Stechende Schmerzen im Schläfenbereich des Kopfes können sehr beunruhigend sein. Sie können plötzlich auftreten und von kurzer Dauer sein, aber dennoch intensiv sein. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für stechende Schmerzen in der Schläfe untersuchen.
Was sind stechende Kopfschmerzen?
Stechende Kopfschmerzen sind eine spezielle Form von Kopfschmerzen, die sich von anderen Arten von Kopfschmerzen unterscheiden. Sie treten plötzlich und blitzartig auf, als würde jemand eine Nadel in den Kopf stechen. Diese intensiven Attacken dauern meist nur wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten, können aber mehrmals täglich auftreten. Im Gegensatz zu den dumpfen Schmerzen bei Spannungskopfschmerzen oder dem pochenden Gefühl bei Migräne beschreiben Betroffene stechende Kopfschmerzen als messerscharf und elektrisierend. Der Schmerz ist meist punktuell begrenzt und kann verschiedene Stellen am Kopf betreffen - von der Stirn über die Schläfen bis hin zum Hinterkopf. Die Intensität variiert von leichtem Stechen bis hin zu extrem starken, fast unerträglichen Schmerzen. Zwischen den Attacken sind die meisten Menschen völlig beschwerdefrei, was diese Kopfschmerzerkrankung von anderen chronischen Formen unterscheidet.
Ursachen von stechenden Schmerzen in der Schläfe
Stechende Schmerzen in der Schläfe können verschiedene Ursachen haben, von denen einige harmlos und andere ernster sind. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
1. Spannungskopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Art von Kopfschmerzen und können sich als dumpfer, drückender Schmerz im Kopf anfühlen. Sie können auch stechende Schmerzen in der Schläfe verursachen, insbesondere wenn die Muskeln im Nacken- und Schulterbereich verspannt sind. Anhaltender Stress kann zu Muskelverspannungen führen, die stechende Schmerzen auslösen. Besonders Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich können sich bis in den Kopf ausbreiten. Die moderne Lebensweise mit viel Bildschirmarbeit verstärkt diese Problematik zusätzlich.
2. Clusterkopfschmerzen
Clusterkopfschmerzen sind eine seltene, aber sehr schmerzhafte Art von Kopfschmerzen, die sich durch intensive, stechende Schmerzen um ein Auge oder in der Schläfe auszeichnen. Die Schmerzen treten typischerweise in Clustern auf, d.h. sie treten mehrmals täglich über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten auf, gefolgt von schmerzfreien Perioden. Bei Cluster-Kopfschmerzen kommt es zu häufigen Attacken mit heftigen, immer einseitigen Kopfschmerzen, meist im Bereich des Auges oder der Schläfe. Cluster-Kopfschmerzen unterscheiden sich von anderen Kopfschmerzen auch durch ihre typischen Begleitsymptome wie Augentränen, eine laufende Nase oder ein leicht hängendes Augenlid. Bei einer Cluster-Kopfschmerzattacke bauen sich in kurzer Zeit sehr starke bohrende, stechende oder brennende Schmerzen im Bereich eines Auges auf. Auch die Schläfe und die angrenzende Stirnpartie können sehr weh tun. Manche Menschen beschreiben den Schmerz, als ob ein Nagel durch das Auge sticht.
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3. Migräne
Migräne ist eine Art von Kopfschmerzen, die sich durch starke, pochende Schmerzen, oft auf einer Seite des Kopfes, auszeichnet. Migräne kann auch stechende Schmerzen in der Schläfe verursachen, insbesondere während der Aura-Phase. Heftige Kopfschmerzen an Schläfen und Stirn, die meist auf einer Seite liegen, aber auch auf die andere Seite wechseln können, sind Anzeichen für eine Migräne. Im Gegensatz zu anderen Kopfschmerzen verschlimmert Bewegung die Beschwerden noch, Licht und Lärm ebenfalls. Zu den Symptomen gehören außerdem Kribbeln in den Armen und Beinen sowie Sehstörungen. Betroffene können pulsierende, hämmernde und starke Kopfschmerzen an Stirn, Schläfen und sogar den Augenbrauen haben.
4. Trigeminusneuralgie
Die Trigeminusneuralgie ist eine Erkrankung, die durch starke, stechende Schmerzen im Gesicht gekennzeichnet ist. Die Schmerzen werden durch eine Reizung des Trigeminusnervs verursacht, der für die Empfindungen im Gesicht verantwortlich ist. Die Schmerzen können sich auch in der Schläfe manifestieren. Bei dieser Krankheit tut das Gesicht weh. Das liegt am Drillingsnerv (Nervus trigeminus), der die Empfindungen der beiden Gesichtshälften weiterleitet. Bei der Neuralgie ist meist nur eine Gesichtshälfte betroffen. Die Schmerzen kommen plötzlich und sind zwar kurz, aber sehr heftig, sie fühlen sich an wie elektrische Schläge.
5. Riesenzellenarteriitis
Die Riesenzellenarteriitis (RZA), früher auch als Morbus Horton bzw. als Arteriitis temporalis bekannt, ist eine Entzündung der Schläfenarterien auf beiden Seiten des Kopfes. Der Schmerz ist stark, pochend und brennend, meist liegt er auf einer Seite des Kopfes. Manche Patienten klagen auch über leichtes Fieber, Müdigkeit, Appetit- oder Gewichtsverlust oder eine empfindliche Kopfhaut. RZA ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Blutgefäßwände angreifen. So entsteht eine Schwellung, die die betroffenen Gefäße verengen und den Blutfluss verringern kann. In schweren Fällen können die Arterien vollkommen blockiert werden. Das kann gefährlich sein, wenn die Arterie, die das Gehirn versorgt, betroffen ist - das kann zu einem Schlaganfall führen. Wenn es die Arterie betrifft, die die Netzhaut versorgt, ist die Sicht gefährdet.
6. Andere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für stechende Schmerzen in der Schläfe sind:
- Nervenschmerzen: Gereizte Nerven im Gesicht oder Kopf können stechende Schmerzen verursachen.
- Wetterveränderungen: Barometrische Druckveränderungen können bei empfindlichen Menschen stechende Kopfschmerzen auslösen.
- Eispickelkopfschmerz: Diese spontanen, sehr kurzen Schmerzattacken treten ohne erkennbaren Auslöser auf und benötigen keine spezielle Behandlung. Der medizinische Begriff lautet „primärer stechender Kopfschmerz”.
Symptome von stechenden Schmerzen in der Schläfe
Die Symptome von stechenden Schmerzen in der Schläfe können je nach Ursache variieren. Einige der häufigsten Symptome sind:
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- Plötzlich auftretende, blitzartige Schmerzen in der Schläfe
- Schmerzen, die nur wenige Sekunden bis Minuten dauern
- Schmerzen, die sich als messerscharf oder elektrisierend anfühlen
- Schmerzen, die auf einer Seite des Kopfes lokalisiert sind
- Begleitsymptome wie Augentränen, laufende Nase, verstopfte Nase, Schwitzen an Stirn und Wangen, verkleinerte Pupille, geschwollenes oder hängendes Augenlid, Überempfindlichkeit gegen Geräusche oder Licht
Diagnose von stechenden Schmerzen in der Schläfe
Die Diagnose von stechenden Schmerzen in der Schläfe erfordert in der Regel eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Der Arzt wird Fragen zu den Symptomen, der Häufigkeit und Dauer der Schmerzen sowie zu möglichen Auslösern stellen. Er kann auch eine neurologische Untersuchung durchführen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen. In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns erforderlich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Behandlung von stechenden Schmerzen in der Schläfe
Die Behandlung von stechenden Schmerzen in der Schläfe hängt von der Ursache der Schmerzen ab. Einige der häufigsten Behandlungen sind:
1. Medikamente
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können bei leichten bis mittelschweren Schmerzen helfen. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können akute Cluster-Kopfschmerzen nicht lindern.
- Triptane: Triptane sind eine Klasse von Medikamenten, die speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt wurden. Sie können auch bei Clusterkopfschmerzen wirksam sein.
- Sauerstofftherapie: Das Einatmen von reinem Sauerstoff kann bei Clusterkopfschmerzen helfen. Vielen Menschen hilft es aber, reinen Sauerstoff einzuatmen. Dazu benötigt man ein Sauerstoffgerät mit Atemmaske. Wichtig ist, dass eine ausreichende Sauerstoffkonzentration erreicht wird.
- Andere Medikamente: In einigen Fällen können andere Medikamente wie Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Kortikosteroide zur Behandlung von stechenden Schmerzen in der Schläfe eingesetzt werden. Manchmal werden dazu Lithium oder Kortison eingesetzt - am häufigsten aber der Wirkstoff Verapamil.
2. Nicht-medikamentöse Behandlungen
- Ruhe und Entspannung: Ruhe und Entspannung in einem dunklen Raum können bei akuten Attacken helfen.
- Kühlung: Kühlung der schmerzenden Stelle mit einem kalten Tuch kann ebenfalls Linderung verschaffen.
- Massage: Sanfte Massage der Schläfen oder des Nackens kann Verspannungen lösen und Schmerzen lindern.
- Atemübungen: Tiefe Atemübungen zur Entspannung können helfen, Stress abzubauen und Schmerzen zu lindern.
- Vermeidung von Auslösern: Das Identifizieren und Vermeiden von Auslösern kann helfen, zukünftige Attacken zu verhindern. Eine Möglichkeit, Attacken vorzubeugen, ist jedoch herauszufinden, was sie auslöst und diese Auslöser dann zu vermeiden. Dazu ist es hilfreich, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, in das man unter anderem einträgt, was man vor einer Attacke gegessen, getrunken oder unternommen hat.
3. Alternative Behandlungen
Einige Menschen finden auch Linderung durch alternative Behandlungen wie Akupunktur, Chiropraktik oder Homöopathie. Es ist jedoch wichtig, mit einem Arzt zu sprechen, bevor man alternative Behandlungen ausprobiert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Obwohl die meisten stechenden Schmerzen in der Schläfe harmlos sind, gibt es bestimmte Situationen, in denen eine ärztliche Untersuchung notwendig ist. Suchen Sie sofort einen Arzt auf, wenn die Schmerzen von Fieber, Sehstörungen, Sprachproblemen oder starker Übelkeit begleitet werden. Auch wenn die Kopfschmerzen nach einem Unfall auftreten oder völlig anders sind als gewöhnlich, ist eine Untersuchung wichtig.
Weitere Warnsignale, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erfordern:
- Erstmaliges Auftreten sehr intensiver oder häufiger stechender Kopfschmerzen nach dem 50. Lebensjahr
- Zusätzliche Symptome wie Fieber, Übelkeit, Sehstörungen oder Nackensteifigkeit
- Kopfschmerzen nach einem Sturz oder Unfall
- Plötzliche, sehr starke Schmerzen („wie ein Donnerschlag”)
- Bewusstseinsstörungen oder neurologische Ausfälle
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