Taubheitsgefühl im Gesicht während der Schwangerschaft: Ursachen und Behandlung

Eine Gesichtslähmung, auch Fazialisparese genannt, kann sich durch verschiedene Symptome äußern, wie z.B. Schwierigkeiten beim Lächeln, Pfeifen, Stirnrunzeln oder Blinzeln. Die Gesichtsmuskeln, die für Mimik, Mund, Wangen, Nase, Augen und Stirn verantwortlich sind, können ganz oder teilweise gelähmt sein. Oft hängt die Wange und der Mundwinkel herab, meist nur auf einer Seite des Gesichts. Das Augenlid schließt sich oft nicht vollständig, was zu trockenen Augen führt. Es kann schwierig sein, süß, sauer oder salzig zu schmecken, zu kauen oder deutlich zu sprechen. Je nach Art der Lähmung können auch Schmerzen hinter dem Ohr auftreten, und laute Töne können als extrem störend empfunden werden.

Psychische Belastung durch Gesichtslähmung

Eine Gesichtslähmung kann psychisch sehr belastend sein, da sie die Betroffenen in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigt. Hinzu kommt die Angst vor einer ernsthaften Erkrankung oder einer bleibenden Entstellung. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass nicht immer schwerwiegende Ursachen wie Infektionen, Verletzungen oder Schlaganfälle hinter einer Gesichtslähmung stecken.

Idiopathische Fazialisparese

In vielen Fällen tritt eine Gesichtslähmung ohne erkennbare Ursache auf und verschwindet nach einiger Zeit von selbst oder mit der richtigen Behandlung. Diese Form wird als idiopathische Fazialisparese oder Bell-Lähmung bezeichnet.

Die Rolle des Gesichtsnervs

Der Gesichtsnerv, auch Fazialisnerv oder siebter Hirnnerv genannt, ist für die Steuerung der Gesichtsmuskeln verantwortlich. Er überträgt Impulse vom Gehirn zu den Muskeln von Stirn, Augen, Wangen und Mund. Der Fazialisnerv steuert auch den Speichel- und Tränenfluss, die Drüsen der Nasenschleimhaut und den Geschmackssinn im vorderen Teil der Zunge. Wenn der Fazialisnerv entzündet oder geschädigt ist, können die zugehörigen Muskeln und Drüsen nicht mehr richtig funktionieren.

Zentrale vs. periphere Lähmung

Ärzte unterscheiden zwischen zentraler und peripherer Gesichtsnervenlähmung, je nachdem, welcher Bereich des Nervensystems betroffen ist:

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  • Periphere Lähmung: Bei dieser Form ist der Fazialisnerv nach seinem Austritt aus dem Hirnstamm betroffen. Die Lähmung betrifft meist alle Äste bis zur Stirn. Stirnrunzeln, Grimassieren und Blinzeln sind erschwert oder unmöglich. In schweren Fällen kann das Auge weit geöffnet sein und sich nicht mehr schließen lassen, was Schutzmaßnahmen erforderlich macht. Geschmacks- und Hörstörungen, Schmerzen im Ohrbereich und ein gestörter Tränenfluss können ebenfalls auftreten.
  • Zentrale Lähmung: Diese Form entsteht durch Schädigungen im Gehirn, beispielsweise durch einen Schlaganfall. Oft bleiben bestimmte Funktionen erhalten, wie z.B. die Steuerung der Stirnmuskeln. Meist treten auch andere Lähmungen an Arm, Bein oder einer ganzen Körperseite auf.

Ursachen einer Gesichtslähmung

Die Ursachen für eine Gesichtslähmung können vielfältig sein:

  • Idiopathische Fazialisparese (Bell-Lähmung): Dies ist die häufigste Form, bei der keine eindeutige Ursache gefunden werden kann. Mögliche Auslöser sind Kältereize, vorausgegangene Infektionen, reaktivierte Infektionserreger (z.B. Herpes-simplex-Virus), Druckschäden am Nerv oder Autoimmunreaktionen.
  • Infektionen und Entzündungen: Borreliose (nach Zeckenstich), Ohrherpes (Herpes zoster oticus), Mittelohrentzündungen oder Ohrspeicheldrüsenentzündungen können den Gesichtsnerv betreffen.
  • Diabetes: Nervenschädigungen durch Diabetes (diabetische Neuropathie) können in seltenen Fällen auch den Fazialisnerv betreffen.
  • Verletzungen: Schädelbasisbrüche oder Felsenbeinfrakturen können den Gesichtsnerv schädigen oder durchtrennen.
  • Schlaganfall: Eine plötzlich auftretende, halbseitige Lähmung im Gesicht kann ein Symptom für einen Schlaganfall sein.
  • Tumore: In seltenen Fällen können Tumore am Hör-, Gleichgewichts- oder Gesichtsnerv (z.B. Akustikusneurinom, Fazialisneurinom) oder Tumore der Ohrspeicheldrüse eine Gesichtslähmung verursachen.

Gesichtslähmung in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist das Risiko für eine idiopathische Gesichtslähmung möglicherweise leicht erhöht.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Lähmungserscheinungen im Gesicht sollten immer von einem Arzt abgeklärt werden, um die Ursache zu ermitteln und eine geeignete Therapie einzuleiten. Bei Anzeichen für einen Schlaganfall (plötzlich auftretende Seh- und Sprachprobleme, einseitige Lähmungserscheinungen, starke Kopfschmerzen) sollte sofort der Rettungsdienst gerufen werden.

Diagnose einer Gesichtslähmung

Um die Ursache einer Gesichtslähmung zu ermitteln, wird der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen:

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Gesichtsmuskulatur untersuchen und prüfen, welche Funktionen beeinträchtigt sind.
  • Neurologische Untersuchung: Reflexe, Sensibilität und andere neurologische Funktionen werden überprüft.
  • Blutuntersuchungen: Um Infektionen, Entzündungen oder andere Erkrankungen auszuschließen.
  • Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) können eingesetzt werden, um das Gehirn und den Gesichtsnerv darzustellen und Tumore oder andere strukturelle Veränderungen auszuschließen.
  • Elektromyografie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, Nervenschädigungen zu erkennen.

Behandlung einer Gesichtslähmung

Die Behandlung einer Gesichtslähmung richtet sich nach der Ursache:

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  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Gesichtslähmung durch eine Grunderkrankung wie Borreliose oder eine Ohrentzündung verursacht wird, muss diese behandelt werden.
  • Virustatika: Bei einer Virusinfektion können virushemmende Medikamente helfen.
  • Kortison: Bei der idiopathischen Fazialisparese wird oft Kortison eingesetzt, um die Entzündung des Gesichtsnervs zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Gezielte krankengymnastische Übungen können helfen, die Gesichtsmuskulatur zu stärken und die Funktion wiederherzustellen.
  • Schutzmaßnahmen für das Auge: Wenn das Auge nicht mehr richtig geschlossen werden kann, sind Schutzmaßnahmen für die Hornhaut erforderlich, z.B. Tränenersatzmittel, Augensalben und ein Uhrglasverband.
  • Operation: In seltenen Fällen, z.B. bei Verletzungen oder Tumoren, kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu entlasten oder zu reparieren.

Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft

Ein Taubheitsgefühl im Gesicht kann durch das Karpaltunnelsyndrom verursacht werden, das in der Schwangerschaft häufiger vorkommt. Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch eine Einengung des Medianusnervs im Handgelenk. In der Schwangerschaft kann es aufgrund von Wassereinlagerungen im Gewebe zu einer Schwellung im Karpaltunnel kommen, die auf den Nerv drückt.

Symptome des Karpaltunnelsyndroms

Typische Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind:

  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Fingern (insbesondere Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger)
  • Schmerzen im Handgelenk und Unterarm
  • Steifes Gefühl in den Fingern
  • Schwäche der Hand und Finger

Was hilft beim Karpaltunnelsyndrom?

  • Neutrale Handposition beim Schlafen: Vermeiden Sie es, die Hände beim Schlafen einzuknicken.
  • Nicht auf den Händen schlafen: Vermeiden Sie es, den Kopf auf den Händen abzulegen.
  • Hände mit einem Kissen stützen: Legen Sie die Hände auf ein Kissen, um sie in einer neutralen Position zu halten.
  • Seitliche Schlafposition: Diese Position fördert den Blutfluss und entlastet die Handgelenke.
  • Handgelenkschiene: Eine Handgelenkschiene kann den Nerv entlasten.
  • Akupunktur und Kinesiologisches Taping: Diese Methoden können Schmerzen lindern.

Wann zum Arzt?

Wenn die Beschwerden nach der Geburt nicht verschwinden, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Weitere Ursachen für Taubheitsgefühle in der Schwangerschaft

Neben dem Karpaltunnelsyndrom können auch andere Faktoren zu Taubheitsgefühlen während der Schwangerschaft führen:

  • Schwangerschaftsdiabetes: Schwankungen des Blutzuckerspiegels können zu Wassereinlagerungen in der Augenlinse führen und die Sehschärfe beeinträchtigen.
  • Präeklampsie: Diese Schwangerschaftskomplikation kann zu hohem Blutdruck und Wassereinlagerungen führen, was sich in Sehstörungen und Taubheitsgefühlen äußern kann.
  • Hormonelle Veränderungen: Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft kann verschiedene Beschwerden verursachen, darunter auch Taubheitsgefühle.
  • Rückenschmerzen: Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone lockern sich Muskeln, Gelenke und Bänder im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens. Gleichzeitig werden sie durch das zunehmende Gewicht stärker belastet.

Allgemeine Tipps für Schwangere

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung stärkt die Muskulatur und kann Beschwerden lindern.
  • Viel trinken: Trinken Sie ausreichend Wasser, um den Körper hydriert zu halten.
  • Ruhe und Entspannung: Gönnen Sie sich ausreichend Ruhe und Entspannung.
  • Ärztliche Beratung: Nehmen Sie alle Vorsorgeuntersuchungen wahr und besprechen Sie Beschwerden mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme.

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