Sportarten für Menschen mit Demenz: Aktiv bleiben und Lebensqualität verbessern

In Deutschland leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, und die Zahl steigt stetig. Angesichts dieser Entwicklung gewinnt die Frage nach Möglichkeiten, die Lebensqualität und Selbstständigkeit dieser Menschen zu erhalten, zunehmend an Bedeutung. Neben Therapie und medizinischer Betreuung spielt Sport und Bewegung eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung der Krankheit im Alltag. Studien haben gezeigt, dass Sport bei Demenz positive Auswirkungen hat.

Sport als wichtiger Beitrag zur Lebensqualität

Bewegung und die Teilnahme an einer Sportgruppe sind für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität. Es geht nicht nur darum, die körperliche Fitness und Mobilität zu erhalten, sondern auch darum, Gemeinschaft zu erleben, soziale Kontakte zu pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Sportvereine können hier eine wichtige Rolle spielen, da sie wohnortnahe soziale Begegnungsstätten und Mehrgenerationentreffs darstellen, in denen man andere Menschen kennenlernen und Freundschaften aufbauen kann. Dies wirkt der Vereinsamung älterer Menschen entgegen, und Angehörige von Menschen mit Demenz können hier Entlastung und Unterstützung finden. Das gemeinsame Sporttreiben verbindet und kann helfen, Vorurteile abzubauen und das Bild von Menschen mit Demenz in der Gesellschaft zu verändern.

Warum Bewegung das Gehirn schützt

Bewegung hält das Gehirn gesund und kann helfen, den Krankheitsverlauf von Menschen mit Demenz zu verlangsamen. Auch depressive Symptome, die oft als Begleiterscheinung einer Demenz auftreten, können durch Bewegung positiv beeinflusst werden. Wer sich bewegt, fühlt sich sicherer, spürt seinen Körper und bleibt besser in Kontakt mit seiner Umgebung. Besonders in Gruppen kann Aktivität Lebensfreude schenken und das Gefühl stärken, dazuzugehören.

Es gibt keine "beste" Sportart, wichtig ist, dass sie Spaß macht und regelmäßig ausgeübt wird. Gut geeignet sind:

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  • Ausdauersportarten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen für Herz und Kreislauf.
  • Ganzkörpertrainings wie Yoga oder Pilates zur Förderung von Beweglichkeit und Balance.
  • Tanzen oder Tai-Chi zur Stärkung der Koordination und des Gedächtnisses.
  • Krafttraining zur Vorbeugung von Muskelabbau und Stürzen.

Wer gesundheitliche Bedenken hat, kann sich von einem Sportmediziner beraten lassen.

Bewegung im Alltag integrieren

Neben gezieltem Sport hält auch Bewegung im Alltag Körper und Geist fit. Ein Spaziergang, Treppensteigen oder Gartenarbeit - jede Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung, versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und stärkt die geistige Fitness.

So bringen Sie mehr Aktivität in Ihren Alltag:

  • Öfter zu Fuß gehen oder das Rad nehmen - kurze Strecken aktiv zurücklegen hält in Schwung.
  • Die Treppe nehmen statt den Aufzug - das kräftigt Muskeln und verbessert das Gleichgewicht.
  • Freizeit aktiv gestalten - mit Freunden spazieren, im Garten werkeln oder draußen Zeit verbringen.

Der Einstieg fällt leichter mit kleinen Schritten.

Sportliche Aktivitäten und ihre Wirkung

Kraft- und Ausdauertraining verbessert die Durchblutung des Gehirns und kann helfen, kognitive Fähigkeiten länger zu erhalten. Sanfte Bewegungsformen wie Yoga oder Tai-Chi fördern Balance und Konzentration und geben innere Ruhe. Musik und Bewegung - etwa Tanzen oder im Takt klatschen - können Erinnerungen wecken und helfen, sich leichter zu bewegen.

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Wichtig ist, dass Menschen mit Demenz keine neuen Sportarten erlernen müssen. Wer schon immer gerne spazieren gegangen ist, sollte dies auch weiterhin tun. Es ist ratsam, an alte Gewohnheiten und Leidenschaften anzuknüpfen. Wer früher gern getanzt oder Gymnastik gemacht hat, kann auch mit Demenz davon profitieren.

Es muss nicht perfekt sein - Hauptsache, es fühlt sich gut an. Ein kurzer Spaziergang, ein paar Tanzschritte in der Küche oder gemeinsames Gärtnern: Oft sind es die vertrauten Bewegungen, die Sicherheit geben und Freude machen.

Initiativen und Projekte zur Förderung von Sport für Menschen mit Demenz

Um Sport und Bewegung für Menschen mit Demenz zugänglicher zu machen, gibt es verschiedene Initiativen und Projekte.

Das Projekt "Sport bewegt Menschen mit Demenz"

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) das Modellprojekt "Sport bewegt Menschen mit Demenz" gestartet. Ziel ist es, noch mehr und passgenauere Bewegungsangebote für Menschen mit Demenz in die Sportvereine zu bringen. Der DOSB geht dabei drei Wege:

  • Die Materialbox: Diese Box enthält konkrete Ideen, wie Übungsleitende Bewegung für Menschen mit Demenz gestalten können. Sie enthält Informationen zum Thema Demenz, Spiel- und Sportgeräte sowie eine Broschüre mit Tipps zur Gestaltung der Übungsstunde.
  • Die Teilprojekte: Gemeinsam mit vier Mitgliedsorganisationen erprobt der DOSB Möglichkeiten der Ansprache von Menschen mit Demenz, der Sensibilisierung und Ausbildung von Übungsleitenden und der Umsetzung in Form von Bewegungsangeboten für Menschen mit Demenz. Die Landessportbünde Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) und Niedersachsen wollen Sportangebote für Menschen mit Demenz in ihrem Bundesland bzw. in der Sportregion Osnabrück Stadt und Land umsetzen. Dazu bilden sie, ebenso wie die beiden Spitzenverbände Deutscher Turner-Bund und Deutscher Tischtennis-Bund Übungsleitende fort.
  • Das Forum: Die Ergebnisse und Erfahrungen der Teilprojekte sollen in einem Forum zusammengeführt werden, das der DOSB für alle interessierten Verbände und Vereine öffnet. Hier können sich die Mitgliedsorganisationen des DOSB und alle, die ein Interesse an Sport für Menschen mit Demenz haben, informieren, austauschen und eigene Pläne entwickeln.

Rehasport im Alten- und Pflegeheim

Der Gesundheits- und Rehasportverein Baden-Württemberg e. V. bietet Rehasport speziell für BewohnerInnen und Gäste von Pflegeheimen an. In verschiedenen Einrichtungen finden wöchentlich Gruppenangebote statt. Rehasport ist ein Bewegungstraining, das in kleinen Gruppen durchgeführt wird, von einem speziell ausgebildeten Übungsleiter angeleitet und von der Krankenkasse bezahlt wird. Die Gymnastikübungen werden immer auch ergänzt durch Bewegungsspiele und Musik.

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Lokale Netzwerke

In einigen Regionen gibt es lokale Arbeitsgruppen, die sich dem Thema "Sport und Demenz" widmen. Hier pflegen die Beteiligten einen regelmäßigen Austausch und bemühen sich um den Ausbau bzw. die Weiterentwicklung von Sportangeboten für Menschen mit Demenz.

DenkSport: Ein Projekt zur Förderung der kognitiven Leistungsfähigkeit

Die DenkSport-Studie zeigt eine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität durch regelmäßiges Training. Entscheidend für die Verbesserung in allen Bereichen ist die Trainingshäufigkeit. Teilnehmer*innen der Studie berichten, dass das Projekt sie motiviert hat, (wieder) neu mit dem Sport zu beginnen.

Die Bedeutung frühzeitiger Auseinandersetzung mit dem Thema

Wer sich früh mit dem Thema Bewegung und Demenz auseinandersetzt, kann viel für seine eigene Gesundheit tun. Sport und Bewegung können kognitive Funktionen stärken und sind ein gesunder Weg der Demenz-Prävention. Daher ist es umso wichtiger, Alterssport frühzeitig in den Alltag zu integrieren - auch, wenn die Diagnose Demenz schon gestellt worden ist.

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