Übermäßiges Schwitzen, auch Hyperhidrose genannt, kann für Betroffene eine erhebliche Belastung darstellen. Die moderne Medizin bietet verschiedene Behandlungsoptionen, darunter auch operative Eingriffe wie die Nervenabklemmung, auch bekannt als Sympathektomie. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieser Operation, von den zugrunde liegenden Ursachen des Schwitzens bis hin zu den Erfolgsaussichten und Risiken des Eingriffs.
Hyperhidrose: Wenn Schwitzen zur Belastung wird
Hyperhidrose betrifft schätzungsweise 1 bis 2 % der Bevölkerung. Sie zeichnet sich durch übermäßiges Schwitzen aus, das entweder am ganzen Körper (generelle Hyperhidrose) oder lokalisiert an bestimmten Körperstellen wie Händen (palmare Hyperhidrose), Achseln (axilläre Hyperhidrose) oder Füßen (plantare Hyperhidrose) auftreten kann.
Symptome und Auswirkungen
Die Symptome der Hyperhidrose sind vielfältig und können das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dazu gehören:
- Übermäßiges Schwitzen: Dies kann spontan, durch Stress, Emotionen oder Anstrengung ausgelöst werden.
- Feuchte oder nasse Hände: Insbesondere bei palmarer Hyperhidrose kann dies zu sozialen Problemen führen.
- Starke Schweißbildung in den Achseln: Dies kann Unsicherheiten in der Öffentlichkeit und soziale Abgrenzung verursachen.
- Feuchte Socken und Schuhe: Bei plantarer Hyperhidrose kann dies zu unangenehmem Schweißgeruch führen.
Ursachen der Hyperhidrose
Obwohl bekannt ist, dass die Schweißregulation vom sympathischen Nervensystem gesteuert wird, ist die genaue Ursache der Hyperhidrose noch nicht vollständig geklärt. Es ist unklar, ob die übermäßige Schweißbildung auf eine Überaktivität des sympathischen Nervensystems oder auf die Schweißdrüsen selbst zurückzuführen ist.
Konservative Behandlungsmethoden
Vor einem operativen Eingriff werden in der Regel konservative Behandlungsmethoden ausprobiert. Dazu gehören:
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- Medikamentöse Behandlung: Salben und Sprays können die Schweißdrüsen austrocknen.
- Iontophorese: Eine elektrische Stimulation an den Händen kann die Schweißdrüsenaktivität vermindern.
- Botulinumtoxin (Botox): Injektionen von Botox in den betroffenen Bereich können die Übertragung von Nervenimpulsen zu den Schweißdrüsen blockieren und so die Schweißneigung reduzieren. Die Wirkung hält jedoch nur etwa drei bis sechs Monate an, und wiederholte Injektionen sind erforderlich.
- Antitranspirantien: Diese Mittel enthalten Aluminiumchlorid und verschließen die Poren, um die Schweißbildung zu unterdrücken.
- Radio- oder Mikrowellenbehandlung: Diese minimal- oder nicht-invasiven Verfahren deaktivieren die Schweißdrüsen temporär oder dauerhaft mit Hilfe von Wärmeenergie.
Operative Behandlung: Die thorakoskopische Sympathektomie
Wenn konservative Methoden nicht ausreichend helfen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Bei der thorakoskopischen Sympathektomie (ETS) wird der Teil des sympathischen Nervensystems entfernt oder durchtrennt, der für die Regulation der Schweißdrüsen in den betroffenen Bereichen zuständig ist.
Durchführung der Operation
Die ETS wird in der Regel minimalinvasiv als videoassistierte Operation ("Schlüsselloch-Chirurgie") durchgeführt. Dabei werden unter Vollnarkose kleine Schnitte am vorderen Ende der Achselhöhle angebracht, durch die eine Kamera und spezielle Instrumente in den Brustkorb eingeführt werden. Der Chirurg kann das Operationsgebiet auf einem Monitor einsehen und die entsprechenden Abschnitte des sympathischen Nervenstrangs aufsuchen und elektrochirurgisch behandeln.
Welche Nerven werden durchtrennt?
Um eine palmare Hyperhidrose zu behandeln, wird der Sympathikus auf Höhe des dritten Rippenköpfchens durchtrennt. Für die Behandlung der axillären Hyperhidrose wird der Nerv auf Höhe des vierten Rippenköpfchens durchtrennt. Bei kombinierter palmarer und axillärer Hyperhidrose werden beide Stellen behandelt.
Nach der Operation
Nach der Operation wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt, um einen Pneumothorax auszuschließen. In der Regel können die Patienten am Tag nach der Operation entlassen werden. Schmerzmittel können für etwa eine Woche nach der Operation erforderlich sein.
Alternativen zur ETS
Neben der ETS gibt es auch andere operative Verfahren zur Behandlung der Hyperhidrose, wie z.B.:
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- Schweißdrüsenabsaugung (Saugkürettage): Hierbei werden die Schweißdrüsen in den Achselhöhlen über kleine Hautschnitte abgesaugt.
- Lokale Schweißdrüsenexzision: Bei diesem Verfahren wird ein möglichst großer Teil der Haut in der Achselhöhle entfernt.
Risiken und Nebenwirkungen der Sympathektomie
Wie bei allen chirurgischen Eingriffen gibt es auch bei der Sympathektomie Risiken und mögliche Nebenwirkungen. Dazu gehören:
- Allergische Reaktionen: Auf bestimmte Medikamente oder Narkosemittel.
- Infektionen: Im Bereich der Operationswunden.
- Schäden an Blutgefäßen oder Nerven: In der Nähe der Rippen, an denen die Operationsinstrumente vorbeigeführt werden müssen. Dies kann zu Blutungen oder Nervenentzündungen führen.
- Herzprobleme, Lungenentzündungen oder Embolien: Insbesondere bei älteren Patienten.
- Pneumothorax: Eine Ansammlung von Luft im Brustkorb, die eine Drainagenanlage erforderlich machen kann.
Kompensatorisches Schwitzen
Die häufigste Nebenwirkung der thorakoskopischen Sympathektomie ist das sogenannte kompensatorische Schwitzen. Dabei tritt vermehrtes Schwitzen an anderen Körperstellen auf, um den Verlust der Schweißabsonderung in den behandelten Bereichen auszugleichen. Dies kann in allen Bereichen des Körpers vorkommen, z.B. im Gesicht, am Bauch, Rücken, an den Armen oder Füßen.
Horner-Syndrom
In seltenen Fällen (ca. 1 % der Patienten) kann es zu einem Horner-Syndrom kommen. Dabei treten auf der operierten Seite Symptome wie eine Augenlidsenkung, eine enge Pupille, ein Zurückziehen des Augapfels oder eine erschwerte Tränenbildung auf.
Gustatorisches Schwitzen
Einige Patienten entwickeln nach der Operation gustatorisches Schwitzen, bei dem starkes Schwitzen im Gesicht und am Hals durch geschmackliche Reize während des Essens ausgelöst wird.
Weitere mögliche Komplikationen
In sehr seltenen Fällen kann es zu weiteren Komplikationen wie Corposcindosis (Split Body Syndrome) oder dem Harlequin-Syndrom kommen.
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Erfolgsaussichten der Sympathektomie
Die Erfolgsaussichten der thorakoskopischen Sympathektomie hängen von der anatomischen Lokalisation des übermäßigen Schwitzens ab. Viele Patienten berichten von einer deutlichen Reduktion des Schwitzens in den behandelten Bereichen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Operation nicht in allen Fällen zu einer vollständigen Trockenheit führt und dass kompensatorisches Schwitzen auftreten kann.
Alternativen zur Nervenabklemmung
Es gibt auch alternative operative Methoden zur Behandlung von Hyperhidrose, bei denen der Nerv nicht durchtrennt, sondern blockiert wird. Dabei wird der Sympathikusnerv, der für den Kontakt zwischen Gehirn und Schweißdrüsen verantwortlich ist, mit winzig kleinen Titan-Klammern abgeklemmt. So kann der Nerv nicht mehr die starken Signale des Gehirns an die Schweißdrüsen senden, sodass der Patient dauerhaft nicht mehr schwitzt.