Accessoires wie Ohrschmuck sind ein beliebtes Mittel, um den eigenen Look zu unterstreichen. Der Gedanke, sich ein Ohrloch selbst zu stechen, mag verlockend sein, um Kosten zu sparen und die Kontrolle über den Prozess zu haben. Doch bevor man diesen Schritt wagt, sollte man sich über die potenziellen Risiken und Komplikationen informieren.
Kann man sich selbst ein Ohrloch stechen?
Grundsätzlich ist das Stechen eines Ohrlochs ein Piercing, das man sich selbst zufügen kann. Allerdings sollte man bedenken, dass ein professioneller Piercer über umfangreiche Erfahrung und Fachkenntnisse verfügt. Ein Profi weiß genau, wie das Loch gestochen werden muss, damit es an der richtigen Stelle sitzt, möglichst schmerzfrei ist und sich danach nicht entzündet.
Mögliche Risiken beim Ohrlochstechen
Bevor du dir ein Ohrloch stichst, ist es wichtig, dich über mögliche Risiken zu informieren - insbesondere dann, wenn du dir das Ohrloch selbst stechen möchtest:
- Infektionen: Beim Durchstechen der Haut können Bakterien oder andere Keime in die Wunde gelangen, was zu Infektionen führen kann. Wenn du das Ohrloch selbst stichst, ist die Gefahr einer Infektion oft höher, da in der häuslichen Umgebung normalerweise keine sterilen Bedingungen herrschen.
- Verletzung von Blutgefäßen oder Nerven: Wenn das Ohr an der falschen Stelle durchstochen wird, kann es zu Blutungen oder Nervenschäden kommen. Ohne professionelle Kenntnisse über die Anatomie des Ohres ist das Risiko, an einer ungünstigen Stelle zu stechen und Blutgefäße oder Nerven zu verletzen, höher.
- Unsaubere Durchstechung und "Blowout": Wenn das Ohrloch unsauber oder zu tief gestochen wird, kann das Gewebe ungleichmäßig verheilen, was zu einem sogenannten "Blowout" (Ausstülpung von Hautgewebe um das Loch) führen kann.
- Allergische Reaktionen: Bei der Wahl des Schmucks, der direkt nach dem Stechen getragen wird, kann es zu allergischen Reaktionen kommen, insbesondere wenn nickelhaltiger Schmuck verwendet wird. Dies führt zu Juckreiz, Rötung und möglichen Schwellungen.
- Schiefes oder unsymmetrisches Ergebnis: Besonders beim Selbststechen ist es schwer, eine exakte Position und Ausrichtung zu treffen, was das Risiko für ein schiefes Ohrloch erhöht.
Nerven im Ohrläppchen
Ja, im Ohrläppchen befinden sich Nerven, die man möglichst nicht verletzen sollte. Einen sicheren Trick, um Nerven zu vermeiden, gibt es nicht. Es ist ratsam, das Ohrloch im unteren, fleischigen Teil des Ohrläppchens zu stechen, da sich dort weniger wichtige Nerven und Blutgefäße befinden. Je näher man sich in Richtung Knorpel bewegt, desto riskanter wird es. Für weitere Ohrlöcher, insbesondere im Knorpelbereich, sollte man unbedingt einen Piercer aufsuchen.
Das dritte Ohrloch: Eine besondere Herausforderung
Das Stechen des dritten Ohrlochs unterscheidet sich von den ersten beiden, da es näher am Knorpel sitzt und anfälliger für Entzündungen ist. Die Heilung dauert länger, und das Risiko von Komplikationen ist höher. Daher ist es ratsam, spätestens beim dritten Ohrloch einen Piercer aufzusuchen.
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Was man zum Selberstechen benötigt
Wer sich dennoch dazu entschließt, ein Ohrloch selbst zu stechen, benötigt folgende Utensilien:
- Einmal-Kanülen oder spezielle Nadeln zum Ohrlochstechen
- Desinfektionsmittel
- Alkohol-Tupfer
- Eis zur Betäubung
- Medizinische Ohrstecker aus Chirurgenstahl
Es ist wichtig, nur sterile Einmal-Kanülen zu verwenden und alle Utensilien gründlich zu desinfizieren. Vor dem Stechen sollten die Hände gewaschen und desinfiziert werden.
Anleitung zum Selberstechen
- Wasche und desinfiziere deine Hände.
- Packe die Nadel aus und desinfiziere diese ebenfalls. Hierfür kannst du einen Alkoholtupfer verwenden.
- Betäube dein Ohrläppchen einige Sekunden mit Eis.
- Halte einen festen, sauberen Gegenstand hinter das Ohrläppchen, in das du das Ohrloch stechen willst.
- Ziehe die Haut an deinem Ohrläppchen etwas auseinander und stich dann das Ohrloch.
- Nach dem Stechen unbedingt einen medizinischen Ohrstecker aus Chirurgenstahl verwenden. Diesen mindestens vier, am besten aber sechs Wochen tragen.
Es ist normal, dass sich das Ohr nach dem Stechen etwas rötet. Sollte das Ohrläppchen anschwellen, nässen oder brennen, ist es wichtig, einen Piercer oder Arzt aufzusuchen.
Was man nach dem Stechen beachten muss
Die ersten Tage nach dem Ohrlochstechen können die Ohrläppchen noch etwas empfindlich sein. Man sollte darauf achten, beim Anziehen nicht direkt an die gestochene Stelle zu kommen und beim Kämmen vorsichtig sein. Nach dem Baden oder Duschen die Ohrläppchen leicht mit einem sauberen Kosmetiktuch trockentupfen und kurz desinfizieren.
Schmerzempfinden beim Ohrlochstechen
Ob das Ohrlochstechen schmerzhaft ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
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- Ob man ein zugewachsenes Ohrloch aufsticht oder ein ganz neues Ohrloch sticht
- Wie schmerzempfindlich man im Allgemeinen ist
Die meisten Menschen empfinden das Stechen eines Ohrloches nicht als schmerzhaft, sondern eher als ein kurzes Druckgefühl oder Ziehen. Manche berichten auch von "heißen Ohren", die aber nach ein paar Minuten wieder abkühlen.
Ohrloch im Knorpel: Nur vom Profi!
Wer ein Ohrloch im Knorpel möchte, sollte dies unbedingt von einem Fachmann stechen lassen, da in diesem Bereich Entzündungen besonders häufig sind.
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