Taubheitsgefühl im Bein nach Herzkatheter: Ursachen und Behandlung

Die Herzkatheteruntersuchung ist ein weit verbreitetes Verfahren zur Diagnose und Behandlung von Herzerkrankungen. Obwohl sie in der Regel sicher ist, können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten, darunter auch Taubheitsgefühle im Bein. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für dieses Symptom nach einer Herzkatheteruntersuchung und gibt Hinweise zu Behandlung und Prävention.

Was ist eine Herzkatheteruntersuchung?

Bei einer Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) werden die Herzkranzgefäße mithilfe eines Katheters und Kontrastmittels dargestellt. Dies ermöglicht es, Engstellen oder Verschlüsse zu erkennen und gegebenenfalls direkt zu behandeln.

Ablauf der Untersuchung

  1. Vorbereitung: Der Patient erhält eine örtliche Betäubung an der Einstichstelle in der Leiste oder am Arm.
  2. Einführung des Katheters: Ein dünner, biegsamer Kunststoffschlauch (Katheter) wird über eine Arterie oder Vene bis zum Herzen vorgeschoben.
  3. Darstellung der Herzkranzgefäße: Durch Einspritzen von Kontrastmittel werden die Herzkranzgefäße im Röntgenbild sichtbar gemacht.
  4. Behandlung von Engstellen: Bei Bedarf können Engstellen mit einem Ballonkatheter aufgeweitet (Ballondilatation) und durch das Einsetzen eines Stents stabilisiert werden.
  5. Abschluss: Der Katheter wird entfernt und die Einstichstelle mit einem Druckverband verschlossen.

Die PTCA (perkutane transluminale Koronarangioplastie) ist die Aufweitung eines verengten Herzkranzgefäßes mittels eines Ballons. Ursachen für Engstellen sind meist Verkalkungen und Ablagerungen von Fettstoffen und Blutbestandteilen an der Gefäßinnenseite. Dadurch wird die Blutversorgung des Herzmuskels eingeschränkt, was vor allem bei Anstrengung zu Schmerzen und Druckgefühl in der Brust führt. Wird aus der Verengung ein Verschluss, kann ein Herzinfarkt entstehen.

Die Herzkatheteruntersuchung dient dazu, Ort, Zustand und Anzahl der Engstellen sowie den Zustand des Herzens festzustellen. Oft kann direkt im Anschluss eine Katheterbehandlung erfolgen. Durch das Einspritzen von Kontrastmittel können die Pump- und Klappenfunktion des Herzens sowie die Herzkranzgefäße im Röntgenbild sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise können auch die Engstellen und Verschlüsse der Gefäße erkannt werden.

Wird bei der Untersuchung eine Gefäßeinengung aufgedeckt, so wird in einem zweiten therapeutischen Kathetereingriff die Ballondilatation durchgeführt. Sie erfolgt unter Blutverdünnung und in örtlicher Betäubung. Vom Vorschieben des Katheters unter Röntgenkontrolle spürt der Patient in der Regel nichts.

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Ein speziell geformter, dünnwandiger Plastikschlauch (Führungskatheter) wird von der Arterie der Ellenbeuge oder der Leiste bis zum Abgang des eingeengten Koronargefäßes aus der Hauptschlagader vorgeschoben. Ein 1/3 mm dicker Draht wird in das Herzkranzgefäß und dann vorsichtig, unter Beobachtung des Durchleuchtungsbildes, auch durch die Verengung vorgeschoben. Dieser Draht dient als Schiene für den im nicht entfalteten Zustand nur noch ca. 1 mm dicken Ballonkatheter, der jetzt bis in die Gefäßeinengung vorgeschoben wird.

Wenige Millimeter hinter der Spitze des Ballonkatheters befindet sich ein aufblasbarer steifer Ballon, der in erschlafftem Zustand in die Einengung eingeführt wird. Sobald sich der Ballon in der Verengung befindet, wird er für die Dauer von wenigen Sekunden bis zu etwa 1 Minute unter hohem Druck (3 -12 bar) entfaltet und übt Druck auf das teilweise verformbare Material innerhalb der Einengung des Koronargefäßes aus. Im Idealfall wird die Einengung so verformt, dass sie sich der Form des entfalteten Ballons anpasst. Die Gefäßerweiterung kommt nicht nur durch eine Umformung der einengenden Ablagerung zustande, sondern auch durch eine Aufweitung des gesamten Gefäßrohres nach außen. Das bedeutet gleichzeitig eine weite Eröffnung des Gefäßes und einen ungehinderte Blutstrom durch den vorher eingeengten Bezirk des Kranzgefäßes.

In vielen Fällen droht der erneute Gefäßverschluß, dann ist eine Stentimplantation notwendig. Stents sind kleine aufdehnbare metallische Hülsen, die unter Röntgenkontrolle an der richtigen Stelle platziert werden. Durch das Aufblähen des Ballonkatheters wird der Stent entfaltet und verbleibt im Gefäß, während der Ballonkatheter zurückgezogen wird. Damit ist auch die Behandlung beendet. Die Katheter werden entfernt und die Einführungsstelle wird durch eine Nahr, einen Druckverband o.ä. verschlossen.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl im Bein nach Herzkatheter

Ein Taubheitsgefühl im Bein nach einer Herzkatheteruntersuchung kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Nervenverletzung: Während des Eingriffs kann es zu einer Verletzung von Nerven in der Leiste kommen, was zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder sogar Lähmungen im Bein führen kann. Sehr selten kann es auch zu einer Nervenverletzung in der Leiste kommen, die ein Taubheitsgefühl im Bein und schlimmstenfalls eine Lähmung nach sich ziehen kann.
  2. Gefäßkomplikationen:
    • Bluterguss (Hämatom): Ein Bluterguss an der Einstichstelle kann auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen. Es kommt relativ häufig zu einem kleinen Bluterguss an der Einstichstelle. Dieser wird begünstigt durch die Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten, die einer Blutgerinnselbildung (Thrombose) und einer Lungenembolie vorbeugen sollen. Trotz der mitunter erheblichen Ausdehnung eines Blutergusses kommt es in der Regel nicht zu einem bedeutsamen Blutverlust.
    • Blutung: Eine Nachblutung an der Punktionsstelle kann ebenfalls Druck auf Nerven ausüben.
    • Thrombose: In seltenen Fällen kann sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in der Arterie bilden und den Blutfluss zum Bein behindern, was zu Taubheitsgefühlen und Schmerzen führen kann.
    • Verletzung oder Verschluss des punktierten Gefäßes: Ebenfalls selten sind die Verletzung oder der Verschluss des punktierten Gefäßes, die eine chirurgische Behandlung erforderlich machen.
  3. Druckverband: Ein zu fester Druckverband an der Einstichstelle kann die Nerven komprimieren und Taubheitsgefühle verursachen.
  4. Lagerung während des Eingriffs: Eine ungünstige Lagerung des Beins während der Untersuchung kann zu vorübergehenden Nervenirritationen führen.
  5. Vorerkrankungen: Bei Patienten mit bestehenden Nervenerkrankungen oder Durchblutungsstörungen kann das Risiko für Taubheitsgefühle im Bein nach einer Herzkatheteruntersuchung erhöht sein.
  6. Amyloidose: Hinter unklaren Herzbeschwerden können Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen stecken, die die Arbeit des Herzens behindern. Prof. Dr. med. Amyloidosen sind eine Gruppe verschiedener Erkrankungen, bei denen sich fehlerhafte Eiweiße (Proteine) in Organen ablagern. Gemeinsam ist ihnen, dass es sich um sogenannte Proteinfehlfaltungskrankheiten handelt. Und fehlgefaltete Proteine neigen dazu, zu verklumpen und an unterschiedlichen Stellen abzulagern. Die Symptome einer Amyloidose hängen davon ab, welches Organ oder welche Organe von den Amyloidablagerungen betroffen sind. Bei kardialer Amyloidose sind Kurzatmigkeit bei Belastung und Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme) Zeichen der verursachten Herzschwäche. Wenn ein Herzschwäche-Patient nicht oder unzureichend auf seine Herzschwächemedikamente anspricht, ist das ein wichtiger Verdachtsmoment. eine rasch voranschreitende Polyneuropathie („Ameisenkribbeln“, Schmerzen und Taubheit v.a.

Diagnose

Um die Ursache für das Taubheitsgefühl im Bein zu ermitteln, wird der Arzt folgende Untersuchungen durchführen:

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  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Durchblutung, Sensibilität und Motorik des Beins.
  • Doppler-Sonographie: Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Blutgefäße im Bein.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf Nervenverletzung.
  • MRT oder CT: In seltenen Fällen zur detaillierten Darstellung von Gefäßen und Nerven.

Behandlung

Die Behandlung des Taubheitsgefühls richtet sich nach der Ursache:

  • Nervenverletzung:
    • Schmerzmittel: Zur Linderung von Schmerzen.
    • Physiotherapie: Zur Verbesserung der Nervenfunktion und Muskelkraft.
    • Medikamente: Gegen neuropathische Schmerzen (z.B. Antidepressiva, Antikonvulsiva).
    • In seltenen Fällen: Operation zur Nervenrekonstruktion.
  • Gefäßkomplikationen:
    • Bluterguss: Kühlung und Kompression. In der Regel heilt ein Bluterguss von selbst ab.
    • Blutung: Druckverband, eventuell operative Blutstillung.
    • Thrombose: Medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels (Thrombolyse) oder operative Entfernung (Thrombektomie).
    • Verletzung oder Verschluss des punktierten Gefäßes: Chirurgische Behandlung erforderlich.
  • Druckverband: Lockerung des Verbandes.
  • Vorerkrankungen: Behandlung der Grunderkrankung.

Vorbeugung

Einige Maßnahmen können helfen, das Risiko für Taubheitsgefühle im Bein nach einer Herzkatheteruntersuchung zu minimieren:

  • Sorgfältige Durchführung der Untersuchung: Erfahrene Ärzte und moderne Technik können das Risiko für Gefäß- und Nervenverletzungen reduzieren.
  • Ausreichende Schmerzlinderung: Eine gute Schmerzkontrolle während und nach dem Eingriff kann dazu beitragen, unwillkürliche Bewegungen zu vermeiden, die das Risiko für Komplikationen erhöhen könnten.
  • Vermeidung von Übergewicht: Übergewicht kann die Gefäße zusätzlich belasten und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Aufklärung des Patienten: Eine umfassende Aufklärung über die Risiken und Verhaltensregeln nach der Untersuchung kann dazu beitragen, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Schonung nach dem Eingriff: Verzichten Sie während der ersten Tage nach dem Eingriff auf körperliche Anstrengungen, schweres Heben oder starkes Pressen, da sonst das Risiko einer Nachblutung erhöht ist.
  • Beachten Sie die Anordnungen des Arztes: Beachten Sie die Anordnungen des Arztes hinsichtlich der Einnahme benötigter Medikamente.
  • Bettruhe einhalten: Wenn der Katheter von der Leiste aus eingeführt wurde, bleiben Sie flach auf dem Rücken liegen und halten Sie das betreffende Bein gerade und ruhig. Halten Sie auch nach Punktionsverschluss die vom Arzt angeordnete Bettruhe ein, damit die Wunde heilen kann.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Informieren Sie das Pflegepersonal oder den Arzt sofort, falls es im betroffenen Bein, dem Fuß oder den Zehen zu einem Taubheitsgefühl kommt. Bei Blutung oder Schmerz an der Punktionsstelle, üben Sie mit der Hand Druck auf den Verband aus und benachrichtigen Sie das Pflegepersonal.

Auch zu Hause sollten Sie sich nach der Untersuchung noch schonen. Am nächsten Tag können Sie sich wieder frei bewegen. Die volle Belastbarkeit des Beins besteht etwa ab dem 4. Tag.

Weitere Komplikationen nach Herzkatheter

Ballondilatation und Stent-Implantation gelingen im Allgemeinen ohne größere Komplikationen. Gleichwohl kann es je nach Schweregrad der Erkrankung und dem Behandlungsergebnis in manchen Fällen innerhalb der nächsten Monate zu einer erneuten Gefäßverengung im Stent-Bereich (Rezidivstenose) und dadurch zu Beschwerden kommen. In fast allen Fällen kann der Eingriff mit guten Erfolgsaussichten wiederholt werden. Wiederholte Rückfälle kommen aber vor und können eine Bypass-Operation notwendig machen.

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  • Herzrhythmusstörungen: Schwerwiegende Herzrhythmusstörungen, die gelegentlich eine Defibrillation (Elektroschock) oder den vorübergehenden Einsatz eines Schrittmachers notwendig machen.
  • Verletzungen im Herzen: Sehr selten sind Verletzungen im Herzen durch den Katheter, z.B. Gefäßverletzungen durch die Katheter. Dabei kann es zu Einblutungen in die Gefäßwand kommen, die im Extremfall eine Operation erfordern.
  • Blutungen: Da der Eingriff unter Blutverdünnungsmaßnahmen erfolgt, ist das Blutungsrisiko erhöht. Im Extremfall kann eine Operation oder Bluttransfusion erforderlich sein.
  • Durchblutungsstörungen der punktierten Gliedmaßen: Treten vor allem dann auf, wenn beim Vorgehen vom Handgelenk oder der Ellenbeuge aus die Arterie verletzt wird.
  • Verlust des Stents: Ggf. Verlust des Stents während der Implantation. Der Stent kann sich beim Vorschieben im Gefäß sehr selten vom Katheter lösen und an andere Stellen im Herzen oder in den Gefäßen gelangen. Dadurch können Gefäßverschlüsse entstehen. Selten ist eine Entfernung des Stents notwendig.
  • Infektionen: Infektionen an der Einführungsstelle des Katheter sind ebenso selten wie der Übertritt von Keimen in die Blutbahn. Sie können die Antibiotikatherapie notwendig machen. Keimverschleppungen ins Herz mit nachfolgender Endokarditis kommen so gut wie nie vor.
  • Allergische Reaktionen: Leichte allergische Reaktionen auf eingespritzte Medikamente, die sich als Brechreiz, Juckreiz oder Hautausschlag äußern. Schwere allergische Reaktion auf eingespritzte Medikamente, die zu beeinträchtigter Atemfunktion bis hin zum Atemstillstand oder sehr selten Herz-Kreislauf-Störungen führen kann. Sie erfordern eine intensiv-medizinische Behandlung.
  • Nachblutungen: Nachblutungen sind selten. Sollten Sie eine Nachblutung oder ein plötzliches Anschwellen der Leiste oder der Punktionsstelle bemerken, rufen sie umgehend den Stationsarzt oder das Stationspersonal.
  • Schädigung des ungeborenen Kindes: Im Falle einer Schwangerschaft besteht das Risiko einer Schädigung des ungeborenen Kindes durch die Röntgenstrahlen. Teilen Sie deshalb dem Arzt unbedingt mit, falls Sie schwanger sind oder auch nur den Verdacht haben!

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