Taubheitsgefühl im Oberschenkel nach Laparoskopie: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel kann für Betroffene sehr beunruhigend sein. Besonders nach einer Laparoskopie, einem minimalinvasiven chirurgischen Eingriff im Bauchraum, stellt sich oft die Frage nach den Ursachen und möglichen Behandlungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen für Taubheitsgefühle im Oberschenkel nach einer Laparoskopie und gibt einen Überblick über Diagnose- und Therapieansätze.

Ursachen für Taubheitsgefühle im Oberschenkel

Die Ursachen für ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel sind vielfältig und können sowohl direkt mit der Laparoskopie als auch mit anderen zugrunde liegenden Erkrankungen zusammenhängen. Es ist wichtig zu beachten, dass ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel nicht immer auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeutet und in vielen Fällen vorübergehend ist.

Direkte Folgen der Laparoskopie

  • Nervenirritationen durch Lagerung: Während einer Laparoskopie wird der Patient in einer bestimmten Position gelagert, um dem Operateur einen optimalen Zugang zum Operationsgebiet zu ermöglichen. Diese Lagerung kann zu Druck auf Nervenbahnen im Bereich des Oberschenkels führen, was vorübergehende Taubheitsgefühle verursachen kann.
  • Nervenschädigung: In seltenen Fällen kann es während der Operation zu einer versehentlichen Beschädigung oder Irritation der Nerven kommen, die das Bein versorgen, insbesondere des Nervus femoralis oder des Nervus cutaneus femoris lateralis. Solche Nervenschäden können zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen im Oberschenkel führen.
  • Druck durch Lagerung: Häufig ausgelöst durch die Lagerung während der OP.

Weitere mögliche Ursachen

  • Meralgia Paraesthetica: Bei einer Meralgia Paraesthetica kommt es zu einer Einklemmung des Nervus cutaneus femoris lateralis (NCFL) am Leistenband. Dieser sensible Hautnerv versorgt die Außenseite des Oberschenkels. Wird der Nerv eingeklemmt, kann ein Kribbeln oder eine taube Stelle im seitlichen und vorderen Bereich des Oberschenkels auftreten.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS), insbesondere in den Segmenten L4, L5 und S1, kann direkt auf die austretenden Nervenwurzeln drücken und so Taubheitsgefühle im Oberschenkel verursachen.
  • Muskelverspannungen: Starke Muskelverspannungen, wie sie auch bei einem Hexenschuss vorkommen können, sind manchmal der Auslöser für ein vorübergehendes Taubheitsgefühl im Oberschenkel. Dabei kann einerseits starke sportliche Belastung der Auslöser sein. Andererseits führt auch langes, ungesundes Sitzen zu Muskelverspannungen.
  • Vitamin-B12-Mangel: Das Vitamin B12 ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt - unter anderem an der Funktion der Nerven. Mögliche Folge eines Mangels sind ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle. Diese können nicht nur in den Händen, den Armen, den Beinen oder den Füßen, sondern auch in ganz unterschiedlichen Bereichen des Körpers auftreten.
  • Restless-Legs-Syndrom: Treten Taubheitsgefühle, ein Kribbeln oder auch leichte Schmerzen an Beinen und Füßen auf, kann dies auf das Restless-Legs-Syndrom hindeuten. Typisch sind auch eingeschlafene Beine. Die Beschwerden treten vor allem abends oder nachts auf, was das Ein- und Durchschlafen für viele Betroffene zur Unmöglichkeit macht. Bei Bewegung lassen die Symptome in der Regel nach.
  • Rückenmarksverletzung: Eine Rückenmarksverletzung stellt eine drastische Diagnose dar. Da das Rückenmark viele wichtige Nervenbahnen beherbergt, ist eine Verletzung in diesem Bereich nicht zu unterschätzen. Häufige Ursachen sind Sport- und Verkehrsunfälle, Stürze sowie Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall.
  • Polyneuropathie: Eine Schädigung mehrerer peripherer Nerven, die oft mit Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Vitaminmangel oder chronischem Alkoholkonsum einhergeht.
  • Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Eine Verengung der Beinarterien, die die Durchblutung behindert.
  • Multiple Sklerose (MS): Auch im Bereich des Oberschenkels kann durch eine MS eine Taubheitsgefühl ausgelöst werden.
  • Psychosomatische Ursachen: Taubheitsgefühle im Bereich der Oberschenkel können auch einer ausgeprägten psychosomatischen Ursache folgen. Auch können bei einer entsprechenden Hyperventilation, die ein Ausdruck einer Panikattacke ist, ebenfalls Taubheitsgefühle in den Fingern, Armen oder Oberschenkeln auftreten.
  • Lipödem: Das so genannte Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung vor allen Dingen des Oberschenkels, die meist genetisch angelegt ist. Hier ist Bauchfett des Körpers im Bereich der Oberschenkel ungewöhnlich stark eingelagert, was dann auch zu einer Kompression und Reizung der sensiblen Hautnerven im Bereich des Oberschenkels führen kann.
  • Belastung durch Sport: Nach Sport kommt es nicht selten ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl im Bereich des Oberschenkels. Auch Belastungen, die bislang unbemerkt blieben, aber beim Sport dann deutlich auffallen, können zu einem Taubheitsgefühl im Bereich des Oberschenkels führen.
  • Nervenkompressionssyndrom: Unter einem Nervenkompressionssyndrom wird ein chronisch eingeengter peripherer Nerv verstanden. Dabei herrscht ein erhöhter physischer Druck auf den eingeengten Nerv, der dadurch einen Nervenschaden erleiden kann.

Symptome, die mit einem Taubheitsgefühl im Oberschenkel einhergehen können

Neben dem eigentlichen Taubheitsgefühl können weitere Symptome auftreten, die auf die Ursache des Problems hinweisen:

  • Schmerzen: Schmerzen, die durch eine Nervenreizung ausgelöst werden, sind oft stechend, beißend und werden als sehr unangenehm wahrgenommen.
  • Kribbeln oder "Ameisenlaufen"
  • Sensibilitätsstörungen
  • Missempfindungen (Parästhesien)
  • Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen
  • Leistenschmerzen: Ein Taubheitsgefühl in Verbindung mit Leistenschmerzen könnte durch ein sogenanntes Iliopsoassyndrom ausgelöst werden. Hierbei kommt es zu einer Einklemmung bzw einer Reizung des Musculus iliopsoas. Neben dem Iliopsoassyndrom als mögliche Ursache kann auch ein Leistenbruch zu Schmerzen und zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Leiste führen.
  • Rückenschmerzen: Rückenschmerzen, die mit einem Taubheitsgefühl in der Leiste und des Oberschenkels einhergehen, deuten immer auch auf einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule hin.

Diagnose

Die Diagnose eines Taubheitsgefühls im Oberschenkel beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese, in der der Arzt Fragen zu den Begleitsymptomen, Vorerkrankungen und möglichen Auslösern stellt. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft getestet werden.

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen durchgeführt werden:

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  • Neurologische Untersuchung: Ein Neurologe kann die Nervenleitgeschwindigkeit der betroffenen Nerven untersuchen und beurteilen, warum es zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Oberschenkel gekommen ist.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie). Es können sensible evozierte Potenziale (SEP) oder die sensible Nervenleitgeschwindigkeit des NCFL ortho- oder antidrom im Seitenvergleich gemessen werden.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Ultraschall: Im Ultraschall kann man dicht unter der Haut liegende Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und auch Blutgefäße sehen und beurteilen. Entzündliche Flüssigkeiten und auch Hämatome lassen sich im Ultraschall ebenfalls darstellen und geben Hinweis auf eine entzündliche Ursache.
    • Röntgen: Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und auch Sehnen, wenn diese im Verlauf verkalkt sind. Hat man vor allem nach einem Unfall den Verdacht, dass Knochen des Oberschenkels verletzt ist und die Ursache für das angegebene Taubheitsgefühl ist, kann man eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen im Bereich des Oberschenkels durchführen.
    • MRT: Auch wenn man den Verdacht hat, dass Muskeln ggfs diese Nerven komprimieren oder auch, wenn Hämatome im Bereich des Oberschenkels vermutet werden und sich vielleicht sogar auch schon im Ultraschall dargestellt haben, kann man eine MRT Untersuchung durchführen, die dann vor allem das räumliche Ausmaß dieser Hämatome genauer darstellen kann.

Behandlung

Die Behandlung eines Taubheitsgefühls im Oberschenkel richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. In vielen Fällen ist eine konservative Therapie ausreichend, während in anderen Fällen ein operativer Eingriff erforderlich sein kann.

Konservative Behandlung

  • Physiotherapie: Eine Physiotherapie kann die Beschwerden lindern. Auch, wenn es sich um einen Bandscheibenvorfall handelt, kann dieser oft auch konservativ durch entsprechende Physiotherapie behandelt werden.
  • Schmerztherapie: Ein durch die Nervenschädigung bedingter Schmerz (neuropathischer Schmerz) sollte frühzeitig mit einer Schmerztherapie behandelt werden. Es kann vorteilhaft sein, mehrere Behandlungsmethoden zu kombinieren. Geht das Taubheitsgefühl auch mit Schmerzen einher, sollte mit einer entzündungshemmenden Schmerztherapie begonnen werden, die bei Bedarf oder auch für kurze Zeit fest eingenommen werden sollte.
  • Medikamentöse Behandlung: Analgetika, Antineuropathika, Muskelrelaxanzien.
  • Infiltration: Außerdem kann ein Medikament zur örtlichen Betäubung in das Gewebe gespritzt werden (Infiltration). Auch Kortison kommt hier manchmal in Betracht.
  • Gewichtsreduktion: Gegebenenfalls kann eine Gewichtsreduktion hilfreich sein.
  • Vermeidung enger Kleidung: Vermeiden Sie das Tragen enger Hosen.
  • Anpassung der Aktivität: Vermeiden Sie Streckbewegungen im Hüftgelenk.

Operative Behandlung

Operiert wird nur selten, wenn die Beschwerden sehr stark sind bzw. nicht auf andere Behandlungsversuche ansprechen.

  • Dekompression: Eine Möglichkeit besteht in der operativen Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression) und Freilegung des Nerven (Neurolyse).
  • Neurektomie: Eine zweite Möglichkeit ist es, den Nerv zu durchtrennen (Neurektomie) und gezielt Nervengewebe abzutragen. Diese Methode gilt als letzter Ausweg: Sie ist sehr wirksam gegen Schmerzen; sie führt jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Empfindungsvermögens im betroffenen Hautbereich.

Behandlung der Meralgia Paraesthetica

Zur Behandlung der Meralgia parästhetica ist es wichtig, sowohl die Symptome als auch die Ursache der Beschwerden zu behandeln.

  • Schmerzmittel: Für die akute Schmerztherapie können Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika eingesetzt werden. Dazu zählen Mittel wie Ibuprofen oder Diclofenac. Bei besonderem Bedarf können auch andere, stärkere Schmerzmittel eingesetzt werden. Die Medikamente können als Tabletten eingenommen oder mit einer Spritze direkt an den schmerzenden Nerven gebracht werden.
  • Nervengewebe entlasten: Wichtig ist außerdem, den Druck von außen auf das Nervengewebe zu reduzieren. Nach Möglichkeit sollte also Übergewicht abgebaut und zu enge Kleidung vermieden werden. Auch zu einseitige sportliche Betätigung, bei der das Hüftgelenk dauerhaft in Flexionsstellung steht, kann zur Verschlechterung der Symptome beitragen.
  • Physiotherapie: Physiotherapie hilft, die Muskulatur des Oberschenkels, der Hüfte und des Beckens zu stärken und so eine bessere Körperhaltung einzunehmen, die die Entlastung des Nerven begünstigt.
  • Hydrodissektion: Ein weiteres Verfahren zur Schmerztherapie der Meralgia parästhetica ist die sog. Hydrodissektion. Bei der Hydrodissektion wird das den Nerven umgebende Gewebe mit Zuckerlösung gespült. Dem Nerven wird so mehr Platz geschaffen und die Kompression auf ihn verringert.

Dauer der Beschwerden

Die Dauer, bis das Taubheitsgefühl und auch die Schmerzen im Bereich des Oberschenkels verschwunden sind, richtet sich nach der auslösenden Ursache. Sollte es zu einer Schädigung von Nerven gekommen sein, muss mit einer Monate bis Jahre dauernden Genesungszeit gerechnet werden. In manchen Fällen bleiben die Schmerzen dauerhaft bestehen.

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