Steife Finger Rehabilitation nach Schlaganfall: Ein umfassender Leitfaden

Ein Schlaganfall kann eine Vielzahl von Beeinträchtigungen nach sich ziehen, darunter auch die Steifheit der Finger. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und vor allem die vielfältigen Rehabilitationsmöglichkeiten, um die Handfunktion nach einem Schlaganfall wiederherzustellen.

Ursachen und Auswirkungen steifer Finger nach Schlaganfall

Ein Schlaganfall tritt auf, wenn ein Gefäß im Gehirn verstopft oder platzt, was zu einer unzureichenden Blutversorgung bestimmter Hirnareale führt. Dies kann zum Absterben von Hirnzellen und somit zu Funktionsausfällen führen. Betroffene Bereiche können die Bewegungssteuerung der Finger beeinträchtigen, was zu Steifheit, eingeschränkter Beweglichkeit und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben führt.

Die Bedeutung der Handtherapie

Die Handtherapie ist ein spezialisierter Bereich, der sich mit der Rehabilitation der oberen Extremitäten befasst. Sie betrachtet die Hand als integrierte Einheit des Körpers und zielt darauf ab, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und eine größtmögliche Selbstständigkeit in allen Lebensbereichen zu erreichen oder zu erhalten.

Therapieansätze zur Rehabilitation steifer Finger

Es gibt eine Vielzahl von Therapieansätzen, die bei der Rehabilitation steifer Finger nach einem Schlaganfall eingesetzt werden können. Dazu gehören:

  • Krankengymnastik: Gezielte Übungen stärken die Muskeln und stimulieren die Nervenbahnen, um die Beweglichkeit der Finger zu verbessern.
  • Ergotherapie: Aufgabenorientiertes Training (AOT) mit konkretem Alltagsbezug verbessert einzelne Bewegungsabläufe, wie das Greifen einer Tasse oder das An- und Ausziehen.
  • Bobath-Konzept: Dieses Konzept wird zur Behandlung von Muskeltonusstörungen und sensiblen Störungen eingesetzt, um normale Bewegungsmuster anzubahnen und Folgeschäden zu vermeiden.
  • Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT): Dabei wird der nicht-betroffene Arm immobilisiert, um den verstärkten Einsatz des betroffenen Armes im Alltag zu fördern.
  • Elektrostimulation: Verschiedene Formen der Elektrostimulation (NMES, EMG-ES, FES) können helfen, Bewegungsabläufe wieder zu erlernen und einer Spastikentwicklung vorzubeugen.
  • Handtherapie: Umfasst die gesamte obere Extremität unter Einbezug der Wirbelsäule und des Rückens. Ziel ist es, ein Maximum an Lebensqualität sicher zu stellen und eine größtmögliche Selbstständigkeit in allen Bereichen der persönlichen, häuslichen und beruflichen Lebensführung zu erreichen oder zu erhalten.
  • Thermische Anwendungen (Wärme und Kälte): Vorbereitung und Unterstützung der aktiven und passiven Behandlungsverfahren.
  • Taping: Stabilisiert pathologisch veränderte Gelenke und schützt vor weiteren Traumatisierungen.
  • Belastungstraining: Berufsspezifisches und berufsähnliches Training zur Verbesserung der beruflichen Perspektiven.

Hilfsmittel zur Unterstützung der Rehabilitation

Neben den genannten Therapieansätzen können auch verschiedene Hilfsmittel die Rehabilitation steifer Finger unterstützen:

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  • Eigentrainingsgeräte: Pedaltrainer für Arme und Beine ermöglichen eine hohe Wiederholungszahl in sicherer Umgebung und fördern die Durchblutung, Muskelkraft und Koordination.
  • Handtrainer und Greifhilfen: Therapiekneten, Griffbälle und Fingertrainer verbessern Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Sensibilität der Hand.
  • Koordinationstrainer: Steckbretter, Labyrinth-Spiele und elektronische Reaktionstrainer schulen die Zusammenarbeit zwischen Gehirn, Nerven und Muskeln und verbessern die Bewegungspräzision.
  • Orthesen: Sachkundig angefertigte Orthesen geben Halt und sind in einer Vielzahl von Ausführungen erhältlich, um das Fallen des Fußes zu verhindern und die Bewegungsmöglichkeiten auszubauen.

Die Rolle des Eigentrainings

Das Eigentraining spielt eine entscheidende Rolle bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mindestens 300 bis 500 Bewegungswiederholungen täglich notwendig sind, um messbare Fortschritte zu erzielen. Eigentrainingsgeräte ermöglichen diese hohe Wiederholungszahl in sicherer Umgebung und bieten oft motorische Unterstützung, sodass auch Patienten mit schweren Lähmungen trainieren können.

Spastik als Komplikation

Eine häufige Komplikation nach einem Schlaganfall ist die Spastik, eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln. Sie kann Schmerzen, Fehlstellungen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Die Behandlung der Spastik umfasst in der Regel physiotherapeutische Maßnahmen, Botulinumtoxin-Injektionen und in einigen Fällen auch operative Eingriffe.

Bionische Rekonstruktion als innovative Option

In Fällen, in denen eine primäre biologische Handrekonstruktion aufgrund von irreversiblen Gelenkskontrakturen nicht möglich ist, kann eine bionische Rekonstruktion eine innovative Option darstellen. Dabei werden Nerventransfers genutzt, um willkürlich gesteuerte Myosignale im Unterarm zu erzeugen, die eine mechatronische Hand steuern können.

Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Eine erfolgreiche Rehabilitation steifer Finger nach einem Schlaganfall erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen, darunter Neurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Pflegekräfte und Orthopädietechniker. Gemeinsam legen sie einen individuellen Reha-Plan fest, der auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Patienten zugeschnitten ist.

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