Die Tagesklinik für Demenz in Mainz stellt ein spezifisches und integratives medizinisches Behandlungskonzept dar, das im Rahmen eines rheinland-pfälzischen Modellprojekts von der Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit (GPS) und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt wird. Die Universitätsmedizin Mainz übernimmt, unterstützt durch das Gesundheitsministerium, auch die wissenschaftliche Begleitforschung. Das Land fördert die Tagesklinik für dementiell Erkrankte mit insgesamt 1,44 Millionen Euro.
Hintergrund und Bedeutung
Demenz ist die häufigste und folgenreichste psychiatrische Erkrankung im Alter. Derzeit sind 1,2 Millionen Menschen in Deutschland und rund 80.000 Menschen in Rheinland-Pfalz an Demenz erkrankt. Die demographisch bedingte Zunahme der neurodegenerativen Demenzerkrankungen stellt bei fehlender kurativer Therapie eine große Herausforderung für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem dar.
Gesundheits- und Sozialstaatssekretär David Langner betonte: „Eine gute Versorgung und Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen gehört damit zu den wichtigsten gesellschaftlichen und gesundheits- und sozialpolitischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Die Tagesklinik der GPS in Mainz-Bretzenheim ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg."
Die erste Tagesklinik für Demenzerkrankte in Mainz
Die bundesweit erste Tagesklinik für demenziell Erkrankte wurde in Mainz eröffnet. Gesundheitsminister Alexander Schweitzer betonte, dass die Tagesklinik für demenziell Erkrankte Ausdruck der Vorreiterrolle Rheinland-Pfalz beim Thema Demenz sei.
Zielsetzung der Tagesklinik
Die Tagesklinik soll frühzeitig eine leitliniengerechte Diagnostik, Behandlung und Hilfen im Rahmen von Kriseninterventionen ermöglichen, ohne dass die Patientinnen und Patienten ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen. Die tagesklinische Behandlung ist Teil eines umfassenden Netzes.
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Beteiligte Institutionen und Angebote
Beteiligt sind die akutstationäre Versorgung unter Beteiligung der gerontopsychiatrischen Abteilung der Universitätsmedizin und der geriatrischen Abteilung des Katholischen Klinikums Mainz, die ambulante Versorgung durch niedergelassene Ärzte und Fachärzte, die psychiatrische Institutsambulanz, die gerontopsychiatrischen und geriatrischen Tagesstätten wie auch Pflegestützpunkte, ambulante Pflegedienste und Sozialstationen. Darüber hinaus gibt es spezielle Wohnformen für den betroffenen Personenkreis, Tagespflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und ehrenamtlich tätige Betreuungsvereine.
Struktur und Ausstattung
Der Neubau umfasst die Tagesklinik für an Demenz Erkrankte mit 15 Plätzen und die Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit 24 Plätzen. Darüber hinaus sind im Neubau die psychiatrische Institutsambulanz und eine Demenz-Beratungsstelle für Betroffene und Angehörige integriert.
Barrierefreiheit und Service
Die Tagesklinik bietet:
- Rollstuhlgerechten Zugang zu Serviceeinrichtungen
- Bauliche Maßnahmen für Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung
- Service für Patienten aus dem Ausland
- Fremdsprachiges Personal (Englisch, Französisch, Serbo-kroatisch, Polnisch)
Behandlungsschwerpunkte und Therapieansätze
Die Tagesklinik bietet fachpsychiatrische Behandlung und Diagnostik aller psychiatrischen Krankheitsbilder Älterer mit Schwerpunkt Demenz. Die Aktivierung der Patient*innen erfolgt über strukturierte gruppen- und einzeltherapeutische Angebote durch demenz-spezifisch geschultes Fachpersonal. Es wird nach dem verhaltenstherapeutischen Konzept der Selbsterhaltungstherapie nach Dr. Böhm gearbeitet.
Neuropsychiatrische Ambulanz
Die neuropsychiatrische Ambulanz beinhaltet die Früh- und Differentialdiagnostik kognitiver Störungen. Aufgabe der Gedächtnissprechstunde ist es, Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit sowie weiterer Hirnfunktionen möglichst früh zu diagnostizieren. Die Universitätsmedizin Mainz bietet dazu sämtliche diagnostische Möglichkeiten, wodurch Erkrankungen bereits in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert und somit eine frühe Therapie ermöglicht werden kann. Nach Abschluss der Diagnostik berät das Team die Patienten und ihre Angehörigen ausführlich über die möglichen Therapieformen.
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Ablauf der Behandlung
Voraussetzungen und Anmeldung
Voraussetzung für die teilstationäre Behandlung ist, dass die Patient*innen nachmittags und über Nacht alleine bzw. mit bereits installierten Hilfen zuhause zurechtkommen. Die Anmeldung erfolgt über ein Anmeldeformular, das den behandelnden Fachärzten vorliegt. Bei Nichtvorlage steht das Anmeldeformular zum Download zur Verfügung. Die Behandlungsplätze werden über eine Warteliste vergeben.
Entlassmanagement
Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Krankenhäuser ab dem 01. Oktober 2017 ein standardisiertes Entlassmanagement sicherstellen müssen. Das Ziel des Entlassmanagements ist es, eine lückenlose Anschlussversorgung des Patienten zu organisieren. In der Tagesklinik wird der Entlassungsprozess gemeinsam mit demder Patientin, den Angehörigen und allen am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen rechtzeitig organisiert. Es wird festgestellt, ob und welche Maßnahmen im Anschluss erforderlich sind und diese werden bereits während des Aufenthaltes eingeleitet. Bei Bedarf wird das Entlassmanagement durch die Kranken- bzw. Sozialdienste unterstützt.
Patientenfürsprecherin
Als Ansprechpartnerin bei Problemen, Sorgen oder Konflikten steht eine Patientenfürsprecherin zur Verfügung. Das Amt als Patientenfürsprecherin ist ein Ehrenamt der Stadt Mainz und somit unabhängig von der GPS und unterliegt der Schweigepflicht. Anliegen weiterzugeben ist nur möglich, wenn die Patienten dies wünschen.
Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitstudie
Vor fast genau drei Jahren wurde die Tagesklinik Schwerpunkt dementielle Erkrankungen in Mainz eröffnet. Am 10.10.2014 wurde dieser feierliche Anlass dazu genutzt, das Konzept dieses Modellprojektes und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitstudie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durch Herrn Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel vorzustellen.
Herr Prof. Dr. med. Fellgiebel kam zu dem Ergebnis: „Die Daten deuten insgesamt darauf hin, dass Patienten mit Demenz auch teilstationär effektiv behandelt werden können. Die Tagesklinik stellt eine wichtige Alternative zu stationären Aufenthalten dar."
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Ergänzende Angebote in Mainz
Neben der Tagesklinik gibt es in Mainz weitere Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen:
- Tagespflegeeinrichtungen: Bieten teilstationäre Tagespflege für ältere pflegebedürftige und / oder an Demenz erkrankte Menschen. Die Einrichtungen haben in der Woche bis zu acht Stunden täglich geöffnet. Ein Fahrdienst holt die Besucherinnen und Besucher morgens zu Hause ab und bringt sie nachmittags wieder zurück. Die Tagespflege bietet den Nutzerinnen und Nutzern Anregungen und neue Eindrücke, so dass vorhandene Fähigkeiten trainiert werden. Beispiele hierfür sind:
- Tagespflege Rat & Tat Pflegezeit (Kurt-Schumacher-Str.)
- Tagespflege "Flehlappe" Mainzer Altenheim- und Wohnheime (Quintinstr.)
- Weintorstr.
- Pflegestützpunkte und Sozialstationen: Bieten Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
- Spezielle Wohnformen: Für den betroffenen Personenkreis.
- Ambulante Pflegedienste: Bieten Unterstützung im häuslichen Umfeld.
- Ehrenamtlich tätige Betreuungsvereine: Bieten Unterstützung und Entlastung für Angehörige.
Die Neuropsychiatrie als wichtiger Baustein
Die Neuropsychiatrie beschäftigt sich mit Krankheitsbildern an der Schnittstelle der klinischen Fachdisziplinen Neurologie und Psychiatrie. Im Vordergrund stehen dabei Störungen des Gedächtnis und der Konzentration, der Sprache, der Bewegung sowie Auffälligkeiten im Verhalten und Empfinden, die auf einer Hirnstörung beruhen. Aufgabe der Gedächtnissprechstunde ist es, Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit sowie weiterer Hirnfunktionen möglichst früh zu diagnostizieren.
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