Rehaklinik Bad Sooden-Allendorf: Erfahrungen und Perspektiven für neurologische Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit neurologischen Erkrankungen oder nach neurochirurgischen Eingriffen. Ziel ist es, Patienten dabei zu unterstützen, verloren gegangene Kompetenzen wiederzuerlangen und in ihren Alltag zurückzukehren. In Deutschland gibt es zahlreiche Rehakliniken, die sich auf die neurologische Rehabilitation spezialisiert haben. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen mit der Rehaklinik Bad Sooden-Allendorf und gibt einen Überblick über wichtige Aspekte der neurologischen Rehabilitation.

Neurologische Rehabilitation: Ein umfassender Ansatz

Eine neurologische Erkrankung wie ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Die neurologische Rehabilitation zielt darauf ab, diese Folgen zu minimieren und den Patienten ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen. Dabei kommen verschiedene Therapieansätze zum Einsatz, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Therapiekonzepte und medizinische Instrumente

Verschiedene erprobte Konzepte und medizinische Instrumente sollen den Patientinnen und Patienten wieder ein möglichst selbstständiges Leben ermöglichen. Zu den gängigen Therapieansätzen gehören:

  • Bobath-Konzept: Dieses Konzept wird häufig bei Schlaganfall-Patienten angewendet. Im Vordergrund steht hier die Fähigkeit der gesunden Hirnareale, die Funktionen der beschädigten Hirnregionen zu übernehmen. Denn unser Nervensystem kann bei richtiger Stimulation und entsprechendem Training neue Nerven-Netzwerke bauen, die die alten ersetzen.
  • Transkutane elektrische Neurostimulation (TENS): Die Ärzte kleben Hautelektroden auf Körperstellen, die chronische Schmerzen verursachen. Die verschiedenen Stromstärken und Frequenzen erzielen eine entspannende Wirkung.
  • Constraint-induced movement therapy (CIMT): Diese Therapie wird gemäß ihres Erfinders auch als Taub’sches Training bezeichnet. Ärzte lassen die Betroffenen zwei Wochen an der gesunden Hand einen Handschuh tragen. Damit wird gefördert, dass die schwächere Hand für Alltagsaufgaben benutzt wird. Zusätzlich erhalten Sie mehrere Tagen in der Woche ein mehrstündiges physiotherapeutisches Training.

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation ist ein Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft. Die einzelnen Stufen sind unterschiedlich lang, je nach Patientensituation können sie auch ganz wegfallen. Sie beginnen bei der Operation (A) und enden, wenn Patientinnen und Patienten ihren Alltag wieder selbstständig meistern können (Phase D bis E). Diese Klassifizierung wird von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben und ermöglicht den Ärzten die genaue Beschreibung der individuellen Gesundheitssituation der Patienten und damit auch die Auswahl eines geeigneten Therapiekonzepts.

Rehaklinik Hoher Meißner in Bad Sooden-Allendorf: Ein Erfahrungsbericht

Die Klinik Hoher Meißner (KHM) in Bad Sooden-Allendorf ist eine Rehaklinik mit den Fachabteilungen Orthopädie/Unfallchirurgie und Neurologie (Phase C und D). Die Klinik hat bundesweit eine Vorreiter- und Expertenrolle im Bereich seltener neurologischer Erkrankungen inne.

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Positive Aspekte

  • Kompetenz und Menschlichkeit: In der Klinik Hoher Meißner wird ein ganzheitlicher Behandlungsansatz verfolgt, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Mit Menschlichkeit und Nähe werden die Patienten nach neurologischen und orthopädischen Erkrankungen betreut und versorgt.
  • Individuelle Förderung: Die Klinik fördert und unterstützt die Patienten in ihrer Individualität - menschlich wie medizinisch. Es wird Wert darauf gelegt, die Patienten mit all ihrer Einzigartigkeit zu sehen, zu hören und ihnen bei ihren individuellen Bedürfnissen und ihrer konkreten Lebenswirklichkeit zur Seite zu stehen.
  • Interdisziplinärer Dialog: Um den Patienten, basierend auf ihrer Krankheitsgeschichte und ihren persönlichen Ressourcen, die bestmögliche Behandlung zu bieten, befindet sich die Klinik in einem ständigen interdisziplinären Dialog, um Transparenz zu schaffen und so die beste Versorgung sicherzustellen. So wird ein höchster Standard von Diagnostik bis Nachsorge garantiert.
  • Menschliche Kompetenz: Neben der fachlichen Kompetenz legen die Mitarbeiter größten Wert auf die menschlichen Kompetenzen. Sie begegnen den Patienten mit Echtheit und großem Einfühlungsvermögen. Es ist das größte Bedürfnis, die Patienten durch Wertschätzung, Nähe und Zuwendung in einer schwierigen Lebensphase zu unterstützen.
  • Erfahrene Ärzte und Therapeuten: Viele Patienten loben die Kompetenz und das Engagement der Ärzte und Therapeuten. Besonders hervorgehoben werden Frau Dr. med. Yvonne Bauer, Chefärztin der Neurologie, und Dr. Joachim Weber, Oberarzt der Neurologie. Die Therapien (Physio, Ergo, Logo, Sport, Schwimmen) werden individuell abgestimmt, gut koordiniert und professionell begleitet.
  • Gute Organisation: Auch Rezeption, Zimmerservice, Küche und Organisation laufen reibungslos.
  • Angenehme Atmosphäre: Das Personal der Klinik ist stets hilfsbereit und sehr freundlich, wodurch eine sehr angenehme Atmosphäre entsteht.
  • Kostenfreies WLAN und TV: Das WLAN hat in den Zimmern hervorragend funktioniert und der Internetzugang war darüber hinaus kostenfrei. Ebenso war der Fernsehempfang mit grosser Senderauswahl kostenfrei und Dank moderner Flachbildfernseher gut möglich.
  • Shuttlebus: Ein toller Service ist der Shuttlebus nach Bad Sooden und nach Allendorf. Der Fahrer ist sehr hilfsbereit und fährt noch einmal, wenn nicht alle einen Platz im Shuttlebus bekommen, ein wirklich hervorragendes Angebot und eine sehr freundliche Umsetzung.

Kritische Aspekte

  • Veraltete Einrichtung: Einige Patienten bemängeln, dass die Klinik in die Jahre gekommen ist und eine Renovierung nötig hätte. Die Einrichtung der Zimmer ist etwas in die Jahre gekommen. Das mag ästhetisch zwar ein Makel sein, aber solange alles funktioniert, ist das kein Grund, sich aufzuregen.
  • Mangelnde Abwechslung beim Essen: Vom Essen her war es ganz ok, es gab halt jeden Tag morgens und abends das gleiche, da hätte ich mir manchmal etwas Abwechslung gewünscht.
  • Therapieplanung und -kommunikation: Hauptkritikpunkt ist Therapieplanung & -kommunikation. Mir ärztlich verordnete Ergotherapie und wichtige Arbeitsplatzberatung fanden trotz wiederholter Nachfragen nie statt. Therapieangebote (Fango, Pilates) wurden gestrichen. Einfluss auf den Therapieplan kaum möglich. Gruppengrößen wirkten oft chaotisch (leer bis überfüllt), Zahl der Therapien/Tag schwankte (teils nur 3, für Reha wenig). Transparente Kommunikation über Planungsgründe fehlte.
  • Medizinische Vorfälle: Es gab negative Erfahrungen mit einem Oberarzt, der Oxycodon (Opioid Klasse 3) ohne Aufklärung über dieses potente Mittel, Wirkung, Risiken, Absetzen verabreichte. Dies führte zu einem schlimmen Trip.
  • Eingeschränktes Freizeitangebot: Allerdings liegt die Klinik etwas abseits, doch es gibt ab und an Shuttles ins Zentrum. Aber wenige Freizeitangebote am Abend.
  • Mangelnde Sauberkeit: Klinik wirkt nicht sauber. Zimmer Reinigung mangelhaft. Die Toilette wurde in 3 Wochen 2 bis 3 mal geputzt. Toilettenbrille hatte einen starken Uringeruch.

Fazit zur Klinik Hoher Meißner

Trotz einiger Kritikpunkte scheint die Klinik Hoher Meißner eine gute Wahl für die neurologische Rehabilitation zu sein, insbesondere für Patienten mit seltenen neurologischen Erkrankungen. Viele Patienten loben die Kompetenz der Ärzte und Therapeuten, die individuelle Betreuung und die angenehme Atmosphäre. Es ist jedoch wichtig, sich im Vorfeld über die Klinik zu informieren und gegebenenfalls eigene Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.

Sonnenberg-Klinik in Bad Sooden-Allendorf: Ein weiterer Blick auf neurologische Rehabilitation

Die Sonnenberg-Klinik in Bad Sooden-Allendorf ist eine Fachklinik für Neurologie, Onkologie, Hämatologie und Immunologie. Auch hier gibt es unterschiedliche Erfahrungen, die es wert sind, betrachtet zu werden.

Positive Aspekte

  • Breites Therapiespektrum: Die Sonnenberg-Klinik legt großen Wert auf ein breites Therapiespektrum, um den Patienten die für sie optimale Behandlung zuteil werden zu lassen. Daher integrieren wir auch Elemente wie Kunst- und Musiktherapie.
  • Individuelle Betreuung: Nähe zu unseren Patienten und ein offenes Ohr zählen für uns, damit eine ganzheitliche Genesung erfolgen kann.
  • Freizeitangebote: Verbringen Sie Ihre freie Zeit auf unserer Dachterrasse, von der Sie eine wunderschöne Aussicht haben oder nutzen Sie unser Schwimmbad. Betätigen Sie sich gerne künstlerisch, können Sie 24 Stunden am Tag unsere offene Werkstatt nutzen.
  • Frische Küche: Wir sind stolz darauf, dass wir Ihnen als eine der wenigen Rehakliniken frisches Essen direkt in der hauseigenen Küche zubereiten.
  • Freundliches Personal: Das gesamte Personal immer freundlich und zugewandt.
  • Kompetentes Team: Ein hochkompetentes und empathisches Team aus Ärzten/Ärztinnen, Therapeutinnen/Therapeuten, immer ansprechbar, immer freundlich, sorgt für optimale Bedingungen, um wieder fit zu werden und stellt sich sehr gut auf die jeweiligen Bedarfe des Patienten ein, kein "Schema F", sondern personenzentriert und individuell.
  • Gute Ausstattung: Eine sehr gute Ausstattung, auch viele Freizeitangebote (zB Schwimmbad, Tischtennis), ein Café, 80er-Jahre-Charme der Inneneinrichtung und eine sehr gute Stimmung des Teams und der Angestellten, auch im Büro bei den unvermeidlichen Formalitäten, sorgen für eine äußerst angenehme Athmosphäre.
  • Umfangreiches Therapieangebot: Es ist ein sehr umfangreiches Therapieangebot was uns PatientInnen beim Genesungsprozess optimal unterstützt.

Kritische Aspekte

  • Mangelnde Hilfsmittel: Alles was man vorher im Brief angegeben hat was man an Hilfsmitteln benötigt welche von der Klinik zur Verfügung gestellt werden, nichts von den war Vorhanden.
  • Überforderung: Gleich voll durch von 7.00 - 14.30 Uhr. Man findet nicht mal richtig Zeit seine Tabletten im Zimmer einzunehmen und durch Tabletten Chemo muss ich mich danach eigentlich hinlegen, war alles nicht machbar.
  • Mangelnde Berücksichtigung individueller Bedürfnisse: Ich wollte gern etwas beweglicher werden stattdessen gleich Krafttraining und das auch gleich voll so das mir vor Schmerz die Tränen liefen. Man muss doch schauen was hat der Patient ich finde das unmöglich.
  • Zustand der Zimmer: Die Zimmer lassen auch sehr zu wünschen übrig. Klebrige Oberflächen, das Bad auch naja - da lagen noch Haare im Waschbecken aber nicht von mir. Ich laufe gern mit Socken da es mir gut tut die waren schwarz. Die Fernbedienung vom TV hab ich mir nicht getraut anzufassen so verkeimt. Am Bett sind irgendwelche Spritzer wo man lieber nicht wissen will, was das ist. Dann hätte ich auch sehr viele Spinnen im Zimmer.
  • Optimierungswahn: Von diesen Herrschaften wird man (nicht nur das Personal, auch als Patient!) behandelt wie ein Mensch 2. oder 3. Klasse! Für eine persönliche Stellungnahme bei einer Beschwerde ist man sich zu schade, da wird der Betriebsleiter geschickt, der einem dann noch mitteilt das "man sich im Ton vergriffen hat", weil besagter Optimierer als arrogant bezeichnet wurde.
  • Hellhörigkeit: Das einzige, was nicht gut war, war die Hellhörigkeit in den Zimmern.
  • Schlechte Vorbereitung der Ärzte: Gefühlt waren die Ärzte ganz schlecht oder gar nicht vorbereitet, trotz intensiver Vorabinformation.
  • Mangelhafte Ernährung: Ernährungsmässig ein heilloses Durcheinander. Besonders Erwähnenswert: die Küche hat es tatsächlich geschafft, in 3 Wochen konstant nur trockenes Brot in allen Varianten anzubieten.

Fazit zur Sonnenberg-Klinik

Die Sonnenberg-Klinik bietet ein breites Therapiespektrum und legt Wert auf individuelle Betreuung. Es gibt jedoch auch Kritikpunkte, insbesondere in Bezug auf die Ausstattung der Zimmer, die Organisation und die medizinische Betreuung. Es ist ratsam, sich vor einem Aufenthalt umfassend zu informieren und die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen zu kommunizieren.

Weitere Reha-Einrichtungen für Neurologie in Deutschland

Neben der Klinik Hoher Meißner und der Sonnenberg-Klinik gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Reha-Einrichtungen, die sich auf die neurologische Rehabilitation spezialisiert haben. Dazu gehören unter anderem:

  • Wicker Klinik / Wirbelsäulenklinik Werner Wicker Bad Homburg v. d. Höhe
  • ZAR Reha- u. Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt a. d. Saale
  • A.R.Z. MediClin Bosenberg Kliniken St. Wendel

Die Deutsche Rentenversicherung Bund misst die Qualität fast aller deutschen Rehabilitationseinrichtungen. Dabei werden die Patienten nach ihrer Rehabilitation befragt, ob es ihnen nach dem Klinikaufenthalt besser geht und wie zufrieden sie mit dem Behandlungsprogramm sind. Außerdem wird geprüft, ob die jeweilige Reha-Einrichtung Therapiestandards für Krankheitsbilder einhält und welches Behandlungsprogramm die Patienten erhalten haben. Dazu werten Mitarbeiter der Rentenversicherung die Entlassungsbriefe der jeweiligen Reha-Einrichtung aus. Zusätzlich lesen externe Ärztinnen und Ärzte anonymisierte Entlassungsberichte der Klinik und geben Rückmeldung, ob die Patientinnen und Patienten aus ihrer Sicht optimal behandelt wurden. Die 50 besten Rehabilitationskliniken für Neurologie sind entsprechend ihrer Punktzahl oben angeordnet.

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Wunsch- und Wahlrecht: Die freie Wahl der Rehaklinik

Sollten Sie Ihren Reha Antrag stellen, denken Sie auch an Ihr Wunsch- und Wahlrecht gemäß Sozialgesetzbuch IX § 8. Gesetzlich haben Sie das Recht darauf, Ihre Wunschklinik selbst zu wählen. Sie können die passende Rehaklinik selbst bestimmen. Die Rehabilitationsklinik muss die Zulassung zur Behandlung Ihrer Erkrankung haben.

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