Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die viele Menschen betrifft. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte der Epilepsie, von persönlichen Erfahrungen bis hin zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und modernen Behandlungsmethoden. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Erkrankung zu vermitteln, Vorurteile abzubauen und Betroffenen Mut zu machen.
Persönliche Erfahrungen und Zitate
Viele Menschen, die mit Epilepsie leben, haben wertvolle Einsichten und Erfahrungen gesammelt. Diese persönlichen Perspektiven können anderen Betroffenen helfen, sich verstanden zu fühlen und neue Kraft zu schöpfen.
Rita Süssmuth, Schirmherrin des Epilepsietages, betont: "Man muss einmal mehr aufstehen als hinfallen." Dieser Satz ermutigt dazu, trotz der Herausforderungen, die Epilepsie mit sich bringt, nicht aufzugeben.
Elke Ruth Neuland von einer Selbsthilfegruppe beschreibt ihre Erfahrung so: "Mit der Epilepsie fiel eine Tür ins Schloss. Keinem Besucher gewährte ich Einlass in meine verwundete Seele. Lediglich Selbstbetroffene haben eine winzige Öffnung entdeckt, durch die sie wie Sonnenstrahlen meine tiefe Verzweiflung verdrängten. Nun hatte ich das Gefühl auch in Phasen der Anormalität normal zu leben." Dieses Zitat verdeutlicht die Bedeutung von Selbsthilfegruppen und dem Austausch mit anderen Betroffenen.
Historische Perspektiven und Vorurteile
Die Geschichte der Epilepsie ist von Vorurteilen und Stigmatisierung geprägt. In der Vergangenheit wurde die Erkrankung oft als "heilige Krankheit" missverstanden und Betroffene wurden ausgegrenzt.
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Ein Zitat aus einer hippokratischen Schrift (Anfang 4. Jh. v. Chr.) verdeutlicht diese historische Sichtweise: „Mit der sogenannten heiligen Krankheit verhält es sich folgendermaßen: sie ist nach meiner Ansicht keineswegs göttlicher oder heiliger als die anderen, sondern wie die anderen Krankheiten so hat auch sie eine natürliche Ursache, aus der sie entsteht […]. Ich meine nun: diejenigen, die zuerst die Krankheit für heilig erklärt haben, waren Menschen, wie sie auch jetzt noch als Zauberer, Entsühner, Bettelpriester und Schwindler herumlaufen und beanspruchen, äußerst gottesfürchtig zu sein und mehr als andere zu wissen. Diese Menschen nahmen die göttliche Macht als Deckmantel ihrer Ratlosigkeit, weil sie nicht wußten, wie sie den Kranken helfen sollten; und damit ihre Unwissenheit nicht offenbar würde, brachten sie auf, daß diese Krankheit heilig sei […].Schuld an diesem Leiden ist das Gehirn, wie auch an den wichtigsten Krankheiten sonst […].“
Prof. Dr. Bettina Schmitz, Chefärztin der Klinik für Neurologie, Stroke Unit und Berliner Epilepsiezentrum am Reinickendorfer Humboldt-Klinikum, betont, dass Epileptiker in der deutschen Geschichte von Euthanasie und Zwangsterilisation bedroht waren. Sie berichtet auch von Menschen, die von ihren Familien versteckt wurden. Diese Ängste und Vorurteile wirken bis heute nach.
Moderne Behandlung und Lebensqualität
DankFortschritte in der medizinischen Forschung und Behandlung können viele Menschen mit Epilepsie heute ein normales Leben führen. Eine frühzeitige Diagnose und eine optimale Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Prof. Dr. Schmitz erklärt: „Heutzutage ist Epilepsie zum Glück so gut therapierbar, dass viele gut mit der Erkrankung leben können. Oft ohne größere Einschränkungen, wenn sie ihre Medikamente regelmäßig nehmen. Erfreulicherweise können Menschen mit Epilepsie heute Beamte werden, vor ein paar Jahrzehnten nicht. Auch Priester konnten Betroffene nicht werden. Und vom Kinderkriegen wurde Epileptiker*innen auch abgeraten.“
Eine optimale Behandlung zielt darauf ab, Anfallsfreiheit zu erreichen und gleichzeitig die Nebenwirkungen der Medikamente zu minimieren. Prof. Dr. Schmitz betont, dass eine Anfallskontrolle mit gut verträglicher Behandlung individualisiert sein sollte.
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Symptome und Diagnose
Die Symptome einer Epilepsie können vielfältig sein. Ein epileptischer Anfall kann sich als großer Anfall mit Zuckungen äußern, aber auch als kleine Zuckungen, Sinnesstörungen oder Deja-Vus.
Prof. Dr. Schmitz erklärt: „Bei einem großen Anfall („grand Mal“) kann ein Mensch hinfallen und unkontrolliert zucken. Aber das kommt selten vor, häufig sind Anfälle viel milder, etwa kleine Zuckungen morgens nach dem Aufwachen. Es kann auch eine Sehstörung oder ein Deja-Vu sein, ein komischer Geruch oder Geschmack, ein Kribbeln oder ein Versteifen. Manche bekommen auch im Schlaf Anfälle.“
Die Diagnose einer Epilepsie kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig sind und auch andere Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. Eine sorgfältige Anamnese und Beobachtung sind daher wichtig.
Auslöser und Prävention
Es gibt verschiedene Faktoren, die epileptische Anfälle auslösen können. Zu den häufigsten Auslösern gehören unregelmäßiger Schlaf und Schlafmangel, Alkohol, Hormonschwankungen und Stress. In seltenen Fällen können auch Reflexmechanismen, wie Flackerlicht, Anfälle auslösen.
Prof. Dr. Schmitz rät, diese Auslöser, wenn möglich, zu vermeiden.
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Neue Therapieansätze und Innovationen
Die Behandlung der Epilepsie hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Neben Medikamenten gibt es auch invasive Behandlungen, wie die Stimulation direkt im Gehirn.
Prof. Dr. Schmitz erklärt: „Relativ neu ist ein Stimulationsverfahren mit Silikonplättchen und Elektroden, die operativ dort eingesetzt werden, wo die Epilepsie im Gehirn stattfindet. Dann wird dort diese Stelle stimuliert.“
Auch bei den Medikamenten gibt es Innovationen. Prof. Dr. Schmitz berichtet von einem neuen Medikament, das von vielen als Gamechanger bezeichnet wird und das viele Menschen anfallsfrei gemacht hat und darüber hinaus gut verträglich ist.
Epilepsie bei Kindern
Epilepsie kann auch Kinder betreffen. Das Bilderbuch „Kopf-Gewitter - Ein Abenteuer für Helden mit und ohne Epilepsie“ erzählt die Geschichte von Emil und Lutz, die im Wald spazieren gehen, als Emil plötzlich komisch wird und er umfällt. Das Buch erklärt kindgerecht die Ursachen und Behandlung der Epilepsie.