Neuropathie, eine Erkrankung der peripheren Nerven, kann sich durch vielfältige Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in den Extremitäten äußern. Strümpfe, insbesondere spezielle Neuropathie-Strümpfe, können hier eine unterstützende Rolle spielen.
Was sind Neuropathie-Strümpfe?
Neuropathie-Strümpfe sind speziell entwickelte Strümpfe, die darauf abzielen, die Symptome der Neuropathie zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Socken bieten Neuropathie-Socken einige spezifische Vorteile. Es gibt verschiedene Arten von Neuropathie-Strümpfen, die sich in Material, Design und Kompressionsstärke unterscheiden können.
Wie wirken Neuropathie-Strümpfe?
Die Wirkung von Neuropathie-Strümpfen basiert auf verschiedenen Mechanismen:
- Förderung der Durchblutung: Eine bessere Blutzirkulation kann dazu beitragen, die Nerven in den Füßen mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen und so das Wohlbefinden zu steigern.
- Sanfte Kompression: Die Socken üben einen leichten Druck auf die Füße und Knöchel aus, der hilft, Schwellungen zu verringern und den Füßen mehr Stabilität zu geben.
- Druckentlastung: Viele Menschen mit Fußproblemen leiden unter schmerzhaften Druckstellen. Neuropathie-Strümpfe können helfen, diese Druckstellen zu entlasten und so Schmerzen zu reduzieren.
Anwendungsbereiche von Neuropathie-Strümpfen
Neuropathie-Strümpfe können bei verschiedenen Personengruppen mit Neuropathie-bedingten Beschwerden eingesetzt werden:
- Menschen mit Diabetes: Da Neuropathie oft eine Folge von Diabetes ist, können die Socken helfen, die Beschwerden durch gezielte Druckentlastung und bessere Durchblutung zu lindern.
- Ältere Menschen: Mit dem Alter nimmt die Elastizität der Blutgefäße ab, was zu Durchblutungsstörungen führen kann. Neuropathie-Strümpfe können hier unterstützend wirken.
- Patienten unter Chemotherapie: Als gefürchtete Nebenwirkung der Chemotherapie kann eine Nervenschädigung auftreten. Hier können Kühlsocken im Rahmen der Kryotherapie oder Kompressionsstrümpfe eingesetzt werden, um die Aufnahme des Chemotherapeutikums in Fingern und Zehen zu verringern und so Schädigungen feinster Strukturen vorzubeugen.
Studien und Forschung
Ein Forschungsteam der MedUni in Wien hat einen Strumpf entwickelt, der das Empfinden im Fuß wiederherstellen soll. Die "NeuroStep"-Prothese gibt gezielte Stromimpulse an bestimmte Stellen am Fuß ab und regt damit die noch teilweise funktionierenden Nerven an. Diese Stimulation soll dazu beitragen, dass sich die beeinträchtigten Reizleitungen regenerieren.
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In einer Studie mit 14 Männern und Frauen mit diabetischer Neuropathie zeigte sich, dass das Tragen der Socke den Empfindungsverlust in den Füßen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum Teil rückgängig machen konnte. Die Betroffenen berichteten schon nach einem Tag von einer verbesserten Gehfähigkeit und einem Rückgang der Schmerzen. Die Beschwerden konnten in diesem kurzen Zeitraum um durchschnittlich mehr als 30 Prozent reduziert werden. Die Probanden hatten wieder mehr Gefühl in ihren Füßen, konnten besser auftreten, größere Schritte machen und fühlten sich allgemein sicherer beim Laufen. MRT-Aufnahmen zeigen, dass das Gehirn die von der NeuroStep-Socke ausgelösten Empfindungen ähnlich wie natürliche Sinnesreize verarbeitet, was die Nutzung der Prothese ohne lange Eingewöhnungszeit ermöglicht.
Es sind jedoch weitere Untersuchungen nötig, um auch die Langzeiteffekte zu erforschen, bevor NeuroStep in der Praxis eingesetzt werden kann.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Neuropathie
Neben Strümpfen gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Neuropathie:
- Medikamentöse Therapie: Bei leichten, nicht kontinuierlichen Schmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Metamizol eingesetzt werden. Antiepileptika wie Gabapentin, Pregabalin oder Carbamazepin können Schmerzen und Missempfindungen lindern, während Antidepressiva wie Amitryptilin oder Duloxetin die Schmerzweiterleitung unterdrücken können. In manchen Fällen werden Opioide eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht wirken. Schmerzlindernde Pflaster wie Capsaicin- oder Lidocain-Pflaster können ebenfalls zur Anwendung kommen.
- Physio- und Ergotherapie: Diese Therapien helfen, Gelenkversteifungen zu vermeiden und Muskeln wiederaufzubauen.
- Magnettherapie: Neuere Studien zeigen positive Effekte bei diabetischer Neuropathie, wobei der Wirkmechanismus noch unklar ist.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Manchen Patienten hilft es, eine schmerzhafte Hautregion elektrisch zu stimulieren.
- Kryotherapie: Die gezielte Abkühlung von Händen und Füßen während der Chemotherapie kann verhindern, dass Patienten eine periphere Neuropathie entwickeln.
- Homöopathie: Die Homöopathie empfiehlt u. a. Aconitum C3, D4 bei neuralgischen, stechenden, brennenden Schmerzen, Agaricus muscarius D6 und D12 bei Missempfindungen.
Wichtige Hinweise zur Anwendung von Strümpfen bei Neuropathie
- Ärztliche Beratung: Vor der Anwendung von Neuropathie-Strümpfen sollte immer ein Arzt konsultiert werden, um die Ursache der Neuropathie abzuklären und die geeignete Therapieform zu bestimmen.
- Passform: Die Strümpfe sollten gut passen und nicht zu eng sein, um die Durchblutung nicht zu beeinträchtigen. Bei Patienten mit Polyneuropathie bzw. Sensibilitätsverlust sollten knöchern prominente Strukturen abgepolstert und die Passform überprüft werden. Es sollte eine niedrige Kompressionsklasse gewählt und engmaschige Kontrollen durchgeführt werden.
- Hautpflege: Die Haut sollte regelmäßig gepflegt werden, um Reizungen und Verletzungen vorzubeugen.
- Kontraindikationen: Bei fortgeschrittener peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) sollte die Kompressionstherapie nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
- Kombination mit anderen Therapien: Neuropathie-Strümpfe können eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Therapien sein, sollten aber nicht als alleinige Behandlungsmethode betrachtet werden.
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