etwa 20 bis 60 Sekunden Drehschwindel beim Hinlegen, Umdrehen, Aufstehen, Bücken und bei schnellen Kopfbewegungen.
- Vestibuläre Paroxysmie: Bei dieser Erkrankung reibt ein Blutgefäß am Gleichgewichtsnerv und löst kurze Drehschwindelattacken aus.
- Menière-Erkrankung: Stundenlang anhaltende Schwindelattacken können auch durch die Menière-Erkrankung verursacht werden, die mit Ohrendruck und Ohrgeräuschen einhergeht.
- Neuritis vestibularis: Plötzlicher, anfallsartiger Drehschwindel tritt zum Beispiel bei der Neuritis vestibularis auf. Wenn der Schwindel länger als 24 Stunden anhält, liegt am ehesten eine Entzündung und der Ausfall eines Gleichgewichtsnerven vor (Neuritis vestibularis, auch Akute unilaterale Vestibulopathie genannt).
- Zentraler Schwindel: Eine Funktionsstörung oder Schädigung im Gleichgewichtszentrum des Gehirns („zentraler“ Schwindel) kann Schwindel verursachen. Häufige, aber nicht notwendige Begleitsymptome bei Schädigungen im Hirnstamm oder Kleinhirn sind Sprech-, Schluck- oder Sehstörungen. Sie können auch mit Lähmungen verbunden sein.
- Peripherer Schwindel: Eine Funktionsstörung oder Schädigung am Gleichgewichtsnerven oder im Gleichgewichtsorgan im Innenohr sein. Dies heißt auch „peripherer“ Schwindel.
Weitere Ursachen und Zusammenhänge
- Akustikusneurinom: Ein Tumor an Hör- und Gleichgewichtsnerven (Akustikusneurinom) kann Schwindel verursachen.
- Multiple Sklerose: Entzündungsherde im Kleinhirn oder Hirnstamm verursachen häufig Schwindel und Störungen des Gleichgewichts.
- Parkinson: Dies beeinträchtigt die Gang- und Standsicherheit, was diffusen Schwindel mit Störungen des Gleichgewichts auslöst.
- Polyneuropathie: Dadurch entstehen Schwindelgefühl und Unsicherheit beim Gehen.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Sie tritt häufig auch beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen auf (orthostatischer Schwindel).
- Diabetes: Zu niedrige Zuckerwerte bei Menschen mit Diabetes können zu Schwindel und Benommenheitsgefühl führen.
- Schilddrüsenfunktionsstörungen: Funktionsstörungen der Schilddrüse, insbesondere eine Unterfunktion, können Schwindel auslösen.
- Sehstörungen: Kurz- oder Weitsichtigkeit ohne eine Brille mit passender Stärke kann Schwindel verursachen.
- Tinnitus: Tinnitus (Ohrgeräusche) ist ein häufiges Begleitsymptom bei Erkrankungen des Innenohrs (wie Hörsturz, starke Hörminderung, Morbus Menière). Es kann mit Schwindel verbunden sein, muss es aber nicht.
- Medikamente: Unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten können zu Schwindel führen.
- Infekte: Schwindel bei Infekten (etwa grippale Infekte, COVID) kann Folge einer gestörten Kreislaufregulation sein.
- Menstruation: Schwindel während der Periode kann unterschiedliche Ursachen haben.
- Schwangerschaft: Schwindel während der Schwangerschaft entsteht durch Veränderungen des mütterlichen Organismus.
- Wechseljahre: Schwindel während der Wechseljahre ist ebenfalls häufig anzutreffen.
- Alkohol: Alkohol verursacht Schwindel, indem er die Kleinhirnfunktion und damit die Feinabstimmung der Körper- und Augenbewegungen beeinträchtigt.
Diagnose von Schwindel
Der erste und wichtigste Schritt bei der Diagnose von Schwindel ist ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen. Dabei ist es wichtig, den Schwindel genau zu beschreiben und bei Attacken die Anfälle zu schildern. So ergibt sich in den meisten Fällen bereits im Erstgespräch eine Verdachtsdiagnose.
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Weitere diagnostische Maßnahmen sind:
- Gleichgewichtstests: Verschiedene Balance- und Bewegungstests zeigen, ob die subjektive Vorstellung von „senkrecht“ der Realität entspricht.
- Ganganalyse: Mittels einer Ganganalyse lassen sich Bewegungsstörungen genau einordnen.
- Standanalyse (Posturografie): Die Standanalyse dient zur Feststellung von Körperschwankungen.
- Untersuchung des Zusammenspiels zwischen Augen und Gleichgewichtsorgan: Normalerweise sorgt ein Reflex dafür, dass jede Kopfbewegung von den Augen ausgeglichen wird. Funktioniert dieser Reflex nicht, wirkt die Welt bei Kopfbewegungen verwackelt.
- Video-Okulographie: Bei Kurz- oder Weitsichtigkeit und Augenkrankheiten wie Grauer Star ist manchmal eine sogenannte Video-Okulographie hilfreich. Dabei werden die Augenbewegungen dreidimensional aufgezeichnet.
- Bildgebende Diagnostik: Wenn die obigen Untersuchungen nichts ergeben haben, ist zur Klärung der Diagnose bildgebende Diagnostik erforderlich.
- Genetische Untersuchung: Durch eine genetische Untersuchung weist man Erkrankungen wie die Episodische Ataxie Typ 2 nach oder andere Erkrankungen des Kleinhirns wie zum Beispiel das CANVAS-Syndrom, bei dem zusätzlich eine Polyneuropathie und eine bilaterale Vestibulopathie vorliegen.
Behandlung von Schwindel
Die Behandlung von Schwindel richtet sich immer nach der Ursache. Es gibt medikamentöse, physiotherapeutische und psychotherapeutische Ansätze. Viele Formen von Schwindel sprechen gut auf die jeweilige Therapie an und haben eine gute Aussicht auf Heilung oder zumindest auf deutliche Besserung.
- Gutartiger Lagerungsschwindel: Hier gibt es spezielle Behandlungen in Form von sogenannten Befreiungsmanövern.
- Neuritis vestibularis: Bei einer Neuritis vestibularis beginnt das Gehirn sofort, den Ausfall des Gleichgewichtsnerven auszugleichen. Medikamente können akute Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen lindern, sollten aber nur kurzzeitig eingenommen werden.
- Funktioneller Schwindel: Hier klärt man Betroffene zunächst darüber auf, dass es keine körperlichen Gründe für die Erkrankung gibt, um Ängste abzubauen. Danach ist auch ein intensives Gleichgewichts- und Gangtraining hilfreich. Zusätzlich kann man eine kognitive Verhaltenstherapie durchführen.
Was Sie selbst tun können
- Schwindeltagebuch führen: Treten die Schwindelanfälle gehäuft auf, ist es oftmals sinnvoll, ein Schwindeltagebuch zu führen.
- Alltagsgewohnheiten überprüfen: In vielen Fällen können Sie den Beschwerden vorbeugen, wenn Sie Ihre Alltagsgewohnheiten ein bisschen unter die Lupe nehmen.
- Ausreichend trinken: Erwachsene sollten mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Eiweiß.
- Regelmäßige Bewegung: Schon ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft bringt Ihren Kreislauf in Schwung und hilft, den Kopf frei zu bekommen.
- Entspannung: Gönnen Sie sich bewusste Pausen. Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Yoga helfen beim Entspannen.
- Kreislauf stabilisieren: Bei starkem Schwindel legen Sie sich hin und lagern die Beine etwas höher, um den Blutfluss zum Gehirn zu verbessern.
- Schlaf verbessern: Versuchen Sie, möglichst regelmäßig und ausreichend zu schlafen.
- Bildschirmpausen einlegen: Nutzen Sie die 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden in 20 Meter Entfernung schauen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn der Schwindel häufig auftritt, lange anhält oder die Lebensqualität einschränkt, sollte man ärztlichen Rat suchen. Besonders wichtig ist es, einen Arzt aufzusuchen, wenn der Schwindel erstmalig akut begonnen hat oder sehr einschränkend ist, oder wenn er von Symptomen wie Lähmungen, Unfähigkeit zu stehen, Sprach- oder Sehstörungen, starken Kopfschmerzen, Brustschmerzen oder Bewusstseinsverlust begleitet wird.
HWS-Schwindel
Schwindel kann auch durch Probleme mit der Halswirbelsäule (HWS) verursacht werden. Die Ursachen lassen sich wie folgt kategorisieren:
- Durch eine Fehlhaltung ausgelöster Schwindel, z. B. Nackenverspannung (funktionelle Ursache)
- Durch Abnutzungserscheinungen im Alter ausgelöste Nackenschmerzen mit Schwindel (degenerative Ursache)
- Durch einen Unfall ausgelöste Schmerzen und Schwindelattacken, z. B. Verschiebung des Atlaswirbels (posttraumatische Ursache)
Auch Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule können Schwindel verursachen.
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Psychogener Schwindel
Neben organischen Ursachen kann Schwindel auch durch psychische Belastungen ausgelöst werden. In diesem Fall spricht man von psychogenem, somatoformen oder funktionellem Schwindel. Häufige Auslöser sind Stress, Ängste oder Konflikte.
Fazit
Schwindel ist ein komplexes Symptom mit vielfältigen Ursachen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. In vielen Fällen lässt sich Schwindel gut behandeln oder sogar heilen, sodass die Betroffenen ihre Lebensqualität zurückgewinnen können.
Krämpfe: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Krämpfe sind plötzliche, unwillkürliche Muskelkontraktionen, die schmerzhaft sein können. Sie können in verschiedenen Teilen des Körpers auftreten, am häufigsten jedoch in den Beinen.
Ursachen von Krämpfen
Es gibt viele mögliche Ursachen für Krämpfe, darunter:
- Dehydration: Ein Mangel an Flüssigkeit im Körper kann zu Muskelkrämpfen führen.
- Elektrolytmangel: Ein Ungleichgewicht von Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium kann ebenfalls Krämpfe verursachen.
- Muskelermüdung: Überanstrengung der Muskeln kann zu Krämpfen führen.
- Durchblutungsstörungen: Eine schlechte Durchblutung der Muskeln kann Krämpfe verursachen.
- Nervenerkrankungen: In seltenen Fällen können Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson Krämpfe verursachen.
- Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Krämpfe verursachen.
- Schwangerschaft: Schwangere Frauen haben aufgrund von Veränderungen im Elektrolythaushalt und der Durchblutung ein erhöhtes Risiko für Krämpfe.
Behandlung von Krämpfen
Die Behandlung von Krämpfen hängt von der Ursache ab. In den meisten Fällen können Krämpfe jedoch durch einfache Maßnahmen gelindert werden:
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- Dehnen: Dehnen Sie den betroffenen Muskel, um die Kontraktion zu lösen.
- Massieren: Massieren Sie den betroffenen Muskel, um die Durchblutung zu verbessern.
- Wärme oder Kälte: Legen Sie eine Wärmflasche oder einen Eisbeutel auf den betroffenen Muskel, um die Schmerzen zu lindern.
- Trinken: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um Dehydration zu vermeiden.
- Elektrolyte: Nehmen Sie Elektrolyte zu sich, um ein Ungleichgewicht auszugleichen.
- Medikamente: In einigen Fällen können Medikamente wie Muskelrelaxantien oder Schmerzmittel erforderlich sein.
Prävention von Krämpfen
Es gibt einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Krämpfen vorzubeugen:
- Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie regelmäßig Wasser oder Sportgetränke, um Dehydration zu vermeiden.
- Essen Sie eine ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium.
- Dehnen Sie sich regelmäßig: Dehnen Sie Ihre Muskeln vor und nach dem Training, um Muskelermüdung vorzubeugen.
- Vermeiden Sie Überanstrengung: Steigern Sie die Intensität Ihres Trainings langsam, um Ihre Muskeln nicht zu überlasten.
- Tragen Sie bequeme Schuhe: Tragen Sie Schuhe, die gut passen und Ihre Füße unterstützen, um Durchblutungsstörungen vorzubeugen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Suchen Sie einen Arzt auf, wenn:
- Die Krämpfe häufig auftreten oder sehr schmerzhaft sind.
- Die Krämpfe nicht auf einfache Maßnahmen ansprechen.
- Die Krämpfe von anderen Symptomen wie Fieber, Schwellungen oder Taubheitsgefühlen begleitet werden.
- Sie vermuten, dass die Krämpfe durch eine Medikamenteneinnahme verursacht werden.
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