Taubheitsgefühl im Knie: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl im Kniebereich kann beunruhigend sein und verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die Symptome richtig zu deuten und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für Taubheitsgefühle im Kniebereich, die Diagnoseverfahren und die verschiedenen Therapieansätze.

Was ist ein Taubheitsgefühl (Hypästhesie)?

Ein Taubheitsgefühl, auch Hypästhesie genannt, ist eine Herabsetzung des Berührungsempfindens der Haut. Betroffene haben das Gefühl, dass ein bestimmter Bereich der Haut, beispielsweise am Knie, teilweise oder gänzlich ohne Empfinden ist. Taubheitsgefühle zählen zu den Sensibilitätsstörungen. Je nachdem, welche Art von Empfindung beeinträchtigt ist, unterscheidet man verschiedene Formen der Hypästhesie:

  • Taktile Hypästhesie: Das Berührungs- und Druckempfinden ist herabgesetzt.
  • Thermhypästhesie: Das Hitze- oder Kälteempfinden ist abgeschwächt.
  • Hypalgesie: Die Schmerzempfindlichkeit ist verringert.
  • Pallhypästhesie: Vibrationen werden weniger wahrgenommen.

Ein vollständiger Sensibilitätsausfall wird als Anästhesie bezeichnet.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle im Knie

Die Ursachen für Taubheitsgefühle im Kniebereich können vielfältig sein. Sie reichen von harmlosen, vorübergehenden Zuständen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen erläutert:

Nervenirritationen und -schädigungen

  • Irritation der Nervenwurzel L4: Laut Dr. med. Detlev Schneider, Neurologe, könnte eine Irritation der Nervenwurzel L4 eine Ursache für ein umschriebenes Taubheitsgefühl oberhalb des Knies sein.
  • Periphere Störung: Ein Taubheitsgefühl kann auch durch eine periphere Störung entstehen, beispielsweise durch starken lokalen Druck am Oberschenkel.
  • Meralgia paraesthetica: Bei dieser Erkrankung ist der Nervus cutaneus femoris lateralis betroffen, ein Hautnerv, der die Außenseite des Oberschenkels versorgt. Eine Einklemmung dieses Nervs kann zu Kribbeln oder Taubheit im seitlichen und vorderen Bereich des Oberschenkels führen, die bis zum Knie ausstrahlen können.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) kann auf das Rückenmark drücken und Nervenbahnen beeinträchtigen. Dies kann zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Beinen oder im Oberschenkel führen.
  • Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose), insbesondere im Bereich der Lendenwirbel, kann ebenfalls Druck auf Nervenwurzeln ausüben und Taubheitsgefühle verursachen.
  • Rückenmarksverletzungen: Obwohl selten, können Verletzungen des Rückenmarks, beispielsweise durch Unfälle oder Stürze, zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel oder Bein führen.
  • Polyneuropathie: Taubheitsgefühle können ein Symptom der Polyneuropathie sein, einer Erkrankung des peripheren Nervensystems, die häufig bei Menschen mit Diabetes mellitus auftritt.

Muskelverspannungen und -verletzungen

  • Muskelverspannungen: Starke Verspannungen, beispielsweise durch sportliche Belastung oder langes, ungesundes Sitzen, können vorübergehende Taubheitsgefühle im Oberschenkel auslösen.
  • Verletzung oder Reizung der Hamstring-Muskulatur: Verspannungen oder Zerrungen der Muskeln an der Oberschenkelaußenseite können ebenfalls Schmerzen und Missempfindungen im Kniebereich verursachen.

Weitere mögliche Ursachen

  • Vitamin-B12-Mangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann die Funktion der Nerven beeinträchtigen und zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in verschiedenen Körperbereichen führen.
  • Restless-Legs-Syndrom: Dieses Syndrom kann Taubheitsgefühle, Kribbeln oder leichte Schmerzen in den Beinen und Füßen verursachen, insbesondere abends oder nachts.
  • Multiple Sklerose (MS): In sehr seltenen Fällen kann ein Taubheitsgefühl am Knie ein Symptom von Multipler Sklerose sein, wie Dr. rer. nat. andeutet. Allerdings sind derart umschriebene sensible Störungen laut Dr. med. Detlev Schneider kein typisches Symptom einer MS.
  • Guillain-Barré-Syndrom: Diese seltene Erkrankung kann durch eine Schädigung der peripheren Nerven Taubheitsgefühle verursachen.
  • Durchblutungsstörungen: Durchblutungsstörungen im Bein können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen führen.

Knieschmerzen an der Außenseite

Es ist wichtig zu beachten, dass Taubheitsgefühle im Knie auch in Verbindung mit Knieschmerzen auftreten können. Mögliche Ursachen für Knieschmerzen an der Außenseite, die mit Taubheitsgefühlen einhergehen können, sind:

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  • Iliotibiales Bandsyndrom (ITBS): Dieses Syndrom, auch Läuferknie genannt, kann zu Schmerzen und Reizungen an der Außenseite des Knies führen, die von Taubheitsgefühlen begleitet sein können.
  • Außenmeniskusreizung oder -degeneration: Eine Reizung oder ein Riss des Außenmeniskus kann Schmerzen an der Außenseite des Knies verursachen, die mit Taubheitsgefühlen einhergehen können.
  • Außenbandverletzung: Eine Verletzung des Außenbandes kann ebenfalls Schmerzen und Instabilität im Knie verursachen, die von Taubheitsgefühlen begleitet sein können.
  • Knorpelschäden: Schäden am Knorpel der äußeren Gelenkfläche können ebenfalls Schmerzen und Missempfindungen verursachen.

Diagnose von Taubheitsgefühlen im Knie

Um die Ursache für Taubheitsgefühle im Knie zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt wird zunächst eine detaillierte Krankenbefragung (Anamnese) durchführen, um die Beschwerden und Auslöser möglichst genau zu erfassen. Fragen können sein:

    • Wann ist das Taubheitsgefühl zum ersten Mal aufgetreten?
    • Hält die Hypästhesie seitdem an oder verschwindet sie zwischendurch wieder?
    • Tritt die Hypästhesie ein- oder beidseitig auf?
    • Gab es einen bestimmten Vorfall oder eine Verletzung vor dem Auftreten der Beschwerden?
    • Liegen Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus vor?
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den betroffenen Bereich untersuchen, um festzustellen, welcher Bereich von dem Taubheitsgefühl betroffen ist. Er wird auch die Reflexe, das Gehör, die visuelle Wahrnehmung und den Gleichgewichtssinn prüfen, um neurologische Ausfälle festzustellen.

  3. Bildgebende Verfahren: Je nach vermuteter Ursache können weitere Untersuchungen notwendig sein, wie zum Beispiel:

    • Röntgenuntersuchung: Um knöcherne Verletzungen auszuschließen.
    • Ultraschalluntersuchung: Um Weichteile und Flüssigkeitsansammlungen zu beurteilen.
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Um Knochen, Weichteile, Sehnen, Menisken und Bänder detailliert darzustellen und Verletzungen oder Entzündungen zu erkennen.
    • Computertomographie (CT): In bestimmten Fällen zur Beurteilung von Knochenstrukturen.
  4. Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:

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    • Elektroneurographie (ENG): Um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
    • Blutuntersuchung: Um Stoffwechselstörungen wie Vitamin-B12-Mangel oder Diabetes mellitus zu erkennen.
    • Liquoruntersuchung: In seltenen Fällen zur Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit.

Behandlung von Taubheitsgefühlen im Knie

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im Knie richtet sich nach der jeweiligen Ursache.

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn das Taubheitsgefühl das Begleitsymptom einer bestehenden Grunderkrankung ist, ist die zielgerichtete Behandlung dieser Krankheit erforderlich. Beispielsweise:

    • Bei Polyneuropathie hängt die Therapie von der Form der Erkrankung ab.
    • Bei diabetischer Polyneuropathie ist eine optimale Einstellung des Blutzuckers wichtig.
    • Ein Vitamin-B12-Mangel wird durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen.
    • Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika behandelt.
    • Gürtelrose wird mit Aciclovir behandelt.
  • Konservative Behandlung: Viele Ursachen für Taubheitsgefühle im Knie können konservativ behandelt werden, beispielsweise:

    • Physiotherapie: Um die Muskulatur zu kräftigen, die Flexibilität zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren.
    • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können bei Schmerzen und Entzündungen helfen.
    • Kinesiotaping: Hochelastische, selbstklebende Baumwolltapes können auf die Haut aufgeklebt werden, um die Muskeln zu unterstützen und Schmerzen zu lindern.
    • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, den Druck auf das Knie zu verringern.
    • Anpassung der Aktivität: Vermeidung von Aktivitäten, die die Beschwerden verschlimmern.
  • Operative Behandlung: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, beispielsweise:

    • Bandscheibenvorfall: Bei einem Bandscheibenvorfall kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck auf die Nervenwurzel zu entlasten.
    • Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose kann eine Operation erforderlich sein, um den Wirbelkanal zu erweitern und den Druck auf das Rückenmark zu verringern.
    • Meniskusschaden: Bei einem Meniskusschaden kann eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) durchgeführt werden, um den Meniskus zu reparieren oder zu entfernen.

Was Patient "Fred" tun kann

Basierend auf den Informationen von Patient "Fred" und der Einschätzung von Dr. med. Detlev Schneider, scheint das Taubheitsgefühl oberhalb des Knies zunächst kein Grund zur Sorge zu sein. Dr. Schneider vermutet eine Irritation der Nervenwurzel L4 oder eine periphere Störung durch lokalen Druck.

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Folgende Maßnahmen könnten hilfreich sein:

  • Beobachtung: Beobachten Sie das Taubheitsgefühl und achten Sie auf Veränderungen oder zusätzliche Symptome wie Schmerzen, Kribbeln oder Schwäche.
  • Vermeidung von Druck: Vermeiden Sie starken lokalen Druck am Oberschenkel.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
  • Ergonomische Anpassung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen und Stehen.
  • Ärztliche Abklärung: Wenn das Taubheitsgefühl anhält, sich verschlimmert oder von anderen Symptomen begleitet wird, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

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