Die Wirkung von Tee auf das Nervensystem: Eine umfassende Betrachtung

Tee ist mehr als nur ein beliebtes Getränk; er kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Nervensystem haben. Diese Wirkungen reichen von der Stressreduktion und Beruhigung bis hin zur Verbesserung der kognitiven Funktionen und des Schutzes vor neurodegenerativen Erkrankungen. Verschiedene Teesorten enthalten unterschiedliche Inhaltsstoffe, die auf unterschiedliche Weise auf das Nervensystem wirken. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen von Tee auf das Nervensystem und untersucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter diesen Effekten.

Adaptogene Teesorten zur Stressbewältigung

Adaptogene sind natürliche Substanzen, meist pflanzlichen Ursprungs, die dem Körper helfen, sich an Stresssituationen anzupassen und stressbedingten Krankheiten vorzubeugen. Einige Teesorten enthalten bemerkenswerte adaptogene Eigenschaften.

Jiaogulan: Das Kraut der Unsterblichkeit

Jiaogulan, in den südlichen Bergregionen Chinas beheimatet, ist in der traditionellen Medizin für seine stimulierenden und adaptogenen Eigenschaften bekannt. Obwohl er botanisch zur Familie der Kürbisgewächse gehört, enthält Jiaogulan Saponine, ähnlich wie Ginseng, jedoch in etwa dreifacher Konzentration. Studien haben gezeigt, dass Jiaogulan dem Organismus hilft, sich an Stresssituationen anzupassen und positive Auswirkungen auf stressbedingte Krankheiten und Störungen hat. Darüber hinaus wirkt Jiaogulan stark antioxidativ, kann die Anzahl Krebs auslösender Stoffe im Körper reduzieren, die Leber schützen, den Cholesterin- und Fettstoffwechsel regulieren, das Hormonsystem positiv beeinflussen und das zentrale Nervensystem regulieren. Jiaogulan verbessert die Herzfunktion, steigert die Ausdauerleistung, reguliert den Blutdruck, stärkt das Immunsystem und kann bei Diabetes helfen.

Für die Zubereitung eines Jiaogulan-Tees übergießt man 2-3 Teelöffel frische oder getrocknete Blätter mit einem Liter kochendem Wasser, das zuvor eine Minute abgekühlt wurde.

Rosenwurz: Unterstützung für mentale Leistungsfähigkeit

Die widerstandsfähige Rosenwurz, die in arktischen Gebieten Eurasiens und Nordamerikas wächst, hat sich als wirksam bei der Unterstützung der mentalen Leistungsfähigkeit erwiesen. Studien haben gezeigt, dass Rosenwurz einen positiven Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit von Studenten während der Prüfungszeit und von Ärzten während wiederholter Nachtschichten hat, wobei weniger Stress- und Ermüdungserscheinungen auftreten. Rosenwurz kann als Tee, Tinktur, Pulver oder Fertigpräparat eingenommen werden, wobei die Einnahme aufgrund der anregenden Wirkung am besten morgens erfolgt.

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Für die Zubereitung eines Rosenwurz-Tees setzt man 1 Teelöffel getrocknete Wurzel mit ¼ Liter kaltem Wasser an und erhitzt die Mischung bis zum Siedepunkt. Nach einer Ziehzeit von 10-15 Minuten ist der Tee bereit zum Genuss. Alternativ kann man 100 g getrocknete Rosenwurz in ein großes Schraubverschlussglas geben und mit 0,75 l Bio-Weißwein übergießen.

Taigawurzel: Der Sibirische Ginseng

Die Taigawurzel, auch bekannt als Sibirischer Ginseng, gehört wie der Ginseng zur Familie der Araliengewächse. Sie wird traditionell zur Stärkung des Immunsystems und zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit gegen Stress eingesetzt. Die Taigawurzel kann als Tee, Tinktur oder in Tablettenform eingenommen werden. Eine Kur sollte maximal drei Monate dauern, gefolgt von einer Pause von mindestens zwei Monaten.

Für die Zubereitung eines Taigawurzel-Tees übergießt man 1 Esslöffel der geschnittenen Wurzel mit ½ Liter kochend heißem Wasser, lässt den Tee 20 Minuten ziehen und füllt ihn dann ab. Alternativ kann man ¼ Teelöffel des Pulvers der zermahlenen Wurzel morgens nüchtern mit Flüssigkeit einnehmen.

Grüner Tee und Multiple Sklerose

Grüner Tee könnte eine neue Therapieoption für Patienten mit Multipler Sklerose darstellen. Verantwortlich für die erhofften positiven Effekte des grünen Tees ist die Substanz Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG), ein Naturstoff aus der Gruppe der so genannten Flavanoide. EGCG kann offensichtlich sowohl ein fehlgeleitetes Immunsystem drosseln als auch die Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen des Immunsystems schützen.

Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass EGCG in das Wachstum aktivierter Immunzellen, der so genannten T-Lymphozyten, eingreift und die Expansion dieser Zellen hemmt. Gleichzeitig kann EGCG die Nervenzellen vor verschiedenen schädlichen Substanzen schützen, die das Immunsystem freisetzt. Aktuell planen die Wissenschaftler Studien, die untersuchen sollen, ob eine Behandlung mit EGCG bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose wirksam und sicher ist.

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Tee und die Vernetzung des Gehirns

Eine Studie der National University of Singapore (NUS) hat ergeben, dass regelmäßige Teetrinker besser vernetzte Gehirnregionen haben als Nicht-Teetrinker - ein Zustand, der mit besseren kognitiven Funktionen im Zusammenhang steht. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Teetrinken positive Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben kann, etwa die Stimmung verbessert oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann.

In der NUS-Studie wurden die direkten Auswirkungen des Teekonsums auf die Gehirnstrukturen untersucht. Die Studienteilnehmer waren 60 Jahre und älter. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Teetrinken die Effizienz der Informationsübertragung im Gehirn verbessern kann.

Kräutertees für eine erholsame Nacht

Bestimmte Kräutertees können eine beruhigende Wirkung haben und den Schlaf fördern.

Lavendel

Lavendel ist bekannt für seine beruhigenden Eigenschaften und wird traditionell zur Linderung von Stress und Angst eingesetzt. Pharmakologische Studien bestätigen, dass Lavendel Muskeln und Psyche entspannen kann und sogar angstlösend wirkt. Lavendeltee ist besonders beliebt für seine beruhigenden Eigenschaften vor dem Zubettgehen.

Kamille

Kamille ist bekannt für ihre beruhigenden und entspannenden Eigenschaften. Sie enthält Flavonoide wie Apigenin, die eine angstlösende Wirkung haben können und das zentrale Nervensystem beruhigen. Kamillentee kann helfen, Stress abzubauen und den Geist auf eine erholsame Nachtruhe vorzubereiten.

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Brennnessel

Brennnesseltee kann aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften helfen, Unruhe und Beschwerden zu lindern, die den Schlaf stören könnten. Indem er den Körper reinigt und entgiftet, kann Brennnesseltee eine beruhigende Wirkung haben und so zu einem ruhigen Schlaf beitragen.

Fenchel

Fencheltee kann helfen, Verdauungsprobleme zu lindern, die oft mit Schlafstörungen verbunden sind. Indem er den Magen beruhigt und Blähungen reduziert, schafft Fencheltee eine angenehmere Schlafumgebung.

GABA-Tee: Entspannung durch Gamma-Aminobuttersäure

GABA-Tee zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Gamma-Aminobuttersäure (GABA) aus, einem Neurotransmitter, der eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat. Im Gegensatz zu herkömmlichen Teesorten, die einen GABA-Gehalt von 8 bis 39 mg je 100 g trockene Teeblätter aufweisen, enthalten GABA-Tees 250 mg bis ca. 350 mg GABA je 100 g trockene Blätter.

Die Herstellung von GABA-Tee beinhaltet die Anreicherung der Teeblätter mit Stickstoff unter Ausschluss von Sauerstoff nach der Ernte und Lagerung. Durch Dämpfen oder Rösten wird eine Oxidation bzw. Fermentation verhindert.

GABA-Tee bietet ein einzigartiges Geschmacksprofil mit fruchtigen Nuancen wie reife Pfirsiche, süße Äpfel oder exotische Früchte. Der Tee kann auch eine butterige, blumige, leicht nussige oder honigartige Note haben.

Für die Zubereitung von GABA-Tee wird die gewünschte Menge Wasser zum Kochen gebracht und anschließend für einige Minuten abgekühlt, bis es eine Temperatur von etwa 70 bis 80 °C erreicht. Die Teeblätter werden entweder direkt in die Teekanne oder Tasse gegeben oder in ein Teesieb gefüllt. Das vorbereitete heiße Wasser wird dann über die Teeblätter gegossen. Der Tee soll jetzt für eine individuelle Zeit von 2 bis 3 Minuten ziehen.

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