Viele Schlaganfallpatienten kennen die Situation: Sie wachen im Krankenhaus auf, sehen einen Angehörigen oder medizinisches Personal und wollen etwas sagen. Doch schnell stellen sie fest, dass der Angesprochene kein Wort versteht. Eine schwierige Situation, die schnell zu Frustration auf allen Seiten führen kann. Es ist wichtig zu wissen: Nur weil die betroffene Person nicht mehr sprechen oder Gesprochenes nicht mehr gut verstehen kann, bedeutet das nicht, dass sie nicht mehr denken kann! Gerade diese Tatsache macht es für die Betroffenen meist so schwer: Sie wissen selbst genau, was sie ausdrücken möchten, finden aber nicht mehr die richtigen Worte.
Was ist Aphasie?
Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die durch eine Schädigung der sprachdominanten Hirnhälfte entsteht, die bei den meisten Menschen links ist. Der Begriff "Aphasie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "keine Sprache", wird aber manchmal auch mit Sprachlosigkeit oder Sprachverlust übersetzt. Aphasie ist keine Erkrankung, die für sich allein auftritt. Sie ist immer die Folge einer Hirnschädigung. Ursache ist in 80 Prozent der Fälle ein Schlaganfall. Die Schädigung kann unter anderem durch ein Schädel-Hirn-Trauma, einen Tumor oder einen Schlaganfall entstehen. Etwa 270.000 Deutsche erleiden pro Jahr einen Schlaganfall. Gefäßverschlüsse oder Blutungen im Gehirn schneiden Nervenzellen von der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen ab. Hirngewebe stirbt. Wenn das Sprachzentrum betroffen ist, sind Sprechvermögen und Sprachverständnis gestört. Auch die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, kann beeinträchtigt sein. Daran leidet jedes dritte Schlaganfallopfer - in Deutschland etwa 90.000 Menschen pro Jahr. Etwa ein Drittel der Aphasie-Betroffenen erholt sich aber binnen vier Wochen wieder von der Sprachstörung und erlebt "weitestgehend eine Normalisierung der Sprachfunktion", so die Deutsche Schlaganfallhilfe.
Ursachen einer Aphasie
Eine Aphasie kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen, die jeweils unterschiedliche Schädigungen im Gehirn verursachen. Bei einem Schlaganfall führt eine Durchblutungsstörung beispielsweise häufig dazu, dass das Sprachzentrum im Gehirn geschädigt wird. Eine Aphasie kann auch bei einer Alzheimer-Demenz oder bei einer oft früh einsetzenden Form der Demenz, der sogenannten Frontotemporalen Demenz, auftreten. Das ist jedoch sehr viel seltener der Fall im Vergleich zur Aphasie bei einem Schlaganfall.
Formen der Aphasie
Die Aphasie hat viele verschiedene Gesichter. Bei jedem kann sich die Sprachstörung etwas anders auswirken. Es gibt vereinfacht gesagt vier verschiedene Formen der Aphasie.
- Globale Aphasie: Die globale Aphasie ist die schwerste Form der Aphasie. Menschen mit einer globalen Aphasie haben große Schwierigkeiten sowohl beim Sprechen als auch beim Verstehen von Sprache. Auch Lesen und Schreiben ist für die Betroffenen oft nicht möglich. Häufig können die Betroffenen nicht mehr als einzelne Wörter sprechen. Das Sprachverständnis ist stark eingeschränkt, sodass oft nur einzelne Wörter verstanden werden können oder diese aus der jeweiligen Situation erschlossen werden.
- Wernicke-Aphasie: Menschen mit einer Wernicke-Aphasie sprechen flüssig, produzieren häufig lange, verschachtelte Sätze, in denen sich Satzteile oder ganze Sätze wiederholen. Die Betroffenen haben keine Sprachkontrolle. In schweren Fällen kommt es zu einer scheinbar flüssigen Produktion von Sprache, deren Inhalt jedoch wenig oder keinen Sinn ergibt. Die Wahl von passenden Wörtern oder Lauten fällt Menschen mit Wernicke-Aphasie häufig schwer. Ihr Sprachverständnis ist sehr eingeschränkt. Ist die Verletzung weiter hinten, also Richtung Nacken, dann ist hauptsächlich das Verständnis von Sprache gestört. In dem Fall liegt eine sogenannte Wernicke-Aphasie vor. Betroffene hören das Gesagte zwar, können die Wörter aber nicht sinngemäß verstehen oder nutzen. Sie können auch ihre eigene Sprache schwer wahrnehmen und kontrollieren. Das Ergebnis sind oft lange verschachtelte Sätze mit vielen Wiederholungen darin.
- Broca-Aphasie: Menschen mit einer Broca-Aphasie können nur in kurzen, einfachen Sätzen sprechen oder reihen einzelne, inhaltstragende Wörter aneinander. Das Sprechen ähnelt einem „Telegrammstil“. Betroffene haben Mühe, die passenden Wörter zu finden und sprechen mit großer Anstrengung. Das Verstehen von Sprache ist aber relativ gut erhalten. Ist das Gehinareal, das sich rund um die Ohren befindet, in Richtung Stirn geschädigt, spricht man von einer Broca-Aphasie. Genau diese Region ist für die Sprachproduktion verantwortlich. Kommt es hier zu Beeinträchtigungen, können Betroffene häufig nur die wichtigsten Wörter eines Satzes sagen. Die nicht flüssige, stotternde und „Telegrammstil ähnliche“ Broca Aphasie kann man mit Bildkarten und Buchstabentafeln als Hilfsmittel gut unterstützen. Bei dieser Art von Sprachstörung sind Wortfindungsstörungen sowie phonematische Paraphasien (Wortlaute werden vertauscht, z.B. “Tessel statt Sessel”) dominierend. Entweder man gibt dem Betroffenen genügend Zeit sich selbst zu korrigieren oder hilft ihm die richtigen Wörter oder Laute zu finden (sogenannte “Anlauthilfe”).
- Amnestische Aphasie: Menschen mit einer amnestischen Aphasie finden nur schwer die richtigen Wörter. Deshalb verwenden sie oft Umschreibungen, Floskeln oder Ersatzwörter wie zum Beispiel „Dingsda“. Gelegentlich benutzen sie Wörter, die nicht genau passen, aber eine ähnliche Bedeutung wie das gesuchte Wort haben (z.B. Blume statt Baum). Manchmal kommt es auch zu Satzabbrüchen. Bei einer weiteren Form, der amnestischen Aphasie, sind sowohl das Sprachverständnis als auch die Sprachproduktion betroffen, allerdings in einem geringeren Ausmaß.
Weitere Sprach- und Sprechstörungen nach Schlaganfall
Neben der Aphasie gibt es weitere Sprach- und Sprechstörungen, die nach einem Schlaganfall auftreten können:
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- Dysarthrophonie (Dysarthrie): Eine Sprechstörung, die durch eine Hirnverletzung oder -erkrankung verursacht wird. Es kommt zu Beeinträchtigungen der Lautbildung (Artikulation), der Stimmgebung und der Sprechatmung. Die Betroffenen sprechen beispielsweise verwaschen und undeutlich, mit heiserer oder leiser Stimme und müssen beim Sprechen häufiger Luft holen als vor der Erkrankung.
- Sprechapraxie: Eine Planungs- und Programmierungsstörung der Sprechbewegungen, die sehr komplex und unterschiedlich ist. Häufig sind die Fehler unbeständig und wechselhaft. Die Betroffenen zeigen mit den Lippen und der Zunge artikulatorische Suchbewegungen, um die passenden Laute zu bilden. Es kann jedoch auch zu Phasen kommen, in denen die Sprachproduktion störungsfrei ist.
- Schluckstörungen (Dysphagie): Schluckstörungen sind neben Sprachstörungen häufige Folgen eines Schlaganfalls und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sogar das Schlucken des eigenen Speichels kann schwierig sein. Aufgrund von Sensibilitätsstörungen im Mund- und Rachenraum bis hin zum Kehlkopf oder zur Speiseröhre werden Berührungsreize nicht gespürt, sodass wichtige Reflexe (Schluckreflex, Würgreflex) ausfallen oder Schutzfunktionen wie Räuspern und Husten fehlen. Dadurch gelangen feste oder flüssige Speisen in die Luftröhre bzw. in die Atemwege.
Diagnose einer Aphasie
Die Aphasie-Diagnostik beginnt in der Akutphase im Krankenhaus und wird von Logopäden, also Sprachtherapeuten, durchgeführt. Viele Patienten haben sind zu Beginn dieser Phase noch schwach und ihr Gesundheitszustand ist instabil. Erst nach etwa sechs Wochen kann eine detaillierte Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten des Betroffenen stattfinden. Dafür stehen unterschiedliche Tests zur Verfügung. Der Aphasie-Schnell-Test (AST) wurde für leichte bis mittelgradige akute Aphasien entwickelt. Der Test kann einfach durchgeführt werden und dauert etwa fünf bis 15 Minuten. Mit diesem Test kann zum einen ermittelt werden, ob eine Aphasie vorliegt oder nicht. Der Test dauert zwischen 60 und 90 Minuten.
Sollten Sie als angehörige Person wiederholt Sprachstörungen bei Ihrem Familienmitglied bemerken, kann es sich lohnen, diese zu dokumentieren und für ein späteres Arztgespräch bereitzuhalten. Gibt es Muster, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen oder Verwechslungen?
Therapie der Aphasie
Dank einer intensiven logopädischen Therapie lässt sich viel erreichen. Die Behandlung einer Aphasie ist nicht invasiv, das heißt, Betroffene müssen nicht befürchten, am Gehirn operiert zu werden. Das übergeordnete Ziel der Aphasie-Therapie ist es, die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Betroffene lernen, die Sprachstörung durch andere Ausdrucksmöglichkeiten wie Gestik oder durch die Zuhilfenahme von Hilfsmitteln zu kompensieren. Entscheidend ist es, dass die Patienten dazu befähigt werden, wieder kommunizieren zu können. Die Behandlung der Aphasie liegt im Aufgabenbereich der Logopädie, also des Sprachtherapeuten. Patienten führen speziellen Aphasie-Übungen unter der Anleitung der Logopäden durch. Das genaue Therapieziel orientiert sich am Einzelfall, je nach Aphasie-Form, Schweregrad sowie allgemeiner gesundheitlicher Verfassung des Betroffenen.
Unmittelbar nach dem Schlaganfall, in der Rehaklinik, erzielen Betroffene oft große Erfolge. Doch auch später lohnt es sich, am Ball zu bleiben. Früher haben Forschende vermutet, dass Funktionen, die ein Jahr nach dem Ereignis nicht wieder hergestellt sind, auch nicht wiederkehren werden. Die Ansichten sind lange überholt: Auch nach Jahren können durch individuelle Übungen noch Fortschritte erzielt werden. Dabei sollten Sie sich allerdings nicht nur auf die Therapiestunden verlassen. Es sich wichtig, dass der Betroffene auch zu Hause übt - entweder alleine oder gemeinsam mit Ihnen. Kommunikation bedeutet Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe in der Gesellschaft. Der Begriff Logopädie bedeutet wörtlich übersetzt „Sprecherziehung“. Logopädinnen und Logopäden helfen Betroffenen, beispielsweise nach einem Schlaganfall, die Aussprache zu verbessern, die Stimme zu trainieren oder wieder richtig sprechen zu lernen. Die Sprache verbessern, indem zum Beispiel die Bildung von Lauten, die Bedeutung von Wörtern oder der Satzbau geübt werden.
Frühzeitiger Therapiebeginn
Grundsätzlich gilt, dass die logopädische Therapie so früh wie möglich begonnen werden sollte, am besten noch während des Krankenhausaufenthaltes. Wenn der Betroffene wieder zuhause ist, muss die logopädische Therapie von einem Arzt verordnet werden. Grundsätzlich kann die ambulante Logotherapie einzeln oder in Gruppen stattfinden.
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Innovative Therapieansätze
Um die Sprachfähigkeit und damit die Lebensqualität von Aphasikern zu verbessern, wird an neuen Therapieansätzen geforscht - beispielsweise die transkranielle Gleichstromstimulation. Das Verfahren ist gut verträglich. Es bedarf keines operativen Eingriffs, denn es wirkt von außen durch den Schädel (lateinisch cranium) hindurch. Eine Elektrode wird dabei außen am Kopf, direkt über dem sog. motorischen Kortex, befestigt. Diese Hirnregion hat eine enge Verbindung zu den nach dem Schlaganfall verbliebenen aktiven Spracharealen. Eine zweite Elektrode wird an der Stirn fixiert. Dann fließt für 20 Minuten ein schwacher Strom zwischen den Elektroden. Die transkranielle Gleichstromstimulation funktioniert wie eine Starthilfe für die Reorganisation des Sprachzentrums: Intakte Hirnregionen übernehmen die Aufgaben zerstörter oder geschädigter Areale und kompensieren so die Funktionsverluste im Sprachzentrum. Der Stromfluss stimuliert diese Kompensation, ist also eine Hilfe zur Selbsthilfe für das Gehirn.
Hilfsmittel für Menschen mit Aphasie
Eine Sprachstörung schränkt die Kommunikation mit Familie, Freunden und Umwelt deutlich ein und macht Aphasie Hilfsmittel im Alltag bei Schlaganfall notwendig. Neben herkömmlichen Kommunikations Aphasie Hilfsmittel wie Bildkarten, Symbol- und Buchstabentafeln oder Kommunikationsbüchern bietet sich auch der Einsatz von einfachen elektronischen Kommunikationshilfen mit natürlicher Sprachausgabe an. Mittlerweile können Apps am Handy oder auf Tablets genutzt werden, sodass keine extra angekauften Sprachcomputer als Aphasie Hilfsmittel von Nöten sind.
- Kommunikationstafeln: Kärtchen mit Bildern, Symbolen oder Buchstaben können die Kommunikation vereinfachen. Bei einer Aphasie kommen außerdem elektronische Kommunikationshilfen zum Einsatz.
- Sprach-Apps: Im Smartphone können sich Betroffene bestimmte Sätze als Audioaufnahme einspeichern und bei Bedarf abspielen. Diese Form der unterstützten Kommunikation kann zum Beispiel den Besuch bei einem Friseur vereinfachen. Außerdem gibt es mittlerweile elektronisch unterstützte Übungen, die Betroffene mit nach Hause nehmen können. Hier kann ein Gerät unter anderem überprüfen, ob Menschen mit einer Aphasie verschiedene Wörter richtig aussprechen. Bei Bedarf können sie sich ein Wort, zum Beispiel „Kaffee“, vorlesen lassen, und dann selbstständig üben. Es gibt viele Auswahl von Übungsmaterialien oder Hilfsmitteln zur spielerischen Therapie bei einer Aphasie .
- Notfallmappe: Viele Notfälle ereignen sich zu Hause und dann kann eine Notfallmappe als Hilfsmittel bei einer Aphasie sehr wertvoll sein. In Notfällen gilt es schnell und richtig zu handeln. Betroffene sind oft überfordert und die Nervosität verschlechtert eine vorbestehende Sprachstörung. Diese Notfallmappe beinhaltet nicht nur die richtigen Verhaltensweisen in einem Notfall (Notruf absetzen und Erstversorgung), sondern dient zur Verwahrung wichtiger Dokumente.
- Elektronische Kommunikationshilfen: Früher hat man noch Sprachcomputer als Aphasie Hilfsmittel gebraucht, mittlerweile können das Apps am Handy oder Tablet erledigen. Faktisch sind diese Apps wie Verständigungstafeln aufgebaut, nur elektronisch und mit Sprachausgabe. Diese App ist wie eine Verständigungstafel als Aphasie Hilfsmittel aufgebaut mit dem Zusatz, dass man häufig gebrauchte Wörter oder Wörter individuell auf große Abruftasten platzieren kann. Talk FREE ist eine einfache elektronische Text zu Sprache Ausgabe und setzt eine gute Feinmotorik der Hände und kognitives Verständnis voraus. Es gibt ebenfalls zwei Sprachcomputer Apps als Aphasie Hilfsmittel für Apple bzw.
- Kalender und visuelle Hilfen: Bei einer Aphasie ist das Leseverständnis oft beeinträchtig, was die Planung und Orientierung der alltagsaufgaben und Termine (Besuche, Arzttermine, etc) schwierig macht.
Bevor sich Aphasiker Hilfsmittel anschaffen, sollten sie einen Antrag auf Kostenübernahme für elektronische oder nicht-elektronische Hilfsmittel beim zuständigen Kostenträger stellen. Dem Antrag muss ein Kostenvoranschlag beigefügt werden. Kommunikationshilfen gibt es inzwischen auch als digitale Anwendungen (Apps) für Smartphones und Tablets. Nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten für Aphasie-Apps. Zur therapeutischen Begleitung von Krankheiten etablieren sich Digitale Gesundheitsanwendungen jedoch immer mehr. Aphasiker können sich auf der Internetseite der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) informieren.
Umgang mit Betroffenen
Für die meisten Betroffenen ist es hilfreich, sich in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre zu unterhalten. Also besser das Radio und den Fernseher ausschalten und Gruppe der Gesprächspartner möglichst klein halten. Wichtig ist, dem Betroffenen immer wieder Mut zu machen. Signalisieren Sie ihm, dass er sich trauen kann mit Ihnen zu sprechen - auch wenn es etwas länger dauert. Haben Sie Geduld! Wenn die Person gegenüber nicht nur Sprach-, sondern auch Verständnisprobleme hat, helfen ein paar Regeln: Kurze Sätze sowie kurze Ja/Nein-Fragen funktionieren in der Regel auch bei einer schweren Aphasie. Es ist sinnvoll das Thema des Gesprächs anzukündigen. („Ich möchte mit dir über den Arzt sprechen.“) Wenn die Kommunikation über die Sprache eingeschränkt ist, wird die nichtsprachliche Kommunikation wichtiger. Achten Sie daher auf Gestik, Mimik und Körpersprache.
- Respekt und Geduld: Zunächst ist es wichtig, die Betroffenen trotz ihrer Sprachstörung zu respektieren. Dazu gehört, nicht automatisch für Menschen mit einer Aphasie zu sprechen, ihnen also nicht das Wort aus dem Mund zu nehmen oder sie zu korrigieren. Am besten vereinbaren Familienangehörige oder Bekannte mit dem oder der Erkrankten, was passieren soll, wenn ein Wort fehlt: Möchtest du, dass ich dir dann helfe? Manchmal kommt es vor, dass Menschen mit einer Aphasie sehr laut angesprochen werden - da aber bei Aphasie nicht zwangsläufig eine Hörstörung vorliegt, gibt es dafür keinen Grund. Außenstehende sprechen am besten ganz normal mit Betroffenen. Ein guter Tipp ist auch, möglichst kurze Sätze zu bilden und keine Fremdwörter zu verwenden. So funktioniert die Sprachverarbeitung bei Betroffenen besser.
- Kommunikationsstrategien: Unter dem Stichpunkt „Kommunikationsstrategien“ finden Betroffene und Angehörige Tipps, wie sie gemeinsam Gespräche leichter bewältigen können.
- Umgang in Pflegekursen erlernen: Pflegekurse werden von den Pflegekassen finanziert und sind gemäß § 45 SGB XI für die Teilenehmenden kostenfrei. Kommunikation spielt in vielen Modulen von Pflegekursen eine wichtige Rolle. Mit entsprechenden Fragen können Sie herausfinden, worüber der Betroffene sprechen möchte. Ein Beispiel: „Geht es um das Thema Urlaub? Meinst Du den Sommerurlaub im letzten Jahr? Wichtig ist, dass Sie ehrlich sind und es dem Betroffenen mitteilen, wenn Sie ihn nicht verstanden haben.
Weitere Unterstützung
- Selbsthilfegruppen: Auf jeden Fall ist es hilfreich, Kontakt zu anderen Betroffenen zu suchen. Dafür bietet der Bundesverband Aphasie regionale Gruppen an. Übrigens gibt es sowohl Selbsthilfegruppen für Betroffene als auch für Angehörige - Familienmitgliedern tut es erfahrungsgemäß ebenfalls gut, sich auszutauschen. Generell hilft es meist sehr, wenn Betroffene Freunde, Bekannte und vor allem Angehörige über die Aphasie aufklären. Betroffene können Kommunikationsregeln aufstellen, das macht es für alle Beteiligten oft einfacher. Ein guter Tipp sind auch die „Würzburger Aphasietage“. Diese Tagung ist hauptsächlich für Betroffene und Angehörige gedacht. Es gibt Selbsthilfegruppen, deren Angebote sich speziell an Aphasiker richten. Für viele Betroffene ist es hilfreich, sich in diesem Rahmen über Themen auszutauschen, die sie mit nicht betroffenen Menschen schwierig nur besprechen können. Selbsthilfegruppen unterscheiden sich zum einen in professionell geführte Gruppen, die auch therapeutische Angebote haben. Zum anderen gibt es von Betroffenen selbst organisierte Gruppen. Eine zentrale Interessenvertretung ist der Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e.V.
- Berufliche Wiedereingliederung: Der berufliche Wiedereinstieg mit einer Aphasie kann Betroffene vor große Herausforderungen stellen. Nicht alle Berufe sind mit einer Aphasie gleichermaßen vereinbar. Das Heidelberger Aphasie-Modell ist ein Angebot des Berufsförderungswerks in Kooperation mit dem Bundesverband Aphasie e. V. und den SRH Fachschulen. In dieser Zeit werden die Menschen zudem darüber beraten, welche beruflichen Tätigkeiten in Frage für sie kommen könnten. Danach absolvieren sie eine drei- bis sechsmonatige Berufsvorbereitung. Im gewählten Berufszweig folgt eine Qualifizierung in Form einer Umschulung oder Ausbildung.
- Nachteilsausgleich: Bei Hirnschäden mit kognitiven Leistungseinschränkungen, wie einer Aphasie, haben Betroffene die Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich zu erhalten.
- Pflegegrad: Betroffene sollten prüfen, ob ihnen ein Pflegegrad zusteht, womit sie finanzielle Unterstützung erhalten können.
- Patientenverfügung: Eine Patientenverfügung ist ein wichtiges Dokument, das sicherstellt, dass Ihre medizinischen Wünsche respektiert werden, wenn Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Sie entlastet auch Angehörige von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
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