Schwindel, Sehstörungen und Taubheitsgefühle sind Symptome, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens erfahren. Sie können isoliert oder in Kombination auftreten und verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine angemessene Behandlung einzuleiten.
Einführung
Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Schwindel, Sehstörungen und Taubheitsgefühlen. Er soll Betroffenen helfen, die Symptome besser zu verstehen und zu erkennen, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Ursachen von Sehstörungen
Viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS) geben Sehstörungen als erstes Symptom an. Eine Sehnervenentzündung, die häufig bei MS auftritt, kann zu verschwommenem Sehen, eingeschränktem Farbensehen, dem Sehen von Doppelbildern oder Schmerzen bei Augenbewegungen führen.
Ein Schlaganfall kann sich ebenfalls durch Symptome äußern, die das Sehen beeinträchtigen. Plötzliche Einschränkungen des Gesichtsfeldes, Störungen des räumlichen Sehens oder Doppelbilder können auf einen Schlaganfall hinweisen.
Ursachen von Taubheitsgefühlen
Gefühlsstörungen mit Missempfindungen auf der Haut treten häufig als frühes Symptom bei MS auf. Diese beschränken sich meist auf eine Körperhälfte und führen dazu, dass sich beispielsweise Hände und Füße plötzlich taub oder kribbelig anfühlen.
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Kribbeln und Taubheitsgefühle können ein Zeichen für eine Erkrankung der Nerven sein. Sie können in den Beinen, Armen, Händen, Fingern, Füßen, Zehen und im Gesicht auftreten. Mitunter kommen die Missempfindungen am Kopf, am Rumpf, an den Lippen und im Mund vor.
Häufig resultieren die Missempfindungen aus Problemen mit den peripheren Nerven - den ganz kleinen Nerven in Händen oder Füßen, die weit entfernt (peripher) von den zentralen Nerven in Gehirn oder Rückenmark liegen. Kribbeln und Taubheitsgefühle können ihren Ursprung auch direkt im zentralen Nervensystem haben. Manchmal sind sie psychisch bedingt.
Im Folgenden ist eine Auswahl an Erkrankungen und Störungen gelistet, die mit Kribbeln und Taubheitsgefühlen einhergehen können:
Erkrankungen der Nerven:
- Polyneuropathie: Hier kommt es zu Schäden an den peripheren Nerven - also den Nerven, die weit entfernt von Gehirn und Rückenmark liegen. Vor allem die ganz kleinen Nervenenden an den Händen und Füßen sind häufig früh betroffen. Typische Symptome sind Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle. Die Missempfindungen breiten sich oft handschuh- oder sockenförmig an beiden Gliedmaßen aus.
- Restless-Legs-Syndrom (RLS): auch Syndrom der unruhigen Beine genannt. Das RLS äußert sich durch Missempfindungen wie schmerzhaftes Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen. Die Symptome bestehen oder verschlechtern sich in Ruhe, vor allem abends und nachts. Betroffene verspüren häufig den starken Drang, sich zu bewegen.
- Multiple Sklerose (MS): MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Zum ZNS gehören das Gehirn und Rückenmark. Die Erkrankung beginnt meist im jungen Erwachsenenalter.
- Parkinson-Krankheit: Bei Parkinson sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, die den Botenstoff Dopamin bilden. Durch den Zellabbau kommt es zu einem Mangel an Dopamin. In der Folge beeinträchtigt das die normalen Bewegungsabläufe: Es kommt zum Beispiel zu Muskelsteifigkeit (Rigor), Zittern (Tremor) und Bewegungsarmut.
- Migräne: Kribbeln und Taubheitsgefühle können eine Migräne-Attacke ankündigen. Die Missempfindungen treten zumeist im Gesicht auf oder einseitig an Armen oder Beinen.
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Bei der seltenen Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen die peripheren Nerven, greift sie an und zerstört sie. Zunächst äußert sich das häufig durch Kribbeln und Taubheitsgefühle in Händen und Füßen. Im Verlauf können Lähmungserscheinungen hinzukommen, die sich mitunter auf den ganzen Körper ausbreiten. Einem GBS geht oft eine Infektion voraus. Die meisten Erkankten erholen sich innerhalb von einigen Wochen bis Monaten.
- Bandscheibenvorfall: Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern, die den Wirbelkanal bilden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, darum herum liegen zahlreiche Nervenwurzeln. Die Bandscheiben bestehen im Inneren aus einer gelartigen Masse. Tritt diese bei einem Bandscheibenvorfall aus, kann sie auf die Nervenwurzeln drücken und Schmerzen verursachen. Je nachdem, wo der Vorfall auftritt, sind beispielsweise Kribbeln und Lähmungserscheinungen im Bein oder in Arm und Hand möglich.
- Karpaltunnelsyndrom: Der Karpaltunnel liegt im Bereich der Handwurzel. Darin verläuft der Mittelhandnerv. Wird dieser eingeklemmt, äußert sich das durch Kribbeln an Mittel- und Ringfinger, im Verlauf an Daumen und Zeigefinger.
- Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Zwischen Axel und Hand liegt der Ellen-Nerv (Nervus ulnaris). Hinten am Ellenbogen verläuft dieser Nerv durch eine Knochenrinne; an der Hand passiert er den Ulnartunnel. Gerät der Nerv etwa durch falsche Hand-Haltung beim Radfahren unter Druck, äußert sich das durch Taubheitsgefühle - vor allem am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger („Radfahrerlähmung“). Ist der Nerv im Ellenbogen-Bereich eingeklemmt, ruft das ebenfalls Missempfindungen an den Händen hervor. Ursache sind zum Beispiel Unfälle oder Fehlbelastungen wie häufiges Arm-Aufstützen auf hartem Untergrund.
- Leistentunnelsyndrom: medizinisch Meralgia paraesthetica genannt. Durch Druck im Bereich des Leistenbands oder Leistenkanals wird der Oberschenkelhautnerv eingeklemmt. Mögliche Ursachen sind das Tragen zu enger Kleidung wie Jeans oder Übergewicht. Meist kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen am oberen und seitlichen Oberschenkel.
Durchblutungsstörungen:
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- Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Häufig passiert das durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft, seltener durch eine Hirnblutung. Die Minderdurchblutung führt zu einem Sauerstoffmangel, der je nach Ausmaß lebensbedrohlich sein kann. Kribbeln und Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in Arm, Bein oder Gesicht können auf einen Schlaganfall hinweisen - vor allem, wenn sie nur eine Körperseite betreffen.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert. Das äußert sich durch Schmerzen - zu Beginn nur beim Gehen. Typischerweise sind diese Schmerzen so ausgeprägt, dass sie immer wieder zum Stehenbleiben zwingen („Schaufensterkrankheit“).
- Raynaud-Syndrom: Hier lösen zum Beispiel Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus. Dies führt zu anfallsartigen Durchblutungsstörungen, vor allem in den Händen, manchmal auch an den Füßen. Bemerkbar macht sich das typischerweise durch kalte, blasse, bläuliche oder rote und gefühllose Finger, die wehtun und sich taub anfühlen können.
Psychische Störungen:
- Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien): Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten.
- Hyperventilationssyndrom: In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen. In der Folge atmet man mehr Kohlendioxid aus, wodurch die Menge an Kohlendioxid im Blut abnimmt. Das führt dazu, dass die Nerven und Muskeln kurzfristig zu stark erregt werden. Damit einhergehen können Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen. Die Konzentration auf die Atmung zu lenken und bewusst langsam ein- und auszuatmen sollte helfen, die Symptome zu lindern. Falls das nicht genügt, rufen Sie einen Arzt oder eine Ärztin.
- Somatoforme Störungen: Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung.
Medikamente und Umweltgifte:
- Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen.
- Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf. Wichtig: Wenn Sie vermuten, dass bestehende Missempfindungen mit der Einnahme eines Medikaments zusammenhängen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Ursachen von Schwindel
Gleichgewichtsprobleme und Schwindel können auftreten, wenn bestimmte Gehirnbereiche betroffen sind, die die Koordination und den kontrollierten Bewegungsablauf steuern. Durch eine Änderung der Position, beispielsweise vom Liegen zum Stehen, kann ein schwummeriges Gefühl ausgelöst werden. Auch ein unsicherer Gang und die Neigung in eine Richtung können auftreten.
Schwindel entsteht dann, wenn im zentralen Nervensystem (ZNS) widersprüchliche Informationen eintreffen. Schwindel kann auch entstehen, wenn die Informationen zwar stimmen, unser Gehirn sie aufgrund von Funktionsstörungen aber nicht richtig verarbeiten kann.
Ursachen von Schwindel und Gangstörungen können sein:
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- Störungen des Gleichgewichtssystems
- Entzündungen (z.B. Otitis, Neuronitis vestibularis)
- Elektrolytstörungen (z.B. M. Menière)
- Mechanische Reizung des Gleichgewichtsnervs durch benachbarte Gefäßschlingen (z.B. Vestibularis-Paroxysmen)
- Tumoren (z.B. Akustikus-Neurinom)
- Durchblutungsstörungen (z.B. Schlaganfall im Bereich des Hirnstamms / Kleinhirns)
- Migräne
- Unfälle (z.B. Perilymphfistel)
- Degenerative Veränderungen
- Sauerstoffmangel im Gehirn bei Kreislaufstörungen (z.B. orthostatische Hypotension)
- Herzerkrankungen (z.B. kardiale Synkopen)
- Erkrankungen der hirnversorgenden Gefäße
- Störungen des Stoffwechsels (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen)
- Entzündungen (z.B. Encephalitis)
- Hirndruck
- Vergiftungen
- Anfallserkrankungen
- Psychische Störungen
- Erkrankungen des Kopfes (z.B. Mikroangiopathie, Normaldruckhydrocephalus, Basalganglienerkrankungen wie z.B. M. Parkinson, Kleinhirnerkrankungen)
- Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks (z.B. Spinalkanalstenose, Myelitis)
- Erkrankungen der peripheren Nerven
Auch Probleme mit der Halswirbelsäule (HWS) können Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen oder sogar Übelkeit verursachen. Funktionsbeeinträchtigungen in der Halswirbelsäule können sich sowohl durch Schmerzen als auch durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle bemerkbar machen.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Wenn Ihnen die oben genannten Symptome auffallen, besprechen Sie dies mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt. Insbesondere bei plötzlich auftretenden Symptomen wie Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder sehr starken Kopfschmerzen sollte umgehend der Notruf unter 112 gewählt werden, da ein Schlaganfall vorliegen könnte.
Schwindel sollte ebenfalls hausärztlich abgeklärt werden, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen.
Diagnose und Behandlung
Die hausärztliche Praxis ist die erste Anlaufstelle, um Kribbeln und Taubheitsgefühle abklären zu lassen. Um die genauen Ursachen herauszufinden, ist zunächst ein ausführliches persönliches Gespräch wichtig.
Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel:
- der Blutzuckerspiegel
- die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe
- Entzündungswerte
Je nach Verdachtsdiagnose kommen weitere Untersuchungen infrage.
Die Behandlung von Schwindel hängt von seiner Ursache ab. Es gibt verschiedene Medikamente, die eine Schwindelsymptomatik lindern können. Auch gegen mögliche Begleiterscheinungen vom Schwindel, wie Übelkeit und Erbrechen, gibt es Medikamente. Spezielle Lagerungsmanöver können Patienten oder Patientinnen mit gutartigem Lagerungsschwindel helfen. In bestimmten Fällen ist auch die Physiotherapie ein wichtiges Element bei der Behandlung von Schwindelanfällen.
Bei HWS-bedingten Beschwerden können Wärme, Stoßwellentherapie, gezielte Übungen, Physiotherapie, Osteopathie oder Injektionen helfen. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.
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