Taubheitsgefühl in den Zehen: Ursachen, Behandlung und Prävention

Ein Taubheitsgefühl in den Zehen ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Es kann beunruhigend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Ursachen für taube Zehen sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. In diesem Artikel werden die verschiedenen Ursachen von Taubheitsgefühlen in den Zehen beleuchtet, Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt und präventive Maßnahmen vorgestellt.

Ursachen für Taubheitsgefühl in den Zehen

Ein Taubheitsgefühl in den Zehen kann verschiedene Ursachen haben, die oft mit der Wahl der richtigen Ausrüstung und der Sitzposition beseitigt werden können und Dein Radfahrerlebnis verbessern. Es tritt häufig auf und wird oft durch eine schlechte Durchblutung, Nervenprobleme oder äußere Einflüsse wie enge Schuhe verursacht.

Durchblutungsstörungen

Eine gestörte Durchblutung ist eine der häufigsten Ursachen für Taubheit in den Zehen. Diese kann durch verschiedene Faktoren wie Kälte, zu enge Schuhe oder langes Sitzen in derselben Position verursacht werden. Auch Erkrankungen wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) können die Blutzirkulation beeinträchtigen und Taubheitsgefühle hervorrufen.

Nervenstörungen

Nervenstörungen sind eine weitere häufige Ursache für taube Zehen. Neuropathien, die durch Diabetes oder Alkoholmissbrauch verursacht werden, können die Nerven in den Zehen schädigen und deren Funktion beeinträchtigen. Ein Vitamin-B12-Mangel kann ebenfalls zu tauben Zehen führen, da Vitamin B12 essenziell für die Gesundheit der Nerven ist. Eine weniger bekannte, aber bedeutende Ursache für Taubheit in den Zehen kann in der Wirbelsäule liegen. Bandscheibenvorfälle oder andere Probleme im unteren Rücken können Druck auf die Nerven ausüben, die die Beine und Füße versorgen.

Äußere Einflüsse

Äußere Faktoren wie das Tragen von zu engen Schuhen oder ein längeres Einklemmen der Zehen können ebenfalls zu einem Taubheitsgefühl führen. Auch das Tragen hoher Schuhe kann durch ständigen Druck auf die Fußsohle zu einer Reizung der Nerven und folglich zu tauben Zehen führen. Auf dem Fahrrad und dem Crosstrainer tragen die Fußballen fast ausschließlich das ganze Körpergewicht oder üben permanent Druck auf das Pedal aus. Dadurch können die Nerven gereizt werden, was zu tauben Zehen führen kann.

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Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, d.h. also nicht des Gehirns oder des Rückenmarks. Sie entsteht indem entweder der innere Strang des Nervs oder seine Umhüllung erkranken. Nerven arbeiten wie elektrische Leitungen. Vergleicht man den Nerv mit einem Kupferkabel, so können Störungen entweder durch eine Unterbrechung der Kupferleitung in der Mitte oder der umhüllenden Isolierung entstehen. Je länger ein Nerv ist umso eher erkrankt er an Polyneuropathie, weshalb die Erkrankung häufig an den Zehen und Füßen beginnt.

Es gibt über 300 bekannte Ursachen von Polyneuropathie. Ca. 35 % der Polyneuropathien sind in Deutschland auf den Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zurückzuführen und etwa 20 % auf Alkoholkonsum. Die Ursache von etwa 1/4 aller Polyneuropathien bleibt auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.

Weitere Ursachen

Weitere mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle in den Zehen sind:

  • Diabetes mellitus: Durchblutungsstörungen können bei Menschen mit Diabetes zu tauben Zehen führen.
  • Alkoholmissbrauch: Langfristiger Alkoholmissbrauch kann Nerven schädigen und zu tauben Zehen führen.
  • Chemotherapie: Die Behandlung kann eine periphere Neuropathie verursachen, wodurch es zu einem Taubheitsgefühl in den Zehen kommt.
  • Erfrierung: Grad 1 einer Erfrierung zeigt sich durch Blässe und Taubheit.
  • Morton Neurom: Dabei handelt es sich um eine Verdickung der Nerven (genauer deren bindegewebigen Anteile) im Mittelfuß. Das gutartige Wachstum des Nervengewebes verursacht neben brennenden und stechenden Schmerzen im Mittelfuß oftmals taube Zehen.
  • Fußfehlstellungen: Fehlstellungen und -haltungen können Druck auf die Nerven in den Füßen ausüben, wodurch ein Taubheitsgefühl entsteht.
  • Bandscheibenvorfall: Dadurch kann Druck auf die umliegenden Nerven entstehen, was zu Taubheit führen kann.
  • Multiple Sklerose (MS): Bei MS greift das Immunsystem die Schutzhülle der Nervenfasern an. Störungen in der Reizweiterleitung sind die Folge.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Gelegentliches Taubheitsgefühl in den Zehen, das nach einer Änderung der Position oder durch Lockern der Schuhe verschwindet, ist in der Regel harmlos. Sollten die Symptome jedoch anhalten oder von anderen Beschwerden wie Schmerzen, Schwäche oder Kribbeln begleitet sein, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

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  • Taubheit plötzlich ohne erkennbaren Grund einsetzt.
  • Taube Zehen über einen längeren Zeitraum anhalten.
  • Zusätzliche Symptome auftreten (zum Beispiel Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, Schmerzen).
  • Sich die Taubheit über eine gesamte Körperhälfte ausbreitet.

Besteht Unsicherheit über die Ursache der tauben Zehen, ist medizinischer Rat immer sinnvoll.

Diagnose

Zu Beginn wird dieder Ärztin in einem ausführlichen Anamnesegespräch verschiedene Fragen stellen. Wichtig zu wissen ist zum Beispiel, ob und welche Symptome neben den Taubheitsgefühlen auftreten. Außerdem ist es für die Diagnosestellung von Bedeutung, ob es Vorerkrankungen in der Familie gibt und wann die tauben Zehen auftreten.

Danach erfolgt die Untersuchung der peripheren Nerven mit elektrophysiologischen Methoden. Hierbei werden überwiegend die Nervenleitgeschwindigkeit und die Reizantwortstärke der betroffenen Nerven vermessen. Begleitet wird dies durch ein EMG (Elektromyographie- elektrische Untersuchung der betroffenen Muskeln mit einer Nadel).

Danach erfolgt eine laborchemische Abklärung der wichtigsten Ursachen aus dem Blut. Klärt man die wichtigsten 35-40 Ursachen ab, so beinhaltet dies ca. 80 % aller betroffenen Patienten.

Bei Verdacht auf eine entzündliche Erkrankung sollte das Nervenwasser (Liquor) untersucht werden. Eine Kernspintomographie der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule ist erforderlich, wenn gleichzeitig dort eine zusätzliche Erkrankung z.B. ein enger Spinalkanal vermutet wird.

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Die wichtigsten genetischen Ursachen lassen sich durch genetische Untersuchungen aus dem Blut heraus abklären. Diese Untersuchungen sind jedoch teuer. Sie werden von daher nicht routinemäßig durchgeführt.

Eine Untersuchung eines operativ entfernten Teils eines betroffenen Nervens (Biopsie) ist heutzutage nur in Ausnahmen notwendig.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen in den Zehen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Behandlung der Ursache

Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.

Liegt eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vor, so können Cortison-Infusionen, Plasmapherese (umgangssprachlich - Blutwäsche) oder die Gabe von Immunglobulinen zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen. Die Notwendigkeit der Anwendung dieser Medikamente oder Verfahren zu beurteilen ist Sache des neurologischen Experten.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente oder spezielle Medikamente gegen neuropathische Schmerzen können eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Durch gezielte Übungen kann die Fußmuskulatur gestärkt und die Mobilität verbessert werden.
  • Orthopädische Einlagen: Spezielle orthopädische Einlagen sollen die Nerven im Mittel- und Vorfuß entlasten.
  • Neural-Akupunktur: Missempfindungen und Schmerzen können überdies mit einer Neural-Akupunktur behandelt werden.
  • Spezielle Fahrradschuhe: Zur Besserung der Beschwerden gibt es spezielle Fahrradschuhe, die durch eine steife Sohle den Fuß entlasten sollen.
  • Operation: Letzte Maßnahme des Behandlungskatalogs ist eine Operation. Meistens wird in der Fußchirurgie das Nervengeschwulst über einen Schnitt am Fußrücken entfernt.
  • Kortison-Spritzen: Oft werden bei dieser Methode entzündungshemmende Mittel wie Kortison gespritzt, die dafür sorgen sollen, dass der Nervenknoten abschwillt.

Selbsthilfemaßnahmen

  • Gutsitzendes Schuhwerk: Egal ob beim Spaziergang, Radfahren oder Joggen, mit dem richtigen Schuhwerk können Sie tauben Zehen optimal vorbeugen. Die Schuhe sollten Halt geben, dennoch die Füße genug Spielraum haben, um sich frei bewegen zu können.
  • Fußpflege: Regelmäßige Pflege der Füße und Zehen ist wichtig. Zu lange Nägel können zum Beispiel zu einer Veränderung der Belastung auf den Fuß führen, wodurch es zu Nervenstörungen kommen kann.
  • Massagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen sind empfehlenswert. Mögliche kleinere Verspannungen können so gelöst werden. In Kombination mit einem wohltuenden Fußbad sind Ihre Füße gut versorgt.
  • Mehr Bewegung: Bewegung ist gesund, auch für Ihre Füße. Kurze Wege zu Fuß erledigen oder Rad fahren, sorgen für eine gesunde Durchblutung und unterstützt den Körper dabei fit zu bleiben.
  • Dehnübungen: Dehne deine Fußsohle und deine Wade! Faszien, also dein Bindegewebe, brauchen eine gewisse Zeit, um nachzugeben. Der Prozess beginnt nach etwa 30 Sekunden und lässt sich nach 2 Minuten steigern. Den Effekt der Dehnübungen unterstützt du durch eine vorsichtige Faszien-Rollmassage.

Prävention

Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend für die langfristige Gesundheit Ihrer Füße, da er helfen kann, das Risiko für Taubheitsgefühle zu reduzieren und bestehende Beschwerden zu lindern.

  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung versorgt Ihren Körper mit den notwendigen Nährstoffen und kann helfen, Entzündungen zu reduzieren. Achten Sie besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und stärkt die Muskeln, was wiederum Fußproblemen vorbeugt.
  • Verzicht auf Alkohol und Nikotin: Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin trägt ebenfalls positiv zur allgemeinen Gesundheit und speziell zur Fußgesundheit bei, da diese Substanzen die Durchblutung beeinträchtigen können.
  • Blutzuckerkontrolle: Für Menschen mit Diabetes sind die sorgfältige Überwachung und das Management des Blutzuckers von größter Bedeutung.
  • Gutsitzende Schuhe: Schuhe, die gut passen und genügend Halt bieten, verhindern Druckstellen und unterstützen eine gesunde Fußhaltung.

Kamerad-Schnürschuh-Syndrom

Hinter dem kuriosen Namen Kamerad-Schnürschuh-Syndrom verbirgt sich eine Nervenkrankheit, welche die Füße betrifft. Es bezeichnet in der Medizin ein Engpasssyndrom, bei dem Druck beziehungsweise Kompression (Quetschungen) auf die peripheren Nerven (außerhalb des zentralen Nervensystems) ausgeübt wird. Ein Fußnerv - genauer der Nervus suralis - wird komprimiert. Das heißt, dass etwas den Nerv, der relativ nah unter der Haut entlangläuft, einengt oder quetscht.

Ein ursächliches Beispiel sind zu enge sowie zu harte Schuhe, wie es auf Pumps, Stiefel oder Skischuhe zutreffen kann.

Prävention des Kamerad-Schnürschuh-Syndroms

  • Tragen Sie Schuhe, die nicht zu eng sind und keine harten Schäfte haben.
  • Trainieren Sie Ihre Fußmuskulatur, um Gefäße und Nerven vor äußeren Belastungen und Druck zu schützen.
  • Gönnen Sie Ihren Füßen regelmäßig Erholung und Massagen.

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