Sport und Demenz: Wie Bewegung das Gehirn schützt

Die steigende Lebenserwartung der Weltbevölkerung führt zu einem alarmierenden Anstieg von Demenzerkrankungen. Einer internationalen Gesundheitsstudie zufolge könnte sich die Zahl der weltweiten Demenzfälle in den kommenden drei Jahrzehnten verdreifachen. Für Deutschland prognostizieren Forscher im selben Zeitraum einen möglichen Anstieg von 1,7 Millionen auf 2,8 Millionen Fälle, was einem Zuwachs von 65 Prozent entspricht. Demenz, ein Oberbegriff für verschiedene meist fortschreitende Erkrankungen, beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit des Gehirns und damit verschiedene kognitive Fähigkeiten. Die Alzheimer-Krankheit ist eine der bekanntesten Demenz-Erkrankungen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in der steigenden Lebenserwartung einen der Hauptgründe für die wachsende Zahl von Demenzerkrankungen. Fettleibigkeit, hoher Blutzucker (Diabetes), Bluthochdruck, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen gelten als wichtige Risikofaktoren. Aber auch Depression, soziale Isolation, Kopfverletzungen, Hörminderung, Luftverschmutzung sowie niedrige Bildung sind bekannte Risikofaktoren. Umgekehrt haben Wissenschaftler in den USA und Kanada nachgewiesen, wie sich Bewegung und Sport positiv auf die Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen auswirken.

Der positive Einfluss von Sport auf die kognitiven Fähigkeiten

Forschungsteams um Neurologie-Professorin Kaitlin Casaletto von der University of California, San Francisco, und Psychiatrie-Professor William Honer von der University of British Columbia, Vancouver, werteten die Daten eines Langzeitprojektes der Rush University Chicago aus. Dabei stellten sie fest, dass die Gehirne von körperlich aktiven älteren Menschen einen höheren Wert an bestimmten "synaptischen Proteinen" aufweisen, die den Informationsaustausch zwischen den Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn verbessern. Zugleich scheint diese "synaptische Integrität" auch jene toxischen Beta-Amyloid-Ablagerungen (Plaques) und Tau-Proteinanreicherungen im Gehirn zu vermindern, die für die Alzheimer-Krankheit kennzeichnend sind.

Die Forscher stellten außerdem fest, dass die positive Wirkung synaptischer Proteine nicht nur den Hippocampus, also den Sitz des Gedächtnisses im Gehirn, sondern auch andere Gehirnregionen, die mit kognitiven Funktionen in Verbindung stehen, positiv beeinflusst.

Körperliche Aktivität als Therapie bei Demenz

Die Demenz betrifft Menschen in einem gehobenen Lebensalter. Daher sind diese natürlich auch oftmals mit den Belastungen des allgemeinen Alterns konfrontiert. Reduzierung der Ausdauerleistungsfähigkeit mit Kurzatmigkeit, Verlust von Muskelmasse und Kraftfähigkeiten, Einschränkung der koordinativen Fähigkeiten mit Erhöhung der Sturzgefährdung sowie arthrotische und osteoporotische Veränderungen des Skelettsystems sind typische Erscheinungen im Alter. Kommt bei den Demenzerkrankten noch die Reduktion der kognitiven Leistungsfähigkeit hinzu, dann führt das zu einem hohen Verlust an Alltagsleistungen wie Einkaufen, Kochen und Haushalt, zu einer noch gesteigerten Einschränkung im motorischen Bereich wie Gangunsicherheit, Verlangsamung der Reaktionsfähigkeit, zu einem Abbau der Dualtaskingfähigkeit und zu einem erhöhtem Sturzrisiko. Dies liegt bei einer 3-fach erhöhten Sturzinzidenz und einer ca. 4-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit, sich beim Sturz schwer zu verletzten.

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Es ist wichtig zu klären, inwieweit Bewegung diesen Faktoren entgegenwirken und therapeutisch wirksam sein kann. Burns et al. verglichen die aerobe Kapazität von Gesunden und von im Frühstadium an Alzheimer erkrankten Personen. Bei einem Laufbandtest erreichten die erkrankten Teilnehmer fast gleiche Werte der Beanspruchungsbewertung, der maximalen Herzfrequenz und der maximalen Sauerstoffkapazität wie die gesunden Teilnehmer. Obwohl die Erkrankten sich weniger bewegten als die gesunden Probanden, profitierten sie von dem körperlichen Training im selben Ausmaß. Auch Schwenk et al. konnten in ihrer Studie mit einem speziell auf Demenzerkrankte abgestimmten Trainingsprogramm den großen Benefit auf die körperliche Leistungsfähigkeit der Probanden aufzeigen. Die Kraftleistungsfähigkeit steigerte sich um 50 % gegenüber dem Ausgangswert. Als sekundäres Ziel wurde auch die Wirkung auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersucht, welche auch signifikant in der Interventionsgruppe zunahm. In einem aktuellen Review von Beydoun et al. wird auch der Zusammenhang zwischen kognitiver Leistung und der zu geringen körperlichen Aktivität als Risikofaktor für Demenz als am stärksten beschrieben. Auch ein niedriges Bildungsniveau und ein hoher Homocysteinwert steigern signifikant das Risiko an Alzheimer zu erkranken.

Gleichgewicht, Kräftigung und Multitasking

In der Praxis ist es sehr sinnvoll, mit kognitiv eingeschränkten Patienten Bewegungstherapie auszuüben. Dabei ist als erster Inhalt ein Gleichgewichts- und Balancetraining zu nennen. Mit weniger oder mehr Unterstützung wird der Stand geübt. Vom Beidbeinstand über den versetzten Semi-Tandemstand und dem Ballenstand bis hin zum Einbeinstand. Dabei können bewusste Störungen durch Armbewegung den Effekt verstärken und einen erhöhten Alltagsbezug herstellen. Gegebenenfalls kann die Intensität durch eine weiche und instabile Unterlage erhöht werden, auch dann, wenn es in der Umsetzung in die Gangsicherheit geht.

Das Kräftigungstraining ist nahe an den Alltagsbewegungen zu gestalten und mit einer durchaus höheren Trainingsintensität von 60-80 % der maximalen Kraftfähigkeit. Ideal sind dafür entsprechend dosiert einstellbare Trainingsgeräte für die Beinmuskulatur und den Rumpf.

Im täglichen Leben ist man oft auch gefordert, zwei oder mehr Dinge gleichzeitig zu machen. Trainiert wird dies mit Multitaskingaufgaben. So ist während einer sportlichen Bewegung z. B. noch eine Rechenaufgabe zu lösen, das Gegenteil zu vorgegebenen Worten zu finden oder Silben in einem gleichen Rhythmus aufzusagen.

Methodische und didaktische Aspekte

Aus methodischer und didaktischer Sicht sind für die Sport- und Bewegungstherapie bei Demenzerkrankungen einige Punkte zu beachten. Von den Anleitern ist die Fähigkeit zu einer langsamen, deutlichen Vermittlung und einem sehr geduldigen Vorgehen gefordert. Kurze, klare Anweisungen auch mal verbunden mit Bildern sind zu beachten, noch wichtiger ist es, den visuellen Fokus durch deutliche Bewegungsdemonstrationen anzusprechen. Taktile und rhythmische Hilfen können ergänzt werden. Gewohnte und gleiche Räumlichkeiten, ein fester und stabiler Organisationsablauf und eine kleine Gruppengröße mit der Möglichkeit zur Individualisierung sind günstige Rahmenbedingungen.

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Die Akzeptanz und der Erfolg sind sehr von der Integration der Emotion abhängig. Wenn es gelingt, ein klein wenig Freude zu wecken, bleibt die Aufmerksamkeit bei diesem Tun. Dazu kann ein sozialer Rahmen wiederum hilfreich sein. Mit anderen Menschen etwas gemeinsam zu tun weckt Gefühle und verbindet. Erstaunliche Erfahrungen gibt es auch beim Einsatz von Musik. Alte, in der Jugend der Betroffenen aktuelle Stücke rufen oft Erinnerungen hervor, die nicht für möglich gehaltene Bewegung auslösen. Manchmal aber auch nur sehr rührende und sentimentale Gefühle.

Wie Bewegungstherapie die Gehirnleistung verbessert

Das Gehirn ist das am meisten anpassbare Organ unseres Körpers. Die Veränderungsvorgänge werden unter dem Begriff der Neuroplastizität zusammengefasst. Wie kann die Sport- und Bewegungstherapie diese Veränderungsprozesse stimulieren? Die aktuellen Erklärungsmuster für die neurobiologischen Zusammenhänge von körperlicher Aktivität und zerebraler Leistungsfähigkeit beruhen teilweise auf Tierversuchen, aber auch auf aussagefähigen Untersuchungen mit der funktionellen Magnetresonanz.

Durchblutungssteigerung

Gehirnareale haben bei körperlichen Aktivitäten ein gesteigertes Stoffwechselbedürfnis, wie natürlich auch bei einer kognitiven Leistung. Die Mehrdurchblutung von 14 bzw. 25% wurden bei Ergometerbelastungen von 25 bzw. 100 Watt nachgewiesen. Schon diese geringe körperliche Aktivität ist mehr als durch jegliche geistige Aktivität allein erreicht werden kann. Zum Vergleich: Gehen in der Ebene entspricht bei einer normalgewichtigen Person etwa 40 Watt.

Sinne schärfen

Die menschlichen Sinne bilden die Voraussetzung für eine Informationsaufnahme aus der Umwelt. Nur wenn diese gefordert werden, entwickeln sich die dazugehörigen Areale im Gehirn entsprechend aus. Daher gilt es möglichst viele Sinne durch Aktivität zu schärfen. Im Tastsinn wird über die Hände und deren überproportionale Repräsentanz im Gehirn (Humunculus) viel Gehirnaktivität erzeugt. Auch der Hörsinn kann stark im Zusammenhang mit Bewegung sensibilisiert werden, indem Bewegungen mit Lauten, Wörtern und Kommandos kombiniert werden. Die Augen werden oft auch als ausgestülpter Teil des Gehirns bezeichnet. Dem Sehsinn kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Hier können mit speziellen Übungen für die Augen im Bereich der Informationsaufnahme und der Weiterverarbeitung viele Verbindungen zwischen ganz unterschiedlichen Gehirnbereichen stimuliert werden. Der Gleichgewichtssinn als grundlegender Input für viele koordinative Leistungen hat für ein sensomotorisches Training eine zentrale Bedeutung. Und gerade im Alterungsprozess ist dies im Sinne der Sturzprophylaxe ein zentrales Thema.

Synapsenverbindungen

Die Verbindungen zwischen Neuronen im Gehirn bauen sich ständig auf und auch ab, je nachdem, ob, und in welchem Ausmaß sie benötigt und gebraucht werden. Daher ist das Gehirn mit möglichst vielseitigen Anforderungen zu konfrontieren, um diese Vernetzung als Maß für die Qualität der Leistungsfähigkeit der Gehirnzellen zu fördern. Je koordinativ komplexer eine Bewegung ist, desto mehr Verstrickungen der Gehirnzellen (bzw. der Dendriten) entstehen. Wichtig ist, dass diese Vernetzung nicht nur in dem Gehirnbereich stattfindet, der für die Körperteile verantwortlich ist, die die Bewegung ausführen. Sondern die Verknüpfungen sollen auch mit Neuronen aus den Motivations-, Aufmerksamkeits- und Emotionszentren entstehen, damit die Gefühle und die Konsistenz mit angesprochen werden. Für eine Nachhaltigkeit ist dies sehr entscheidend. Für dauerhaft stabile Verbindungen ist nachgewiesener Weise die Anzahl der Repetitionen entscheidend. So sollen die Anforderungen einerseits möglichst gleich sein, andererseits immer mit neuen Aufgaben variiert und kombiniert werden.

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Neubildung von Nervenzellen (Neurogenese)

Obwohl sich schon in den ersten 4 Lebensjahren ca. 70 Mrd. Nervenzellen im Gehirn abbauen und sich dies bei Inaktivität oder ungünstigen Lebensgewohnheiten wie Alkoholabusus im weiteren Lebensverlauf fortsetzt, können sich bei entsprechenden Stimuli auch wieder neue Neuronen bilden, was erstmals 1998 beim Menschen im Hippocampus nachgewiesen wurde.

Neurotransmitter steigen

Für die Gehirnleistung sind neben der Anzahl der Synapsen auch die Überträgerstoffe entscheidend. Sie bestimmen das Aktivitätsniveau, die Stimmung, die Vitalität und das Verhalten. Kinder haben einen Überschuss davon, dies begründet ihren ungebremsten Bewegungsdrang und ständigen Wissensdurst als Grundlage für eine optimale Gehirnentwicklung. Bei Ruhe kommt es zum Abbau dieser Überträgerstoffe.

Eine zentrale Bedeutung nimmt an dieser Stelle der Substanzkomplex BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factors) ein. Er reguliert die Verästelungen der Axone und Dendriten und steigert somit die Übertragungseffektivität der Synapsen. Es konnte nachgewiesen werden, dass es einen kausalen Zusammenhang von körperlicher Aktivität und der kognitiven Verbesserung durch Steigerung der BDNF gibt.

Intensives Intervalltraining als Schutz vor Demenz

Geistige und körperliche Fitness gehen Hand in Hand: Wer im Alter geistig fit bleiben möchte, sollte vor allem an der körperlichen Verfassung arbeiten. Am besten scheint dafür intensives Intervalltraining geeignet zu sein. Das kann - im Vergleich zu moderatem Training - langanhaltend vor Demenz schützen, wie eine australische Studie nahelegt.

Hochrechnungen zufolge könnten im Jahr 2050 bereits 130 Millionen Menschen weltweit unter einer Form von Demenz leiden. Ließe sich die Erkrankung um fünf Jahre verzögern, würde das eine Verringerung von 41 Prozent der neuen Fälle bis 2050 bedeuten. Und das könnte durch intensives Intervalltraining möglich sein, wie ein Forschungsteam vom Queensland-Brain-Institut der University of Queensland im australischen Brisbane nun herausfand.

Im Rahmen der Studie nahmen die Frauen und Männer, die zwischen 65 und 85 Jahren alt waren, sechs Monate lang an einem Sportprogramm mit insgesamt 72 etwa halbstündigen Einheiten teil. Dabei gab es drei verschiedene Intensitäten: Eine Gruppe machte Dehn- und Gleichgewichtsübungen mit geringer Intensität. Die Aufgabe der zweiten Gruppe bestand in zügigem Gehen. Die Teilnehmenden der dritten Gruppe absolvierten kurze Zyklen auf einem Laufband bei individuell angepasster, aber hoher Intensität.

Während der jeweils vierminütigen Lauf-Intervalle trainierten die Seniorinnen und Senioren an ihrer Belastungsgrenze. Dazwischen liefen sie drei Minuten lang mit verringerter Geschwindigkeit, sodass die Belastung einer mittleren Intensität entsprach.

Lang anhaltende Wirkung von Intervalltraining

Das Sportprogramm wurde von monatlich durchgeführten kognitiven Tests und Blutentnahmen begleitet. Das Forschungsteam beobachtete die Teilnehmenden nach Ablauf der sechs Monate für weitere fünf Jahre. Aus den Daten ergab sich, dass lediglich das intensive Intervalltraining zu einer anhaltenden Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit führte - und das sogar über den gesamten Zeitraum der fünf Jahre. Die kognitiven Fortschritte ließen sich auch bei jenen Teilnehmenden noch fünf Jahre lang nachweisen, die das Intervalltraining nach den sechs Monaten nicht fortgesetzt hatten.

Auch bei den untersuchten Blutwerten zeigten sich Verbesserungen im Hinblick auf die geistige Leistungsfähigkeit. Gemessen wurden die Werte von Prolaktin, Cortisol, BDNF, Beta-Hydroxybutyrat und GH (Wachstumshormon). Erhöhte BDNF- und GH-Werte fördern zum Beispiel die neuronale Gesundheit und somit auch die kognitiven Fähigkeiten.

Veränderungen im Gehirn unterstreichen Wirksamkeit

Unterstützend zu den kognitiven Tests und den Blutproben wurden sowohl zu Beginn der Studie als auch nach sechs und zwölf Monaten MRT-Bilder gemacht. Sie stützten die Ergebnisse: Auf den Scans zeigten sich strukturelle Veränderungen im Hippocampus. Diese Gehirnregion ist die Schaltstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. Bei der Gruppe, die mit der höchsten Intensität trainiert hatte, konnten die Wissenschaftler sehen, dass sich die vom Hippocampus abhängige Lernfähigkeit, im Vergleich zu den anderen Gruppen, stark verbessert hatte.

Sportvereine und Demenz

Wer an Demenz erkrankt ist, hat Schwierigkeiten, sich zu erinnern, Wege zu finden und seinen Alltag zu organisieren - in Deutschland sind das derzeit etwa 1,6 Millionen Menschen. Und die Zahl der Erkrankten nimmt jährlich um circa 40.000 zu. Sport hat sich als äußerst positiver Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erwiesen. Er kann nicht nur altersbedingte Krankheiten abmildern, sondern fördert auch die Teilnahme am sozialen Leben und erhält die Lebensfreude der Betroffenen. Dennoch zögern viele Sportvereine aufgrund von Unsicherheiten, das Thema Demenz als Bestandteil in ihre Angebote zu integrieren.

Fortbildungen und Materialien für Sportvereine

Um Sportvereine zu unterstützen, gibt es verschiedene Initiativen und Materialien:

  • Der Deutsche Olympische Sportbund hat gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft eine umfassende Broschüre erstellt.
  • Der Deutsche Turner-Bund hat die Broschüre „Ich glaube ein Mitglied meiner Sportgruppe hat Demenz … was nun?“ entwickelt.
  • Der Landessportbund Niedersachsen & die Sportregion Osnabrück Stadt und Land haben ein Kurskonzept zum Thema “Sport bewegt Menschen mit Demenz” geschrieben.
  • Der Deutsche Tischtennis-Bund hat eine Dokumentation rund um das Thema Tischtennis für Menschen mit Demenz & ihren Angehörigen veröffentlicht.
  • Das Bildungswerk des LSB Hessen bietet seit 2010 eine mehrtägige demenzspezifische Qualifizierung für Expert*innen aus den Bereichen Sport und Bewegung sowie Betreuungs- und Pflegekräften an.

Weitere Initiativen und Projekte

  • Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft informiert auf ihrer Internetseite über bundesweite Veranstaltungen zum Thema Demenz.
  • Bei dem 5-jährigen Projekt „Sport und Bewegung trotz(t) Demenz“ wurden seit 2015 über 300 Kursleiter*innen aus den Bereichen Vereinssport, Soziale Arbeit und Altenhilfe für die Leitung von Bewegungsangeboten für Menschen mit Demenz (und deren Angehörige) qualifiziert.
  • Der Deutsche Behindertensportverband bietet die Ausbildung zumzur Übungsleiterin B „Sport in der Rehabilitation“ mit dem Profil „Neurologie“ an.
  • Der LSB NRW hat gemeinsam mit dem Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen ein landesweites Projekt zum Thema SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ durchgeführt.

Welche Sportarten sind geeignet?

Bewegung hält das Gehirn gesund. Es gibt keine „beste“ Sportart - wichtig ist, dass sie Spaß macht und regelmäßig ausgeübt wird. Gut geeignet sind:

  • Ausdauersportarten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen für Herz und Kreislauf.
  • Ganzkörpertrainings wie Yoga oder Pilates zur Förderung von Beweglichkeit und Balance.
  • Tanzen oder Tai-Chi zur Stärkung der Koordination und des Gedächtnisses.
  • Krafttraining zur Vorbeugung von Muskelabbau und Stürzen.

Neben gezieltem Sport hält auch Bewegung im Alltag Körper und Geist fit. Ein Spaziergang, Treppensteigen oder Gartenarbeit - jede Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung, versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und stärkt die geistige Fitness.

Tipps für mehr Aktivität im Alltag:

  • Öfter zu Fuß gehen oder das Rad nehmen - kurze Strecken aktiv zurücklegen hält in Schwung.
  • Die Treppe nehmen statt den Aufzug - das kräftigt Muskeln und verbessert das Gleichgewicht.
  • Freizeit aktiv gestalten - mit Freunden spazieren, im Garten werkeln oder draußen Zeit verbringen.

Bewegung als Therapie bei Demenz

Bewegung hält das Gehirn aktiv und kann helfen, den Krankheitsverlauf von Menschen mit Demenz zu verlangsamen. Auch depressive Symptome, die oft als Begleiterscheinung einer Demenz auftreten, können durch Bewegung positiv beeinflusst werden. Wer sich bewegt, fühlt sich sicherer, spürt seinen Körper und bleibt besser in Kontakt mit seiner Umgebung. Besonders in Gruppen kann Aktivität Lebensfreude schenken und das Gefühl stärken, dazuzugehören.

  • Kraft- und Ausdauertraining verbessert die Durchblutung des Gehirns und kann helfen, kognitive Fähigkeiten länger zu erhalten.
  • Sanfte Bewegungsformen wie Yoga oder Tai-Chi fördern Balance und Konzentration und geben innere Ruhe.
  • Musik und Bewegung - etwa Tanzen oder im Takt klatschen - können Erinnerungen wecken und helfen, sich leichter zu bewegen.

Menschen mit Demenz müssen keine neuen Sportarten erlernen - wer schon immer gerne spazieren gegangen ist, sollte dies auch weiterhin tun. Knüpfen Sie an alte Gewohnheiten und Leidenschaften an: Jemand hat früher gern getanzt oder Gymnastik gemacht? Dann kann er oder sie auch mit Demenz davon profitieren.

Fazit

Auch wenn die Pharmaindustrie mit einem enormen Aufwand an Medikamenten forscht, die an Demenz Betroffenen helfen sollen, und fast jeden Monat scheinbare Erfolgsmeldungen veröffentlicht werden, bis jetzt ist eine adäquate sportliche Bewegung die beste Medizin und die erfolgreichste Maßnahme den Eintritt der Erkrankung vorzubeugen bzw.

Es muss nicht perfekt sein - Hauptsache, es fühlt sich gut an. Ein kurzer Spaziergang, ein paar Tanzschritte in der Küche oder gemeinsames Gärtnern: Oft sind es die vertrauten Bewegungen, die Sicherheit geben und Freude machen. Wer sich früh mit dem Thema Bewegung und Demenz auseinandersetzt, kann viel für seine eigene Gesundheit tun.

Angebote für Menschen mit Demenz in Baden-Württemberg

Im Folgenden finden Sie eine Auflistung aller uns bekannten Sport- und Bewegungsangebote für Menschen mit beginnender Demenz in Baden-Württemberg. Diese Seite erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bitte helfen Sie uns mit, unsere Informationen und Daten zu vervollständigen, in dem Sie uns Ihre Angebote oder weitere Einrichtungen benennen.

Rehasport im Alten- und Pflegeheim

Seit Herbst 2015 bieten verschiedene Übungsleiter des Gesundheits- und Rehasportvereins Baden-Württemberg e. V. Rehasport speziell für BewohnerInnen und Gäste von Pflegeheimen an. In 58 verschiedenen Einrichtungen im Raum Göppingen, Reutlingen, Stuttgart und Ulm finden wöchentlich über 70 Gruppenangebote statt. Rehasport ist ein Bewegungstraining, das in kleinen Gruppen durchgeführt wird. Es wird von einem speziell ausgebildeten Übungsleiter angeleitet und von der Krankenkasse bezahlt. Die Gymnastikübungen werden immer auch ergänzt durch Bewegungsspiele und natürlich darf die Musik im Hintergrund nicht fehlen.

Lokale Netzwerke und Initiativen

Familien, die mit der Diagnose Demenz konfrontiert sind, denken an alles, nur nicht an Sport. Dabei spielt gerade das Thema Sport & Bewegung eine wichtige Rolle, wenn es neben Therapie und medizinischer Betreuung um die alltagsbezogene Bewältigung der Krankheit geht. Denn Sport und Bewegung bei Demenz haben erwiesenermaßen „gute Nebenwirkungen“! Bewegung und das Aktivsein in einer Sportgruppe ist für demenziell erkrankte Menschen und ihre Angehörigen ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt der körperlichen Fitness und allgemeinen Mobilität, sondern auch und insbesondere um das Erleben von Gemeinschaft, sozialer Einbindung und gesellschaftlicher Teilhabe.

In den Jahren 2014-2016 haben wir uns an dem landesweiten Modell-Projekt „Sport für Menschen mit Demenz“ des Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW und des Landessportbundes NRW beteiligt. Die hier gewonnen Impulse werden seit 2017 in der lokalen AG „Sport und Demenz“ fortgeführt. Hier pflegen wir einen regelmäßigen Austausch und bemühen uns um den Ausbau bzw.

DenkSport-Studie

Die Ergebnisse der DenkSport-Studie zeigen eine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit (links) und der Lebensqualität (rechts). Entscheidend für die Verbesserung in allen Bereichen ist die Trainingshäufigkeit. Für die Teilnehmer*innen der DenkSport-Studie war das Projekt Motivation, (wieder) neu mit dem Sport zu beginnen.

DenkSportler erzählen ihre Geschichte:

  • Renata: singt leidenschaftlich gern im Chor. Doch nach zwei Jahren Krankheit ist ihre Merkfähigkeit enorm geschwächt, bis sie eines Tages den Sport für sich entdeckt.
  • Hilmar: Mit Denksport geistig fit bleiben? Das geht! Nur gar nicht so, wie es sich Hilmar zunächst vorgestellt hatte. Am Ende weiß er: die Mühe lohnt sich.
  • Ali: Als Ali von der drohenden Demenz erfährt, beschließt er, beim Sportprojekt DenkSport mitzumachen. Beim ersten Schritt auf die Tartanbahn überkommt ihn die Erinnerung an eine ganz besondere Zeit seines Lebens.
  • Günther: Im März 1967 steht Günther für die Aufnahmeprüfung an der Deutschen Sporthochschule Köln parat. Mit viel Witz blickt er 40 Jahre später auf diese Erfahrung zurück, jetzt wo er wieder auf derselben Tartanbahn zum Schwitzen angetreten ist.
  • Christel: So dachte Christel zumindest, bevor sie sich auf das Angebot des Programms DenkSport an der Deutschen Sporthochschule einließ. Wie das ihre Haltung zum Sport komplett verändert hat, erzählt sie in ihrer humorvollen Geschichte.

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