Sharon Begley: Neue Gedanken – Neues Gehirn – Eine Zusammenfassung

Das Buch „Warum wir fühlen, wie wir fühlen: Wie die Gehirnstruktur unsere Emotionen bestimmt - und wie wir darauf Einfluss nehmen können“ von Richard Davidson und Sharon Begley, in der deutschen Übersetzung von Ursula und Ulla Rahn-Huber, erschienen 2012, untersucht, wie die Gehirnstruktur unsere Emotionen beeinflusst und wie wir diese beeinflussen können. Davidson, ein führender Gehirnforscher, und Begley, eine Wissenschaftsjournalistin, präsentieren ein faszinierendes Modell über den Ursprung, die Macht und die Formbarkeit unserer Emotionen.

Emotionale Stile und Neuroplastizität

Davidson analysierte sechs emotionale Stile, die auf spezifischen neuronalen Netzen basieren. Diese Stile beschreiben, wie Menschen auf das Leben reagieren und bestimmen, ob jemand mitfühlend, positiv gestimmt, ängstlich oder schüchtern ist. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir aufgrund der Neuroplastizität unseres Gehirns durch Übungen und Meditation unsere Gefühle ändern und damit unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität entscheidend beeinflussen können.

Inhalt des Buches

Das Buch behandelt die schwierige Frage, wie Emotionen wissenschaftlich ernst genommen werden können. Davidson hat Forschungen dazu betrieben, wie Emotionen entstehen und wie wichtig sie für uns Menschen sind. Er hat untersucht, wie viel unserer Persönlichkeit eigentlich von den Genen und wie viel durch die Umwelt geprägt ist. Er hat auch untersucht, wie Autismus und Depressionen entstehen.

Das Buch befasst sich mit der Schnittstelle zwischen den Neurowissenschaften und der Psychologie. Es wird argumentiert, dass es sinnvoll ist, die Persönlichkeit in bestimmte, im fMRT messbare Dimensionen aufzuteilen, um besser quantifizierbare Untersuchungen durchführen zu können.

Neuroplastizität im Fokus

Ein zentrales Thema des Buches ist die Neuroplastizität des Gehirns. Fest steht heute jedenfalls, dass sich das Gehirn verändert. Der Mensch gilt nicht mehr als festgelegt durch seine Gehirnstrukturen in der Kindheit, wie einst bei Sigmund Freud. Es wird umgekehrt dazu aufgefordert, dass wir das Gehirn übend zu unserem Werkzeug umformen.

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Diese Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern, wird durch verschiedene Beispiele verdeutlicht:

  • Verlust von Gliedmaßen: Menschen, die Gliedmaßen verloren haben und keinen Input mehr haben, erleben Veränderungen in ihrem Gehirn.
  • Meditation: Meditation wird als ein Mittel dargestellt, das Gehirn umzubauen.

Spirituelle Übungen und Gehirnveränderung

Das Buch untersucht, wie spirituelle Übungen unser Gehirn kurz-, mittel- und langfristig umformen können und welche Vorteile daraus entstehen. Es werden verschiedene Praktiken wie Zen für Führungskräfte und MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) nach Jon Kabat-Zinn, das vom Buddhismus geprägt ist, erwähnt. Diese Praktiken können zu Stressmanagement, langfristiger Gesundheit, konfliktfreieren Teams und gesteigerter Produktivität führen.

Das Jesusgebet als Beispiel

Das Buch erwähnt auch das Jesusgebet als eine spirituelle Übung, die das Gehirn umformen kann. Das mantrische Jesusgebet wirkt hier langfristig wie ein Reiniger, der den Stress reduziert.

Beispiele von Personen, die das Jesusgebet praktizieren, zeigen folgende Auswirkungen:

  • Ein angespannter Mensch: Fühlt sich angenehm ruhig und erlebt eine Schutzwand um sich herum.
  • Eine Lehrerin: Weniger verspannt nach der Arbeit.
  • Eine Projektleiterin: Der Arbeitsplatz erscheint wie neu, Projekte werden genehmigt.
  • Patienten mit Migräne: Reduzierung von Häufigkeit und Heftigkeit der Anfälle.
  • Eine an Depression erkrankte Frau: Kann Medikamente absetzen, Blutdruck normalisiert sich.

Mystische Erfahrungen und Heiligung

Auf dem Weg hin zum mystischen Zentrum bildet sich ein neues Persönlichkeitszentrum, das an sich noch nichts Heiliges hat. Es handelt sich um eine neutrale Beobachterinstanz, die sich über unserem bisher bekannten Alltags-Ich befindet. Wir nehmen uns wertfrei wahr und entwickeln neue Handlungsstrategien, um Probleme zu lösen. Erste mystische Erfahrungen haben häufig mit direkter Einfühlung zu tun.

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Kritik und Kontroversen

Es wird angemerkt, dass die Kirche und die Wissenschaft derzeit noch getrennte Wege gehen, was rein wirtschaftlich betrachtet, zu enormen Verlusten für die Kirche führen kann. Einige Kritiker bemängeln, dass die Erklärungen des Autors zu den Stildimensionen nicht überzeugend sind und dass die Fragen zur Ermittlung des eigenen emotionalen Stils zu speziell sind.

Weitere Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Das Buch berührt auch weitere Erkenntnisse aus der Hirnforschung:

  • Zellneubildung: Im Gegensatz zu früheren Annahmen können wir unser Leben lang neue Gehirnzellen bilden.
  • Freude am Lernen: Je mehr Freude wir an dem haben, was wir lernen, desto mehr Zellneubildung findet statt.
  • Bedeutung von Durchblutung und Platz: Notwendig für die Zellneubildung ist allerdings eine gute Durchblutung des Gehirns und genügend Platz für die Zellen.

Studien zur Neuroplastizität

Eine viel beachtete MBSR-Studie „Achtsamkeitsmeditation führt in nur acht Wochen zu Veränderungen in der Hirnstruktur“ wurde von Hölzel et al. durchgeführt. Diese Studie zeigte, dass bereits eine kurze „Trainingszeit“ von etwa 25 Stunden zu nachweisbaren Veränderungen in den Gehirnteilen führt, die für Lern- und Gedächtnisprozesse, Selbstwahrnehmung, Gefühlssteuerung bzw. Stressreaktionen zuständig sind.

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