Muskelkrämpfe in Händen und Füßen sind ein weit verbreitetes und oft sehr unangenehmes Phänomen. Sie können plötzlich auftreten, alltägliche Aktivitäten erheblich beeinträchtigen und zu Schmerzen und Frustration führen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Ursachen, denen man auf den Grund gehen kann, und Maßnahmen, die helfen können, Krämpfen vorzubeugen oder sie im Akutfall zu lindern.
Was ist ein Muskelkrampf?
Ein Muskelkrampf ist eine plötzlich einsetzende, schmerzhafte und unkontrollierbare Zusammenziehung eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Krämpfe und Verspannungen können in verschiedenen Körperbereichen auftreten, einschließlich Schulter, Nacken, Rücken, Armen, Händen, Fingern, Beinen, Füßen und sogar im Gesäß.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Die genauen Ursachen für Muskelkrämpfe sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die als mögliche Auslöser in Frage kommen:
Überlastung der Muskulatur: Eine zu intensive oder einseitige Belastung der Muskeln, beispielsweise beim Sport oder bei dauerhaften, sich wiederholenden Bewegungen, kann zu Verkrampfungen führen. Viele Tätigkeiten erfordern gleichförmige, sich wiederholende oder eingeschränkte Bewegungen, die zur Überanstrengung bestimmter Muskeln bzw. Muskelgruppen führen können.
Falsche Körperhaltung: Ungünstige und einseitige Körperhaltungen im Alltag können die Ursache für verspannte und schmerzende Muskeln sein. Dies betrifft viele Menschen, unabhängig davon, ob sie im Sitzen oder Stehen, im Büro, im Operationssaal, im Friseursalon, an der Supermarktkasse, beim Lkw-Fahren, bei Fließbandtätigkeiten oder beim Sport arbeiten.
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Stress: Stress kann zu Muskelverspannungen und damit zu Krämpfen führen.
Verletzungen: Verletzungen können Muskelkrämpfe auslösen.
Vorerkrankungen der Gefäße: Thrombosen der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen oder Krampfadern können Muskelkrämpfe begünstigen. Wenn die Schuhe auf die Gefäße drücken oder die Strümpfe die Beine einschnüren, wird die Durchblutung gestört, was nachts zu Krämpfen führen kann.
Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Skeletts: Erkrankungen wie Fußfehlstellungen (Senk- oder Spreizfuß) können das Risiko für Muskelkrämpfe erhöhen, da sie die Gefäße und die Durchblutung beeinträchtigen. Falsches Schuhwerk kann oft zu Fehlbelastungen und somit zu Krämpfen führen.
Bewegungsmangel: Ein Mangel an Bewegung kann die Muskulatur schwächen und anfälliger für Krämpfe machen.
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Unausgewogene Ernährung: Eine unzureichende Zufuhr von Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Kalium kann Muskelkrämpfe begünstigen.
Ungleichgewicht der Elektrolyte: Ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt, insbesondere ein Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium, kann zu Muskelkrämpfen führen.
Nebenwirkungen von Medikamenten: Bestimmte Medikamente, wie Cholesterinsenker, hormonelle Verhütungsmittel, Blutdrucksenker, bronchienerweiternde Arzneimittel oder Chemotherapeutika, können als Nebenwirkung Muskelkrämpfe verursachen.
Erkrankungen: Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) können Muskelkrämpfe auslösen.
Schwangerschaft und Stillzeit: Während der Schwangerschaft und Stillzeit können vermehrt Muskelkrämpfe auftreten.
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Alkohol- und Tabakkonsum: Der Konsum von Alkohol und Tabak kann Muskelkrämpfe begünstigen.
Dehydratation: Ein Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) kann die Durchblutung der Muskeln verschlechtern und zu Muskelkrämpfen führen.
Hormonelle Erkrankungen: Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse kann ein Calciummangel entstehen, der Muskelkrämpfe verursachen kann. Auch während einer Schwangerschaft können vermehrt Muskelkrämpfe auftreten.
Neurologische Erkrankungen: Fehlfunktionen im Nervensystem können eine Muskelschwäche verursachen, die auch zu Muskelkrämpfen führen kann, z. B. bei einer Polyneuropathie. Auslöser dieser Krankheit sind z. B. Diabetes, Alkoholmissbrauch sowie Autoimmun-, Infektions- und Krebserkrankungen.
Entzündliche Muskelerkrankungen: Mögliche Auslöser für entzündliche Muskelerkrankungen können Viren (Grippe), Bakterien (Tetanus), Parasiten und auch Autoimmunerkrankungen (wie Myasthenia gravis) sein. Für nichtentzündliche Muskelerkrankungen, die zu Muskelschmerzen führen können, sind u. a. Muskeldystrophien (Erbkrankheit, bei der sich das Muskelgewebe abbaut), Stoffwechselstörungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) oder Erkrankungen des Nervensystems (wie Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS) oder Polio) verantwortlich.
Muskelkrämpfe in Armen, Händen und Fingern
Krämpfe in der Muskulatur können vielschichtige Ursachen haben. Oftmals ist eine Überbelastung des betroffenen Muskels der Auslöser. Aber auch Hormone, bestimmte Erkrankungen oder ein Ungleichgewicht des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts können mögliche Ursachen sein.
Aufbau der Muskulatur in Armen und Händen
Der Aufbau der Muskulatur in Armen, Händen und Fingern spielt eine wichtige Rolle in unseren alltäglichen Bewegungen. Hier sind einige der Hauptmuskeln:
- Arme:
- Bizeps: Der Bizeps, an der Vorderseite des Oberarms, ist für das Beugen des Ellenbogens verantwortlich und spielt eine Schlüsselrolle bei Aktivitäten wie dem Heben von Gegenständen.
- Brachialis: Dieser Muskel liegt tiefer im Oberarm und ist zusammen mit dem Bizeps für die Beugung des Unterarms verantwortlich.
- Trizeps: Der Trizeps, auf der Rückseite des Oberarms, streckt den Ellenbogen. Er ist wichtig für Bewegungen wie das Strecken des Arms nach hinten.
- Hände und Finger:
- Unterarmflexoren und -extensoren: Diese Muskeln ermöglichen die Bewegungen von Handgelenk und Fingern. Die Flexoren beugen die Finger, während die Extensoren sie strecken.
- Thenarmuskeln: Diese befinden sich in der Handfläche und steuern die Bewegungen des Daumens.
Wie äußern sich Krämpfe in den Händen und Fingern?
Krämpfe in den Händen sind eine ungewollte, zumeist schmerzhafte Anspannung einer bestimmten Muskelregion. Die Muskeln in der Hand verhärten sich und die Finger beginnen zu kribbeln und schmerzen. Hierbei unterscheidet man zwischen kurzen und dauerhaften Krämpfen sowie kleinen Zuckungen, sogenannten Faszikulationen.
Was tun bei Krämpfen in den Händen und Fingern?
- Hilfe bei akuten Krämpfen:
- Der betroffene verkrampfte Muskel kann z. B. durch leichtes Schütteln der Hand oder des Unterarms gelockert werden.
- Regelmäßige Bewegungen und Dehnen können helfen, Krämpfen vorzubeugen oder diese im akuten Fall zu lindern.
- Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder einer Wärmflasche, kann helfen, die Muskeln zu entspannen.
- Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine gesunde, mineralstoffreiche Ernährung sind wichtig.
- Magnesium (beispielweise enthalten in Bananen oder Nüssen) und zusätzliche Präparate gegen Vitamin-D-Mangel können helfen.
- Was tun, wenn Krämpfe in den Händen lange andauern?
- Bei einem Krampf im Unterarm oder in der Hand sollte zuerst die Muskulatur entlastet werden. Machen Sie eine kurze Pause und geben Sie der Muskulatur die Möglichkeit, zu entspannen und die Durchblutung zu verbessern.
- Dehnen Sie die betroffene Muskulatur vorsichtig. Wenn sich beispielsweise der Zeigefinger verkrampft und zur Handinnenfläche krümmt, dehnen Sie ihn leicht nach oben - also von der Handinnenfläche weg. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Schmerzgrenze nicht überschreiten.
- Wärme kann helfen, die Verkrampfung effektiv zu lockern. Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen können helfen. Schon eine warme Tasse Tee, die sie in den Händen halten, kann helfen, die Durchblutung der Hände zu steigern und diese zu entkrampfen.
- Auch leichte Massagen können helfen, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen.
Wie kann man Krämpfen in den Händen vorbeugen?
- Regelmäßige Pausen können genutzt werden, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern.
- Dehnübungen sind nützlich, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
- Eine ergonomische Arbeitsumgebung wie ein höhenverstellbarer Computertisch kann helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden.
- Hilfsmittel, wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen können die Belastung der Hände und Finger reduzieren.
- Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
Wer ist besonders häufig betroffen?
Die Unterarmmuskulatur ist im Alltag besonders stark gefordert. Vor allem bei einem Bildschirmarbeitsplatz kann eine Belastung durch die Arbeit mit der Computermaus und der Tastatur entstehen. Auch körperlich fordernde Berufe sind belastend, wie in der Pflege oder im Handwerk. Wenn eine einseitige Belastung über einen längeren Zeitraum besteht und keine Entspannungspausen möglich sind, können Krämpfe der Muskulatur entstehen.
Die Hand ist ebenfalls besonders dann betroffen, wenn ungewohnte Anstrengungen vorkommen, beispielsweise beim Schreiben, aber auch beim Stricken oder beim Spielen am Computer. So sind Krämpfe in den Händen meistens auf die Überbelastung des Handgelenks zurückzuführen. Diese Überbelastung kann zu einer Wucherung des Bindegewebes führen, die die Einengung von Nerven zur Folge hat und somit schmerzhafte Kämpfe verursachen kann.
Einseitige Belastungen, wie sie z. B. beim Schreiben vorkommen, können zu einem sogenannten „Schreibkrampf“ führen. Hierbei verkrampfen vor allem die beim Schreiben aktiv beteiligten Muskeln der Hand, insbesondere der Zeige-, Mittelfinger und Daumen.
Welche Rolle spielt die Durchblutung bei Muskelkrämpfen in Armen und Händen?
Eine Durchblutungsstörung des Arms besteht dann, wenn insgesamt weniger Blut und damit auch weniger Sauerstoff im Arm ankommt oder weniger Blut aus dem Arm abfließen kann als sonst. Dies kann z. B. dann der Fall sein, wenn die Arme während der Arbeit am Laptop oder am Computer lange angewinkelt sind. Auch beim Spielen mit Spielkonsolen, beim Handarbeiten oder Werken kann dies der Fall sein.
Mögliche Folgen können steife Glieder, kalte Hände oder auch Krämpfe sein. Meist hören diese Beschwerden durch Unterbrechung der einseitigen Tätigkeit und Lockerung bzw. vorsichtiges Dehnen der betroffenen Muskeln wieder auf.
Muskelkrämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß
In unseren Beinen, Füßen und auch im Gesäß befinden sich eine Vielzahl von Muskeln, bei denen es zu Muskelkrämpfen kommen kann.
Warum sind Krämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß besonders unangenehm?
Muskelkrämpfe können vereinzelt auftreten und sind meist zwar schmerzhaft, aber nur von kurzer Dauer, z. B. während des Sports oder danach. Häufen sich allerdings die Beschwerden, können diese zu einer Belastung und sogar zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen. Betroffene berichten über fast tägliche Muskelkrämpfe unterschiedlicher Intensität, Schmerzen, die teilweise erst nach Stunden vollständig abklingen, zunehmend gestörten Schlaf und Erschöpfung, die auch tagsüber anhält.
Was hilft gegen Krämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß?
- Regelmäßiges Dehnen der Muskeln: Schon einfache Dehnübungen können helfen, Krämpfen vorzubeugen.
- Ausreichende Bewegung: Empfohlen werden 150 Minuten pro Woche moderate/leicht anstrengende körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensiveres Training pro Woche.
- Massagen und Entspannungsübungen: Diese können zur Vorbeugung und Linderung beitragen.
- Wärme: Warme Bäder oder Umschläge können Schmerzen lindern und Wohlbefinden und Stressabbau fördern.
- Ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung:
- Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Vollkornbrot)
- Frisches Obst und Gemüse (z. B. Bananen enthalten viel Kalium und Vitamin C)
- Ungesättigte Fettsäuren (z. B. Olivenöl, Fisch, Nüsse)
- Ausgewogenes Elektrolytgleichgewicht: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium, Kalium und Calcium.
- Genug trinken: Trinken Sie mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
- Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum:
- Richtiges Schuhwerk und passende Strümpfe: Drücken tagsüber die Schuhe auf die Gefäße oder schnüren die Strümpfe die Beine ein, wird die Durchblutung gestört, sodass es nachts zu Krämpfen kommen kann. Auch kann falsches Schuhwerk oft zu Fehlbelastungen und somit zu Krämpfen führen. Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfuß erhöhen ebenfalls das Risiko für Muskelkrämpfe, da die Fehlstellung die Gefäße und die Durchblutung beeinträchtigt.
Was tun bei Dehydratation?
Bei einer Dehydratation (Dehydration, Dehydrierung) trocknet der Körper aus. Dies geschieht beispielsweise bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr oder einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust, z. B. durch starkes Schwitzen oder bei Durchfällen. Verliert der Körper Flüssigkeit, nimmt die Fließeigenschaft des Blutes ab. In der Folge verschlechtert sich die Durchblutung - auch der Muskeln - und damit die Versorgung mit Mineralstoffen, die für die Muskelfunktion essenziell sind. Außerdem verliert der Körper u. a. Kalium, Calcium und Magnesium, sodass ein Ungleichgewicht der Elektrolyte entsteht, was zu Muskelkrämpfen führen kann.
Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist also wichtig, um den Körper optimal zu versorgen. Ein erwachsener Mensch sollte mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag trinken; bei sportlicher Betätigung oder warmen Temperaturen etwas mehr. Erfahrungsgemäß neigen vor allem ältere Menschen dazu, weniger zu trinken - diese sollten daher dringend darauf achten, genug zu trinken!
Krämpfe in den Füßen und Zehen
Mitunter kann es passieren, dass sich der Fuß und die Zehen des betroffenen Beines nach unten krümmen. Diese Krämpfe lösen sich meist nach einiger Zeit. Hilfreich kann hier das Dehnen der Zehen oder eine leichte Massage der betroffenen Region sein.
Krämpfe in den Beinen und im Gesäß
Krämpfe in den Beinen, vor allem im Oberschenkel und im Gesäß, können zentriert an nur einer Stelle entstehen oder sogar bis in den Rücken ausstrahlen. In vielen Fällen liegen hierfür muskuläre Ursachen zugrunde. Eine mögliche Ursache kann ein ständiges Anspannen der Muskulatur sein, zu dem oft Sportlerinnen und Sportler neigen. Auch ständiges Sitzen und fehlende Bewegung können diese Anspannung zusätzlich fördern.
Was tun bei Krämpfen? Übersicht therapeutische Maßnahmen
Um einen akuten Krampf zu unterbrechen, hilft oft zunächst die Entlastung des betroffenen Fußes oder Beins. Bei einem akuten Krampf, etwa in der Wade oder im Oberschenkel, kann durch Dehnen des betroffenen Muskels oder durch aktives Anspannen des entgegengesetzten Muskels der Krampf unterbrochen werden.
Ursächlich für Krämpfe kann ein Ungleichgewicht des Elektrolythaushalts sein. Besteht beispielsweise aufgrund eines starken Magnesiummangels ein Ungleichgewicht, kann dies zu unangenehmen Krämpfen in den Füßen und Zehen führen.
Nichtmedikamentöse Therapien:
- Konservative Therapie (Kombination aus Ausdauersport, Kräftigungsübungen und Dehnübungen)
- Physiotherapie und Massagen
- Lokale Wärme (Wärmflasche, Wärmepflaster, Wannenbäder)
- Ausgewogene Ernährung
- Ausgewogener Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
Medikamentöse Therapien (nur nach vorheriger Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt):
- Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac)
- Opioide (Morphin)
- Muskelrelaxanzien (Methocarbamol, Pridinol)
Wann sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen?
Häufige Muskelkrämpfe können sehr belastend sein. Wenn es immer wieder zu Muskelkrämpfen kommt und/oder diese besonders schmerzhaft sind und sich auch nicht mit Hausmitteln und Bewegung bessern lassen, dann sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. In der Praxis können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, um die möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe herauszufinden und eine wirksame Behandlung zu empfehlen, die langfristig geeignet ist, Krämpfe und Schmerzen zu lindern.
Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. In manchen Fällen können Orthopädinnen bzw. Orthopäden oder Neurologinnen bzw. Neurologen zur weiteren Abklärung hinzugezogen werden. Treten bei Ihnen Krämpfe immer wieder auf und sind diese auch mit Hausmitteln und Bewegung nicht in den Griff zu bekommen, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Diese können weiterführende Untersuchungen durchführen und möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe auf den Grund gehen. Nur so erhalten Sie eine effektive Behandlung zur Beseitigung oder Linderung Ihrer Beschwerden.
Auch kann Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt Sie zur weiterführenden Diagnostik an Fachärztinnen oder Fachärzte überweisen (z. B. der Fachgebiete Orthopädie, Angiologie, Neurologie).
Zusammenhang mit Polyneuropathie (PNP)
Schätzungen zufolge erkranken etwa drei bis acht Prozent der deutschen Bevölkerung im Lauf ihres Lebens an einer PNP. Die Erkrankung tritt in etwa der Hälfte aller Fälle als Langzeitfolge von Diabetes mellitus oder einer Alkoholabhängigkeit auf. Insgesamt tragen vor allem ältere Menschen ein erhöhtes Risiko.
Symptome
Eine PNP macht sich häufig zuerst an Händen, Füßen und Beinen bemerkbar, kann sich in ihrem Verlauf aber auch weiter ausdehnen oder innere Organe betreffen. Abhängig von der Art der betroffenen Nervenfasern entstehen unterschiedliche Symptome:
- Sensible Beschwerden: Die Haut fühlt sich ohne erkennbaren Auslöser pelzig oder taub an, sie kribbelt, juckt, brennt oder sticht. Viele PNP-Patienten berichten außerdem von schmerzlosen Wunden und dem Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Darüber hinaus nehmen Betroffene Temperaturen häufig verfälscht wahr oder empfinden schon bei leichtesten Berührungen extreme Schmerzen.
- Motorische Beschwerden: PNP-Schäden an diesen motorischen Bahnen können Muskelzuckungen und -krämpfe verursachen und Schmerzen auslösen. Häufig erlahmen die betroffenen Muskeln im Verlauf der Erkrankung und die körperliche Ausdauer lässt allmählich nach.
- Autonome Beschwerden: Werden diese durch eine PNP in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu unterschiedlichsten Symptomen kommen: Übermäßiges oder vermindertes Schwitzen, Ohnmachts- und Schwindelanfälle vor allem nach dem Aufstehen, Herzrasen in Ruhe oder zu langsamer Herzschlag bei Anstrengung, Schluckbeschwerden, Völlegefühl, Verstopfung und Durchfall, Erschwertes oder ungewolltes Wasserlassen, Wassereinlagerungen und Hautveränderungen an den Füßen, Fortschreitende Schädigungen von Fußknochen und -gelenken, Erektionsstörungen, Fehlende Pupillenbewegungen
Diagnose
Wenden Sie sich mit den typischen Symptomen einer PNP an Ihren Neurologen. Dieser befragt Sie zunächst zu Ihren individuellen Beschwerden, Vorerkrankungen und Ihrer familiären Krankengeschichte. Darüber hinaus informiert er sich in der Regel, welche Medikamente Sie momentan einnehmen, und führt anschließend verschiedene Untersuchungen durch:
- Neurologische Untersuchung
- Blutuntersuchung
- Elektroneurografie (ENG)
- Elektromyografie (EMG)
- Weitere Untersuchungen: Bei Bedarf kann Ihr Arzt weitere Untersuchungsmethoden wie eine Nerven-Muskel-Biopsie, molekulargenetische Tests oder eine Hirnwasseruntersuchung veranlassen. Darüber hinaus kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein.