Taubheitsgefühl bei Erkältung: Ursachen und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl kann viele Ursachen haben. Oftmals ist es harmlos, beispielsweise wenn ein Körperteil "eingeschlafen" ist. In anderen Fällen kann es jedoch ein Anzeichen für eine Erkrankung sein. Auch im Rahmen einer Erkältung können Missempfindungen auftreten, die verschiedene Ursachen haben können.

Ursachen von Taubheitsgefühlen

Taubheitsgefühle entstehen, wenn die Nerven in einem bestimmten Bereich nicht ausreichend aktiv sind. Dies kann verschiedene Gründe haben:

  • Direkte Nervenschädigung: Geschädigte Nerven können ihre Funktion nicht mehr richtig ausüben, was zu einem verminderten Empfinden führt.
  • Eingeklemmte Nerven: Druck auf einen Nerv, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall oder das Karpaltunnelsyndrom, kann die Nervenfunktion beeinträchtigen.
  • Durchblutungsstörungen: Eine unzureichende Durchblutung kann dazu führen, dass die Nerven nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, was ihre Funktion beeinträchtigen kann.
  • Entzündungen: Entzündungen im Körper können die Nerven reizen und zu Missempfindungen führen.
  • Psychische Ursachen: Angstzustände oder Panikattacken können ebenfalls Taubheitsgefühle auslösen.
  • Erkältung: Im Rahmen einer Erkältung kann es zu einer Entzündung der Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum kommen. Diese Entzündung kann sich auch auf die Ohrtrompete ausbreiten, wodurch der schmale Gang anschwillt und sich verschließt. Betroffene verspüren dann ein unangenehmes Druckgefühl hinter dem Trommelfell, weil kein Druckausgleich mehr möglich ist.

Taubheitsgefühl im Zusammenhang mit einer Erkältung

Bei einer Erkältung können verschiedene Faktoren zu Taubheitsgefühlen beitragen:

  • Druck auf die Ohren: Eine Erkältung kann die Eustachische Röhre verstopfen, die das Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum verbindet. Dies führt zu einem Druckanstieg im Mittelohr, der sich als Taubheitsgefühl äußern kann.
  • Mittelohrentzündung: Erkältungsviren können ins Mittelohr gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Eine Mittelohrentzündung kann ebenfalls zu einem Druckgefühl und Taubheit im Ohr führen.
  • Tinnitus: Erkältungen können Tinnitus verstärken. Die Entzündung des Mittelohrs oder eine Blockade der Eustachischen Röhren können den Druck im Ohr erhöhen und das Gefühl von Tinnitus oder Rauschen verursachen.
  • Schwerhörigkeit: Eine Erkältung kann sich zu einer Ohrentzündung entwickeln, die dazu führt, dass man vorübergehend oder dauerhaft schlechter hört.
  • Labyrinthitis: Eine Entzündung des Labyrinths, einem spezifischen Bereich des Innenohrs, kann durch eine Grippe oder Erkältung verursacht werden und zu Schwindelanfällen, Orientierungsproblemen und Tinnitus führen.
  • Schleimstau: Ein Schleimstau im Nasen-Rachen-Raum kann sich als Reaktion auf die Nasenverstopfung bilden und zu juckenden Ohren führen.

Weitere Ursachen für Kribbeln und Taubheitsgefühle

Abgesehen von Erkältungen gibt es zahlreiche andere Ursachen für Kribbeln und Taubheitsgefühle:

  • Erkrankungen der Nerven:
    • Polyneuropathie: Schädigung der peripheren Nerven, oft an Händen und Füßen, mit Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühlen.
    • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Missempfindungen in den Beinen, vor allem in Ruhe, mit Bewegungsdrang.
    • Multiple Sklerose (MS): Chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Kribbeln und Taubheitsgefühle verursachen kann.
    • Parkinson-Krankheit: Abbau von Nervenzellen im Gehirn, der zu Muskelsteifigkeit, Zittern und Bewegungsarmut führen kann.
    • Migräne: Kribbeln und Taubheitsgefühle können eine Migräne-Attacke ankündigen.
    • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Seltene Autoimmunerkrankung, die die peripheren Nerven angreift und zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen und Lähmungen führen kann.
    • Bandscheibenvorfall: Druck auf Nervenwurzeln im Wirbelkanal, der Schmerzen, Kribbeln und Lähmungserscheinungen verursachen kann.
    • Karpaltunnelsyndrom: Einklemmung des Mittelhandnervs im Karpaltunnel, die zu Kribbeln in den Fingern führt.
    • Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Druck auf den Ellen-Nerv, der zu Taubheitsgefühlen in Fingern führen kann.
    • Leistentunnelsyndrom (Meralgia paraesthetica): Einklemmung des Oberschenkelhautnervs, die Schmerzen und Gefühlsstörungen am Oberschenkel verursacht.
  • Durchblutungsstörungen:
    • Schlaganfall: Minderdurchblutung eines Teils des Gehirns, die zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen führen kann.
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Behinderung des Blutflusses in den Beingefäßen, die zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen führen kann.
    • Raynaud-Syndrom: Gefäßkrämpfe durch Kälte oder Stress, die zu Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen führen.
  • Psychische Störungen:
    • Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien): Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend auftreten.
    • Hyperventilationssyndrom: Hektisches Ein- und Ausatmen, das zu Gefühlsstörungen und Verkrampfungen führen kann.
    • Somatoforme Störungen: Körperliche Beschwerden ohne körperliche Ursache, wie Müdigkeit, Muskelverspannungen oder Kribbeln.
  • Medikamente und Umweltgifte:
    • Vergiftungen: Schwermetalle können Nervenschäden verursachen.
    • Medikamente: Kribbeln und Taubheitsgefühle können als Nebenwirkung auftreten.
  • Thoracic-outlet-Syndrom (TOS): Druck im oberen Brustkorb, der Nerven oder Blutgefäße schädigt.
  • Epileptischer Anfall: Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln können auftreten.
  • Fibromyalgie: Chronische Schmerzerkrankung mit Muskelschmerzen, Steifigkeit, Brennen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl.

Was tun bei Taubheitsgefühlen im Rahmen einer Erkältung?

Wenn die Ohren bei einer Erkältung wegen der verstopften Nase einfach nur „zu“ sind, klingen die Beschwerden in aller Regel ab, sobald die Nase wieder frei ist. Dann öffnet sich auch die Ohrtrompete wieder, der Druckausgleich ist erneut möglich und die Schmerzen lassen nach.

Lesen Sie auch: Zusammenhang zwischen Erkältung und Gesichtsnerv

Folgende Maßnahmen können helfen, die Beschwerden zu lindern:

  • Abschwellende Nasensprays oder -tropfen: Sie können kurzfristig helfen, die Nasenschleimhaut abzuschwellen und die Belüftung der Ohrtrompete zu verbessern. Allerdings sollten sie nicht länger als einige Tage angewendet werden, um einen "Dauerschnupfen" zu vermeiden. Häufig verwendete Wirkstoffe dafür sind z. B. Xylometazolin, Oxymetazolin, Tramazolin oder Tetryzolin. Diese träufeln Sie am besten im Liegen bei weit zurückgeneigtem Kopf in die Nase; so fließt der Wirkstoff gut in den Nasenrachenraum ab und erreicht die Ohrtrompete.
  • Pflanzliche Arzneimittel: Präparate mit pflanzlichen Wirkstoffen können ebenfalls abschwellend wirken und die Atmung durch die Nase erleichtern. Bewährt haben sich außerdem pflanzliche Arzneimittel wie Sinupret® eXtract.
  • Schmerzmittel: Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel wie Ibuprofen helfen. Der Wirkstoff hat sowohl schmerzlindernde als auch entzündungshemmende Eigenschaften.
  • Inhalationen: Dampfinhalationen mit heißem Wasser und Salz oder ätherischen Ölen können helfen, die Schleimhäute zu befeuchten und die Entzündung zu lindern. Manchen Patienten helfen auch Nasenspülungen oder Dampfinhalationen mit heißem, fast kochendem Wasser mit oder ohne Zusatz von Kochsalz (ein Esslöffel Salz auf einen Liter Wasser) oder ätherischen Ölen wie z. B. 2-3 Tropfen Eukalyptusöl. Entscheidend ist, dass der heiße Dampf tatsächlich in die Nase dringt: Lassen Sie deshalb das über dem Kopf liegende Handtuch so tief wie möglich herunterhängen, sodass es gerade noch möglich ist, einzuatmen.
  • Wärme: Warme Kompressen oder Dampfbäder können helfen, die Durchblutung zu fördern und die Beschwerden zu lindern. Hierfür kann man das Ohr über eine Schüssel mit dampfendem heißem Wasser halten oder eine warme Kompresse auf das verstopfte Ohr legen. Für eine solche Kompresse eignet sich zum Beispiel ein Zwiebel-Wickel oder eine Zwiebel-Auflage. Diese Hausmittel sind leicht umzusetzen und auch für Kinder geeignet.
  • Nasendusche: Eine Nasendusche mit warmem Wasser und Salz kann dazu beitragen, die Nase freizubekommen und die Ohren wieder zu belüften.
  • Lymphsystem unterstützen: Das Lymphsystem reinigt das Gewebe, transportiert Flüssigkeit ab und hat verschiedene Funktionen innerhalb der körpereigenen Immunabwehr. Das Lymphsystem zu unterstützen, heißt also gleichermaßen, das Immunsystem zu stärken und einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Schleimhäute schneller abschwellen.
  • Viel trinken: Die Flüssigkeit hilft dabei, den zähen Schleim zu verflüssigen. Er läuft dadurch schneller ab und spült die Viren aus dem Organismus. Die Schleimhäute in Nase, Rachen und Ohr schwellen daraufhin schneller ab und der Druck auf den Ohren verschwindet.
  • Gute Belüftung: Der Schlüssel ist die Verbindung zwischen Nase und Ohr. Sobald im Ohr die Schwellung abklingt und Sekret abfließen kann, wird sich auch die Entzündung zurückbilden und die unangenehmen Gefühle verschwinden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Taubheitsgefühle im Rahmen einer Erkältung harmlos und verschwinden von selbst wieder. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arztbesuch ratsam ist:

  • Bei starken Ohrenschmerzen, heftigem Ohrendruck oder hohem Fieber.
  • Wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage anhalten oder sich verschlimmern.
  • Wenn weitere Symptome wie Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen auftreten.
  • Bei Verdacht auf eine Mittelohrentzündung, insbesondere bei Kindern.
  • Bei chronischen Mittelohrentzündungen besteht die Gefahr, dass das Hörvermögen sonst dauerhaft beeinträchtigt wird.
  • Wenn Tubenbelüftungsstörungen im Erwachsenenalter einseitig und ohne zeitlichen Zusammenhang mit einem Schnupfen auftreten, weisen sie möglicherweise auf einen Tumor im Nasenrachenraum hin.

Ärztliche Untersuchung und Behandlung

Um die genauen Ursachen von Kribbeln und Taubheitsgefühlen abzuklären, ist zunächst ein ausführliches persönliches Gespräch wichtig. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt.

Der Arzt wird in der Regel folgende Untersuchungen durchführen:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, um mögliche Ursachen einzugrenzen.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, Sensibilität und Motorik.
  • Blutuntersuchungen: Messung von Blutzuckerspiegel, Vitamin- und Mineralstoffwerten, Entzündungswerten.
  • Weiterführende Untersuchungen: Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Untersuchungen wie neurologische Tests, bildgebende Verfahren oder Allergietests erforderlich sein.

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Bei einer bakteriellen Mittelohrentzündung kann beispielsweise ein Antibiotikum erforderlich sein. In schweren Fällen kann eine operative Entlastung des Mittelohrs notwendig sein. Bei chronischen Beschwerden kann eine langfristige Therapie erforderlich sein, um das Hörvermögen zu erhalten.

Lesen Sie auch: Zungentaubheit und Erkältung: Was Sie wissen sollten

Vorbeugung

Einige Maßnahmen können helfen, Taubheitsgefühlen und anderen Ohrproblemen vorzubeugen:

  • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen kann helfen, Infektionen vorzubeugen.
  • Ohrenpflege: Vermeiden Sie es, mit Wattestäbchen im Ohr zu bohren, da dies das Ohrenschmalz tiefer in den Gehörgang schieben und zu Verstopfungen führen kann. Reinigen Sie die äußeren Bereiche der Ohren vorsichtig mit einem feuchten Tuch.
  • Schutz vor Lärm: Vermeiden Sie laute Geräusche und tragen Sie bei Bedarf einen Gehörschutz.
  • Impfungen: Lassen Sie sich gegen Grippe und andere Infektionskrankheiten impfen, um das Risiko von Ohrentzündungen zu verringern.
  • Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung können das Immunsystem stärken und helfen, Erkältungen vorzubeugen.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Vermeiden Sie es, Ihre Ohren unnötigen Belastungen auszusetzen, wie z. B. Klimaanlagen oder Zugluft.

Lesen Sie auch: Was tun bei Taubheitsgefühl im Schienbein?

tags: #taubheitsgefühl #bei #erkältung #ursachen