Taubheitsgefühl im linken Daumen: Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten

Taube Fingerspitzen oder ein Kribbeln in den Fingern sind weit verbreitete Beschwerden, die meist harmlos sind und nur von kurzer Dauer. Wenn das Taubheitsgefühl jedoch länger anhält, wiederholt auftritt oder von weiteren Symptomen begleitet wird, sollte man die Ursache ärztlich abklären lassen. Verschiedene Faktoren können für ein Taubheitsgefühl im linken Daumen verantwortlich sein, von harmlosen Ursachen wie einer ungünstigen Schlafposition bis hin zu ernsthaften Erkrankungen.

Häufige Ursachen für Taubheitsgefühl im Daumen

1. Karpaltunnelsyndrom (KTS)

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Ursache für Taubheitsgefühle in den Fingern, insbesondere im Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Es entsteht durch eine Einengung des Mittelarmnervs (Nervus medianus) im Karpaltunnel, einem Durchgang zwischen Hand und Unterarm.

Wie entsteht das Karpaltunnelsyndrom?

Der Karpaltunnel wird von den Handwurzelknochen und dem Karpalband (einem starken Band aus Bindegewebe) begrenzt. Durch diesen Tunnel verlaufen neben dem Mittelarmnerv auch Beugesehnen, die für die Bewegungsfähigkeit der Hand verantwortlich sind. Eine Verengung des Karpaltunnels, beispielsweise durch Schwellungen oder Verdickungen des Gewebes, kann Druck auf den Mittelarmnerv ausüben und dessen Funktion beeinträchtigen.

Symptome des Karpaltunnelsyndroms:

  • Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schmerzen im Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger
  • Nächtliche Beschwerden, die durch Anwinkeln der Hände verstärkt werden können
  • Ausstrahlende Schmerzen in den Arm bis zur Schulter
  • Kraftlosigkeit im Daumen, Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen
  • Rückbildung der Daumenballenmuskulatur bei längerem Bestehen des Syndroms

Risikofaktoren für das Karpaltunnelsyndrom:

  • Übermäßige oder fehlerhafte Belastung der Hand
  • Hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft, Wechseljahre)
  • Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen)
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Verletzungen oder Knochenbrüche im Handgelenk
  • Anatomische Veranlagung (enger Karpaltunnel)
  • Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität

Diagnose des Karpaltunnelsyndroms:

  • Körperliche Untersuchung der Hand (Beweglichkeit, Empfindlichkeit)
  • Neurologische Untersuchung (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit)
  • Bildgebende Verfahren (Röntgen, Ultraschall, MRT) zur Abklärung anderer Ursachen

Behandlung des Karpaltunnelsyndroms:

  • Konservative Behandlung:
    • Handgelenksschiene zur Ruhigstellung des Handgelenks, insbesondere nachts
    • Entlastung des Handgelenks, Vermeidung von Überlastung
    • Kortisoninjektion in den Karpaltunnel zur Entzündungshemmung
    • Physiotherapie (Dehnübungen, manuelle Therapie)
    • Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes
  • Operative Behandlung:
    • Durchtrennung des Karpalbandes, um den Druck auf den Mittelarmnerv zu verringern
    • Entfernung von Gewebe, das den Nerv einengt
    • Der Eingriff kann offen oder endoskopisch durchgeführt werden

2. Nervenreizungen und Nervenquetschungen

Eine falsche Schlafposition oder eine ungünstige Körperhaltung können zu vorübergehenden Nervenreizungen oder Nervenquetschungen führen, die sich durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Daumen äußern können. In den meisten Fällen ist die Durchblutung vorübergehend unterbrochen oder ein Nerv gequetscht. Das Kribbeln in den Fingern entsteht dabei durch die empfindlichen Nerven und Nervenenden in der Haut. Sie schicken über die Nervenbahnen Reizwahrnehmungen an das Gehirn. Lassen sich dort die eingehenden Signale nicht eindeutig zuordnen, entsteht ein unangenehmes Prickeln. Es ist also eine Überempfindlichkeitsreaktion überaktiver Leitungsbahnen, auch Parästhesie genannt. Solange solche Missempfindungen sporadisch und in größeren Abständen auftreten, sind sie in der Regel eher harmlos und lagerungsbedingt.

3. Bandscheibenvorfall im Halswirbelsäulenbereich

Ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelsäulenbereich kann ebenfalls zu Taubheitsgefühlen in den Fingern, einschließlich des Daumens, führen. Dabei drückt ausgetretenes Bandscheibengewebe auf Nervenwurzeln, die für die Versorgung der Arme und Hände zuständig sind.

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4. Polyneuropathie

Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schädigung mehrerer Nerven gleichzeitig gekennzeichnet ist. Zu den Hauptsymptomen gehören Taubheitsgefühl, Kribbeln und Schmerzen in den Händen und Füßen. Polyneuropathie kann verschiedene Ursachen haben, darunter:

  • Diabetes mellitus
  • Alkoholmissbrauch
  • Vitaminmangel (insbesondere Vitamin B12)
  • Nierenerkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Infektionen
  • Medikamente
  • Vergiftungen

5. Nährstoffmangel

Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, insbesondere Vitamin B12, kann Nervenschäden verursachen und zu Taubheitsgefühlen in den Fingern führen. Vitamin B12 ist vor allem in tierischen Produkten enthalten, daher sind Veganer besonders gefährdet, einen Mangel zu entwickeln.

6. Muskelverspannungen

Chronische Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Beschwerden in den Händen und Fingern führen. Durch Verschaltungen im Rückenmark können Verspannungen zu Kribbeln und sogar Schmerzen in den Händen führen.

7. Andere Ursachen

  • Raynaud-Syndrom: Anfallsartige Durchblutungsstörungen der Finger, die durch Kälte oder Stress ausgelöst werden können.
  • Tumoren: In seltenen Fällen können Tumoren im Bereich der Hand oder des Arms auf Nerven drücken und Taubheitsgefühle verursachen.
  • Vergiftungen: Bestimmte Gifte können Nervenschäden verursachen und zu Taubheitsgefühlen führen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Taubheitsgefühle verursachen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Das Taubheitsgefühl im Daumen plötzlich auftritt und von anderen Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen begleitet wird (Verdacht auf Schlaganfall).
  • Das Taubheitsgefühl länger als ein paar Tage anhält oder wiederholt auftritt.
  • Das Taubheitsgefühl sich verschlimmert oder sich auf andere Finger oder die Hand ausbreitet.
  • Das Taubheitsgefühl von Schmerzen, Schwäche oder anderen Beschwerden begleitet wird.
  • Die Ursache des Taubheitsgefühls unklar ist.

Diagnose

Um die Ursache des Taubheitsgefühls im Daumen zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird er Fragen zu den genauen Beschwerden, dem zeitlichen Verlauf, Begleitsymptomen und möglichen Risikofaktoren stellen. Anschließend wird er die Hand, den Arm und die Halswirbelsäule untersuchen, um mögliche Ursachen einzugrenzen.

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Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie z.B.:

  • Neurologische Untersuchung: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschäden festzustellen.
  • Elektromyographie (EMG): Messung der Muskelaktivität, um Nervenfunktionsstörungen zu erkennen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, Ultraschall, MRT oder CT, um andere Ursachen wie Bandscheibenvorfälle, Tumoren oder Verletzungen auszuschließen.
  • Blutuntersuchungen: Um Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder Entzündungen festzustellen.

Behandlung

Die Behandlung des Taubheitsgefühls im Daumen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Karpaltunnelsyndrom: Konservative Maßnahmen wie Handgelenksschiene, Kortisoninjektionen oder Physiotherapie können in vielen Fällen helfen. Bei schwereren Fällen kann eine Operation erforderlich sein.
  • Nervenreizungen und Nervenquetschungen: In den meisten Fällen klingen die Beschwerden von selbst wieder ab. Es kann helfen, die Körperhaltung zu verändern, das Handgelenk zu entlasten oder leichte Dehnübungen durchzuführen.
  • Bandscheibenvorfall: Die Behandlung richtet sich nach der Schwere des Vorfalls. Konservative Maßnahmen wie Schmerzmittel, Physiotherapie und Injektionen können oft Linderung verschaffen. In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich.
  • Polyneuropathie: Die Behandlung zielt darauf ab, die Grunderkrankung zu behandeln und die Symptome zu lindern.
  • Nährstoffmangel: Die Behandlung besteht in der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder einer Ernährungsumstellung.
  • Muskelverspannungen: Entspannungstechniken, Wärme, Massagen und Physiotherapie können helfen, die Verspannungen zu lösen.

Vorbeugung

Einige Maßnahmen können helfen, Taubheitsgefühlen im Daumen vorzubeugen:

  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, insbesondere wenn Sie viel am Computer arbeiten.
  • Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßig Pausen, um Ihre Hände und Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln.
  • Vermeiden Sie Überlastung: Vermeiden Sie übermäßige oder einseitige Belastungen der Handgelenke.
  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, Muskelverspannungen abzubauen und die Durchblutung zu fördern.
  • Handgelenkschoner: Tragen Sie bei Bedarf Handgelenkschoner, um Ihre Handgelenke zu stabilisieren.

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