Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor erhebliche Herausforderungen. Ein strukturierter Tagesablauf und biografieorientierte Beschäftigungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Alltagsgestaltung von Menschen mit Demenz. Eine klare Struktur bietet Sicherheit und Orientierung, was besonders wichtig ist, da Demenzbetroffene häufig unter Verwirrung und Angst leiden. Ein stabiler Rahmen kann helfen, Unruhe zu reduzieren und den Tag vorhersehbar zu gestalten.
Bedeutung der Tagesstrukturierung in der Pflege
Eine klare Struktur ist die Grundlage für Sicherheit. Strukturierte Pflege bietet sowohl dem Pflegepersonal als auch den pflegebedürftigen Personen ein gewisses Maß an Sicherheit. Die Tagesstrukturierung hat sich im Rahmen des Qualitätsmanagements in der Pflege als Strukturmodell bewährt und trägt in hohem Maße zur Zufriedenheit der Pflegekunden bei. Unter Tagesstrukturierung versteht man eine täglich wiederkehrende Struktur. Der Strukturplan dient dazu, aufzuzeigen, wann an jedem Tag bestimmte Handlungen oder Tätigkeiten durchzuführen sind. Dies ist vergleichbar mit einem Stundenplan für die Behandlungspflege der Pflegekunden.
Die Tagesstrukturierung aller Bewohner einer Einrichtung ist der Pflegedokumentation zu entnehmen. Im Rahmen der entbürokratisierten Pflegedokumentation wurde festgelegt, dass ein fester Tagesablauf die Qualität der Behandlungspflege erhöht. Entsprechende Maßnahmen sind seit 2015 zulässig, aber nicht verpflichtend. Jede Pflegeeinrichtung kann individuell entscheiden, ob die entbürokratisierte Pflegedokumentation durchgeführt werden soll. Die Tagesstrukturierung ist für alle Bereiche der Pflege umsetzbar, sowohl in stationären als auch in ambulanten Einrichtungen.
Vorteile der Tagesstrukturierung
Die Tagesstrukturierung als Strukturmodell soll sowohl den pflegenden Mitarbeitern als auch den pflegebedürftigen Bewohnern den Tagesablauf vereinfachen. Für die Pflegefachkräfte wirken Maßnahmen wie eine feste Tagesstruktur ebenfalls unterstützend. Dank genauer Planung weiß jede Pflegekraft, was welcher Bewohner zu welcher Uhrzeit benötigt. Durch eine feste Struktur im Tagesablauf wird die Pflegeplanung positiv beeinflusst. Anhand der zu leistenden Maßnahmen ist besser abzuschätzen, zu welcher Uhrzeit wie viele Mitarbeiter benötigt werden, z. B. für die Morgenrunde oder während der Mittagsruhe. Alle Pflegefachkräfte können hierdurch so effizient wie möglich arbeiten.
Die Tagesstrukturierung ist Teil der Pflegeplanung und wird entsprechend durch die Pflegefachkräfte entworfen. Die Einrichtung kann hier unterstützend tätig werden, indem sie einen Basisplan entwirft, der von jeder Pflegekraft zu verwenden ist. Für eine entsprechende Pflegeplanung gibt es keine Vorschriften. Die Mehrheit der Pflegeeinrichtungen, in denen eine entbürokratisierte Pflegedokumentation durchgeführt wird, greift auf das Modell der Tagesablaufbeschreibung zurück, wobei der gesamte Tagesablauf durch die Mitarbeiter dargestellt wird.
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Erstellung eines Basismaßnahmenplans
Eine Vorlage sollte einrichtungsintern ausschließlich mit diesem Muster bearbeitet werden. Der Basismaßnahmenplan, der im besten Fall durch die Einrichtung selbst entworfen wird, sollte alle Maßnahmen enthalten, die bei allen oder zumindest der großen Mehrheit der Pflegekunden durchzuführen sind. Es spielt keine Rolle, ob die Pflege ambulant oder stationär stattfindet. Seitens der Einrichtung ist also darauf zu achten, dass er auf den jeweiligen Bewohner der jeweiligen Einrichtung abgestimmt ist und nicht zu allgemein formuliert wird.
Zu einem Basismaßnahmenplan gehören beispielsweise Aspekte wie die Morgenrunde, das morgendliche Wecken, die Morgenpflege, die Körperpflege, das Ankleiden, die Mittagsruhe sowie Freizeitaktivitäten. Auch der Faktor der Mahlzeiten sollte beachtet werden. In einem Basismaßnahmenplan sind ausschließlich die Basisaspekte der täglichen Pflege vermerkt.
Umso wichtiger ist es, dass jeder Plan jedem Bewohner individuell angepasst wird. Damit die Individualisierung angemessen stattfinden kann, muss das genaue Krankheitsbild der pflegebedürftigen Person bekannt sein. Nur so ist es möglich, den Pflegebedarf und den Bedarf anderweitiger Betreuung auszumachen. In der Regel gibt es zu unterschiedlichen Vorerkrankungen Standardmaßnahmenpläne. In diesen sind die am häufigsten auftretenden Schwierigkeiten des Alltags dokumentiert. Die Pflegefachkräfte können sich entsprechende Pläne bei der Individualisierung als Hilfestellung heranziehen.
Schritte zur individuellen Pflegeplanung
- Festlegung der Grundregeln: Wenn es im Umgang mit dem Bewohner bestimmte Regeln gibt, die befolgt werden sollten, ist dies im Pflegeplan festzuhalten. Andernfalls kann es unter Umständen zu Unannehmlichkeiten kommen. Hierbei kann es sich beispielsweise um Initialberührungen, besondere Vorlieben, Bedürfnisse, Gewohnheiten oder ein ritualisiertes Vorgehen handeln.
- Vorstrukturierung: Ist die Basis der Planung vollständig, sollte sie in groben Zügen vorstrukturiert werden, bevor ein detaillierter Ablaufplan festgelegt wird. Durch die Vorstrukturierung wird ersichtlich, in welchem Maße eine Betreuung der pflegebedürftigen Person stattfinden muss.
- Detaillierte Beschreibung der Pflegemaßnahmen: Damit jeder Mitarbeiter genaue Kenntnis über jeden Bewohner und die zu leistenden Maßnahmen hat, sollte aus jeder Maßnahmenplanung genau hervorgehen, welche Betreuung zu welchem Zeitpunkt geleistet werden muss. Bei der Maßnahmenplanung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Vorgehensweise. Die Tagesstrukturierung kann sowohl kompakt als auch ausführlich geschildert werden. Auch kann eine leistungsbezogene Planung entwickelt werden. Im letzten Fall erfolgt keine chronologische Abfolge der Beschreibung der durchzuführenden Tätigkeiten.
Bevor es an die genaue Beschreibung der Maßnahmen geht, sollten grundsätzliche Fakten dargestellt werden, die im Hinblick auf den entsprechenden Bewohner zu beachten sind. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Art der Kontaktaufnahme. Diese kann durch das Krankheitsbild des Pflegebedürftigen erheblich beeinflusst werden. Ist der Patient schwerhörig oder sieht nicht gut, sollte die Kontaktaufnahme in einem anderen Maße stattfinden als bei einer Person, die augenblicklich erkennt, was um sie herum passiert.
Beispiel für einen Tagesablauf
Hier ein Beispiel für einen Tagesablauf von Frau Mustermann:
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- 6.45 Uhr: Wecken. Frau Mustermann wird um 6.45 Uhr geweckt, sofern sie nicht im Vorfeld nach dem Pflegepersonal geklingelt wird. Sie bittet darum, vor dem Betreten des Zimmers zu klopfen und die Nachttischlampe anzuschalten.
- 7.00 Uhr: Frühmalzeit. Frau Mustermann bekommt eine Frühmalzeit serviert, um die Zeit zum gemeinsamen Frühstück aller Bewohner zu überbrücken. Sie setzt sich in ihren Sessel am Fenster, um ihre Tasse Tee zu trinken und die halbe Scheibe Körnerbrot zu essen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt selbstständig.
- 8.30 Uhr: Körperpflege. Sowohl der Toilettengang als auch die Körperpflege von Frau Mustermann muss begleitet werden. Die Vorderseite ihres Oberkörpers kann sie selbstständig waschen, beim Rest wird Hilfe benötigt. Gleichermaßen gestaltet es sich beim Ankleiden.
- 9.00 Uhr: Frühstück. Frau Mustermann gelangt mithilfe ihres Rollators selbstständig in den Speisesaal, wo sie in Gesellschaft der anderen Bewohner ihr Frühstück selbstständig zu sich nimmt.
- 9.40 Uhr: Toilettengang. Sobald Frau Mustermann den Tisch verlässt, muss sie zur Toilette begleitet werden. Anschließend hält sie sich im Gemeinschaftsraum auf.
- 10.00 Uhr: Freizeitangebot des Sozialen Dienstes (SD). Frau Mustermann nimmt jeden Tag das Freizeitangebot des SD wahr. Besonders interessiert sie sich hier für Gesellschaftsspiele und das Basteln. Sie bittet sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg des Freizeitangebots um Wegbegleitung.
- 11.00 Uhr: Lesepause. Vor dem Mittagessen setzt sich Frau Mustermann gerne in den Lesesessel im Gemeinschaftsraum und liest die aktuelle Tageszeitung oder ein Buch ihrer Wahl. Die Tageszeitung ist ihr im Vorfeld in Reichweite zu platzieren.
- ca. 12.00 Uhr: Mittagessen. Frau Mustermann wird um kurz vor 12.00 Uhr im Gemeinschaftsraum abgeholt und in den Speisesaal begleitet. Auch hier findet die Nahrungsaufnahme selbstständig statt. Es ist lediglich darauf zu achten, dass Frau Mustermann mindestens zwei, besser drei kleine Gläser Wasser trinkt.
- ca. 13.00 Uhr: Mittagsschlaf. Nach dem Mittagessen wird Frau Mustermann nach drei Runden durch den Korridor in ihr Zimmer begleitet, wo sie sich für einen Mittagsschlaf hinlegt.
Ein weiterer möglicher Tagesablauf in einer Pflegeeinrichtung könnte wie folgt aussehen:
- 6.30 Uhr: Beginn Frühschicht
- 8.00 - 10.00 Uhr: Frühstückszeit
- Vormittags: Diverse Angebote des Sozialen Dienstes, an denen die Bewohner je nach Bedarf teilnehmen können.
- 13.00 Uhr - ca. 14.30 Uhr: Mittagsruhe
- 13.30 Uhr: Beginn Spätschicht
- 13.45 Uhr: Ende Frühschicht
- ab 15.00 Uhr: Gemeinsames Kaffeetrinken in den separaten Wohnbereichen
- Nachmittags: Unterschiedliche Betreuungsveranstaltungen, unter anderem Bewegungsangebote, um die Mobilität der Bewohner zu erhalten.
Vorteile und Nachteile der Tagesstrukturierung
Werden tagesstrukturierende Maßnahmen ordentlich entwickelt, bringen sie der Pflege ein hohes Maß an Vorteilen. Zum einen leisten sie einen enormen Beitrag zur Qualitätssicherung der Pflegeeinrichtung. Dies wird maßgeblich dadurch erreicht, dass weniger Zeitaufwand für die Pflegedokumentation verwendet werden muss. Auch die durchzuführenden Maßnahmen können durch die Strukturierung des Alltags effizienter ausgeführt werden. Durch die Tagesstrukturierung bekommt jeder Patient die Betreuung und Pflege, die er benötigt.
Nachteile bringt eine Tagesstrukturierung dann mit sich, wenn sie nicht auf die individuellen Bedürfnisse der entsprechenden Personen angepasst ist. Eine Tagesstrukturierung gibt nicht nur den pflegebedürftigen Personen, sondern auch den Pflegefachkräften ein hohes Maß an Sicherheit. Der Betreuungsaufwand der entsprechenden Person lässt sich durch eine entbürokratisierte Pflegedokumentation deutlich besser erkennen. Eine Struktur im Tagesablauf ist sowohl für die ambulante als auch für die stationäre Pflege empfehlenswert.
Biografieorientierte Beschäftigungen
Jeder Mensch trägt eine einzigartige Lebensgeschichte in sich, geprägt von Erfahrungen, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen. Bei Menschen mit Demenz bleiben insbesondere frühere Erinnerungen oft länger erhalten. Indem man an diese persönlichen Erinnerungen anknüpft, können vertraute Gefühle und Fähigkeiten reaktiviert werden. Biografiearbeit bedeutet, sich intensiv mit der Lebensgeschichte eines Menschen auseinanderzusetzen. Dies kann beispielsweise durch Gespräche, das Betrachten von Fotoalben oder das Hören vertrauter Musik geschehen. Ziel ist es, Vorlieben und Abneigungen zu erkennen und darauf basierend passende Aktivitäten zu gestalten.
Beispiele für geeignete Aktivitäten
Die Auswahl geeigneter Aktivitäten und Freizeitbeschäftigungen für Menschen mit Demenz sollte stets individuell erfolgen. Die individuelle Anpassung der Aktivitäten an die Lebensgeschichte und die aktuellen Fähigkeiten sowie Wünsche des Menschen mit Demenz ist entscheidend. Dies erfordert eine einfühlsame sowie geduldige Begleitung und kreative Ansätze. Hier einige Beispiele:
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- Musik: Musik besitzt die Fähigkeit, tief verankerte Erinnerungen zu aktivieren. Das Hören vertrauter Lieder kann Emotionen wecken und das Wohlbefinden steigern. Das gemeinsame Singen von vertrauten Liedern, ggf. auch mit religiösem Inhalt, das Hören vertrauter Musik.
- Gartenarbeit: Das Arbeiten im Garten, sei es das Pflanzen von Blumen oder das Ernten von Gemüse, stimuliert die Sinne und vermittelt Erfolgserlebnisse.
- Bastelarbeiten: Einfache Bastelarbeiten, wie beispielsweise das Gestalten mit Wolle, Stoff und ähnlichen Materialien oder das Malen, regen die Kreativität an und verbessern die Feinmotorik. Auch künstlerisch-kreative Angebote wie Malen, Umgang mit Farben oder Gestalten von Materialien machen vielen Menschen mit Demenz Freude.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Spaziergänge, Tanzen oder leichte Gymnastik, unterstützt die körperliche Gesundheit und kann Stimmungsschwankungen entgegenwirken. Regelmäßige Spaziergänge, Spiele mit Bällen und anderen Materialien, Tanzen (Standardtänze), Sport- und Wandergruppen.
- Alltägliche Aufgaben: Das Einbeziehen in alltägliche Aufgaben, wie das gemeinsame Kochen, Tisch decken oder das Falten von Wäsche, gibt dem Menschen mit Demenz das Gefühl, gebraucht zu werden, und fördert gleichzeitig alltagspraktische Fähigkeiten. Hauswirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten wie Kochen, Backen, Spülen, Putzen, Bügeln, Arbeiten mit Wolle, Schmirgeln von Holz, Sortieren von Werkzeug, Arbeiten im Garten - am besten Jeden nach seinen bisherigen Interessen und verbliebenen Fähigkeiten einbeziehen.
- Glaube und Spiritualität: Glaube und Spiritualität spielen für viele Menschen eine zentrale Rolle im Leben und können auch bei Menschen mit Demenz eine Quelle des Trostes und der Orientierung sein. Durch das Einbinden vertrauter religiöser oder spiritueller Praktiken können Erinnerungen aktiviert und ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt werden. Bei religiösen Menschen können auch Psalme oder Gebete einen besonderen Stellenwert haben.
- Soziale Kontakte: Die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sind essenziell für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz. Museen, Theater und Kinos entwickeln zunehmend barrierefreie Angebote, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.
- Vorlesen: Für Menschen mit fortgeschrittener Demenz kann das eigenständige Lesen zunehmend schwierig werden. Dennoch bleibt das Vorlesen eine wertvolle Aktivität, die emotionale Nähe schafft, geistige Anregung bietet und vertraute Erinnerungen weckt. Dabei eignen sich besonders kurze Geschichten mit einfachem Satzbau und vertrauten Themen.
- Tiertherapie: Der Kontakt mit Tieren kann positive Emotionen hervorrufen und beruhigend wirken.
- Erinnerungsarbeit: Auch in fortgeschrittenen Stadien kann das Betrachten von Fotoalben oder das Hören von Lieblingsliedern positive Erinnerungen hervorrufen und eine emotionale Verbindung schaffen. Mit Hilfe von Fotoalben, alten Büchern, Bildbänden oder Gegenständen aus früherer Zeit (wie Flohmarktartikel oder alte Gegenstände, die zu Hause aufbewahrt wurden) können Erinnerungen wachgerufen werden, die oft präsenter sind als das aktuelle Geschehen.
- Spiele: Aktivitäten wie z.B. das Hin- und Herwerfen eines Luftballons oder einfache Brettspiele können Freude bereiten und die Motorik fördern. Beim Vervollständigen von Sprichwörtern oder dem gemeinsamen Singen bekannter Lieder werden die kognitiven Fähigkeiten angeregt. Besonders geeignet sind Spiele, die von Kindheit an vertraut sind, wie Mensch-ärgere-dich-nicht, Mühle oder Würfelspiele. Bei Bedarf müssen dabei die Spielregeln verändert und an die Möglichkeiten des Menschen mit Demenz angepasst werden.
Umgang mit zeitlicher Desorientierung
Probleme mit der zeitlichen Orientierung sind ein typisches Symptom, das häufig bereits im Frühstadium einer Demenz auftritt. Ein strukturierter Tag mit immer gleichen Abläufen bietet Erkrankten wichtige Unterstützung dabei, sich im „Hier und Jetzt“ zurechtzufinden und sicher zu fühlen. Hinzu kommt, dass verlässliche Abläufe langfristig dazu beitragen können, dass die Selbstständigkeit der Erkrankten länger erhalten bleibt.
Strukturieren Sie den Tagesablauf der erkrankten Person über bestimmte Eckpunkte, zum Beispiel über feste Zeiten für das Aufstehen, die Mahlzeiten, die Körperpflege oder das Zubettgehen. Schauen Sie dabei individuell, welche Routinen bereits gut funktionieren, also ob jemand gerne früher oder später aufsteht oder lieber mittags oder abends gerne warm isst.
Planen Sie Zeit für Schönes ein, zum Beispiel um gemeinsam einen Ausflug mit dem Auto zu machen oder essen zu gehen. Auch wenn die erkrankte Person sich daran später nicht erinnern kann, sind gemeinsame Momente wertvoll. Machen Sie nicht zu viel an einem Tag, es ist in Ordnung, wenn Dinge länger dauern oder Sie Pausen einlegen.
Achten Sie beim Zubettgehen auch auf möglichst feste Abläufe, zum Beispiel indem Sie zu einer bestimmten Uhrzeit die Vorhänge zuziehen, das Licht dimmen oder leise Musik anmachen.
Feste, Feiertage und Rituale, die an bestimmte Jahreszeiten gebunden sind haben für die meisten Menschen eine besondere Bedeutung und können für Erkrankte wichtige Orientierungspunkte bieten. Wer einen Menschen mit Demenz betreut, sollte daher in jedem Fall versuchen, die Traditionen und Feste weiterhin beizubehalten, die für die Erkrankte oder den Erkrankten wichtig sind, bzw. waren.
Weitere Tipps für die Alltagsgestaltung
- Vereinfachen Sie die Umgebung: Reduzieren Sie Unordnung und Stolperfallen in der Wohnung. Beschriften Sie Schränke und Schubladen, um die Orientierung zu erleichtern. Für Menschen mit Demenz wird der Alltag übersichtlicher, wenn der Inhalt von Schränken und Schubladen duch Beschriftungen oder Bilder von außen zu erkennen ist.
- Sorgen Sie für Sicherheit: Menschen mit Demenz verlieren manchmal die Orientierung und finden nicht mehr nach Hause. Für Helfende wird es leichter, sie zurückzubringen, wenn sie ein Kärtchen mit ihrer Adresse bzw. einer Kontakt-Telefonnummer in der Tasche oder auch einen Aufkleber/Einnäher in der Kleidung tragen.
- Informieren Sie die Öffentlichkeit: In der Öffentlichkeit können sich immer wieder Situationen ergeben, die Außenstehende irritieren. In manchen Situationen sind sogenannte "Verständniskärtchen" hilfreich, die ohne lange Erklärungen über die Krankheit informieren.
- Planen Sie für den Notfall: Überlegen Sie, wer in einer Notsituation einspringen und alles Notwendige organisieren kann. Fertigen Sie eine Liste mit wichtigen Telefonnummern und Informationen an und platzieren Sie sie möglichst gut sichtbar.
- Beachten Sie das Stadium der Demenz: Überforderung bewirkt negative Reaktionen. Gehen Sie auf persönliche Vorlieben und Abneigungen ein. Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzerkrankten. Tolerieren Sie „Fehler“.
- Fördern Sie die Sinne: Bewusstes Sehen, Tasten, Hören, Riechen und Schmecken trainieren (kann auch in den Alltag, z.B. Blumen, Gewürze, Duftöle etc.
- Passen Sie sich dem Tempo an: Alles verläuft langsamer, der Denkprozess wie die Handlungsabläufe. Bedenken Sie, dass ein Mensch mit Demenz fast alles, was er/sie erlebt oder gesagt bekommt, sofort wieder vergisst.
- Beruhigen Sie bei Halluzinationen: Menschen können Halluzinationen haben, die Ihnen Angst machen. Versuchen Sie ihren Angehörigen zuberuhigen, wenn er/sie eine angst erzeugende Halluzination hat.
Betreuungskonzepte und Therapieansätze
- Milieutherapie: Ein ganzheitlicher Ansatz, der an der Persönlichkeit des Menschen mit Demenz selbst ansetzt, seinem Wohn -und Lebensraum, seinem sozialen Umfeld und an der Betreuungsatmosphäre. Ziel ist es, Symptome wie Angst und Unruhe zu lindern, noch vorhandene Fähigkeiten zu fördern und ein zu Hause in Geborgenheit zu schaffen.
- Validation: Eine Methode, um mit Menschen mit Demenz zu kommunizieren. Diese Technik hilft Stress abzubauen und ermöglicht Menschen mit Demenz, Würde und Glück wieder zu erlangen. Validation basiert auf einem empathischen Ansatz und einer ganzheitlichen Erfassung des Individuums.
- Realitäts-Orientierungs-Training (ROT): Durch ROT sollen vorhandene Fähigkeiten gefördert werden. ROT wird zumeist im Anfangsstadium einer Demenz angewendet.
- Musiktherapie: Die Musiktherapie und auch Tanzangebote helfen die Isolation von Menschen mit Demenz zu durchbrechen und lassen Gemeinschaft erfahren.
- Physiotherapie (Krankengymnastik): Erhält und fördert die Beweglichkeit.
- Ergotherapie (Beschäftigungstherapie): Fördert die Tätigkeiten des täglichen Lebens und hilft damit die Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern.
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