Sprechapraxie nach Schlaganfall: Ursachen, Therapie und umfassende Informationen

Die Sprechapraxie ist eine erworbene Sprechstörung, die nach einer Schädigung des Gehirns auftreten kann. Sie betrifft die Fähigkeit, Sprechbewegungen willkürlich auszuführen, und kann die Kommunikationsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie der Sprechapraxie nach einem Schlaganfall und bietet Betroffenen und Angehörigen umfassende Informationen.

Was ist Sprechapraxie?

Als Sprechapraxie wird eine Störung bei der Programmierung/Planung der Sprachlaute und des Sprechbewegungsablaufes verstanden. PatientInnen mit einer Sprechapraxie haben Probleme mit der willkürlichen Ausführung von sprechmotorischen Bewegungen. Im Bereich der Artikulation werden Laute verändert gebildet, teilweise so stark, dass sie nur schwer erkannt und verstanden werden können. Die einzelnen Artikulationsbewegungen können nicht ausreichend kontrolliert erfolgen, obwohl die Muskulatur prinzipiell die erforderlichen Einzelbewegungen ausführen kann. Das Gesagte ist oft schwer oder gar nicht verständlich. Oft haben Menschen mit einer Sprechapraxie große Probleme sich überhaupt zu äußern bzw. vollständige Sätze zu bilden.

Ursachen der Sprechapraxie

Ursachen sind Hirnschädigungen, z.B. nach Schlaganfall (Apoplex), Schädel-Hirn-Verletzungen (SHT), Hirnentzündungen oder Hirntumoren. Die Sprechapraxie bei Erwachsenen entsteht durch eine Schädigung der linken Gehirnhälfte, welche nach einem Schlaganfall (Apoplex), Hirntumoren, Schädel-Hirn-Traumata oder entzündlichen Hirnprozessen auftreten kann. Durch die Schädigung der linken Gehirnhälfte - in welcher bei den meisten RechtshänderInnen auch die Sprachareale liegen - geht die Sprechapraxie häufig mit einer Sprachstörung (Aphasie) einher. Ein Schlaganfall trifft seine Opfer meist aus heiterem Himmel. Das hat zur Folge, dass Hirnregionen nicht mehr versorgt werden und absterben.

Symptome der Sprechapraxie

Symptomatisch kommt es beim Sprechen zu vielen Lautentstellungen, artikulatorischen Suchbewegungen der Artikulationsorgane (Zunge, Lippen, Kiefer und sogar Kehlkopf), Lautersetzungen und zu Störungen im Sprechrhythmus, z.B. bei der Wortbetonung. Die Versuche, sich selbst zu korrigieren, misslingen häufig. Ein ebenfalls sehr auffälliges Symptom ist die für Sprechapraxie typische Sprechanstrengung. Diese erkennt man an mimischen Mitbewegungen oder einer Anspannung der Hals- und / oder Gesichtsmuskulatur.

Die prosodischen Symptome bei der Sprechapraxie äußern sich vor allem in Auffälligkeiten im Bereich des Redeflusses und der Akzentuierung. Sprechapraktische Personen sprechen meist deutlich verlangsamt und ihr Sprechen klingt „skandierend“. Zusätzlich kommt es bei sprechapraktischem Sprechen zu Veränderungen der Akzentuierung, dabei werden z.B.

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Sprechapraxien können in sehr leichter Ausprägung vorkommen, aber auch in sehr schwerer Form. Die schwerste Form wird apraktischer Mutismus genannt. Dabei gelingt es den Betroffenen nicht, willkürliche Sprachäußerungen zu produzieren. Ein apraktischer Mutismus tritt meistens direkt nach dem hirnschädigenden Ereignis auf.

Überlappung mit anderen Sprachstörungen: Manchmal wird eine Aphasie jedoch noch von einer Störung in der Planung der Sprechvorgänge überlagert und das wirkliche Ausmaß der Aphasie kommt erst dann zum Vorschein, nachdem die Sprechapraxie gemildert wurde.

Diagnose der Sprechapraxie

Um die richtige Therapie für den jeweiligen Patienten zu finden, ist es wichtig und notwendig, die genauen Merkmale und das Ausmaß der Sprachstörung festzustellen. Nur so kann die richtige Therapie gefunden werden. Die Therapieplanung erfolgt auf der Basis einer individuellen Diagnostik.

Therapie der Sprechapraxie

Bei der Therapie der Sprechapraxie setzt man je nach Schweregrad und Ausprägung auf der Laut-/Silbenebene oder auf Wortebene an. Da der Symptomkomplex von Patient zu Patient erheblich variieren kann, orientiert sich die Auswahl der geeigneten Therapieansätze an der individuellen Ausprägungsform. Ziel in der Therapie der Sprechapraxie ist die Verbesserung der sprechmotorischen Funktionen, sodass die Kommunikationsfähigkeit im Alltag verbessert bzw.

In der Therapie wird ein Ziel formuliert, welches darauf abzielt den PatientInnen die größtmögliche Teilhabe am Leben zu ermöglichen, indem ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert wird. Prinzipiell wird in der Therapie der Sprechapraxie von „einfach zu komplex“ vorgegangen (zum Beispiel mit artikulatorisch einfacheren Lauten begonnen). Verschiedene Ansätze können in der Therapie zum Einsatz kommen. Es gibt beispielsweise rhythmisch-melodische Ansätze wie die melodische Intonationstherapie (MIT) oder auch segmentbasierte Ansätze, wie die phonetische Ableitung oder das Acht-Schritte-Kontinuum. Unterstützung der Mundmotorik mittels taktil-kinästhetischer Reize. Rhythmisch-melodische Übungen. Einsatz von Unterstützter Kommunikation (UK).

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Logopädische Behandlung

Die Behandlung von Aphasien erfolgt durch Logopäden oder klinische Linguisten (klinische Sprechwissenschaftler). In vielen Krankenhäusern und in neurologischen Reha-Kliniken ist die Logopädie oder Sprachtherapie fester Bestandteil des Angebotes und die sprachtherapeutische Versorgung gewährleistet. Im häuslichen Bereich besteht die Möglichkeit der ambulanten Sprachtherapie, die auch wir von der Praxis LogErgo anbieten (Kontakt). Voraussetzung für die Sprachtherapie ist die sog.

Die Sprachtherapie beginnt in der Regel direkt in der Akut-Klinik und wird je nach Bedarf in der Rehabilitation und ambulanten Therapie fortgeführt. Je nach Symptomen der Störung legt das therapeutische Fachpersonal gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten (und Angehörigen) die Ziele der Therapie fest.

Wesentliche Ziele der Aphasie-Therapie sind die Reorganisation und Kompensation der Hirnareale - bei der Reorganisation erlernen die früheren Nervenzellen ihre alten Aufgaben wieder. Bei der Kompensation lernen andere Nerven die Aufgaben zu übernehmen. Außerdem sollen Betroffene ihre Fähigkeiten aufbauen und zum Sprechen und sozialem Kontakt animiert werden. Die Therapie einer Aphasie ist Aufgabe von Sprachtrainern, sogenannten Logopäden oder Patholinguisten. Noch in der Stroke-Unit (Spezialstation für Schlaganfall-Betroffene) beginnen sie mit dem Training - je nach Schaden durch den Schlaganfall kann dabei auch zuerst einmal ein Schlucktraining im Vordergrund stehen. In schweren Fällen von Aphasie (Globale Aphasie) kann auch das Erlernen einer Zeichensprache notwendig sein, damit sich Betroffene überhaupt verständigen können.

Therapiephasen

Während des Aufenthaltes auf der Wachstation im Krankenhaus sollte der Betroffene unterstützt, motiviert und sprachlich gefordert werden. In dieser sogenannten Aktivierungsphase sollte der Patient so stimuliert werden, dass das Sprachverständnis für alltägliche Situationen verbessert wird und bereits jetzt zu sprachlichen Äußerungen angeregt wird. Diese Übungsphase geht in die sich anschließende Konsolidierungsphase über. Hier gilt es, die erarbeiteten Therapieinhalte zu festigen und in den Alltag zu integrieren. Dies geschieht oft durch häusliche Übungen oder auch Kommunikationsgruppen. In diesen Gruppen werden z. B.

Technische Hilfsmittel

Technische Entwicklungen erleichtern Therapeuten die Behandlung und Betroffenen ihren Alltag. Dazu gehören beispielsweise Sprachapps wie Neolexon, Constant Therapy, Tactus oder Lingraphica und spezielle Computerprogramme wie EvoCare, aphasiaware und Lingware. Studien wie die Big-CACTUS-Studie von 2019 zeigen, dass Patienten mit Sprachapps und Sprachsoftware zur Aphasie-Behandlung größere Fortschritte erzielen als ohne die Übungen.

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Bedeutung der Angehörigen

Die Angehörigen nehmen in der Sprachtherapie eine sehr wichtige Rolle ein. Denn einerseits bieten sie oft die Voraussetzung dafür, dass die Patienten überhaupt in die ambulante Therapie kommen können. Andererseits sind die Angehörigen auch wichtige für die Zusammenarbeit mit den Therapeuten. Ferner sind Angaben der Angehörigen über die Kommunikation des Patienten im Alltag für uns Therapeuten sehr wichtig.

Für die Angehörigen folgt nun eine schwere Zeit. Oft wissen sie nicht, wie sie mit dem Patienten umgehen sollen. Ihm Kinderbücher zu bringen oder ihn wie einen geistig Behinderten zu behandeln, ist sicher keine gute Lösung und ist in der Regel auch ein Missverständnis, denn die kognitive Leistungsfähigkeit ist oft nicht beeinträchtigt.

Tipps für Angehörige im Umgang mit Betroffenen

  • Behandeln Sie den oder die Aphasiker*in als Gesprächspartner auf Augenhöhe.
  • Nehmen Sie der aphasischen Person „nicht das Wort aus dem Mund“.
  • Sprechen Sie nicht über sieihn, sondern mit ihrihm.
  • Sprechen Sie in normaler Sprache und in einfachen Sätzen.
  • Sprechen Sie langsam, klar und deutlich.
  • Insbesondere bei den ausgeprägten Formen einer Aphasie versuchen Sie Fragen vorzugsweise so zu formulieren, dass sie mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können.
  • Korrigieren Sie nicht.
  • Halten Sie Blickkontakt.
  • Setzen Sie alle Mittel der Kommunikation ein: Gesten und Mimik, zeichnen oder schreiben Sie, wenn nötig, zeigen auf Gegenstände oder Abbildungen und motivieren gegebenenfalls auch dendie Betroffenen ebenfalls dazu.
  • Warten Sie geduldig auf eine Antwort.
  • Sorgen Sie im Gespräch für eine ruhige Umgebung und schalten Sie störende Geräuschquellen wie Radio oder TV möglichst aus.
  • Wenn der*die Betroffene in einem Satz nicht weiterkommt, drängen Sie nicht. Gegebenenfalls ist es auch hilfreich, zunächst das Thema zu wechseln. Ein erneuter späterer Versuch ist oft erfolgreich.
  • Manche Betroffene sind leichter gereizt oder haben Gefühlsschwankungen. Hierbei handelt es sich um häufige Begleitsymptome der Grunderkrankung. Versuchen Sie dennoch verständnisvoll und geduldig zu sein.

Aphasie: Eine Begleitende Sprachstörung

Eine Aphasie beeinträchtigt das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Häufigste Ursache ist ein Schlaganfall oder eine andere Schädigung des Gehirns. Helfen können spezialisierte Aphasie-Therapien, der Austausch mit anderen Betroffenen sowie ein verständnisvolles Umfeld.

Der Begriff Aphasie bedeutet wörtlich übersetzt „Sprachverlust“. Medizinisch versteht man darunter eine durch Krankheit erworbene Sprachstörung. Ursache einer Aphasie ist immer eine Erkrankung des Gehirns. Eine Aphasie wird meist durch einen Schlaganfall verursacht, der häufig ohne Ankündigung und sehr plötzlich auftritt. In Deutschland betrifft dieser pro Jahr ca. 270.000 Menschen, 80 Prozent davon sind älter als 60 Jahre. In den ersten Tagen nach einem Schlaganfall sind ca. 40 Prozent aller Patientinnen aphasisch. Mehr als die Hälfte der Betroffenen hat eine schwere Aphasie. Bei etwa einem Drittel der Patientinnen mit initialer Aphasie normalisieren sich die Sprachfunktionen in den ersten vier Wochen weitgehend, danach flacht die Kurve der Spontanrückbildung zunehmend ab. In Deutschland erkranken jährlich über 25.000 Menschen neu an einer Aphasie. Die Prävalenz (Gesamtzahl zu jedem Zeitpunkt) zerebrovaskulär bedingter Aphasien in Deutschland wird abhängig von der Ursache auf ca. 85.000 bis100.000 geschätzt.

Ursachen für eine Aphasie

Eine Aphasie tritt nach Schädigungen oder Erkrankungen des Gehirns auf wie z.B.:

  • Schlaganfall (verursacht 80 Prozent der Aphasien)
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Tumoren
  • Hirnblutungen
  • Entzündungen
  • weiteren Erkrankungen des zentralen Nervensystems

Eine Aphasie tritt meist sehr plötzlich ein mit der Folge, dass derdie Betroffene sich nicht mehr in gewohnter Weise mit seinerihrer Umgebung austauschen kann. Aphasikerinnen fehlt krankheitsbedingt der Zugriff auf die sprachgebundenen Fertigkeiten. Damit fällt es schwer, mit der eigenen Sprache umzugehen. Aphasikerinnen haben Schwierigkeiten mit dem Sprechen, Verstehen, Lesen Schreiben. Aphasien sind Störungen des gesamten Sprachsystems. D.h. dass alle Facetten der Sprache - Gehörtes verstehen, Gelesenes verstehen, Gedanken aussprechen und Gedanken aufschreiben - in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein können. Bei einer Aphasie ist die Kommunikationsfähigkeit in unterschiedlicher Ausprägung gestört. Sonstige geistige Fähigkeiten, insbesondere die Intelligenz, sind in der Regel nicht beeinträchtigt. In manchen Fällen kommt es neben einer Aphasie auch zu einer Störung der Gedächtnis-, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistungen. Daher umfasst die spezielle Sprachtherapie der Aphasie immer auch eine neuropsychologische Betreuung. Hauptziel der Sprachtherapie ist, dem*der von einer Aphasie Betroffenen wieder eine Kommunikationsbasis zu geben, die trotz Aphasie ein Leben in der Gemeinschaft ermöglicht, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder beruflichen Umfeld. Dabei werden in der intensiven Sprachtherapie zunächst Verbesserungen im Sprechen, Verstehen, Lesen oder Schreiben angestrebt. Für den Erfolg wichtig ist dabei nicht nur eine Zusammenarbeit von Betroffenen und Sprachtherapeuten sondern häufig auch die Einbeziehung der Angehörigen.

Wie äußert sich eine Aphasie?

Je nach Art und Läsionsort der Schädigung unterscheidet sich eine Aphasie in ihren spezifischen Merkmalen (Symptomen) und in ihrem Schweregrad. Eine Aphasie ist in der Regel eine multimodale sprachliche Störung, d. h. Patientinnen mit Aphasie weisen zumindest in der akuten Phase der Erkrankung nicht nur Defizite beim Sprechen sondern häufig auch beim Lesen, Schreiben und Sprachverständnis auf. In seltenen Fällen kann es auch zu Monophasien kommen. Patientinnen zeigen dann isolierte Störungen in nur einer sprachlichen Modalität. Die jeweils gestörten Modalitäten der Sprache können sich bei einer Aphasie sehr unterschiedlich äußern. Typisch sind Schwierigkeiten des Sprachverständnis der Wortfindung der grammatikalischen Verarbeitung der lautlichen Verarbeitung des Lese-Sinn-Verständnis des Schreiben Betroffene suchen oft beim Sprechen nach den passenden Begriffen. Der Redefluss wirkt dadurch häufig stockend. Begriffe werden fehlerhaft verwendet, wodurch das Gesprochene für andere unverständlich werden kann. Die häufigste Ursache einer Aphasie ist ein Schlaganfall. Entsprechend treten Aphasien meist nicht isoliert sondern zusammen mit anderen neurologischen Störungen auf. Dazu gehören:

  • Sprechapraxie (Störung der sprechmotorischen Programms)
  • Dysarthrie (Artikulationsstörung)
  • Dysphagie (Schluckstörungen)
  • Apraxie (Störungen von Bewegungsabfolgen)
  • Akalkulie (Einschränkungen bei der Verarbeitung von Zahlen)
  • Hemianopsie (teilweise Einschränkungen des Gesichtsfelds/“Halbseitenblindheit“)
  • halbseitige Lähmung
  • Sensibilitätsstörungen
  • Krampfanfälle (epileptische Anfälle)
  • Gedächtnisstörungen
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Orientierungsstörungen
  • Gefühlsschwankungen mit depressiver Verstimmung, Reizbarkeit oder auch Ängsten

Formen der Aphasie

Um bei einer Aphasie die Vielzahl möglicher sprachlicher Symptome im klinischen Alltag besser einordnen und behandeln zu können, werden bestimmte sprachliche Symptome zu Bündeln (Syndromen) zusammengefasst. Am häufigsten finden sich die folgenden vier Standardsyndrome der Aphasie:

  • Globale Aphasie: Die Globale Aphasie ist die schwerste Form einer Aphasie. Die Betroffenen können kaum oder gar nicht sprechen. Die Störung beeinträchtigt ebenso das Sprachverständnis und in der Regel auch die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben. Menschen mit einer globalen Aphasie haben große Schwierigkeiten sowohl beim Sprechen als auch beim Verstehen von Sprache. Auch Lesen und Schreiben ist für die Betroffenen oft nicht möglich. Häufig können die Betroffenen nicht mehr als einzelne Wörter sprechen. Das Sprachverständnis ist stark eingeschränkt, sodass oft nur einzelne Wörter verstanden werden können oder diese aus der jeweiligen Situation erschlossen werden.
  • Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Bei der Broca-Aphasie können die Betroffenen nicht flüssig sprechen und keine kompletten Sätze bilden. Typisch ist ein sogenannter „Telegrammstil“ der Sprache. Das Sprachverständnis ist dagegen in der Regel weitgehend ungestört. Menschen mit einer Broca-Aphasie können nur in kurzen, einfachen Sätzen sprechen oder reihen einzelne, inhaltstragende Wörter aneinander. Das Sprechen ähnelt einem „Telegrammstil“. Betroffene haben Mühe, die passenden Wörter zu finden und sprechen mit großer Anstrengung. Das Verstehen von Sprache ist aber relativ gut erhalten.
  • Wernicke-Aphasie: Bei der Wernicke-Aphasie ist der Redefluss gut erhalten, manchmal sogar gesteigert. Dagegen ist das Sprachverständnis und häufig auch das Störungsbewusstsein für die Sprachstörung stärker beeinträchtigt. Die Betroffenen verstehen häufig auch einfache Wörter nicht. Das bedeutet, sie können zwar flüssig sprechen, das Gesprochene aber nicht mit Inhalt füllen. Menschen mit einer Wernicke-Aphasie sprechen flüssig, produzieren häufig lange, verschachtelte Sätze, in denen sich Satzteile oder ganze Sätze wiederholen. Die Betroffenen haben keine Sprachkontroller. In schweren Fällen kommt es zu einer scheinbar flüssigen Produktion von Sprache, deren Inhalt jedoch wenig oder keinen Sinn ergibt. Die Wahl von passenden Wörtern oder Lauten fällt Menschen mit Wernicke-Aphasie häufig schwer. Ihr Sprachverständnis ist sehr eingeschränkt.
  • Amnestische Aphasie: Patient*innen mit Amnestischer Aphasie zeigen oft nur leichte Defizite. Hauptsymptom sind Wortfindungsstörungen. Die Betroffenen zeigen ein gutes Störungsbewusstsein und versuchen Fehler zu korrigieren. Häufig werden Statthalterwörter wie „Ding“, „das da“ oder „es“ verwendet. Menschen mit einer amnestischen Aphasie finden nur schwer die richtigen Wörter. Deshalb verwenden sie oft Umschreibungen, Floskeln oder Ersatzwörter wie zum Beispiel „Dingsda“. Gelegentlich benutzen sie Wörter, die nicht genau passen, aber eine ähnliche Bedeutung wie das gesuchte Wort haben (z.B. Blume statt Baum). Manchmal kommt es auch zu Satzabbrüchen. Diese leichteste Aphasieform fällt oft erst spät auf. Betroffene zeigen Wortfindungsstörungen in der Spontansprache und beispielsweise beim direkten Benennen von Gegenständen. Amnestische Aphasiker können das in der Regel durch Redefloskeln oder Umschreibungen kaschieren.

Diagnose einer Aphasie

Im Rahmen der neurolinguistischen/logopädischen und neuropsychologischen Diagnostik werden die folgenden Bereiche der Sprachfunktion untersucht:

  • Lautstruktur (Phonologie)
  • Wortgestalt (Morphologie)
  • Satzbau (Syntax)
  • Wort- und Satzbedeutung (Semantik)
  • Sprachverständnis
  • Störungen des Lesens (Dyslexie)
  • Störungen des Schreibens (Dysgraphie)
  • Störungen von Sprechbewegungen (Sprechapraxien)
  • Störungen der Artikulation, der Stimmgebung und der Sprechatmung (Dysarthrophonie)

Zudem werden mögliche zusätzliche Einschränkungen folgender Bereiche erfasst:

  • Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Orientierung
  • Gedächtnis
  • Auditive und visuelle Wahrnehmung
  • Räumlich-konstruktive Störungen
  • Handlungsplanung
  • Rechenfähigkeit
  • Antrieb und psychomotorisches Tempo
  • Stimmung und Affektivität

Therapie: So wird eine Aphasie behandelt

Ziel der Aphasietherapie ist es, die Kommunikationsfähigkeit so gut es geht zu verbessern und vorhandene Fähigkeiten zu fördern. Nach wissenschaftlichen Studien gilt auch für die Aphasietherapie: Je intensiver die Behandlung, desto effektiver ist das Ergebnis. Gerade in der akuten und subakuten Phase einer Aphasie hat sich gezeigt, dass vor allem eine intensive Sprachtherapie (IST) die Kommunikationsfähigkeit verbessern kann. Aber auch im Krankheitsverlauf, d.h. zu einem späteren Zeitpunkt, sind durch ein ausreichend intensives Training Besserungen der Symptome einer Aphasie möglich. Sprach- und Sprechtherapie sind jedoch nur dann wirksam, wenn wesentliche Faktoren der Wirksamkeit in einem mehrdimensionalen Behandlungskonzept zusammenfließen. Eine intensive Sprachtherapie (IST) erfolgt daher vorzugsweise im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme - in einer neurologischen Fachklinik (stationär oder teilstationär). Vorteil dabei ist, dass neben der intensiven Sprachtherapie die häufig vorhandenen neurologischen Begleitsymptome mitbehandelt werden können. Die Rehabilitationsbehandlung der Aphasien kann folgende Therapiemodule umfassen:

  • Sprachtherapie (Logopädie und/oder Linguistik) inkl. computerunterstützte Sprachtherapie
  • Neuropsychologische Therapie (zur Verbesserung u. a. von Aufmerksamkeit und Gedächtnis)
  • Physiotherapie (bei Lähmungen und Bewegungseinschränkungen)
  • Ergotherapie (Übungen zum Wiedererlernen von Alltagsfähigkeiten)
  • Physikalische Therapien (Elektrotherapie, Massage, Bäder)

Die Aphasie-Therapien finden in der Regel in Einzel- und Gruppentherapien statt. Ein wesentliches Ziel ist dabei, Aphasiker*innen wieder in die Lage zu versetzen, trotz eventueller Einschränkungen wieder möglichst selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Im hierzu beispielsweise durchgeführten Real Life-Training können die Betroffenen lernen, während der Behandlung eingeübte Kommunikationsmuster in einer realen Alltagssituation anzuwenden (z.B. beim Einkaufen). Wichtig ist immer, ein verständnisvolles Umfeld der Betroffenen zu fördern, um die ansonsten wirksamen natürlichen Sprach- und Sprechängste abbauen zu können. Dabei ist es hilfreich, wenn auch die Angehörigen frühzeitig in die Therapien eingebunden werden und durch Beratungen und Seminare das Verständnis für die Störung gefördert wird.

Was ist besonders belastend für die Betroffenen?

Die Gedanken im Kopf zu haben und obwohl alle geistigen Fähigkeiten und das Wissen vorhanden sind, sie nicht in Sprache ausdrücken zu können, ist für die Betroffenen meist besonders belastend. Auch deshalb, weil es nicht selten als Folge hat, dass Aphasiker*innen von ihrer Umwelt gemieden werden und vereinsamen.

Was kann Patient*innen helfen?

Neben den spezifischen Therapien sollte man immer versuchen, im Gespräch in kurzen und einfachen Sätzen zu sprechen und schwierige Wörter (z.B. Fremdwörter) zu vermeiden. Hilfreich ist zudem, im Gespräch ausreichend langsam zu sprechen und geduldig zu sein, auch wenn der Redefluss desder Aphasikerin ins Stocken geraten ist. Menschen mit einer Aphasie brauchen häufig mehr Zeit um Gesprächsinhalte zu erfassen.

Was kann man als Aphasiker*in selbst tun, um besser mit der Situation zurechtzukommen?

Auch wenn die Worte nicht so zur Verfügung stehen wie gewohnt, sollte man als Aphasiker*in sich nicht vor Kontakten mit anderen Menschen scheuen. Eine Besserung der Kommunikationsfähigkeit erfolgt - ebenso wie bei sonstigen neurologischen Störungen auch - durch Mechanismen, die man unter dem Begriff Neuroplastizität zusammenfasst. Darunter versteht man die „Um- bzw. Neuprogrammierung“ geschädigter Hirnareale. Voraussetzung dafür ist eine adäquate Anforderung an das Gehirn. Im Falle einer Aphasie ist dies die Kommunikation. Bedeutet für den Alltag, sich nicht zurückziehen und nicht entmutigen lassen, sondern trotz Aphasie den Kontakt und die Nähe zu anderen halten und Kommunikation immer wieder aufs Neue versuchen.

Dysarthrie/Dysarthrophonie

Dysarthrophonie ist eine Sprechstörung, die durch eine Hirnverletzung oder -erkrankung verursacht wird. Man findet häufig auch den Begriff „Dysarthrie“; dies ist eine ältere Fachbezeichnung und meint dasselbe Störungsbild. Bei einer Dysarthrophonie kommt es zu mehr oder weniger ausgeprägten Beeinträchtigungen der Lautbildung (Artikulation), der Stimmgebung und der Sprechatmung. Die Betroffenen sprechen beispielsweise verwaschen und undeutlich, mit heiserer oder leiser Stimme, und müssen beim Sprechen häufiger Luft holen als vor der Erkrankung.

Dysphagie

Schluckstörungen sind neben Sprachstörungen häufige Folgen eines Schlaganfalls und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Dysphagie ist eine erworbene Schluckstörung, die durch Hirnverletzung oder -erkrankung sowie durch Muskelerkrankungen zustande kommt. Sogar das Schlucken des eigenen Speichels kann schwierig sein. Aufgrund von Sensibilitätsstörungen im Mund- und Rachenraum bis hin zum Kehlkopf oder zur Speiseröhre werden Berührungsreize nicht gespürt, sodass wichtige Reflexe (Schluckreflex, Würgreflex) ausfallen oder Schutzfunktionen wie Räuspern und Husten fehlen. Dadurch gelangen feste oder flüssige Speisen in die Luftröhre bzw. in die Atemwege.

Abgrenzung der Begriffe

Weil Störungen der Sprache für Laien oft schwer zu unterscheiden sind, werden die zugrunde liegenden Ursachen leicht verwechselt, wenn man Menschen mit beispielsweise langsamer, phonetisch unsauberer oder verwaschener Sprache begegnet. Bei der Aphasie sind die zugrunde liegenden Ursachen immer im Gehirn verortet (Schädigung bestimmter Hirnareale), also neurologisch. Die Dysarthrie ist im Unterschied zur Aphasie eine motorische Sprachstörung. Die Sprechapraxie hat weder mit einer Störung der Motorik beim Sprechen zu tun, noch ist sie eine systematische Sprachstörung. Bei der Sprechapraxie ist konkret die (neurologische) Planung von Sprechbewegungen gestört - nicht die neurologischen Prozesse, die zum Entstehen der Sprache (zum Beispiel Wortfindung, Sprachverständnis) führen.

Selbsthilfe

Vielen Aphasiker*innen und ihren Angehörigen hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, wir er beispielsweise in Selbsthilfegruppen möglich ist.

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