Während der Schwangerschaft erfährt der Körper einer Frau zahlreiche Veränderungen, die verschiedene Beschwerden verursachen können. Ein Taubheitsgefühl im Schambereich ist eine dieser Beschwerden, die viele werdende Mütter erleben. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für dieses Taubheitsgefühl und bietet Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten und wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl im Schambereich während der Schwangerschaft
Das Taubheitsgefühl im Schambereich während der Schwangerschaft kann verschiedene Ursachen haben, die oft mit den physiologischen Veränderungen des Körpers zusammenhängen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Beckenbodenschwäche
Eine Schwäche des Beckenbodens, der den unteren Abschluss des Bauchraums bildet und die Organe des kleinen Beckens trägt, kann zu einem Druckgefühl im vaginalen Bereich und somit zu einem Taubheitsgefühl führen. Der Beckenboden besteht aus mehreren Schichten von Muskeln und Bindegewebe, die während der Schwangerschaft und Geburt überdehnt werden können.
Mögliche Gründe für eine Beckenbodenschwäche sind:
- Rasch aufeinanderfolgende Geburten
- Geburtsverletzungen der stützenden Strukturen
- Schwere körperliche Arbeit, insbesondere das Heben von Lasten
- Chronischer Husten
Pudendusneuralgie
Die Pudendusneuralgie ist eine seltene chronische Schmerzerkrankung im Bereich des Damms, dem Bereich zwischen After und Genitalien. Betroffen ist der Nervus pudendus, der Schamnerv, der für die sensible Wahrnehmung und die Steuerung einiger Muskeln in diesem Bereich zuständig ist. Eine Reizung oder Einklemmung dieses Nervs kann zu Schmerzen, Missempfindungen und Taubheitsgefühlen im Schambereich führen.
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Mögliche Ursachen für eine Pudendusneuralgie sind:
- Mechanische Reizung oder Einklemmung des Nervs, z.B. durch Druck beim Fahrradfahren oder Operationen
- Verletzungen des Beckens
- Gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose
- Schwere Geburt
- Gefäßerkrankungen des Beckens
- Bindegewebige Verengung des Alcock-Kanals
- Seltener: Herpes zoster, Tumorerkrankungen, Diabetes mellitus
Krampfadern im Intimbereich
Krampfadern können während der Schwangerschaft nicht nur an den Beinen, sondern auch im Bereich der Vagina auftreten. Etwa zehn Prozent der schwangeren Frauen sind davon betroffen, wobei das Risiko mit der Anzahl der Schwangerschaften zu steigen scheint. Auslöser für Krampfadern im Intimbereich sind unter anderem Hormone, die die Gefäße weiten, die Gewichtszunahme der Gebärmutter und die verstärkte Durchblutung der Intimzone. Die vaginalen Krampfadern können pulsieren und unangenehme Druckgefühle auslösen.
Hormonelle Veränderungen
Während der Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel, was die Venenwände weicher und dehnbarer macht. Dies kann in Kombination mit dem erhöhten Blutvolumen und dem wachsenden Druck der Gebärmutter auf die Beckenvenen zur Entstehung von Krampfadern und anderen Beschwerden im Intimbereich führen.
Wachstum der Gebärmutter und Gewichtszunahme
Die wachsende Gebärmutter und die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft erhöhen den Druck auf die Venen im Becken und auf die Beine. Dies kann den Blutfluss beeinträchtigen und zu einem Taubheitsgefühl im Schambereich führen.
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine häufige Begleiterscheinung während der Schwangerschaft. Durch die hormonellen Umstellungen wird der Körper einer schwangeren Frau weicher, es lagert sich vermehrt Flüssigkeit im Bindegewebe ein. Diese Flüssigkeit übt Druck aus, der wiederum die umliegenden Nerven reizt. Obwohl das Karpaltunnelsyndrom hauptsächlich die Hände betrifft, können die damit verbundenen Wassereinlagerungen und Nervenreizungen auch zu Beschwerden im Beckenbereich beitragen.
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Veränderungen der Körperhaltung
Im Verlauf der Schwangerschaft dreht sich das Becken der Frau vermehrt nach vorne und außen, um dem heranwachsenden Kind samt Gebärmutter so viel Platz wie möglich zu bieten. Diese veränderte Körperhaltung kann zu Verspannungen und Druck auf Nerven und Blutgefäße im Beckenbereich führen, was wiederum ein Taubheitsgefühl im Schambereich verursachen kann.
Was kann man gegen Taubheitsgefühl im Schambereich tun?
Die Behandlung von Taubheitsgefühl im Schambereich während der Schwangerschaft hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Hier sind einige allgemeine Maßnahmen, die helfen können, die Beschwerden zu lindern:
Konservative Therapien
- Beckenbodentraining: Regelmäßiges Beckenbodentraining kann helfen, die Muskulatur zu stärken und die Stabilität des Beckens zu verbessern.
- Vermeidung von schwerem Heben: Um den Beckenboden nicht zusätzlich zu belasten, sollten Schwangere das Heben von schweren Lasten vermeiden.
- Ernährungsumstellung: Eine ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr können helfen, Verstopfung zu vermeiden und den Stuhlgang zu erleichtern.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht kann den Druck auf den Beckenboden erhöhen. Eine gesunde Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ist daher wichtig.
- Kompressionsstrümpfe: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann helfen, die Durchblutung zu verbessern und Krampfadern vorzubeugen.
- Lagerung der Beine: Mehrmals täglich die Beine hochlagern, um den Blutfluss zu fördern und den Druck auf die Venen zu reduzieren.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung wie Spaziergänge, Schwimmen oder Radfahren kann die Durchblutung verbessern und die Muskelpumpe der Beine aktivieren.
- Osteopathie: Osteopathische Behandlungen können helfen, Verspannungen zu lösen und den Körper wieder in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen.
Medikamentöse Therapien
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel zur Linderung akuter Schmerzen eingesetzt werden. Allerdings sollten Schwangere vor der Einnahme von Medikamenten immer ihren Arzt konsultieren.
- Antidepressiva und Antikonvulsiva: Bei chronischen Nervenschmerzen wie der Pudendusneuralgie können Antidepressiva oder Antikonvulsiva eingesetzt werden, um die Schmerzweiterleitung zu blockieren.
Alternative Behandlungsformen
- Akupunktur: Einige Patienten berichten von einer Linderung der Schmerzen durch Akupunktur.
- Homöopathie: Obwohl die Wirksamkeit von Homöopathie wissenschaftlich nicht belegt ist, kann sie für manche Patienten eine unterstützende Maßnahme sein.
Operative Therapie
In seltenen Fällen, insbesondere bei einer Pudendusneuralgie, kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv vom Druck zu entlasten.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen ist ein Taubheitsgefühl im Schambereich während der Schwangerschaft harmlos und verschwindet nach der Geburt von selbst. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arztbesuch ratsam ist:
- Starke Schmerzen: Wenn das Taubheitsgefühl von starken Schmerzen begleitet wird.
- Plötzliche Verschlimmerung: Wenn sich das Taubheitsgefühl plötzlich verschlimmert.
- Kontrollverlust über Blase oder Darm: Wenn das Taubheitsgefühl zu einem Kontrollverlust über Blase oder Darm führt.
- Anzeichen einer Infektion: Wenn Anzeichen einer Infektion wie Rötung, Schwellung oder Eiterbildung auftreten.
- Starke Schwellungen oder Krampfadern: Wenn starke Schwellungen oder Krampfadern im Intimbereich auftreten.
- Ungutes Gefühl: Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben oder sich Sorgen machen.
Ein Arzt kann die Ursache des Taubheitsgefühls abklären und eine geeignete Behandlung empfehlen.
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