Snoezelen bei Demenz: Beispiele und Anwendung

Snoezelen ist ein Konzept, das in der Betreuung von Menschen mit Demenz zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es bietet eine Möglichkeit, durch angenehme Sinnesreize Kontakt zur Umwelt herzustellen, was sich positiv auf Stimmung, Verhalten und Lebensqualität auswirken kann.

Was ist Snoezelen?

Der Begriff "Snoezelen" setzt sich aus den niederländischen Wörtern "snuffelen" (schnüffeln, erkunden) und "doezelen" (dösen, entspannen) zusammen. Es beschreibt eine Umgebung, in der Objekte, Bilder, Farben, Gerüche und Klänge die Sinne auf angenehme Weise anregen. Das Hauptziel von Snoezelen ist es, das Wohlbefinden der betroffenen Person zu fördern.

Wie wirkt Snoezelen bei Demenz?

Mit fortschreitender Demenz ziehen sich Menschen oft in ihre eigene Welt zurück, was den Kontakt zur Außenwelt erschwert. Die Sinne bleiben jedoch intakt und bieten Möglichkeiten für mehr Kontakt. Snoezelen nutzt diese Möglichkeit, indem es auf sensomotorischer Ebene arbeitet und verschiedene Sinne gezielt stimuliert.

  • Verbesserung des Kontakts zur Umwelt: Snoezelen sorgt für einen besseren Kontakt mit der Umwelt und der Realität.
  • Entspannung: Snoezelen gibt Menschen mit Demenz die Entspannung, die sie brauchen.
  • Positive Auswirkungen auf die Stimmung: Die Sinnesreize wirken sich positiv auf die Stimmung von Menschen mit Demenz aus.
  • Reduktion von Unruhe und depressiven Gefühlen: Snoezelen sorgt bei Menschen mit Demenz für weniger Unruhe und depressive Gefühle und trägt somit zur Lebensqualität bei.
  • Ausdruck von Emotionen: Durch das Anbieten von Snoezelen können Emotionen besser ausgedrückt werden.
  • Reduktion von Ängsten: Snoezelen kann Ängste bei älteren Menschen mit Demenz reduzieren und ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.

Langfristig kann Snoezelen dazu führen, dass sich ältere Menschen trotz fortgeschrittener Demenz wohler fühlen. Auch die Qualität der Pflege verbessert sich, weil sich das stationäre Pflegepersonal noch stärker um ältere Menschen mit Demenz kümmert.

Snoezelen-Elemente und Beispiele

Alle Sinne können durch Gerüche, Berührungen, Musik, Wärme, Geschmäcker und Licht angeregt werden. Wichtig ist, dass nicht zu viele Anreize geboten werden und dass genau auf die Reaktion des Betroffenen geachtet wird.

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Hier sind einige Beispiele für Snoezelen-Elemente:

  • Visuelle Reize:
    • Flüssige Sanduhr: Eine flüssige Sanduhr (auch Flüssigkeitstimer genannt) ist wunderbar beruhigend. Beobachte die kleinen Flüssigkeitströpfchen, die allmählich nach unten rollen.
    • Farbkugeln, bunte Wassersäulen, Lavalampen, Farb-Licht-Stäbe: Mit all diesen kleinen Helferlein verwandeln Sie den Snoezelen-Raum in eine Traumlandschaft, die zum Beobachten und Zur-Ruhe-Kommen einlädt.
    • (Flüssigkeits-)Projektor: Ein Projektor, der bunte, sich bewegende Muster an die Wände wirft.
    • Mobiles:
    • Leuchtende Kissen: Leuchtende Kissen sind die perfekte Kombination aus visuellen Anreizen und Entspannung.
  • Taktile Reize:
    • Sensorisches Blockset: Das sensorische Blockset besteht aus 16 großen Hartholzblöcken, die verschiedene Materialien enthalten. Denken Sie an Perlen, transparentes Acryl, farbigen Sand und mit Wasser / Glitzer gefüllte Blöcke.
    • Vibrationskissen: Diese trendigen Vibrationskissen vermitteln ein sanftes vibrierendes Gefühl, wenn sie gedrückt werden oder darauf sitzen.
    • Taktile Bälle: Taktile Bälle (auch sensorische Bälle genannt) gibt es in verschiedenen Formen, Farben und fühlen sich unterschiedlich an.
    • Massagematten: Massagematten, ob mit oder ohne Vibration, sind ebenfalls eine tolle Ergänzung.
    • Fühlelemente: In einem Bereich des Raums lassen sich wunderbar Fühlelemente anbringen, ob gekauft oder selbst gemacht.
    • Bällebad: Wenn Sie über ausreichend Platz und auch Zeit für die Reinigung verfügen, kommt auch ein Bällebad infrage.
  • Auditive Reize:
    • Musik: Musik trägt erheblich zum Wohlfühlen und Entspannen bei. So können Sie den Raum auch mit geringem Aufwand thematisch gestalten: Naturgeräusche, grüne Farbspiele und eine Traumreise in den Urwald begeistern Ihre Kinder sicher.
  • Olfaktorische Reize:
    • Düfte: Bekannte Düfte wirken anregend, wodurch auch das Wohlbefinden verbessert werden kann.
  • Gustatorische Reize:
    • Geschmäcke: Bekannte Geschmäcke wirken anregend, wodurch auch das Wohlbefinden verbessert werden kann.
  • Happy Senso: Happy Senso ist ein Gel mit multisensorischen Eigenschaften. Dieses sensorische Gel, das eine Art Schaum zu sein scheint, wurde aus der beliebten knisternden Seife entwickelt. Es ist eine wahre Stimulation für alle Sinne. Es kann gehört, gefühlt, gesehen und gerochen werden. Es hat auch eine kühlende Wirkung auf die Haut.

Snoezelen-Räume und -Umgebungen

Spezielle Snoezel-Räume werden oft genutzt, um die Leute schlummern zu lassen. Snoezelen kann aber auch in Aktivitäten im Wohnzimmer eingebettet werden oder eine Ecke als Schlummerplatz schaffen. Auch zuhause können Sie einen Snoezelraum schaffen.

  • Snoezelen im Badezimmer: Neben Snoezelen in einem Snoezel-Raum kann man sich auch für Snoezelen in einem Badezimmer entscheiden. Hier kombinieren Sie das Funktionale; die Badesituation, mit dem angenehmen; Die Snoezelen. Ein Badezimmer eignet sich hervorragend zum Kuscheln, denn es bietet bereits eine Reihe von Sinneserlebnissen für sich. Zum Beispiel die Wärme und Geborgenheit des Wassers und der persönliche Kontakt.
  • Mobiler Snoezelen-Wagen: Ein mobiler Snoezelen-Wagen kommt zum Einsatz, wenn die Nutzenden nicht mobil sind, z. B. in der Palliativbetreuung oder bei bettlägerigen Patienten oder bei begrenztem Platzangebot. Mit so einem Wagen sind Sie in der Lage, eine kleine Snoezelen-Ecke einzurichten, wenn Sie nicht genug Kapazitäten für einen ganzen Raum haben, auch wenn Ihre Kinder ihn nicht in einer größeren Gruppe nutzen.
  • Wasserbett: In einem Snoezelraum, in dem Ruhe und Entspannung im Mittelpunkt stehen, ist das Wasserbett ein hervorragender Ausgangspunkt. Die Weichheit der Wassermatratze, die beruhigende Bewegung des Wassers und die angenehme gefühlte Temperatur sorgen dafür, dass „snoezelnde“ Menschen sich leicht auf einem Wasserbett entspannen.

Wer kann Snoezelen anwenden?

Snoezelen ist nicht nur für Profis gedacht, sondern kann auch von Familienmitgliedern / Freunden durchgeführt werden. Wichtig ist, dass die Begleitperson sehr feinfühlig vorgeht, damit es nicht zur Reizüberflutung kommt, die neue Ängste schüren könnten.

Worauf ist bei der Einrichtung eines Snoezelen-Raums zu achten?

Da sich alle Beteiligten beim Snoezelen rundum wohlfühlen sollen, ist zuerst einmal wichtig, dass der dafür vorgesehene Raum einige Anforderungen erfüllt.

  • Individuelle Abstimmung: Wichtig beim Snoezelen ist es, die verschiedenen Reize und Elemente auf die Nutzer abzustimmen. Nicht jeder empfindet dasselbe als entspannend oder interessant, manche Menschen sind schneller überfordert als andere, brauchen mehr Zeit oder lehnen manche Dinge, z. B. bestimmte Geräusche, Farben oder taktile Reize ab.
  • Langsam herantasten: Düfte, Musik, Farbröhren und bewegte Lichtbilder gleichzeitig führen wahrscheinlich nicht zu Aufmerksamkeit und Entspannung, sondern zu Stress. Konzentrieren Sie sich auf wenige Reize zum selben Zeitpunkt.
  • Dokumentation: Machen Sie sich Notizen. So wissen auch Ihre Kolleginnen und Kollegen, was den einzelnen Kindern gefällt bzw.
  • Weißer Raum: Damit Sie in der Farbgestaltung frei sind, empfehlen sich ausschließlich weiße Einrichtungsgegenstände (Konzept des „Weißen Raums“). Auf einer solchen neutralen Projektionsfläche kommen Farbspiele am besten zur Geltung.

Snoezelen in der Praxis

  • Biografiearbeit: Besonders bei neuen Gästen sei daher die Biografiearbeit mit den Angehörigen im Vorfeld wichtig, um einen individuellen „Snoezelenplan“ aufzustellen und eine individuelle Snoezelenerfahrung zu gewährleisten. Wissen aus der Biographie der erkrankten Person hilft auch Angehörigen im Alltag auf das Verhalten der Person besser zu reagieren.
  • Kleine Schritte: Auch wenn Sie keine Snoezelen-Fachkraft sind: Fangen Sie klein an. Lesen Sie Ihren Kindern z. B. Nach und nach werden die Kinder selbst herausfinden, was ihnen am meisten Spaß macht bzw. von welchen Angeboten sie am meisten profitieren. Geben Sie ihnen dafür Zeit, den Raum mit all seinen Bestandteilen auf eigene Faust zu erkunden, oder machen Sie sie nach und nach vertraut mit den einzelnen (vielleicht sogar thematisch passenden) Elementen.
  • Integration in den Alltag: Wenn die Kinder mit dem Snoezelen-Raum vertraut sind, können Sie dort auch Unterrichts- bzw. Lerneinheiten abhalten. Ihre Kinder profitieren nicht nur von der anregenden und gleichzeitig entspannenden Atmosphäre.

Weitere Therapieansätze bei Demenz

Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenz umfasst eine Vielzahl von Therapien, die das Wohlbefinden der Erkrankten stärken und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten sollen. Im Mittelpunkt steht, den Erkrankten die Teilhabe am Alltag und am sozialen Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig können diese Ansätze dazu beitragen, herausfordernde Verhaltensweisen zu mildern und für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen. Die Therapien lassen sich einzeln oder kombiniert anwenden.

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  • Gedächtnistraining: Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation, z.B. Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen, Zahlenreihen vervollständigen, auch als GruppenaktivitätWirkungen: Erhaltung von kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und Lebensqualität.
  • Bewegungstherapie: Bewegungsangebote zuhause oder in der Physiotherapie: Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und KonditionstrainingAngebote für Aktivitäten (auch mit anderen Erkrankten): Gespräche, Kochen, Singen, Musizieren und TanzenWirkungen: Erhaltung Lebensqualität und Selbstständigkeit, Vermeidung von Apathie und Depression.
  • Ergotherapie: In der Ergotherapie werden durch funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Aktivitäten die Alltagskompetenzen gestärkt und möglichst lange erhalten. Dadurch wird die Stimmung der Betroffenen verbessert.
  • Musiktherapie: Musiktherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Musik zu machen oder zu hören weckt positive Erinnerungen und Gefühle. Das gilt besonders für das Musizieren oder Musik hören in der Gruppe.
  • Tanztherapie: Auch die Tanztherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Tanzen ist Bewegung und wirkt befreiend. Dadurch werden positive Gefühle geweckt.
  • Mal- und Kunsttherapie: Die Mal- und Kunsttherapie kann auch Verbesserungen des Wohlbefindens liefern.
  • Tiergestützte Therapie: Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann. Die non-verbale Kommunikation kann hilfreich sein, vorallem dann, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist.
  • Verhaltenstherapie: Die Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren für Menschen mit leichter kognitiver Störung (MCI) und Demenz im Frühstadium. Sie wird eingesetzt zur Bewältigung von Depressionen.

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