Ohrlochstechen: Risiken, Nerven und was du wissen musst

Ohrlöcher sind ein beliebtes modisches Accessoire, doch das Stechen birgt Risiken, die man kennen sollte. Dieser Artikel beleuchtet die Thematik umfassend, von den Gefahren des Selbststechens bis hin zu professionellen Alternativen und gesundheitlichen Aspekten.

Selbst stechen? Lieber nicht!

Wer sich selbst ein Ohrloch stechen möchte, sollte Vorsicht walten lassen. Auch wenn es wie ein kleiner Eingriff erscheint, können Komplikationen auftreten. Die größte Gefahr besteht in Infektionen durch unsauberen Schmuck oder mangelnde Hygiene während der Wundheilung. In extremen Fällen kann dies zu Ohrschmerzen, Gewebeschädigung oder sogar Amputation führen.

Mögliche Risiken beim Ohrlochstechen

Bevor man sich ein Ohrloch stechen lässt (ob selbst oder beim Profi), sollte man sich über die möglichen Risiken informieren:

  • Infektionen: Bakterien oder Keime können beim Durchstechen der Haut in die Wunde gelangen. Das Risiko ist beim Selbststechen oft höher, da sterile Bedingungen fehlen.
  • Verletzung von Blutgefäßen oder Nerven: Ein Stich an der falschen Stelle kann Blutungen oder Nervenschäden verursachen.
  • Unsaubere Durchstechung und "Blowout": Eine unsachgemäße Ausführung kann zu ungleichmäßiger Heilung und einem "Blowout" (Ausstülpung von Hautgewebe um das Loch) führen.
  • Allergische Reaktionen: Nickelhaltiger Schmuck kann Juckreiz, Rötung und Schwellungen verursachen.
  • Schiefes oder unsymmetrisches Ergebnis: Besonders beim Selbststechen ist es schwierig, eine exakte Position zu treffen.

Sind Nerven im Ohrläppchen ein Problem?

Im Ohrläppchen befinden sich zwar Nerven, aber keine wichtigen, die bei einer Verletzung schwerwiegende Folgen hätten. Es ist kein Knorpel vorhanden, daher sind das Stechen und die Heilung meist unproblematisch und schmerzarm. Wichtig ist jedoch, den unteren, fleischigen Teil des Ohrläppchens zu wählen, da sich dort weniger Nerven und Blutgefäße befinden als in den Knorpelbereichen.

Der Profi ist die bessere Wahl

Um Komplikationen zu vermeiden, sollte man das Ohrlochstechen einem Fachmann überlassen. Ein professioneller Piercer kennt sich bestens mit der Anatomie des Ohrs aus, arbeitet unter sterilen Bedingungen und kann das Risiko von Entzündungen minimieren. Juweliere oder HNO-Ärzte sind nicht immer die beste Wahl.

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Was du für das Selbststechen benötigst

Wer sich dennoch für das Selbststechen entscheidet, benötigt:

  • Einmal-Kanülen oder spezielle Nadeln mit Tools
  • Desinfektionsmittel
  • Alkohol Tupfer
  • Medizinische Ohrstecker aus Chirurgenstahl
  • Eis zur Betäubung

Anleitung zum Selbststechen

  1. Hände waschen und desinfizieren
  2. Nadel auspacken und desinfizieren
  3. Ohrläppchen mit Eis betäuben
  4. Festen, sauberen Gegenstand hinter das Ohrläppchen halten
  5. Haut auseinanderziehen und Ohrloch stechen
  6. Medizinischen Ohrstecker einsetzen

Nachsorge ist entscheidend

Die ersten Tage nach dem Stechen können die Ohrläppchen empfindlich sein. Achte darauf, nicht daran zu ziehen oder hängen zu bleiben. Nach dem Baden oder Duschen die Ohrläppchen trockentupfen und desinfizieren. Bei Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen einen Arzt aufsuchen.

Schmerzempfinden ist individuell

Ob das Ohrlochstechen schmerzhaft ist, hängt von der persönlichen Schmerzempfindlichkeit und davon ab, ob ein zugewachsenes Loch neu gestochen wird. Die meisten empfinden es als ein kurzes Druckgefühl oder Ziehen.

Knorpelpiercings sind riskanter

Ohrlöcher im Knorpelbereich (z.B. Helix) sind anfälliger für Entzündungen und heilen langsamer. Hier ist ein professioneller Piercer besonders wichtig.

Kosten für das Ohrlochstechen beim Profi

Die Kosten für das Ohrlochstechen beim Piercer oder Juwelier liegen in der Regel zwischen 25 und 50 Euro, inklusive Stechen, Pflegemittel und Ohrring.

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Piercings als Modetrend mit Risiken

Piercings haben sich zu einem weltweiten Modetrend entwickelt. Neben dem klassischen Ohrring gibt es viele Variationen, wie das Upper Lobe Piercing oder gedehnte Ohrläppchen (Flesh Tunnel). Auch Knorpelpiercings wie das Helix Piercing sind beliebt.

Trotz des modischen Aspekts sollte man die gesundheitlichen Risiken nicht unterschätzen. Rund 10 Prozent der gepiercten Personen benötigen ärztliche Hilfe aufgrund von Komplikationen wie Schwellungen, Blutungen, Nerven- oder Muskelschädigungen, Wundinfektionen oder allergischen Reaktionen.

Gesundheitsrisiken im Detail

  • Infektionen: Durch Verletzungen der Haut können Bakterien und Viren eindringen, was zu Entzündungen oder Blutvergiftungen führen kann.
  • Allergien: Nickel im Schmuck kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • Störung des Energieflusses: In der traditionellen chinesischen Medizin wird angenommen, dass Piercings den Energiefluss im Körper stören können.

Was tun, um Risiken zu minimieren?

  • Verzichte auf Piercings an sensiblen Stellen (Nabel, Intimbereich, Ohrknorpel).
  • Chronisch Kranke, Immungeschwächte und Diabetiker sollten auf Piercings verzichten.
  • Achte auf Hygiene: Gründliche Reinigung und Desinfektion der Haut vor dem Eingriff, sterile Instrumente und Handschuhe.
  • Lasse Ohrlöcher nur ins Ohrläppchen (nicht in den Knorpel) stechen und verwende steriles Einweg-Material.

Die Rolle des Piercers

Piercing ist in Deutschland bisher ein unlizenzertes Gewerbe. Es gibt keine anerkannte Ausbildung. Umso wichtiger ist es, ein erfahrenes und hygienisch arbeitendes Studio zu wählen.

Komplikationen und ihre Folgen

Die häufigsten Komplikationen sind:

  • Bakterielle und virale Infektionen (Staphylococcus aureus, S. epidermidis, Streptokokken, Pseudomonas-Spezies, Mykobakterien, Hepatitis, HIV)
  • Blutungen
  • Ausrisse
  • Allergien
  • Überschießende Narbenbildung (Keloide)
  • Fremdkörpergranulome

Piercing-Lokalisation und Risiken

  • Genitalbereich: Entzündungen, Ausrisse, Blutungen, Verletzungen von Nerven und Blutgefäßen, Infertilität, Urethra-Rupturen
  • Brustwarzen: Obliterationen der Milchdrüsengänge, Laktationsstörungen, Abszesse, Endokarditis
  • Bauchnabel: Phlegmone, Granulome
  • Ohr: Lokale Infektionen, Perichondritis, subperichondrale Abszesse, traumatische Ohrmuschelrisse
  • Nase: Perichondritis, Abszessbildung
  • Mundbereich (Zunge): Verletzungen der Arteria lingualis, starke Blutungen, Hämatombildung, Obstruktionen der oberen Luftwege

Materialien und Allergien

Piercingschmuck enthält häufig Nickel, auf das viele Menschen allergisch reagieren. Es ist ratsam, nickelfreien Schmuck aus Titan, Chirurgenstahl, Gold oder Silber zu wählen.

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