Sitztanz für Senioren mit Demenz: Eine umfassende Anleitung

Einführung in den Sitztanz: Bewegung und Aktivität im Alter

Sitztanz bietet Senioren eine ausgezeichnete Möglichkeit, aktiv zu bleiben, selbst wenn traditionelle Tanzformen oder körperliche Aktivitäten aufgrund eingeschränkter Mobilität oder gesundheitlicher Probleme erschwert sind. Diese spezielle Tanzform wird im Sitzen ausgeführt und ist somit eine sichere und zugängliche Option für ältere Menschen, um ihre körperliche und geistige Gesundheit zu fördern. Sitztanz kombiniert auf einfache Weise Musik mit Bewegung, was die Teilnahme erleichtert und die Gesundheit spielerisch fördert.

Was ist Sitztanz für Senioren?

Sitztanz ist eine Tanzform, bei der alle Bewegungen im Sitzen, meist auf einem Stuhl, ausgeführt werden. Die Choreografien sind so konzipiert, dass sie die Bedürfnisse von Personen mit eingeschränkter Mobilität berücksichtigen, ohne die Freude an der Bewegung und die soziale Interaktion zu vernachlässigen. Musik verschiedener Genres kann die Tänze begleiten, was den Spaßfaktor erhöht und für eine angenehme Atmosphäre sorgt.

Vorteile des Sitztanzes

Sitztanz bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit älterer Menschen verbessern können.

Verbesserung der körperlichen Gesundheit

Regelmäßiger Sitztanz trägt zur Verbesserung von Flexibilität, Gelenkbeweglichkeit und Muskelkraft bei. Die Bewegungen fördern die Durchblutung und können helfen, Schmerzen und Steifheit zu reduzieren. Sitztanz ist auch für Menschen zugänglich, die aufgrund von Alter, Verletzungen oder Behinderungen nicht stehen oder sich stark bewegen können.

Steigerung der geistigen Gesundheit

Das Erlernen von Choreografien und das Merken von Tanzschritten können das Gedächtnis und andere kognitive Funktionen stimulieren. Regelmäßige geistige und körperliche Aktivität, wie der Sitztanz, kann das Risiko von Demenzerkrankungen reduzieren. Neue Nervenverbindungen werden durch die Musik stimuliert, was die Reaktionsfähigkeit stärkt.

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Emotionale Vorteile

Musik und Bewegung sind starke Stimmungsaufheller. Sitztanz kann Endorphine freisetzen, die natürlichen Wohlfühlhormone des Körpers, und so zur Verringerung von Depressionen und Angstzuständen beitragen. Die Kombination aus Musik und Bewegung kann auch dazu beitragen, Stress abzubauen und ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens zu fördern.

Soziale Interaktion und Gemeinschaft

Sitztanzkurse bieten eine hervorragende Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und mit anderen in Kontakt zu treten, was besonders wichtig ist, um der sozialen Isolation entgegenzuwirken, die viele ältere Menschen erfahren. Gemeinsam zu tanzen, auch im Sitzen, fördert das Gefühl der Zugehörigkeit und der Teilnahme an einer Gruppenaktivität.

Verbesserung der Lebensqualität

Durch die Stärkung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten können Senioren ihre Unabhängigkeit länger bewahren. Sitztanz motiviert zu einem aktiveren Lebensstil, der sich positiv auf die allgemeine Gesundheit auswirkt.

Wie beginnt man mit Sitztanz?

Es ist empfehlenswert, mit einem erfahrenen Lehrer oder über spezielle Kurse in Seniorenzentren, Gesundheitsclubs oder Online-Plattformen zu starten. Stellen Sie sicher, dass der Raum genügend Platz bietet und frei von Hindernissen ist, um Verletzungen zu vermeiden.

Praktische Tipps zur Durchführung eines Sitztanzes für Senioren

Die Durchführung eines Sitztanz-Programms kann eine bereichernde Aktivität für Seniorenzentren, Pflegeheime, private Gruppen oder im Rahmen der 24-Stunden-Betreuung zu Hause sein. Um sicherzustellen, dass die Teilnahme Freude bereitet und effektiv ist, sind einige praktische Überlegungen und Vorbereitungen nötig.

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Zielgruppe definieren

Bestimmen Sie die körperlichen Fähigkeiten und Interessen Ihrer Zielgruppe. Passt das Programm zu den Bedürfnissen von Senioren mit unterschiedlichen Mobilitätsniveaus? Stellen Sie sicher, dass die Bewegungen für alle Teilnehmer sicher und durchführbar sind.

Musikauswahl treffen

Wählen Sie Musik, die die Teilnehmer anspricht und motiviert. Die Musik sollte einen klaren, gleichmäßigen Rhythmus haben, der die Bewegungen erleichtert. Berücksichtigen Sie verschiedene Musikstile, um Abwechslung zu bieten.

Einfache Choreografien erstellen

Entwickeln Sie einfache Choreografien, die leicht zu folgen sind. Vermeiden Sie komplexe Sequenzen, die die Teilnehmer überfordern könnten. Wiederholungen helfen den Teilnehmern, sich die Schritte zu merken.

Instruktion und Führung

Sorgen Sie für eine klare und deutliche Anleitung. Demonstrieren Sie jede Bewegung, bevor Sie mit der Musik beginnen, und erklären Sie den Zweck jeder Übung.

Aufwärm- und Abkühlphasen integrieren

Beginnen Sie jede Session mit einem sanften Aufwärmen, um die Muskeln vorzubereiten und Verletzungen zu vermeiden. Schließen Sie mit Dehnübungen ab, um die Flexibilität zu fördern und die Muskeln zu entspannen.

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Regelmäßigkeit sicherstellen

Ein regelmäßiger Zeitplan hilft den Teilnehmern, sich auf das Programm einzustellen und fördert die Bildung von Gewohnheiten. Planen Sie feste Zeiten für die Sitztanz-Sessions ein.

Soziale Interaktion fördern

Nutzen Sie die Gelegenheit, um soziale Interaktionen innerhalb der Gruppe zu fördern. Sitztanz für Senioren hat sich mittlerweile als ein sehr beliebtes Element in Bewegungseinheiten mit hochbetagten Menschen durchgesetzt.

Sitztanz und Demenz

Spezifische Vorteile für Menschen mit Demenz

Sitztanz kann besonders für Menschen mit Demenz von Vorteil sein. Die Musik erreicht die Teilnehmer auf emotionaler Ebene, weckt Erinnerungen und spricht ihre Gefühle an. Dies kann helfen, die Stimmung zu verbessern und die soziale Interaktion zu fördern.

Anpassung an die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz

Achten Sie darauf, nicht zu viel von den Demenzerkrankten zu verlangen, um sie nicht zu überfordern. Führen Sie die Übungen gemeinsam in gemischten Gruppen (Demenzerkrankte und Nicht-Demenzerkrankte) durch. Viele Senioren mit Demenz entwickeln erst mit der Zeit und wachsender Routine ein Gefühl für die Übungen und den Spaß.

Tipps für die Durchführung von Sitztanz mit Menschen mit Demenz

  • Wählen Sie bekannte Lieder, die die Teilnehmer aus ihrer Jugendzeit kennen.
  • Verwenden Sie einfache Choreografien mit sich wiederholenden Bewegungen.
  • Sorgen Sie für eine ruhige und vertraute Umgebung.
  • Seien Sie geduldig und ermutigen Sie die Teilnehmer, sich nach ihren Möglichkeiten zu bewegen.
  • Integrieren Sie Rituale, wie Begrüßungs- und Abschlusslieder, die eine Signalwirkung haben.
  • Bieten Sie die Möglichkeit, sich einen Sitztanz zu wünschen, um die Selbstbestimmung und das Selbstwertgefühl der Senioren zu fördern.

Gestaltung eigener Sitztänze

Anleitung zur Choreografie eigener Sitztänze

Sitztänze können leicht selbst gestaltet werden. Dafür benötigen Sie lediglich ein bei den Senioren beliebtes Volkslied, einige Bewegungen und ein kleines bisschen Kreativität.

  1. Musikauswahl: Wählen Sie eine ansprechende Musik mit einfacher Struktur und klar erkennbarem Takt.
  2. Abschnitte einteilen: Hören Sie das Musikstück ein paar Mal an und teilen Sie es in verschiedene Abschnitte ein.
  3. Bewegungen überlegen: Überlegen Sie sich passende Bewegungen zu der Musikart und listen Sie diese separat auf.
  4. Bewegungen zusammensetzen: Hören Sie die Musik wieder an und setzen Sie die Bewegungen passend zu den verschiedenen Abschnitten zusammen, bis ein Durchgang des Liedes vollendet ist.
  5. Choreografie aufschreiben: Schreiben Sie die Choreografie des Sitztanzes direkt und verständlich auf, damit sie auch nach einer längeren Pause lesbar und umsetzbar ist.
  6. Tanz durchtanzen: Tanzen Sie den eigenen Tanz ein paar Mal zu Hause durch und verinnerlichen Sie ihn gut. Testen Sie ihn am besten vor Freunden, Bekannten oder der Familie.

Vielfalt durch Hilfsmittel

Die Tänze im Sitzen sind äußerst vielfältig gestaltbar. Mit unterschiedlichen Materialien können Sitztänze optisch aufgepeppt, rhythmisch begleitet oder abwechslungsreich gestaltet werden.

  • Tücher: Tücher sind besonders gut als zusätzliches Tanzmaterial geeignet, da sie leicht zu handhaben sind und auch eine tolle Optik erschaffen.
  • Klangstäbe
  • Naturmaterialien (saisonal: z.B. Herbstblätter, Nüsse, Blumen usw.)
  • Kerzen (mit Batterien betrieben)
  • Servietten
  • Musik- und Rhythmusgeräte (z.B. Rasseln, Triangel, Kastagnetten, Glöckchen…)
  • Bälle
  • Längere Stäbe

Sitzgymnastik als Alternative oder Ergänzung

Sitzgymnastik ist ein einfacher Weg, um mehr Schwung in das Leben der Senioren zu bringen. Es handelt sich um Gymnastik im Sitzen, also Übungen, die (sicher) auf einem Stuhl, auf der Bettkante oder auf dem Hocker durchgeführt werden und trotzdem effektiv sind. Jeder kann daran teilnehmen, denn die meisten Übungen lassen sich auch mit körperlichen Einschränkungen durchführen.

Was bringt Sitzgymnastik den Senioren?

Sitzgymnastik bringt nicht nur Spaß für die Senioren, Bewegung hat viele positive Auswirkungen auf Körper und Geist. So kann sie helfen, die Koordination zu erhalten und zu fördern und die Grob- und Feinmotorik auszubauen. Außerdem wird der gesamte Bewegungs- und Stützapparat sowie das Herz-Kreislaufsystem mit den Übungen gestärkt. Da die Sitzgymnastik auch gut in der Gruppe durchgeführt werden kann, wird das Sozialverhalten positiv beeinflusst: Die Kommunikation und der Gemeinschaftssinn verbessern sich und die kognitiven Fähigkeiten werden gestärkt. Generell ist Bewegung gut für die Stimmung und das Wohlbefinden.

Übungen für Sitzgymnastik mit Senioren

  • Händeklatschen: Klatschen Sie mit den Händen zunächst vor dem Körper, dann über dem Kopf. Wiederholen Sie die Übung und klatschen mit den Handrücken, statt den Handinnenflächen.
  • Sternegreifen: Heben Sie die Arme und greifen Sie in die Luft, abwechselnd links und rechts. Es werden ausschließlich die Arme benutzt, die Füße bleiben am Boden.
  • Fensterputzen: In kreisenden Bewegungen „putzen“ Sie das fiktive Fenster vor sich. Erst mit der rechten, dann mit der linken Hand.
  • Klavierspielen: Heben Sie die Arme leicht an und spielen Sie Ihr liebstes Lied. Nutzen Sie dabei die ganze Breite der Tastatur, indem Sie den Abstand zwischen den Armen beim Spielen erweitern.
  • Traubenstampfer: Heben Sie ein Bein vom Stuhl und senken Sie es wieder. Führen Sie die Übung abwechselnd mit beiden Beinen mehrmals durch.
  • Hacke & Spitze: Heben Sie zunächst die Fersen an, bringen Sie sie wieder zu Boden und heben Sie nun die Zehenspitzen an. Führen Sie die Übung abwechselnd links und rechts durch, falls Sie nur ein Bein auf einmal bewegen können.
  • Marschieren: Heben Sie die Beine abwechselnd nach oben, in schnelleren, kräftigen Bewegungen.
  • Kreismaler: Heben Sie ein Bein an, das Knie bleibt gebeugt. Malen Sie mit dem angehobenen Fuß erst kleine, dann große Kreise über den Boden. Stellen Sie das Bein ab und führen die Übung mit dem anderen durch.
  • Beine umarmen: Heben Sie ein Bein so weit wie möglich vom Boden, das Knie bleibt gebeugt und umarmen Sie das Bein mit beiden Händen. Wiederholen Sie dies mit dem anderen Bein.
  • Ampelmännchen: Strecken Sie die Arme seitlich vom Körper ab. Lehnen Sie sich nun leicht nach links, kommen zurück zur Mitte und lehnen sich dann nach rechts.
  • Drehwurm: Bewegen Sie den Oberkörper so weit wie möglich nach links, über die Mitte und dann nach rechts.
  • Pokneifer: Mit der rechten Hand greifen Sie an die linke Gesäßhälfte. Wieder zurück in die Mitte und nun dasselbe mit der anderen Hand.
  • Kuckuck: Senken Sie den Kopf leicht nach unten und nach oben. Bringen Sie den Kopf wieder in die Ausgangsposition und schauen nun von rechts nach links. Vorsicht: Keine kreisenden Bewegungen ausführen!

Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für Senioren mit Demenz

Neben Sitztanz und Sitzgymnastik gibt es eine Vielzahl weiterer Beschäftigungsmöglichkeiten, die für Senioren mit Demenz geeignet sind.

  • Kreative Tätigkeiten: Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten.
  • Musikhören: Bekannte Schlager aus der Jugendzeit stimulieren fröhliche Erinnerungen und können die Stimmung aufhellen.
  • Erinnerungsarbeit: Das Wecken von Erinnerungen mit Erinnerungsalben kann das Wohlbefinden steigern und die Identität stärken.
  • Vorlesen: Vorlesen kann für Menschen mit Demenz genauso aktivierend sein wie Kopfrechnen für einen gesunden Menschen.
  • Spaziergänge und Ausflüge: Bewegung regt den Kreislauf an, fördert Sinneserfahrungen und bringt Freude.
  • Spiele: Es gibt Spiele, die speziell für Demenzerkrankte entwickelt wurden, die gezielt motorische Fähigkeiten trainieren oder den Spaß am Raten und am Gedächtnistraining wecken.

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