Ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Rippenbogen während der Schwangerschaft ist keine Seltenheit. Viele Frauen erleben dieses Gefühl, das sich anfühlt, als würde etwas einschlafen, oft am rechten Rippenbogen. Die Beschwerden können nachts beim Liegen auf der betroffenen Seite besonders stark sein, aber auch tagsüber auftreten. Dieses Phänomen kann verschiedene Ursachen haben, die in den meisten Fällen harmlos sind, aber in seltenen Fällen auch auf ernstere Probleme hinweisen können.
Ursachen für das Taubheitsgefühl im Rippenbogen
Die Ursachen für das Taubheitsgefühl im Rippenbogen während der Schwangerschaft sind vielfältig und oft auf die physiologischen Veränderungen zurückzuführen, die der Körper in dieser Zeit durchmacht. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Druck durch das wachsende Kind: Im späteren Verlauf der Schwangerschaft, insbesondere im letzten Trimester, nimmt das Baby an Größe und Gewicht zu. Dies kann zu einem erhöhten Druck auf die umliegenden Organe und Nerven führen, einschließlich der Nervenbahnen, die im Bereich des Rippenbogens verlaufen. Die Frauenärztin oder der Hausarzt bestätigen oft, dass das Kind auf die Nerven drückt.
Veränderungen der Bauchmuskulatur: Mit dem Wachstum des Babys werden die Bauchmuskeln stark beansprucht und gedehnt. Dies kann zu Verspannungen und Schmerzen führen, die bis in den Rippenbogen ausstrahlen.
Druck auf innere Organe: Die wachsende Gebärmutter kann Druck auf die Leber oder die Gallenblase ausüben, was ebenfalls Schmerzen und Taubheitsgefühle im Rippenbogen verursachen kann. Es ist auch möglich, dass ein Arm oder ein Fuß des Babys so liegt, dass er gegen die Rippen drückt und Schmerzen verursacht.
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Interkostalneuralgie: Dies ist eine Erkrankung, die stechende Schmerzen entlang der Nerven zwischen den Rippen verursacht. Die Interkostalnerven, die sich zwischen den Rippen entlang der Brustwand erstrecken, können durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden, was zu intensiven Nervenschmerzen führt.
- Ursachen der Interkostalneuralgie:
- Mechanische Schädigung der Nerven: Dies kann durch Wirbelsäulenerkrankungen wie Entzündungen der Wirbel (Spondylitis ankylosans), Osteochondrose oder Wirbelsäulentumoren verursacht werden.
- Infektionen: Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Viruserkrankung, die eine Entzündung der Nerven verursacht. Häufig sind die Interkostalnerven betroffen.
- Ursachen der Interkostalneuralgie:
Muskuläre Verspannungen: Muskelverspannungen im Brust-, Rücken- oder Zwischenrippenbereich (Interkostalmuskulatur) können durch Fehlhaltungen, Stress, körperliche Überanstrengung oder ungewohnte Bewegungen entstehen und Schmerzen in den Rippen verursachen.
Wann sollte man sich Sorgen machen?
In den meisten Fällen sind Rippenschmerzen und Taubheitsgefühle während der Schwangerschaft harmlos und auf die oben genannten physiologischen Veränderungen zurückzuführen. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:
- Starke, zunehmende Schmerzen: Wenn der Schmerz sehr tief sitzt und zunehmend heftiger wird, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden.
- Schmerzen im rechten Oberbauch: Schmerzen im rechtsseitigen Oberbauch können ein Hinweis auf das HELLP-Syndrom sein, eine seltene, aber gefährliche Schwangerschaftskomplikation. Das HELLP-Syndrom ist oft mit einem Bluthochdruck vergesellschaftet, tritt selten aber auch ohne Bluthochdruck auf. Ein Leitsymptom sind Schmerzen im rechten Oberbauch in der Spätschwangerschaft. Der Schmerz bezieht sich meistens auf die Leber, tritt also am ehesten unter dem rechten Rippenbogen auf. Bei manchen Patientinnen strahlen die Schmerzen bis hinter das Brustbein aus. Dieser Oberbauchschmerz entsteht durch die Spannung der Außenhülle der Leber (Leberkapsel). Wenn die Leber vergrößert ist, dehnt sich auch ihre Kapsel und verursacht Schmerzen.
- Begleitsymptome: Wenn neben den Schmerzen weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Schwindel auftreten, sollte dies ebenfalls ärztlich abgeklärt werden.
- Unsicherheit: Wenn Sie sich Sorgen machen oder unsicher sind, ist es immer ratsam, Ihren Frauenarzt oder Ihre Hebamme zu konsultieren.
Linderung der Beschwerden
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, die unangenehmen Rippenschmerzen und das Taubheitsgefühl im Rippenbogen während der Schwangerschaft zu lindern:
- Entlastung der betroffenen Seite: Da die Schmerzen typischerweise auf der rechten Seite auftreten, kann es helfen, diese Seite zu entlasten und beispielsweise auf der linken Seite zu schlafen. Dadurch wird das Gewicht des Babys verlagert und die Muskulatur entspannt. Spezielle Schwangerschaftskissen und Seitenschläferkissen können dabei helfen.
- Magnesium: Einige Frauen berichten von einer Linderung der Beschwerden durch die Einnahme von Magnesium. Es ist jedoch wichtig, die Einnahme von Magnesium mit Ihrem Arzt abzusprechen.
- Wärme: Ein warmes Bad oder eine Wärmflasche können helfen, die Muskeln zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Körperhaltung zu verbessern. Spezielle Übungen können den schmerzenden Bereich entlasten.
- Osteopathie: Osteopathie kann bei schwangerschaftsbedingten Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen helfen. Der Osteopath kann Verspannungen lösen und den Körper wieder in ein dynamisches Gleichgewicht bringen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung und gezieltes Training der Muskulatur am Rücken können helfen, diese zu stärken und die Wirbelsäule zu stabilisieren. Dies kann das Risiko von Nervenkompressionen verringern.
- Ergonomie: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann helfen, die Belastung der Wirbelsäule zu minimieren.
- Atemübungen: Gezielte Atemübungen können helfen, den Brustbereich zu dehnen und muskulär-fasziale Spannungen am Rippenbogen aufzulösen.
- Homöopathie: Bei Stimmungstiefs Pulsatilla C6 oder Aurum C6. Bei Hüftschmerzen, die sich durch Bewegung lindern, Rhus toxicodendron D12, andernfalls Bryonia D6. Bei Juckreiz Dolichos pruriens D6.
Behandlung der Interkostalneuralgie
Je nach Ursache der Interkostalneuralgie kommen verschiedene Behandlungsmaßnahmen in Betracht:
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- Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können Schmerzen lindern und Entzündungen bekämpfen. Bei extremen Schmerzen können auch stärkere Schmerzmittel wie Opioide verschrieben werden.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, die Muskeln zu entspannen und Muskelverhärtungen zu lösen.
- Lokalanästhesie: Eine Lokalanästhesie kann in Erwägung gezogen werden, um eine vorübergehende Schmerzlinderung zu erreichen.
- Virostatika: Wenn die Interkostalneuralgie durch eine Gürtelrose verursacht wird, können antivirale Medikamente verschrieben werden.
Vorbeugung
Um das Risiko einer Interkostalneuralgie zu minimieren, gibt es verschiedene vorbeugende Maßnahmen:
- Impfung: Einer Gürtelrose, die eine mögliche Ursache für Interkostalneuralgie ist, kann durch eine Impfung vorgebeugt werden.
- Effektive Schmerzkontrolle: Bei Eingriffen am Brustkorb ist eine wirksame Schmerzkontrolle wichtig, um das Risiko einer postoperativen Interkostalneuralgie zu verringern.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Bekannte Grunderkrankungen, die mit einer potenziellen Nervenschädigung einhergehen, wie z. B. Diabetes mellitus, sollten aktiv überwacht und behandelt werden.
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