Die Gehirngröße des Stegosaurus: Ein Rätsel der Jurazeit

Der Stegosaurus, ein ikonischer Dinosaurier der späten Jurazeit, fasziniert Wissenschaftler und Laien gleichermaßen. Seine markanten Rückenplatten und Schwanzstacheln machen ihn unverwechselbar. Ein besonders interessanter Aspekt ist die geringe Gehirngröße im Verhältnis zu seiner Körpergröße, die Anlass zu vielen Spekulationen und Forschungen gegeben hat.

Das Bild des dummen Dinosauriers

Vor über 100 Jahren, zu Beginn der Dinosaurierforschung, wurden die Riesenechsen oft als dumm, schwerfällig und blutrünstig dargestellt. Dieses pauschale Bild konnte jedoch nicht allen Dinosaurierarten gerecht werden. Kleine und flinke Raubdinosaurier wie die Saurornithoides waren vermutlich ziemlich schlau, da sie im Verhältnis zu ihrer Körpergröße ein größeres Gehirn hatten, vergleichbar mit dem von Säugetieren oder Vögeln. Im Allgemeinen waren Dinosaurier intelligenter als andere Reptilien und wurden daher eher mit Vögeln und Säugetieren verglichen.

Der Stegosaurus: Ein Riese mit kleinem Gehirn

Im Gegensatz zu den Raubdinosauriern hatten die Panzer- und Stacheldinosaurier, zu denen auch der Stegosaurus gehört, das im Verhältnis zum Körper kleinste Gehirn. Der Stegosaurus erreichte eine Länge von bis zu neun Metern und eine Höhe von vier Metern, sein Gehirn war jedoch nur etwa so groß wie eine Walnuss oder ein Golfball. Dieses Missverhältnis führte zu der Annahme, dass der Stegosaurus ein eher "einfacher" Zeitgenosse war.

Die Anatomie des Stegosaurus

Der Stegosaurus ist einer der am leichtesten zu erkennenden Dinosaurier. Er besaß eine Reihe großer, flacher Knochenplatten, die sich entlang seines Rückens erstreckten. Diese Platten waren hoch wie Schilde und dienten vermutlich dem Schutz vor Raubtieren. Einige Wissenschaftler vermuten auch, dass die Platten zur Regulierung der Körpertemperatur beitrugen, ähnlich wie ein eingebautes Ventilatorsystem. Am Schwanzende befanden sich vier lange Stacheln, die als natürliche Waffen zur Verteidigung dienten. Der Stegosaurus war kein schneller Läufer und bewegte sich wahrscheinlich eher langsam von Ort zu Ort, um an Pflanzen zu knabbern.

Die Entdeckung des Stegosaurus

Die ersten Überreste des Stegosaurus wurden 1877 von dem amerikanischen Paläontologen Othniel Charles Marsh in Colorado und Wyoming entdeckt und beschrieben. Spätere Funde von Teilskeletten zeigten, dass die Platten nicht flach auf dem Rücken lagen, sondern aufrecht standen. Marsh überarbeitete daraufhin seine Beschreibung und ging 1891 davon aus, dass die Platten in einer geraden Linie auf dem Rücken angeordnet waren. Schließlich einigte man sich darauf, dass die Platten in zwei Reihen auf dem Rücken angeordnet waren, wobei zunächst vermutet wurde, dass sie sich paarweise gegenüberstanden.

Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben

Die Funktion der Rückenplatten

Über die Funktion der Platten herrschte lange Zeit Uneinigkeit. Früher nahm man an, dass sie der Abwehr von Feinden dienten, doch spätere Scans ergaben, dass sie dazu zu dünn und zerbrechlich waren. Inzwischen wird angenommen, dass sie der Zurschaustellung dienten und den Stegosaurus größer wirken lassen sollten. Nähere Analysen der Rückenplatten ergaben, dass sie von vielen Blutkanälen durchzogen waren, was die Theorie der Temperaturregulierung stützt.

Im Jahr 2015 vermutete ein Forscher aufgrund von fünf an gleicher Stelle gefundenen Stegosaurus-Skeletten, dass unter den Stegosauriern Geschlechtsdimorphismus herrschte. Er nahm an, dass die männlichen Stegosaurier größere und rundere Rückenplatten besaßen, die weiblichen Individuen hingegen kleinere und länglichere. Allerdings teilten diese Auffassung nicht alle Paläontologen. Sie argumentierten, dass man anhand der Platten nicht ausschließen könne, dass zum einen Jungtiere unter den analysierten Skeletten gewesen seien und zum anderen diese Spezies vielleicht beide Arten von Platten gleichzeitig getragen haben könnten.

Das zweite Gehirn des Stegosaurus?

Aufgrund der geringen Gehirngröße im Verhältnis zur Körpergröße vermuteten Wissenschaftler, dass der Stegosaurus möglicherweise ein zweites Gehirn in der Nähe der Hüfte besaß. In Stegosaurus-Skeletten wurde ein großer Hohlraum in diesem Bereich gefunden, der diese Theorie stützte. Das zweite Gehirn hätte dem Stegosaurus bei der Steuerung seiner Hinterbeine und seines Schwanzes geholfen. Diese Theorie ist jedoch umstritten und nicht allgemein akzeptiert.

Lebensweise und Ernährung

Der Stegosaurus lebte im Oberjura, vor etwa 155 bis 140 Millionen Jahren. Sein Verbreitungsgebiet umfasste den heutigen Norden der Vereinigten Staaten sowie Südeuropa, insbesondere Portugal. Als reiner Pflanzenfresser ernährte sich der Stegosaurus vermutlich von Koniferen, verschiedenen Früchten, Farnen, Palmblättern und Moosen. Er besaß vergleichsweise kleine Zähne mit gesägten Rändern, die das Pflanzenmaterial lediglich zerquetschen konnten. Um die Pflanzennahrung vollständig verdauen zu können, befanden sich im Magen vermutlich Mahlsteine, sogenannte Gastrolithen.

Der Stegosaurus in der Paläontologie

Die Entdeckung des Stegosaurus spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der modernen Paläontologie. Es war das Zeitalter der Dinosaurier-Entdeckungen, und der Stegosaurus war einer der Stars. Die ersten Entdeckungen des Stegosaurus fanden in der "Bone-Cabin-Quarry" in Wyoming statt, einer Fundstätte, die nach einem nahegelegenen Holzhaus benannt wurde, in dem die Wissenschaftler ihre Fossilien lagerten.

Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.

Lesen Sie auch: Tinnitus und Gehirnaktivität: Ein detaillierter Einblick

tags: #stegosaurus #gehirn #größe