Bewegung ist nicht nur für unseren Körper von Vorteil, sondern auch für unser Gehirn. Sportliche Aktivität kann die Gedächtnisleistung verbessern, die Konzentration steigern und sogar vor Demenz schützen. In diesem Artikel werden die vielfältigen Vorteile von Sport für das Gehirn erläutert und praktische Tipps gegeben, wie man Bewegung in den Alltag integrieren kann.
Bewegung als Denksport: Ein Überblick
An der Deutschen Sporthochschule Köln gibt es ein besonderes Angebot namens "Denksport". Dieses Angebot umfasst Kraft- und Koordinationstraining, Ausdauertraining, Rückengymnastik und Aquafitness. Im Vordergrund stehen dabei nicht nur die körperlichen Effekte, sondern vor allem die geistigen. Bewegung ist auch gut fürs Gehirn. „Langfristig ist davon auszugehen, dass sportliche Betätigung im Allgemeinen für verbesserte Gedächtnisleistung hilft“, sagt Jonas Korn, der die Denksport-Stunde anleitet. Sogar bei einer bestehenden Demenz soll regelmäßiges Training helfen.
Die positiven Auswirkungen von Sport auf das Gehirn
Sport hat vielfältige positive Auswirkungen auf das Gehirn:
- Verbesserte Gedächtnisleistung: Regelmäßige sportliche Betätigung kann die Gedächtnisleistung verbessern. Dies wurde in Studien mit älteren Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen gezeigt.
- Stimmungsaufhellung: Sport kann nachweislich die Laune heben. Dahinter stehen evolutionsbiologische Reaktionen. Stefan Schneider erklärt: „Wenn wir unter Stress sind, möchten wir uns körperlich aktiv betätigen.“
- Stressabbau: Sport kann helfen, Stresshormone zu regulieren und so Stress abzubauen. Eine Studie der Universitäten Oxford und Yale ergab, dass Menschen, die regelmäßig Sport machten, innerhalb eines Monats 43 Prozent weniger Tage hatten, an denen sie sich in einem schlechten mentalen Zustand befanden, als jene Menschen, die sich weniger bewegten.
- Verringertes Grübeln: Sport kann dazu führen, dass bestimmte Zentren im Gehirn weniger aktiv sind - gerade jene nämlich, die für das Verarbeiten von Informationen oder Lösen von Problemen zuständig sind. Dafür muss der motorische Kortex mehr arbeiten, der für Bewegungsabläufe zuständig ist. Das heißt im Endeffekt: Mehr Sport bedeutet weniger Grübeln.
- Schutz vor Demenz: Regelmäßige Bewegung kann das Risiko für kognitive Einbußen und Demenz verringern.
Sportarten für ein fittes Gehirn
Welche Sportart man genau macht, ist dabei übrigens zweitrangig. Wichtig ist, dass man die Motivation nicht verliert und abschalten kann. Dann verbessert man sich nicht nur im Sport, sondern auch im Denksport. Es gibt verschiedene Sportarten, die sich positiv auf das Gehirn auswirken können:
- Gehen: Gehen kann eine der besten Formen des Kardiotrainings sein. Es ist weniger belastend als Jogging und kann schon bei wenigen Stunden pro Woche durch das Wachstum von Neuronen zur Förderung eures Gedächtnisses beitragen.
- Dehnen und aerobes Training: Stretching und leichte Bewegung wie Joggen oder Radfahren wurden bereits mit der Prävention von Depressionen in Verbindung gebracht.
- Kardio-Training: Sportarten wie Laufen oder Schwimmen, die eure Herzfrequenz erhöhen, steigern eure kognitive Leistungsfähigkeit.
- Krafttraining: Auch Krafttraining unterstützt eure kognitiven Fähigkeiten: Wenn ihr etwa 90 Minuten Gewichte hebt, könnt ihr Bereiche eures Gehirns schützen, die am anfälligsten für Krankheiten wie Alzheimer sind.
- Hochintensives Training: Schnelles Radfahren, Laufen und auch Fußball können eure Gehirnfunktion steigern.
Wie Sport die Intelligenz verbessert
Sport verbessert das Erinnerungsvermögen, Sport macht glücklich, Sport entspannt. Sport ist eine wichtige Grundlage zur Verbesserung eures Gedächtnisses, zur Steigerung eures Denkvermögens, eurer Konzentration und Leistung. Die richtigen Sport-Übungen bewirken, dass euer Gehirn mit seiner maximalen Kapazität arbeiten kann. Sport fördert somit eure geistige Leistungsfähigkeit - und das hat viele Vorteile: Beispielsweise weniger Ablenkung in der Schule oder beim Schauen eurer Lieblingsserie.
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Wenn ihr euch bewegt, erhöht sich eure Herzfrequenz, wodurch mehr Sauerstoff zu eurem Gehirn gepumpt wird. Zudem hilft Sport bei der Freisetzung einer Vielzahl von Hormonen, die eine ideale Umgebung für das Wachstum eurer Gehirnzellen schaffen. Sport ist also nicht nur gut für eure Muskeln, Kraft und Ausdauer, sondern auch euer Gehirn profitiert von der Bewegung.
Die Rolle von Bewegung im Alter
Mit zunehmendem Alter nimmt die Hirnleistung jedoch langsam ab, Lernen und Denken verlangsamen sich. Eine Ursache hierfür ist, dass Neuronen absterben. Der altersbedingte Verlust von immer mehr Nervenzellen im Gehirn beeinträchtigt die Denkleistung. Die gute Nachricht ist: Dagegen lässt sich etwas tun. In jedem Alter und zu jedem Zeitpunkt des Lebens können Sie das Gehirn trainieren, damit sich Synapsen neu bilden. Wer sich im Alter geistig fit halten möchte, kann dafür sorgen, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen aktiv bleiben - indem er sie beansprucht. Werden Synapsen nicht benutzt, sterben sie ab und kognitive Fähigkeiten gehen verloren.
Tipps für mehr Bewegung im Alltag
Regelmäßige Bewegung ist entscheidend für ein gesundes Gehirn. Hier sind einige Tipps, wie Sie mehr Aktivität in Ihren Alltag integrieren können:
- Öfter zu Fuß gehen oder das Rad nehmen: Kurze Strecken aktiv zurücklegen hält in Schwung.
- Die Treppe nehmen statt den Aufzug: Das kräftigt Muskeln und verbessert das Gleichgewicht.
- Freizeit aktiv gestalten: Mit Freunden spazieren, im Garten werkeln oder draußen Zeit verbringen.
- Bewegungspausen beim Lernen einlegen: Nach 30 Minuten lernen eine Runde um den Block gehen oder zuhause einige kurze Sportübungen machen.
- Sportart finden, die Spaß macht: Ob Pilates, Joggen, Fußball, Schwimmen, Home-Workouts oder Krafttraining - es gibt viele tolle Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen.
Die Bedeutung von Sport für Menschen mit Demenz
Bewegung hält das Gehirn aktiv und kann helfen, den Krankheitsverlauf von Menschen mit Demenz zu verlangsamen. Auch depressive Symptome, die oft als Begleiterscheinung einer Demenz auftreten, können durch Bewegung positiv beeinflusst werden. Wer sich bewegt, fühlt sich sicherer, spürt seinen Körper und bleibt besser in Kontakt mit seiner Umgebung. Besonders in Gruppen kann Aktivität Lebensfreude schenken und das Gefühl stärken, dazuzugehören.
Die wissenschaftliche Grundlage: Was passiert im Gehirn beim Sport?
Sport aktiviert in erster Linie den motorischen Kortex, eine Region in der Mitte unseres Gehirns: „Spezifische Areale innerhalb dieses Bereichs sind über Nervenbahnen direkt mit den Muskeln verbunden und sprechen dann ganz konkret die Muskeln an, die gerade gebraucht werden. Das ist bei jeder Sportart gleich, egal ob Ausdauersport oder Muskeltraining. Die richtige Koordination kommt dadurch zustande, dass die entsprechenden Muskeln im richtigen Moment und vor allem in der richtigen Intensität vom motorischen Kortex angesprochen und daraufhin angespannt werden“, erklärt Schneider.
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Je öfter wir etwas üben, desto gefestigter sind die Befehle aus dem Gehirn und desto besser sind wir in einer bestimmten Bewegung. Doch wieso macht uns Sport glücklich? Denn durch Bewegung allein werden noch keine Glückshormone ausgeschüttet.
Der Experte: „Dass wir uns besser fühlen beim oder nach dem Sport kommt daher, dass die körperliche Aktivität vorrangig das Bewegungszentrum fordert und dafür andere Bereiche, zum Beispiel jene zum Problemlösen, Lernen usw. zuständig sind, deaktiviert sind.“
Die Rolle von Glückshormonen und Stressabbau
Durch Bewegung werden Endorphine ausgeschüttet, die sich gut anfühlen und ein sogenanntes “Läuferhoch” auslösen. Endorphine sind natürliche, milde Opioide, die als Reaktion auf intensive körperliche Betätigung im Gehirn freigesetzt werden und eine stressreduzierende Wirkung haben. Sport hat eine lang anhaltende Wirkung auf die Stimmung, was ihn zu einem idealen Mittel zur Behandlung und Vorbeugung von Depressionen macht. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Sport bei der Bekämpfung von Depressionen ebenso wirksam ist wie Antidepressiva. Ein weiterer Vorteil von Bewegung ist die Verringerung von Ängsten und die Steigerung des Selbstwertgefühls.
Sportliche Betätigung und beruflicher Erfolg
Auch in Bezug auf den beruflichen Erfolg zahlt sich Bewegung aus. Eine große Studie mit mehr als 5000 Zwillingen aus Finnland ergab, dass diejenigen, die mehr Sport trieben, über einen Zeitraum von 15 Jahren mehr Geld verdienten. Körperlich aktive Teilnehmer hatten ein um 14 bis 17 Prozent höheres Einkommen als weniger aktive Zwillinge. Forscher glauben, dass körperliche Betätigung die Leistung einer Person bei der Arbeit steigert, da sie die Ausdauer beim Überwinden von Hindernissen verbessert.
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