Taubheit nach Mittelohrentzündung: Ursachen und Behandlung

Die akute Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Kleinkindern, kann aber auch in jedem Lebensalter auftreten. Sie ist eine Entzündung des Mittelohrs, die plötzlich auftreten und sehr schmerzhaft sein kann. In den meisten Fällen heilt eine akute Mittelohrentzündung innerhalb von zwei bis drei Tagen von selbst ab. Unbehandelt kann sie jedoch schwerwiegende Folgen haben, bis hin zur Taubheit.

Was ist eine Mittelohrentzündung?

Eine Mittelohrentzündung, in der Medizin auch Otitis media genannt, ist eine Entzündung im Mittelohr. Das Mittelohr ist ein kleiner, luftgefüllter Raum hinter dem Trommelfell, der die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel enthält. Diese Knöchelchen übertragen Schallwellen vom Trommelfell zum Innenohr.

Die akute Mittelohrentzündung ist eine Infektionserkrankung des Ohres. Sie ist nicht ansteckend, beginnt aber häufig mit einem harmlosen Schnupfen. Da das Mittelohr über die Ohrtrompete mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden ist, können Viren ins Ohr gelangen. Seltener sind auch Bakterien an einer Mittelohrentzündung beteiligt.

Ursachen einer Mittelohrentzündung

Eine Mittelohrentzündung kann durch verschiedene Bakterien und Viren entstehen. In der Regel tritt eine akute Mittelohrentzündung im Zusammenhang mit einer Erkältung, Grippe, Halsentzündung oder einer ähnlichen Infektion auf. Dabei dringen Viren oder Bakterien in den Rachenraum ein und führen dazu, dass sich die Schleimhäute entzünden und mehr Flüssigkeit bilden. In der Folge schwellen auch die Schleimhäute im Ohr und im Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Rachen, der „Ohrtrompete“ oder „Tube“, an. Das Sekret aus Tube und Mittelohr kann dann nicht mehr abfließen. Es staut sich im Mittelohr und drückt aufs Trommelfell.

Bei Babys und Kleinkindern ist das Röhrchen der Tube noch sehr fein und kurz. Deshalb können sich Krankheitserreger aus dem Nasen-Rachen-Raum leicht bis in das Mittelohr ausbreiten. Nach dem siebten Lebensjahr sind Mittelohrentzündungen seltener, weil sich die Tube und das Immunsystem weiterentwickelt haben. Auch vergrößerte Rachenmandeln („Polypen“) können die Entlüftung des Mittelohrs behindern und eine Entzündung begünstigen.

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Symptome einer Mittelohrentzündung

Bei einer Ohrentzündung können verschiedene Symptome auftreten, die von leichten Problemen bis hin zu starken Schmerzen reichen. Typische Symptome einer Mittelohrentzündung sind:

  • Ohrenschmerzen
  • Druckgefühl im Ohr
  • Fieber über 38° C
  • Schlechtes Hören, weil sich im Mittelohr Flüssigkeit angesammelt hat
  • Auslaufende Flüssigkeit: Verursacht die Entzündung ein Loch im Trommelfell, kann Flüssigkeit aus dem Ohr auslaufen.
  • Reizbarkeit und Unwohlsein: Treten infolge einer Mittelohrentzündung vor allem bei Kindern auf.

Kleinkinder können Schmerzen oft noch nicht zuordnen und klagen vielleicht über Bauchweh, auch wenn ihnen die Ohren wehtun. Manche Kinder schütteln häufig den Kopf, fassen sich an die Ohren oder reiben sie, wenn sie Ohrenschmerzen haben. Generell sind kranke Kinder unruhiger, schreien mehr, haben nur wenig Appetit und schlafen schlechter. Einige Kinder können aber auch matt und daher ruhiger sein als sonst.

Diagnose einer Mittelohrentzündung

Um herauszufinden, ob es sich bei den Symptomen um einen Hörverlust aufgrund einer Mittelohrentzündung handelt, ist der Gang zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt notwendig. Nach einer ersten Befragung zu Ihren Beschwerden kann dieser mithilfe verschiedener Untersuchungen eine Diagnose stellen. Dafür schaut er mithilfe eines Otoskops, einem speziellen Ohrenspiegel zur Untersuchung des äußeren Gehörgangs sowie des Trommelfells, in das Ohr. Mit einem „Tympanometer“ lässt sich die Hörfähigkeit prüfen. Das Gerät kann Geräusche erzeugen und aufnehmen.

Normalerweise fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach akuten Krankheitszeichen und Beschwerden sowie nach der Vorgeschichte der Erkrankung. An das Gespräch schließen sich die körperliche Untersuchung beider Ohren, des Halses und des Rachenraums an. Außerdem wird die Körpertemperatur gemessen.

Behandlung einer Mittelohrentzündung

Wie bei den meisten Krankheiten oder Beschwerden gilt auch bei einer Mittelohrentzündung: Schonen Sie sich! Die weitere Behandlung legt Ihr HNO-Arzt fest. Dieser kann beispielsweise Medikamente wie Antibiotika verschreiben, um Ihre Beschwerden zu lindern und den Heilungsprozess zu fördern. Auch wenn die Symptome oft nach wenigen Tagen verschwinden, kann dieser Prozess ein paar Wochen dauern.

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Eine akute Mittelohrentzündung kann stark schmerzen, deshalb steht eine schnelle Schmerzlinderung meist im Mittelpunkt der Behandlung. Dazu eignen sich schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen, die es auch als Zäpfchen oder als Saft gibt. Die Beschwerden klingen dann oft ohne weitere Behandlung ab.

Manche Eltern fragen sich, ob ihr Kind ein Antibiotikum braucht. Antibiotika wirken aber nur bei Bakterien und nicht, wenn Viren die Entzündung verursacht haben. Anzeichen für eine bakterielle Entzündung sind eitriger Ausfluss aus dem Ohr oder eine Entzündung beider Ohren bei Kindern unter zwei Jahren. Dann können Antibiotika helfen, die die Ärztin oder der Arzt verschreibt.

Abschwellende Nasentropfen werden häufig empfohlen, um die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern. Sie haben aber vermutlich keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die Beschwerden. Ist die Nase verstopft, können sie für einige Stunden die Nasenatmung erleichtern. Die Nasentropfen sollten nicht länger als einige Tage verwendet werden.

Viele Eltern probieren Hausmittel wie Wadenwickel gegen Fieber oder Zwiebelsäckchen gegen Ohrenschmerzen aus. Ihre Wirksamkeit ist allerdings nicht belegt.

Bei kleinen Kindern und wenn Bakterien an der Entzündung im Mittelohr beteiligt sind, verordnet der Arzt in der Regel Antibiotika. Ansonsten genügen zur Behandlung einer Mittelohrentzündung oft Wärmebehandlungen des Ohres z.B. mit Rotlicht, Schmerzmittel und abschwellende Nasentropfen, die die Belüftung des Mittelohres verbessern.

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Was tun bei chronischer Mittelohrentzündung?

Wenn eine Mittelohrentzündung über mehrere Wochen anhält, spricht man von einer chronischen Otitis media. Schmerzen und Fieber klingen dabei zwar ab - die Flüssigkeit bleibt aber im Mittelohr. Bei vielen Kindern fließt auch immer mal wieder eitriges Sekret aus dem Ohr. Außerdem besteht bei langanhaltenden Entzündungen die Gefahr, dass die Hörfähigkeit dauerhaft beeinträchtigt wird.

Manchmal klingt die Entzündung ab und das Trommelfell verheilt, aber es bleibt Flüssigkeit im Mittelohr. Dies nennt man Paukenerguss. Die Kinder spüren dann oft ein Druckgefühl im Ohr, seltener haben sie auch Ohrenschmerzen. Es kann zu Hörstörungen kommen, die die Sprachentwicklung verzögern können.

Wenn ein Kind häufig Mittelohrentzündungen hat und dabei das Trommelfell wiederholt einreißt, kommt es vor, dass es vernarbt. In der Folge kann die dünne Membran verhärten und unbeweglich werden. Dies verschlechtert das Hören.

Manche Erwachsene leiden jahrelang an wiederholten Mittelohrentzündungen und einer ständig verschlossenen Ohrtrompete. Abhilfe kann unter anderem eine Methode schaffen, die vor einigen Jahren am Klinikum Bielefeld entwickelt wurde: Dabei wird ein mit Flüssigkeit gefüllter Ballon-Katheder in der Ohrtrompete gedehnt, damit das Mittelohr besser belüftet wird. „Die Operation dauert nur fünf Minuten, sie muss aber unter Narkose und unter stationären Bedingungen durchgeführt werden“, sagt Holger Sudhoff, der die Methode maßgeblich mitentwickelt hat.

Wie Sudhoff berichtet, ist die Methode auch bei chronischen Mittelohrentzündungen anwendbar. Chronische Mittelohrentzündungen treten in Form einer chronischen Schleimhauteiterung oder in Form einer chronischen Knocheneiterung auf. Beide Formen heilen nicht von alleine aus, sie müssen operativ behandelt werden.

Komplikationen und Folgeerkrankungen einer Mittelohrentzündung

Zu Komplikationen und Folgeerkrankungen nach einer akuten Mittelohrentzündung kommt es nur sehr selten. Mögliche Komplikationen sind:

  • Mastoiditis (bakterielle Infektion im Warzenfortsatz des Schläfenbeins, dem Knochen hinter dem Ohr)
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Innenohrschädigung (zum Beispiel der Nerven, was zu Hörverlusten führen kann)

Eine Mastoiditis macht sich meist durch Schmerzen hinter den Ohren, manchmal auch mit Schwellungen und Fieber bemerkbar.

Wird eine Mittelohrentzündung nicht rechtzeitig behandelt, kann sich der Entzündungsprozess auf das Innenohr ausweiten und Symptome wie Schwindel hervorrufen. Spätestens bei diesen Anzeichen sollte der Betroffene umgehend zum HNO-Arzt. „Wird eine Labyrinthitis nicht schnellstmöglich fachgerecht untersucht und behandelt, können weitere Komplikationen und u.U. bleibende Schäden von dauerhaften Hörproblemen bis hin zur Gehirnhautentzündung, Meningitis, auftreten", warnt der niedergelassene HNO-Arzt aus Freiburg.

Hörverlust nach Mittelohrentzündung

Ein Hörverlust nach einer Mittelohrentzündung kann vorübergehend sein, wenn die Entzündung rechtzeitig und effektiv behandelt wird. Doch in manchen Fällen kann er auch dauerhaft sein und langfristige Auswirkungen auf die Hörleistung haben.

Wenn sich zu viel Flüssigkeit oder Eiter im Mittelohr sammelt, kann dies eine Trommelfellperforation zur Folge haben. Die Membran wird durchbrochen und der Schall wird daraufhin nicht effektiv zum Innenohr übertragen. Auch kann eine Mittelohrentzündung die Gehörknöchelchen schädigen. In schweren Fällen schädigt eine Mittelohrentzündung den Hörnerv. Dieser ist für die Übertragung von Schallsignalen vom Innenohr zum Gehirn zuständig. Eine Schädigung kann zu einem dauerhaften Hörverlust führen.

Vorbeugung einer Mittelohrentzündung

Vorbeugen ist besser als Heilen. Bestimmte Maßnahmen können helfen, das Risiko für wiederkehrende Mittelohrentzündungen zu reduzieren. Dazu gehören zum Beispiel das Schonen bei einer Erkältung, die Vermeidung allergieauslösender Substanzen und Feuchtigkeit, die das Wachstum von Bakterien begünstigen können.

Verhindern lassen sich Mittelohrentzündungen meist nicht. Vielleicht lässt sich das Risiko durch einzelne Maßnahmen aber etwas senken. Dazu zählt, Kindern seltener einen Schnuller zu geben. Besonders wichtig ist, dass Kinder in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen - denn Passivrauchen erhöht das Risiko für Infektionen im Bereich der Atemwege und des Nasen-Rachen-Raums.

Wer zum Beispiel bei Schnupfen nicht ständig ins Taschentuch schnäuzt, sondern eher die Nase hochzieht, vermindert laut Laszig das Risiko. „Wenn man ausschnaubt, hält man die Nase zu und erhöht dadurch den Druck. So drückt man über den Nasenrachen die Erreger durch die Ohrtrompete in das Mittelohr - das kann dann eine Mittelohrentzündung begünstigen.“ Er empfiehlt bei einer Erkältung außerdem abschwellende Nasentropfen, sich warm zu halten und eine Mütze aufzusetzen.

Umgang mit dauerhaftem Hörverlust

Auch wenn die Diagnose dauerhafter Hörverlust oder Schwerhörigkeit lautet, gibt es einige Dinge, die Ihnen bei der Bewältigung des Alltags helfen und Ihre Lebensqualität verbessern können.

  • Psychologische Unterstützung: Hörverlust kann emotional belastend sein.
  • Kommunikationstraining für Familie und Freunde: Die Unterstützung von Familie und Freunden ist wichtig.

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