Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm können beunruhigende Symptome sein, die viele Menschen erleben. Diese Beschwerden können isoliert auftreten oder von anderen Symptomen wie Kribbeln, Übelkeit und Bewegungseinschränkungen begleitet sein. Die Ursachen für Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm sind vielfältig und reichen von harmlosen Verspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.
Symptome
Die Symptome von Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm können variieren, je nach zugrunde liegender Ursache. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schwindel (Drehschwindel, Schwankschwindel oder Unsicherheit beim Gehen)
- Taubheitsgefühl im Arm, in der Hand oder in den Fingern
- Kribbeln in Arm oder Hand
- Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Sehstörungen
- Benommenheit
- Bewegungseinschränkungen im Nacken- und Schulterbereich
- Gleichgewichtsstörungen
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
Ursachen
HWS-Syndrom
Das HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom) ist eine häufige Ursache für Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm. Es wird durch Funktionsstörungen im Bereich der Halswirbelsäule verursacht, die zu Verspannungen, Blockaden und Irritationen von Nerven führen können. Die Halswirbelsäule ist eine empfindliche Körperregion, die hochbeweglich und gleichzeitig starken mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. Durch den engen Bereich der Halswirbelsäule verlaufen diverse Nervenbahnen, Muskeln und Sehnen. Das fragile Gleichgewicht ist sehr störanfällig.
Ursachen für ein HWS-Syndrom können sein:
- Fehlhaltungen und Fehlbelastungen (z. B. bei der Büroarbeit)
- Psychische Belastungen
- Verschleiß
- Unfälle (z. B. Schleudertrauma)
Die Verspannungen und Blockaden können Druck auf Nerven ausüben, die für die Sensibilität und Motorik von Arm und Hand zuständig sind, was zu Taubheitsgefühl und Kribbeln führen kann. Zudem können sie die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und Schwindel verursachen.
Zervikogener Schwindel
Zervikogener Schwindel ist eine spezielle Form des Schwindels, die durch Probleme im Bereich der Halswirbelsäule ausgelöst wird. Er wird oft als Schwankschwindel wahrgenommen und kann von Benommenheit, Schwierigkeiten bei der Orientierung und Gefühlen von Instabilität begleitet sein.
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Andere Ursachen
Neben dem HWS-Syndrom und zervikogenem Schwindel können auch andere Erkrankungen und Faktoren Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm verursachen:
- Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose (MS), Parkinson-Krankheit, Migräne, Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), Schlaganfall
- Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Erkrankungen des Innenohrs: Morbus Menière, Neuronitis vestibularis, gutartiger Lagerungsschwindel
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann auf Nervenwurzeln drücken und Schmerzen, Taubheitsgefühl und Kribbeln im Arm verursachen.
- Karpaltunnelsyndrom: Das Karpaltunnelsyndrom ist eine Erkrankung, bei der ein Nerv im Handgelenk eingeklemmt wird, was zu Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in der Hand und den Fingern führen kann.
- Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Hierbei wird der Ellennerv (Nervus ulnaris) im Bereich des Ellenbogens oder Handgelenks eingeklemmt, was zu Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Fingern führen kann.
- Psychische Störungen: Angst-/Panikattacken, Hyperventilationssyndrom, somatoforme Störungen
- Medikamente und Umweltgifte: Vergiftungen mit Schwermetallen, Nebenwirkungen von Medikamenten
- Kreislaufprobleme: Kreislaufprobleme gehen nicht immer nur mit typischen Symptomen wie Schwindel einher.
Diagnose
Um die Ursache von Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm zu ermitteln, ist eine umfassende Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:
- Anamnese: Der Arzt wird ausführlich nach den Beschwerden, Begleitsymptomen, Vorerkrankungen und möglichen Auslösern fragen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Nacken, die Schultern, die Arme und die Hände untersuchen, um Verspannungen, Bewegungseinschränkungen und neurologische Defizite festzustellen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt wird die Reflexe, die Sensibilität und die Muskelkraft überprüfen, um neurologische Erkrankungen auszuschließen.
- Orthopädische Untersuchung: Eine ausführliche orthopädische Untersuchung ist wichtig, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln.
- Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) können eingesetzt werden, um Verletzungen, Verschleißerscheinungen oder andere strukturelle Probleme der Halswirbelsäule zu erkennen.
- Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Bluttests, Elektrophysiologie (Nervenleitgeschwindigkeit) oder Gleichgewichtstests erforderlich sein.
Behandlung
Die Behandlung von Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Konservative Behandlung
In vielen Fällen können die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen gelindert werden:
- Physikalische Therapie: Massagen, Dehnübungen, manuelle Therapie und andere physikalische Anwendungen können helfen, Verspannungen zu lösen, Blockaden zu beseitigen und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Stoßwellentherapie: Die Stoßwellentherapie hat sich bei HWS-Beschwerden als sehr erfolgversprechend erwiesen. Mit einer Stoßwellentherapie können Triggerpunkte für Schmerzempfindungen gezielt aufgelöst sowie Verspannungen und eventuelle Entzündungen reduziert werden. Dies führt zu einer raschen Linderung der Beschwerden.
- Wärme: Wärme kann verspannte Muskeln und Sehnen lösen. Legen Sie dazu eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen in den Nacken.
- Schmerzmittel: Schmerzmittel können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und Verspannungen zu reduzieren.
- Ergonomische Maßnahmen: Eine korrekte Körperhaltung am Arbeitsplatz und beim Schlafen kann helfen, Fehlbelastungen zu vermeiden.
- Gezielte Übungen: Gezielte Übungen, die am besten durch einen erfahrenen Physiotherapeuten erläutert werden, können helfen, HWS Beschwerden zu lindern. Einige einfache Übungen, die Sie auch Zuhause durchführen können.
Medikamentöse Behandlung
Je nach Ursache können auch Medikamente eingesetzt werden:
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- Schmerzmittel: Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
- Antidepressiva: In einigen Fällen können Antidepressiva zur Behandlung von chronischen Schmerzen oder neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden.
- Antivertiginosa: Antivertiginosa können helfen, Schwindel zu lindern.
- Injektionen: Bei besonders starken Schmerzen können Injektionen mit schmerzstillenden Mitteln angezeigt sein. Diese werden entweder direkt in die Wirbelgelenke oder an die aus dem Spinalkanal herausragenden Nerven gesetzt. Die Injektion erfolgt dabei aus Sicherheitsgründen unter Röntgen- oder CT-Kontrolle.
Operative Behandlung
Eine Operation ist bei HWS-Beschwerden nur selten notwendig. Falls sich jedoch mittel- bis hochgradige Lähmungserscheinungen zeigen, könnte es sich um einen zervikalen Bandscheibenvorfall handeln, der in manchen Fällen operativ behandelt werden muss. Lassen Sie sich diesbezüglich unbedingt umfassend von einem Facharzt beraten. In vielen Fällen kann eine Operation durch Stoßwellen- oder konservative Therapie vermieden werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Schwindel und Taubheitsgefühl im Arm plötzlich auftreten oder sehr stark sind.
- Die Beschwerden länger als ein paar Tage anhalten.
- Die Beschwerden von anderen Symptomen wie Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen oder Lähmungserscheinungen begleitet sind.
- Die Beschwerden die Lebensqualität beeinträchtigen.
- Sie sich unsicher sind, was die Ursache der Beschwerden ist.
- Plötzlich auftretende Schwäche, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen.
- Sprachstörungen.
- Gesichtsfeldausfall.
- Schwindel und Gangunsicherheit.
- starke Kopfschmerzen.
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