Taubheitsgefühl in Fuß und Unterschenkel: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Taubheitsgefühle in Fuß und Unterschenkel können vielfältige Ursachen haben und sowohl harmlose als auch ernstzunehmende Gründe haben. Werden Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Beinen oder Zehen verspürt, sollte man unbedingt auf den Zeitpunkt und die Situation des Auftretens achten, um gefährliche Erkrankungen ausschließen zu können. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze von Taubheitsgefühlen in Fuß und Unterschenkel, um Betroffenen einen umfassenden Überblick zu bieten.

Ursachen von Taubheitsgefühlen in Fuß und Unterschenkel

Die Ursachen für Taubheitsgefühle in Fuß und Unterschenkel sind vielfältig. Im Allgemeinen sind Taubheitsgefühle, die sich in den Beinen bemerkbar machen, auf eine mangelnde Blutzufuhr zurückzuführen. Dies kann beispielsweise nach langem Sitzen oder Liegen passieren, wobei die Symptome nach einigen Sekunden des Positionswechsels verschwinden. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Mangelnde Blutzufuhr: Längeres Sitzen mit überschlagenen Beinen oder ungünstige Körperhaltungen können den Blutfluss beeinträchtigen und zu Taubheitsgefühlen führen.
  • Nervenkompression: Eine Einengung oder Schädigung von Nerven kann Kribbeln und Taubheitsgefühle in Beinen und Füßen auslösen.
  • Erkrankungen des peripheren Nervensystems (Polyneuropathie): Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, d.h. also nicht des Gehirns oder des Rückenmarks. Sie entsteht indem entweder der innere Strang des Nervs oder seine Umhüllung erkranken. Nerven arbeiten wie elektrische Leitungen. Je länger ein Nerv ist umso eher erkrankt er an Polyneuropathie, weshalb die Erkrankung häufig an den Zehen und Füßen beginnt. Die Polyneuropathie ist eine häufige neurologische Erkrankung, die sowohl Männer als auch Frauen in gleichem Maße betrifft und im Alter an Häufigkeit zunimmt. Etwa jeder 3. Diabetiker ist davon betroffen. Die peripheren Nerven, darunter auch jene in den Beinen, können durch verschiedene Faktoren geschädigt werden.
  • Wirbelsäulenprobleme: Verschiedene Beschwerden mit der Wirbelsäule können Kribbeln und Taubheitsgefühle am Bein auslösen. Dazu zählen beispielsweise Bandscheibenvorfälle oder Einengungen des Wirbelkanals.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere Pantothensäure, kann sich in Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Füßen äußern.
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Die Betroffenen verspüren ein tiefsitzendes Kribbeln, Zuckungen und einen heftigen Bewegungsdrang in den Beinen. In Ruhe - vor allem abends und nachts - verschlimmern sich die Beschwerden des Restless-Legs-Syndroms, beispielsweise nimmt das Kribbeln im Bein zu.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Hierbei ist der Schienbeinnerv in seinem Verlauf durch den Tarsalkanal (gebildet von Sprungbein, Fersenbein und Innenknöchel) eingeklemmt. Dies kann etwa nach einer Verletzung im Sprunggelenk oder Fußbereich der Fall sein. Symptome sind Taubheitsgefühl, Kribbeln und/oder Schmerzen am inneren Fußrand, die besonders nachts und bei Belastung auftreten. Manchmal strahlen die Schmerzen in die Fußsohle und Wade aus.

Polyneuropathie als Ursache

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven geschädigt sind. Bei den meisten Menschen beginnt die Polyneuropathie mit Reizerscheinungen im Sinne von Kribbelgefühlen, brennenden Missempfindungen bis hin zu heftigen Schmerzen und Taubheitsgefühlen an den Füßen. Häufig beschrieben wird ein Schwellungsgefühl, unangenehmer Druck, Gefühl wie auf Watte zu gehen, ein Elektrisieren oder Stechen. Meistens sind zunächst nur die Zehen und der Fußballen bds. betroffen. Im Verlauf von mehreren Monaten bis Jahren kommt es zur Ausweitung der Symptome auf die Füße und Unterschenkel mit Socken-förmiger oder Kniestrumpf-förmiger Begrenzung. Die Oberschenkel können im Verlauf einer weiteren Verschlechterung oder bei einigen Patienten auch primär betroffen sein. Auch das Temperaturempfinden leidet, so dass beispielsweise die Badewassertemperatur in der Badewanne an den Füßen nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann. Zumeist erst im Verlauf der Erkrankung können zusätzlich die Fingerspitzen und Hände mit Handschuh-förmiger Begrenzung der Taubheitsgefühle betroffen sein (siehe Abbildung 1). Parallel dazu kann es zunehmend zu Lähmungen, beispielsweise der Fußheber oder Zehenheber oder Fußsenker kommen, so dass Muskelschwund und Gangstörungen entstehen. Alle Symptome entstehen zumeist symmetrisch und nur seltener asymmetrisch mit Betonung auf einer Seite. Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen, sind nicht selten. Viele Patienten klagen über kalte Füße. Auch das Lageempfinden wird zunehmend gestört, so dass die akkurate Aufrechterhaltung des Standes leidet. Dies führt zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen. Das Schmerzempfinden wird allmählich herabgesetzt, so dass Verletzungen am Fuß nicht oder nur zu spät wahrgenommen werden. Dies kann, z.B. beim Diabetes mellitus, zur Entstehung von Druckgeschwüren führen (siehe Abbildung 2). Letztlich können auch die inneren Organe im Sinne einer autonomen Polyneuropathie betroffen sein. Dies führt beispielsweise zur Blasenlähmung, Darmträgheit oder zur mangelnden Regulation des Herzschlages bei Anstrengung.

Etwa 35 % der Polyneuropathien in Deutschland sind auf den Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zurückzuführen und etwa 20 % auf Alkoholkonsum. Die Ursache von etwa 1/4 aller Polyneuropathien bleibt auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.

Weitere Ursachen für Polyneuropathie:

  • Polyneuropathie im Rahmen anderer Erkrankungen:
    • Diabetes mellitus
    • Schilddrüsenüberfunktion
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • Schilddrüsenentzündungen
    • Nierenversagen
    • Gewisse Lebererkrankungen
    • Gewisse Krebserkrankungen
    • Bluteiweißerkrankungen
    • Nach lebensbedrohlicher Erkrankungen mit Intensivbehandlung
    • HIV/AIDS
    • Porphyrie
    • Amyloidose
  • Polyneuropathie bei entzündlichen Erkrankungen:
    • Borreliose (Zeckenbisserkrankung)
    • Gefäßentzündungen (Vasculitis)
    • HIV/AIDS
    • Als Autoimmunerkrankung nach stattgehabter Entzündung
  • Polyneuropathie bei Vitaminmangel:
    • Vitaminmangel von B1, B2, B6, B12, E
  • Polyneuropathie bei Schwermetallvergiftung:
    • Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber, Gold
  • Polyneuropathie als Nebenwirkung von Medikamenten:
    • Gewisse Chemotherapeutika
    • Interferone
    • Virustherapeutika bei HIV
    • Viele weitere Einzelsubstanzen
  • Genetisch bedingte Polyneuropathien: Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt. Nicht immer sind betroffene Familienmitglieder zu beobachten.

Probleme mit der Wirbelsäule

Verschiedene Beschwerden mit der Wirbelsäule können Kribbeln und Taubheitsgefühle am Bein auslösen. Dazu zählen beispielsweise:

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  • Bandscheibenvorfall: Ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl um den After oder am Bein kann durch einen Bandscheibenvorfall bedingt sein. Zudem kommt es dabei oft zu Schmerzen, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein mit Rückenschmerzen.
  • Einengung des Wirbelkanals: Die Spinalkanalstenose kann die gleichen Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall hervorrufen, also beispielsweise Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl um den After oder im Bein, Muskelschwäche oder Lähmungen in einem Arm oder Bein. Daneben können solche Beschwerden auch auf einen Wirbelbruch oder Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) hinweisen.

Weitere mögliche Ursachen

Kribbeln und Taubheitsgefühle in Beinen, Füßen oder Zehen können noch weitere Ursachen haben, etwa:

  • Syndrom der unruhigen Beine (Restless-legs-Syndrom): Die Betroffenen verspüren ein tiefsitzendes Kribbeln, Zuckungen und einen heftigen Bewegungsdrang in den Beinen (manchmal auch in den Armen). In Ruhe - vor allem abends und nachts - verschlimmern sich die Beschwerden des Restless-Legs-Syndroms, beispielsweise nimmt das Kribbeln im Bein zu.
  • Metatarsalgie: Der Begriff bezeichnet belastungsabhängige Schmerzen im Bereich des Mittelfußes, die auf eine Überlastung des Mittelfußes zurückzuführen sind, etwa bei Spreizfuß oder Ballenzehe (Hallux valgus). Die Betroffenen klagen über attackenartige, brennende oder elektrisierende Schmerzen und/oder Kribbeln am Vorfuß, meist zwischen der dritten und vierten Zehe.
  • Krampfadern (Varizen): Schweregefühl, Schmerzen, Jucken und/oder Kribbeln im Bein - genauer im Unterschenkel - können durch Krampfadern bedingt sein.
  • Falsches Schuhwerk: Taube Zehen oder ein Taubheitsgefühl im Fuß zum Beispiel auf der Oberseite wiederum können auch durch zu enges Schuhwerk oder das ständige Tragen von High-Heels begünstigt werden.
  • Morton Neurom: Dabei handelt es sich um eine Verdickung der Nerven im Mittelfuß, die neben Taubheit vor allem in den Zehen zu Schmerzen führt.
  • Fehlstellungen: Fehlstellungen der Beine oder Füße können zu einem falschen Gangbild und Fehlbelastungen führen, welche wiederum Taubheitsgefühle in Zehen oder dem Fuß auslösen können.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Im Bereich des Innenknöchels verläuft der Tarsaltunnel. Er wird vom Nervus tibialis (Schienbeinnerv) durchzogen. Entsteht zu viel Druck, kommt es zu Empfindungsstörungen im Fuß und mitunter zu seitlichen Fersenschmerzen.
  • Muskelverhärtungen: Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel kann unter anderem auf eine verhärtete Muskulatur des Oberschenkels oder im Bereich der Leiste zurückgeführt werden.

Diagnose von Taubheitsgefühlen in Fuß und Unterschenkel

Die Diagnostik und Therapie der Polyneuropathie fallen in das Fachgebiet des Neurologen. Am Anfang stehen eine genaue Erhebung der Vorgeschichte (Anamnese) und eine fachärztliche, klinisch-neurologische Untersuchung. Auch eine psychiatrische Untersuchung ist zur Abgrenzung notwendig.

Danach erfolgt die Untersuchung der peripheren Nerven mit elektrophysiologischen Methoden. Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).

Danach erfolgt eine laborchemische Abklärung der wichtigsten Ursachen aus dem Blut. Klärt man die wichtigsten 35-40 Ursachen ab, so beinhaltet dies ca. 80 % aller betroffenen Patienten.

Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden. Eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird.

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Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt.

Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.

Um die Ursache von Taubheitsgefühlen zu ermitteln, sind verschiedene diagnostische Schritte notwendig:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Art, Dauer und Lokalisation der Beschwerden.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die betroffenen Bereiche, um die Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft zu prüfen.
  3. Neurologische Untersuchung: Diese umfasst Tests zur Überprüfung der Nervenfunktion, wie z.B. die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und die Elektromyographie (EMG).
  4. Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT erforderlich sein, um Wirbelsäulenprobleme oder andere strukturelle Ursachen zu identifizieren.
  5. Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel oder Entzündungen als Ursache auszuschließen.

Behandlung von Taubheitsgefühlen in Fuß und Unterschenkel

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt viele therapeutische Ansätze. Verbesserungen sind fast regelmäßig möglich. Auch eine Ausheilung ist nicht selten erzielbar.

Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.

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Für die Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen stehen mehrere Medikamente zur Verfügung.

Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.

Missempfindungen und Schmerzen können überdies mit einer Neural-Akupunktur behandelt werden.

Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen können mit einer spezifischen Physiotherapie behandelt werden. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden.

Allgemeine Maßnahmen:

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und hilft dabei, die Blutgefäße zu stärken.
  • Massagen: Bei Taubheitsgefühlen in den Beinen helfen ebenfalls Massagen. Ohnehin helfen manuelle Grifftechniken, die beispielsweise von einem Physiotherapeuten durchgeführt werden, dabei angespannte Muskeln und Nerven zu entspannen und den Blutzufluss zu verbessern.
  • Geeignete Kleidung: Wer zu enges oder unpassendes Schuhwerk trägt, wird es - ob kurz oder lang - im Körper spüren. Unbequeme Schuhe oder zu enge Kleidung, die die Atmung einschränken, können zu einem erhöhten Druck auf die Nerven führen.
  • Ausgewogene Ernährung: Wer an Taubheitsgefühlen leidet, sollte besonders auf die Zufuhr von Vitamin-B achten, welches sich vorrangig in Obst und Gemüse oder Vollkornprodukten befindet. Auch hilft es, viel Wasser zu trinken oder zu Tee zu greifen.
  • Sitzposition überprüfen: Wenn Sie häufig unter eingeschlafenen Füßen leiden, sitzen Sie möglicherweise "falsch". Besonders viele Beschwerden macht das Sitzen mit gekreuzten Beinen, weil dies die Blutversorgung stört oder gar Nerven gequetscht werden. Wechseln Sie also immer wieder die Sitzposition (in der Regel schläft das übergeschlagene Bein ein) und stehen Sie beim ersten Kribbeln sofort auf, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Auch zu enge Schuhe schnüren die Blutzufuhr ab. Ein einfacher Test ist das Wackeln mit den Zehen.
  • Durchblutung ankurbeln: Steckt eine schlechte Durchblutung hinter den Empfindungsstörungen, hilft alles, was den Kreislauf in Schwung bringt und den Blutfluss anregt. Sorgen Sie für ausreichend Bewegung, etwa durch flotte Spaziergänge oder Radfahren. Kräftigungs-, aber auch Dehnübungen steigern die Durchblutung noch zusätzlich. Stehen Sie auch bei sitzenden Tätigkeiten immer wieder zwischendurch auf und gehen Sie herum, damit das Blut nicht in den Beinen "versackt".
  • Gefäße gesund halten: Gesunde Blutgefäße sind die Voraussetzung für eine gute Durchblutung. Einige Risikofaktoren, wie etwa eine genetische Veranlagung, lassen sich nicht beeinflussen. Viele Abnutzungsprozesse entstehen aber durch einen falschen Lebensstil - z. B. durch Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsarmut.
  • Körperbewusstsein trainieren: Entstehen Taubheitsgefühle im Rahmen von Panikattacken oder als Ausdruck einer psychischen Störung, helfen eventuell Übungen zur Verbesserung des Körperbewusstseins. Mit Techniken wie Yoga oder dem Body Scan trainieren Sie, Ihre Aufmerksamkeit auch über einen längeren Zeitraum auf Ihren Körper zu richten und sich intensiver zu spüren.

Spezifische Behandlungen:

  • Polyneuropathie: Die Behandlung hängt von der Ursache ab. Bei Diabetes ist eine optimale Blutzuckereinstellung wichtig. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, sollten abgesetzt oder ausgetauscht werden.
  • Bandscheibenvorfall: Die Therapie kann konservativ (z.B. Physiotherapie, Schmerzmittel) oder operativ erfolgen.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Schuheinlagen, entzündungshemmende Medikamente oder in schweren Fällen eine Operation können helfen, den Druck auf den Schienbeinnerv zu reduzieren.

Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms

Beim Tarsaltunnelsyndrom handelt es sich - ähnlich wie beim Karpaltunnelsyndrom am Handgelenk - um eine Nerveneinklemmung, die durch erhöhten Druck verursacht wird. Betroffen ist in diesem Fall der Nervus tibialis (Schienbeinnerv), der durch den Tarsaltunnel im Bereich des Innenknöchels verläuft und die Fußsohle versorgt. Ursächlich sind meist Fußfehlstellungen wie der Knick-Senkfuß oder Verletzungen. Neben Schuheinlagen und Orthesen (Schienen) werden entzündungshemmende Medikamente und der Wirkstoff Kortison zur Behandlung eines Tarsaltunnelsyndroms eingesetzt.

Wann immer es möglich ist, behandeln wir das Tarsaltunnelsyndrom konservativ, also ohne operativen Eingriff. Der Arzt therapiert die schmerzhafte Nervenveränderung am Tarsaltunnel primär durch Einspritzungen von lokalen Betäubungsmitteln. Bei starken Entzündungen als Auslöser des Tarsaltunnelsyndroms sind schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente erforderlich. Dazu gehören nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die als abschwellende Entzündungshemmer eingesetzt werden. Bei schweren Entzündungen und Schwellung des Nerven ist zudem eine Kortisoninjektion möglich.

Sportliche Aktivitäten und körperliche Belastungen, welche die Symptome verstärken, sollte der Patient nach Möglichkeit reduzieren oder vorübergehend aussetzen.

Folgende Übungen dienen einer schmerzfreien sanften Mobilisation des Sprunggelenks und verbessern die Körperwahrnehmung:

  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach hinten gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach vorne gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach links gebeugt.
  • Belastungsverteilung der Fußsohle nach rechts gebeugt.
  • Hinweise: Vergleichen sie die Änderungen der Druckverteilung zwischen rechtem und linkem Vorfuß und Rückfuß, Außen- und Innenseite. Erspüren Sie die Hauptbelastungszonen, Auflageflächen, Hohlräume und den Spannungszustand der Zehen. Nehmen Sie wahr, in welcher Position Sie eine Entlastung der Symptome verspüren.
  • Ausgangsstellung: Sitz. Das betroffene Bein ist leicht auf dem Ball abgestellt.
  • Ausführung: Rollen Sie mit dem Ball die verschiedenen Bereiche der Fußsohle aus. Achten Sie dabei auf einen sanften Druck.
  • Durchblutungsförderung mit Igelball. Sanfte Massage der Fußsohle.
  • Übungsziel: Bewusste Regulierung der Fersenbeinstellung.
  • Ausführung: Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf beide Fersenbeine. Führen Sie abwechselnd eine rhythmische Gewichtsverlagerung des Rückfußes (Ferse) auf die Außenkante der Ferse und wieder in die Ausgangsposition durch. Werden Sie langsam mit den Pendelbewegungen kleiner, bis die Achillessehne gerade/senkrecht eingestellt ist. Spüren Sie nach, ob sich die Symptome unter dieser Position verbessern.
  • Bewusste Regulierung der Fersenstellung.

Auch Schienen eignen sich zur konservativen Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms. Sie reduzieren den Druck und die Beweglichkeit, die beide den Tibialisnerven zusätzlich komprimieren. Sind Knick-Senkfüße die Ursache für das Tarsaltunnelsyndrom, können auch Schuheinlagen helfen. Langfristig nach Abklingen der akuten Beschwerden sollte durch ein spezifisches Training der Fuß- und Beinmuskulatur die Fußfehlstellung reduziert werden. Je nach Ursache muss der Knick-Senkfuß operiert werden.

Die operative Therapie sollte erst bei Versagen der Injektionsbehandlung und Physiotherapie im Zusammenhang mit wirklich beharrlichen, eindeutigen neurologischen Beschwerden erfolgen.

Wie beim Karpaltunnelsyndrom durchtrennt der Arzt die über dem Kanal liegende bindegewebige Struktur, das Retinakulum. Dies befreit den Nerv operativ vom Druck, was unmittelbar die Schmerzen reduziert. Nach Durchtrennung des Retinakulums (Haltebandes) tritt der Tibialisnerv häufig aus dem Tarsaltunnel hervor. Die Schwellung des Nerven vor dem Retinakulum verschwindet in der Regel nach wenigen Minuten. Eine Naht des Retinakulums ist nicht notwendig.

Die Erholung des Nervs hängt stark von der Dauer der Kompression ab. Nach einem operativen Eingriff erfahren Betroffene eine Besserung der Schmerzen um etwa 70 % bei entsprechend gesicherter Diagnose. Eine frühzeitige Therapie kann diese Rate deutlich erhöhen. Das bedeutet: Je früher die Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms stattfindet, umso aussichtsreicher ist sie.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Taubheitsgefühle regelmäßig auftreten oder länger anhalten.
  • Zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Muskelschwäche oder Gleichgewichtsstörungen auftreten.
  • Die Taubheitsgefühle plötzlich auftreten, insbesondere in Verbindung mit Sprach- oder Sehstörungen.

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