Johanniskraut: Wirkung auf das vegetative Nervensystem

Johanniskraut (Hypericum perforatum), auch bekannt als Tüpfel-Johanniskraut, ist eine krautige Pflanze, die für ihre beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung bekannt ist. Es wird traditionell zur Behandlung von verschiedenen Beschwerden eingesetzt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Nervensystem.

Was ist Johanniskraut?

Johanniskraut (lat. Hypericum perforatum) ist eine krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von bis zu einem Meter. Sie verbreitet sich leicht durch ihre stark verzweigten Wurzeln. Von Mitte Juni bis August präsentiert sie doldenartige Blütenstände. Nach der Blüte entwickelt die Pflanze kleine, eiförmige Früchte. Aus blütenökologischer Sicht handelt es sich um eine Pollen-Scheibenblume, die fremdbestäubt wird. Bienen finden die intensiv gelben Blüten sehr schnell und holen sich hier ihren Nektar. Nach der Blütezeit vermehren sich die Pflanzen vorrangig durch die Verbreitung der Samen. Einzelne Pflanzenteile haben leicht giftige Wirkung. Blüten und weitere Pflanzenteile werden getrocknet und zu Öl und Johanniskrauttee verarbeitet.

Der 24. Juni ist der Johannistag und gleichzeitig Namensgeber für diese leuchtende Mittsommerpflanze. Durch die warmen Strahlen der Sonne nimmt sie Kraft an langen Sommertagen auf und gibt sie an dunklen Tagen an das schwere Gemüt der Menschen ab.

Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

Das breite Spektrum an Inhaltsstoffen des Johanniskrauts ist bemerkenswert. Der Hauptwirkstoff ist Hyperforin. Insgesamt handelt es sich hierbei um eine Kombination weiterer Stoffe von Biflavonen, Hypericin und Flavonoiden, die sich insbesondere bei depressiven Verstimmungen als hochwirksam gezeigt hat. Kaum ein anderes natürliches Mittel hat in Bezug auf psychische Beschwerden die lindernde Eigenschaft wie die des Johanniskrauts. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die aufhellende Wirkung erst nach einigen Wochen der Einnahme eintritt. Ähnliches gilt bei der Einnahme der Blütenessenz. Hier wird dem Johanniskraut nachgesagt, dass es Selbstvertrauen schenkt und zu innerer Sicherheit verhelfen kann.

Hyperforin und Hypericin

Die Stoffe Hyperforin und Hypericin kommen in der Natur nur im Johanniskraut vor. Sie sind geruchlos. Für die antidepressive Wirkung maßgeblich ist der Inhaltsstoff Hyperforin.

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Weitere Inhaltsstoffe

Johanniskraut enthält auch Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle, die zu seiner therapeutischen Wirkung beitragen.

Johanniskraut und das vegetative Nervensystem

Das vegetative Nervensystem (VNS), auch autonomes Nervensystem genannt, steuert lebenswichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel. Es besteht aus zwei Hauptteilen: dem Sympathikus, der den Körper auf Aktivität und Stress vorbereitet, und dem Parasympathikus, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Ein Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Systemen kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen.

Johanniskraut kann auf verschiedene Weise positiv auf das vegetative Nervensystem wirken:

  • Beruhigende Wirkung: Johanniskraut ist für seine beruhigende Wirkung bekannt. Es kann helfen, Stress abzubauen, Angstzustände zu reduzieren und die Entspannung zu fördern.
  • Ausgleich des Nervensystems: Johanniskraut kann dazu beitragen, das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus wiederherzustellen. Dies kann sich positiv auf verschiedene Körperfunktionen auswirken, wie z. B. den Schlaf, die Verdauung und den Blutdruck.
  • Stimmungsaufhellende Wirkung: Johanniskraut wird häufig zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt. Es kann die Stimmung aufhellen, Antriebslosigkeit reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
  • Linderung von Nervosität: Johanniskraut kann bei nervöser Unruhe und Angstzuständen helfen. Es kann die Erregungsschwelle erhöhen, wodurch der Mensch unempfindlicher gegenüber äußeren Reizen wird.

Traditionell wird das gelbe Kraut bei Stresszuständen und Nervosität gegeben. Sein Wirkstoff Hyperforin sorgt dafür, dass in unserem Gehirn vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet werden, die das Vegetative Nervensystem beruhigen und für körperliche und geistige Entspannung sorgen. Emotionale Unruhe und depressive Verstimmungen verklingen. Das Öl aus den Blüten hat eine ausgleichende Wirkung auf den gesamten Bewegungsapparat und lindert Muskelverspannungen und Spannungskopfschmerzen.

Weitere Anwendungsgebiete im Zusammenhang mit dem Nervensystem

Die Wirkung des Johanniskrauts wird gern auch bei Verstauchungen, Verletzungen oder bei Zahnschmerzen genutzt.

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Aurum/Apis regina comp. wird zur Harmonisierung des Wesensgliedergefüges bei seelisch bedingten, funktionellen Organstörungen, die sich in Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Schwindelgefühlen, Kreuzschmerzen u.ä. äußern können (Neurasthenie, vegetative Dystonie), nervöse Erschöpfungszustände, Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren (klimakterische Stimmungslabilität), depressive Verstimmung, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche eingesetzt.

Anwendung und Dosierung

Johanniskraut ist in verschiedenen Formen erhältlich, z. B. als Tee, Kapseln, Tabletten oder Öl. Die Dosierung hängt von der Art des Präparats und dem Anwendungsgebiet ab. Es ist ratsam, sich vor der Einnahme von Johanniskraut von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen.

Tee

Zur Bereitung eines Tee-Aufgusses werden 2 Teelöffel Johanniskraut mit 150 mL siedendem Wasser überbrüht und nach 10 Minuten abgeseiht. Morgens und abends werden 1 bis 2 Tassen des frisch bereiteten Tees getrunken. Die mittlere Tagesdosis entspricht 2 bis 4 g Droge.

Johanniskrautextrakte

Die Hersteller empfehlen Dosierungen von 2 - 3 x tgl. 180 - 400 mg bzw. 1 - 2 x tgl. 306 - 540 mg oder 1 x tgl.

Johanniskrautöl

Das Öl kann äußerlich angewendet werden, um etwa Schnitt- und Schürfwunden zu behandeln, innerlich zum Beispiel bei Magen-Darmschleimhaut-Entzündungen.

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Homöopathie

In der Homöopathie wird „Hypericum perforatum“ (Hypericum) verwendet. Verwendet wird die ganze, frische, blühende Pflanze.

Wichtige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Obwohl Johanniskraut ein natürliches Mittel ist, ist es wichtig, einige Hinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: Johanniskraut kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, insbesondere mit Antidepressiva, Immunsuppressiva, Anti-HIV-Mitteln, Herzmitteln und Blutgerinnungshemmern. Es ist wichtig, den Arzt oder Apotheker über die Einnahme von Johanniskraut zu informieren, um mögliche Wechselwirkungen auszuschließen.
  • Photosensibilisierung: Johanniskraut kann die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen. Während der Einnahme von Johanniskraut sollte man daher übermäßige Sonneneinstrahlung vermeiden und Sonnenschutzmittel verwenden.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Johanniskraut nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.
  • Nebenwirkungen: In seltenen Fällen kann Johanniskraut Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder Hautausschläge verursachen.

Johanniskraut und die Pille

In Kombination mit anderen Medikamenten kann es dazu führen, dass die anderen Mittel kaum noch wirken. Das gilt zum Beispiel für die Anti-Baby-Pille. Wird das Johanniskrautpräparat abgesetzt, kann es dem Studienkreis zufolge zu «therapeutisch gefährlichem Ansteigen der anderen Arzneimittel» kommen.

Verschreibungspflicht

Während Präparate mit der Indikation „mittelschwere Depression“ künftig nur noch auf Rezept abgegeben werden dürfen, kann eine Zubereitung mit derselben Dosierung lediglich apothekenpflichtig bleiben, solange es „nur“ zur Therapie von leichter depressiver Verstimmung, Angst, psychovegetativen Störungen oder anderen nervlichen Indikationen zugelassen ist.

Johanniskraut in der Volksmedizin

Johanniskraut zählt zu den wichtigsten Heilpflanzen der Volksmedizin. Es wird traditionell zur Behandlung von kleinen Wunden, Narben und leichten Verbrennungen eingesetzt.

In der Antike spielten verschiedene Johanniskrautarten eine Rolle bei der Behandlung von Wunden oder bei Ischias-, Harnwegs- und Menstruationsbeschwerden. Im „Lorscher Arzneibuch“ aus der Zeit um 790/795 wird Johanniskraut bereits für das Anwendungsgebiet „Melancholie“ (Stimmungsschwankungen) empfohlen.

Fazit

Johanniskraut ist eine vielseitige Heilpflanze, die eine positive Wirkung auf das vegetative Nervensystem haben kann. Es kann helfen, Stress abzubauen, Angstzustände zu reduzieren, die Stimmung aufzuhellen und das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus wiederherzustellen. Vor der Einnahme von Johanniskraut sollte man sich jedoch von einem Arzt oder Apotheker beraten lassen, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auszuschließen und die richtige Dosierung zu ermitteln.

Weitere Informationen

  • Arzneipflanze des Jahres 2015
  • Traditionelle Verwendung zur Sommersonnenwende und Johannisfest
  • Homöopathische Anwendung bei Verletzungen der Nerven und des Rückenmarks
  • Verwendung in der Aromatherapie

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