Taubheitsgefühl nach Hüftarthroskopie: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Eine Hüftarthroskopie ist ein minimalinvasives Verfahren, das zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und Probleme im Hüftgelenk eingesetzt wird. Obwohl die Hüftarthroskopie allgemein als komplikationsarmes Verfahren gilt, können wie bei jeder Operation Risiken und Komplikationen auftreten. Eines der möglichen Symptome nach einer Hüftarthroskopie ist ein Taubheitsgefühl im Bein, das verschiedene Ursachen haben kann.

Ursachen für Taubheitsgefühl nach Hüftarthroskopie

Ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel nach einer Hüftoperation kann verschiedene Ursachen haben. Während der Operation kann es zu einer versehentlichen Beschädigung oder Irritation der Nerven kommen, die das Bein versorgen, insbesondere des Nervus femoralis oder des Nervus cutaneus femoris lateralis. Solche Nervenschäden können zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen im Oberschenkel führen. In vielen Fällen ist das Taubheitsgefühl vorübergehend und verbessert sich im Laufe der Zeit, wenn die Schwellung nachlässt und die Nerven beginnen, sich von der Irritation oder Schädigung zu erholen.

Weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle nach Hüftarthroskopie sind:

  • Flüssigkeit im Gelenk: Nach einer Arthroskopie kann sich Flüssigkeit im Gelenk ansammeln, was zu einer Dehnung der Gelenkkapsel führt. Dies kann die Beugefähigkeit des Gelenks einschränken und Schmerzen verursachen.
  • Infektion: In seltenen Fällen kann es nach der Operation zu einer Infektion im Gelenk kommen. Diese Infektion kann sich durch Veränderungen der Laborparameter (Blutsenkung, C-reaktives Protein) und durch eine Berührungsempfindlichkeit des Gelenkes äußern.
  • Narbenbildung: Über Monate bis zu 1½ Jahre nach der Operation andauernde Beschwerden können Folge einer Narbenbildung im Bereich der Arthroskopiezugänge sein. Beim Zugang zum Gelenk schneidet der Operateur nicht nur durch die Haut, sondern auch durch das unter der Haut gelegene Fettgewebe. Dadurch können sich Gewebsstrukturen verdicken und verhärten, was insbesondere bei der Beugung des Gelenks zu Schmerzen führen kann.
  • Knorpelschäden: Fortbestehende Reizergüsse im Kniegelenk sowie Belastungsschmerzen nach arthroskopischen Eingriffen sind meistens auf Knorpelschäden im Gelenk zurückzuführen. Diese wurden oftmals vom Patienten bis zum Zeitpunkt der Operation nicht wahrgenommen oder nicht richtig eingeschätzt.
  • Meralgia paraesthetica: Eine Einklemmung des seitlichen Oberschenkelhautnervs (Nervus cutaneus femoris lateralis) am Leistenband kann ebenfalls zu Taubheitsgefühlen im Oberschenkel führen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule kann direkt auf die austretenden Nervenwurzeln drücken und so ein Taubheitsgefühl im Oberschenkel verursachen.
  • Vitaminmangel: Ein Vitamin-B12-Mangel kann mit einem immer wieder kommenden Taubheitsgefühl und Brennen einhergehen.
  • Multiple Sklerose (MS): Auch im Bereich des Oberschenkels kann durch eine MS eine Taubheitsgefühl ausgelöst werden.
  • Psychosomatische Ursachen: Taubheitsgefühle im Bereich der Oberschenkel können auch einer ausgeprägten psychosomatischen Ursache folgen.
  • Lipödem: Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung vor allen Dingen des Oberschenkels, die meist genetisch angelegt ist. Hier ist Bauchfett des Körpers im Bereich der Oberschenkel ungewöhnlich stark eingelagert, was dann auch zu einer Kompression und Reizung der sensiblen Hautnerven im Bereich des Oberschenkels führen kann.
  • Psoas-Impingement: Eine Reizung des Hüftbeugemuskels (M. iliopsoas) kann ebenfalls zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen führen.

Diagnose von Taubheitsgefühl nach Hüftarthroskopie

Die Diagnosestellung sollte meistens durch eine ausführliche Krankenbefragung gestartet werden. Weiterhin sollte eine ausführliche Sensibilitätsprüfung durchgeführt werden, die mit einem Pinsel erfolgt und zeigen soll, wie groß der Bereich der Sensibilitätsstörung ist. Anhand dieses Bereiches kann man schon beurteilen, welche Nerven dieses Gebiet versorgen. Des Weiteren stehen auch noch weiterführende Bildgebungen, wie z.B.

  • Ultraschall: Im Ultraschall kann man dicht unter der Haut liegende Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und auch Blutgefäße sehen und beurteilen. Entzündliche Flüssigkeiten und auch Hämatome lassen sich im Ultraschall ebenfalls darstellen und geben Hinweis auf eine entzündliche Ursache.
  • Röntgenbilder: Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und auch Sehnen, wenn diese im Verlauf verkalkt sind. Hat man vor allem nach einem Unfall den Verdacht, dass Knochen des Oberschenkels verletzt ist und die Ursache für das angegebene Taubheitsgefühl ist, kann man eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen im Bereich des Oberschenkels durchführen.
  • MRT vom Oberschenkel: Auch wenn man den Verdacht hat, dass Muskeln ggfs diese Nerven komprimieren oder auch, wenn Hämatome im Bereich des Oberschenkels vermutet werden und sich vielleicht sogar auch schon im Ultraschall dargestellt haben, kann man eine MRT Untersuchung durchführen, die dann vor allem das räumliche Ausmaß dieser Hämatome genauer darstellen kann. Eine MRT Untersuchung ist strahlungsfrei und dauert ca.
  • Computertomografie (CT): Um eine eventuell überstehende Pfannenkomponente als Ursache für die Psoasreizung beurteilen zu können, sollte eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden. Hier können auch knöcherne Überhänge detektiert werden, welche im reinen Röntgen oftmals übersehen werden können.
  • Nervenleitgeschwindigkeit: Neurologen können die Nervenleitgeschwindigkeit der betroffenen Nerven untersuchen und beurteilen, warum es zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Oberschenkel gekommen ist.

Behandlung von Taubheitsgefühl nach Hüftarthroskopie

Die Behandlung eines Taubheitsgefühls im Oberschenkel richtet sich jeweils nach der Ursache. Hier sind einige allgemeine Behandlungsansätze:

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  • Schmerzmedikation: Der behandelnde Arzt wird in der Regel Schmerzmittel verschreiben, um die postoperative Schmerzen zu lindern. Dies können verschreibungspflichtige Medikamente wie Opioidanalgetika oder nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sein.
  • Lokale Betäubung: In einigen Fällen kann der Chirurg eine lokale Betäubung direkt im Hüftbereich anwenden, um die Schmerzen zu minimieren. Dies kann während des Eingriffs oder direkt danach erfolgen.
  • Kryotherapie (Kältetherapie): Die Anwendung von Kältepackungen auf die operierte Stelle kann helfen, Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Physiotherapie: Frühzeitige Physiotherapie kann dabei helfen, die Gelenkfunktion zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Der Physiotherapeut wird gezielte Übungen und Mobilisationsmaßnahmen empfehlen.
  • Konservative Maßnahmen: In erster Linie werden konservative Maßnahmen mit physiotherapeutischer Unterstützung durchgeführt.
  • Hüftarthroskopie: Konnte im CT/MRT ein grober Überhang der Pfannenkomponente ausgeschlossen werden, besteht die Möglichkeit im Rahmen einer Spiegelung der Hüfte (Hüftarthroskopie) die Psoassehne auszudünnen, sodass diese mehr Platz erhält und nicht mehr durch die Pfannenkomponente gereizt wird. Ergänzend können knöcherne Vorsprünge mit einer kleinen Fräse abgetragen werden.
  • Operation: In einigen Fällen kann es notwendig werden, dass eine operative Maßnahme notwendig wird, um die Nervenkompression, die durch den Bandscheibenvorfall entstanden ist, zu beheben. Hier wird in einem neurochirurgischen Eingriff die herausgerutschte und komprimierende Bandscheibe abgetragen und so der eingeklemmte Nerv befreit.
  • Entzündungshemmende Schmerztherapie: Geht das Taubheitsgefühl auch mit Schmerzen einher, sollte mit einer entzündungshemmenden Schmerztherapie begonnen werden, die bei Bedarf oder auch für kurze Zeit fest eingenommen werden sollte.

Die Dauer, bis das Taubheitsgefühl und auch die Schmerzen im Bereich des Oberschenkels verschwunden sind, richtet sich nach der auslösenden Ursache. Sollte es zu einer Schädigung von Nerven gekommen sein, muss mit einer Monate bis Jahre dauernden Genesungszeit gerechnet werden.

Prävention von Taubheitsgefühl nach Hüftarthroskopie

Einige Maßnahmen können helfen, das Risiko von Taubheitsgefühlen nach Hüftarthroskopie zu reduzieren:

  • Sorgfältige Operationstechnik: Eine sorgfältige Operationstechnik kann helfen, Nervenschäden zu vermeiden.
  • Optimale Lagerung: Eine optimale Lagerung des Patienten während der Operation kann ebenfalls dazu beitragen, Nervenschäden zu verhindern.
  • Frühzeitige Mobilisation: Eine frühzeitige Mobilisation nach der Operation kann die Durchblutung fördern und das Risiko von Komplikationen reduzieren.
  • Physiotherapie: Eine gezielte Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu stärken und die Gelenkfunktion zu verbessern.

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