Demenz-Früherkennungsmethoden: Ein umfassender Überblick

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das Gedächtnis, die Denkfähigkeit und die sozialen Fähigkeiten schwer beeinträchtigen. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, die vor allem ältere Menschen betrifft. Da Menschen mit Demenz geistig stark abbauen und irgendwann nicht mehr alleine leben können, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um Betroffenen und Angehörigen Zeit zu geben, sich darauf einzustellen, und um unterstützende Maßnahmen und Medikamente zu erhalten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können.

Bedeutung der Früherkennung

Die Früherkennung von Demenz hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Eine treffsichere Früherkennungs-Untersuchung verbunden mit einer effektiven Therapie könnte Betroffene davor bewahren, eine schwere Demenz zu entwickeln. Eine neue Studie beweist, dass bei Betroffenen mit milder kognitiver Beeinträchtigung (MCI) oder leichter Demenz die Amyloid-Antikörper Lecanemab den Abbau der kognitiven Fähigkeiten um 27 % verlangsamen können. Es gibt Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität und Gedächtnistraining die Alzheimer-Erkrankung verlangsamen können, allerdings nur in Frühstadien. Medikamente können den Krankheitsprozess verzögern und wirken offensichtlich umso effektiver, je eher sie eingenommen werden. Um den Patienten durch Lebensstiländerungen, geistiges Training und Medikamente lange eine gute Lebensqualität zu sichern, muss man die Krankheit also möglichst früh diagnostizieren.

Die Früherkennung ermöglicht eine effektive Demenztherapie und verzögert den weiteren Verlauf der Krankheit um lange Zeit. Die Diagnose Demenz bietet eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten.

Anzeichen und Symptome

Erste Anzeichen einer Demenz können vielfältig sein. Morbus Alzheimer beginnt meistens mit Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen. Betroffene Menschen wiederholen Fragen und Geschichten, vergessen alltägliche Verrichtungen, verlegen Dinge, beschuldigen aber andere, vernachlässigen ihr Äußeres, bestreiten dies aber. Sie können sich zum Beispiel darin äußern, dass jemand wiederholt auf dem Parkplatz sein Auto nicht findet oder immer wieder wichtige Dinge wie den Haustürschlüssel verlegt. Betroffenen Menschen fällt es außerdem schwerer als zuvor, Neues zu lernen. Häufig haben sie auch auf einmal Schwierigkeiten, eigentlich banale Gegenstände wie einen Aschenbecher zu benennen. Zusätzlich sind viele Betroffene reizbarer und weniger belastbar als zuvor. Oft werden sie depressiv.

All das deutet aber nicht zwangsläufig auf Alzheimer oder eine andere Form von Demenz hin. Wenn man über einen längeren Zeitraum Stress hat und überfordert ist oder an einer Altersdepression leidet, kann man ganz ähnliche Probleme haben. Besonders eine depressive Pseudodemenz kann Symptome zeigen, die der Demenz ähneln. Delir ist ein Zustand akuter Verwirrtheit, der oft mit Demenz verwechselt wird.

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Diagnosemethoden

Zur Diagnose einer Demenz und um andere Ursachen für nachlassende geistige Fähigkeiten auszuschließen, kommen mehrere Verfahren zum Einsatz:

  • Eigen- und Fremdanamnese: Dies beinhaltet den Beginn und den zeitlichen Verlauf der Symptome. Außerdem sind Anamnesen zu Drogen, Alkohol, Medikamenten und vorherigen Krankheiten oder Operationen entscheidend.
  • körperliche Untersuchung und psychopathologischer Befund
  • Hirnleistungs-Tests
  • Verhaltensuntersuchungen
  • Labortests
  • Gentests
  • eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit (Liquor)
  • Elektroenzephalogramm (EEG)
  • Ultraschall, sowie
  • Aufnahmen des Gehirns mit Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).

Kognitive Tests und Fragebögen

Bei deutlichen Anzeichen einer Demenz können Ärztinnen und Ärzte einen Hirnleistungs-Check auf Kassenkosten durchführen. Auch bei älteren Menschen ohne Anzeichen kann der Test unter Umständen Kassenleistung sein. Wer nur wissen möchte, ob es normal ist, wenn er zum Beispiel gelegentlich etwas vergisst, muss den Test als IGeL selbst bezahlen. Ein Test kostet in der Regel zwischen 7 und 21 Euro.

Es gibt verschiedene psychometrische Tests, mit denen Sie selbst zuhause das Denkvermögen einer Person einordnen können. Besonders bekannt und ziemlich zuverlässig sind „DemTect“, der „Mini-Mental-Status-Test (MMST)“, der „MoCa-Test“ und der „Uhrentest“. All diese Tests können aber nur Hinweise auf eine mögliche Demenz geben.

  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Ein weit verbreiteter Test zur Überprüfung des Schweregrades kognitiver Defizite und Gedächtnisstörungen. Der MMST erfasst neben der zeitlichen und örtlichen Orientierungsfähigkeit auch die Bereiche Gedächtnis und Arbeitsgedächtnis, Visuokonstruktion und Sprache. Der MMST ist recht störungsanfällig und nicht zur Demenzfrüherkennung geeignet. Bei einem Schwellenwert von 24 Punkten liegt die Sensitivität des Verfahrens bei 85 %, die Spezifität bei 90 %. Die Sensitivität der Testverfahren gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Demenzkranker korrekt als dement eingestuft wird. Ein Wert von 85 % bedeutet also, dass 85 % der Patienten mit Demenz tatsächlich als solche erkannt werden. Andererseits werden 15 % der Dementen fälschlich als gesund beurteilt. Die Spezifität liefert eine Aussage darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich ein gesunder Patient als nicht dement erkennen lässt.
  • DemTect-Test: Ein einfaches Verfahren, das nicht sehr lange dauert und kaum Vorwissen braucht. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten. Der Demenz-Detektions-Test (DemTect) ist ein einfaches Verfahren, dauert nicht sehr lange und braucht kaum Vorwissen. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten.
  • Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
  • Uhrentest: Ein Test zur Prüfung des räumlichen und abstrakten Denkens. Beim Uhrentest soll der Patient ein Ziffernblatt mit Zeigern zu einer vorgegebenen Tageszeit zeichnen. Das Verfahren ermittelt exekutive Funktionsstörungen und wird nur wenig durch soziodemographische Faktoren beeinflusst, erklärt der Neuropsychologe Dr. Marc Schwind vom Kantonsspital Winterthur. Es eignet sich als Früh- und Verlaufsindikator zur Dokumentation des visuell-räumlichen Denkens.
  • Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Hier geht es vor allem darum, eine Depression als mögliche Ursache auszuschließen.
  • Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.

Beim Erkennen einer demenziellen Erkrankung kommt dem Hausarzt eine Schlüsselrolle zu. Beim Verdacht auf Demenz stehen dem Hausarzt für eine erste orientierende Diagnostik verschiedene Verfahren zur Verfügung. Die Screeningtests nehmen zwischen fünf und fünfzehn Minuten in Anspruch und lassen sich ohne Weiteres in der Praxis durchführen. Besonders gut geeignet ist der BrainCheck, verbunden mit dem Uhrentest.

Die Untersuchung beginnt mit drei geschlossenen Fragen an den Patienten: Haben Sie selbst kognitive Einschränkungen bemerkt? Wurden Sie von Angehörigen deswegen kritisiert? Fühlen Sie sich durch kognitive Einbußen im Alltag eingeschränkt? Sind bereits die Antworten des Patienten oder seiner Familie auffällig, sollten weitere Untersuchungen folgen. Falls Uhrentest und Befragung keinerlei Anhaltspunkte für relevante geistige Einbußen ergeben, kann im Sinne des Watchfull Waitings mit der weiteren Abklärung gewartet werden. Eine Validierungsstudie ergab für den BrainCheck eine Sensitivität von 97,4 % und eine Spezifität von 81,6 %.

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Bildgebende Verfahren

Eine MRT-Untersuchung kann ebenfalls hilfreich sein, um die genaue Ursache von Gedächtnisproblemen oder Veränderungen im Verhalten zu ermitteln. Ein MRT-Scan vom Gehirn kann zeigen, ob es strukturelle Veränderungen im Gehirn gibt, die mit Demenz oder einer anderen Erkrankung in Verbindung stehen könnten.

Forscher haben die Kernspintomographie so weiterentwickelt, dass sie bereits kleinste, für die Alzheimer-Erkrankung typische Veränderungen des Gehirns entdecken können. Die von ihnen angewendete Untersuchungstechnik, das so genannte Diffusion Tensor Imaging (DTI), macht auf Schnittbildern des Gehirns den Untergang von Nervenfasern sichtbar. DTI registriert die Beweglichkeit von Wassermolekülen im Gewebe. In Hirnregionen mit zugrunde gegangenen Nervenzellen bewegen sich die Moleküle anders als in gesundem Gewebe. Die Ergebnisse der Münchener Forscher deuten darauf hin, dass sich durch DTI bereits frühe Formen des Morbus Alzheimer feststellen lassen. Sie hoffen, mithilfe der neuen Technik unter anderem den Verlauf der Erkrankung bei einzelnen Patienten beobachten und schneller beurteilen zu können, ob eine Therapie bei ihnen anschlägt.

Bluttests und Liquoruntersuchungen

Forscher des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetzes Demenzen haben einen neuen Bluttest für die Alzheimer-Erkrankung entwickelt. Mit ihm weisen sie spezielle Proteine nach - die ß-Amyloidpeptide (AßPeptide). Aß-Peptide spielen eine Schlüsselrolle für die Entstehung des Morbus Alzheimer. Typischerweise treten sie bei betroffenen Personen massenhaft in krankhaften Ablagerungen im Gehirn auf. Es gibt mehrere Unterformen der Aß-Peptide, die unterschiedlich giftig für die Nervenzellen sind. Einige wissenschaftliche Arbeitsgruppen setzen auf spezielle Blutuntersuchungen, um einen Morbus Alzheimer möglichst früh zu erkennen.

Auch eine Untersuchung des Nervenwassers kann helfen, insbesondere die Alzheimer-Erkrankung zu diagnostizieren oder auch eine mögliche, entzündliche Gehirnerkrankung.

Neue Diagnosemöglichkeiten

Eine Alzheimer-Demenz und auch ihre Vorstufe lassen sich durch Messung sogenannter MicroRNAs im Blut erkennen. Das angewandte Verfahren ist noch nicht bereit für die klinische Routine, doch die aktuellen Ergebnisse könnten den Weg für bessere Früherkennung bereiten.

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Forschende haben herausgefunden, dass dies über eine Messung von MicroRNAs im Blut möglich ist. Frühere Ergebnisse deuteten bereits darauf hin, nun konnten wir sie an einem großen Studienkollektiv bestätigen. Unsere Untersuchungen zeigen insbesondere, dass man anhand von MicroRNAs nicht nur eine Alzheimer-Demenz erkennen kann, sondern auch solche Menschen, die kognitiv nur leicht beeinträchtigt sind, aber ein hohes Risiko haben, innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Demenz tatsächlich zu entwickeln.

Formen der Demenz

Es gibt nicht nur eine, sondern viele Formen von Demenz. Mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder ordnen sich unter den Oberbegriff Demenz ein. Die häufigsten Formen sind:

  • Alzheimer (ca.
  • Vaskuläre Demenz (ca.
  • Lewy-Body-Demenz
  • Demenz bei Morbus Parkinson
  • Frontotemporale Demenz

Jede dieser Demenzen hat ein leicht verändertes Symptombild. Stehen zum Beispiel bei der Alzheimer-Erkrankung die Gedächtnisstörungen im Vordergrund, so sind es bei vaskulären Demenzen eher Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung.

Die Diagnose basiert auf MRT-Aufnahmen, die Durchblutungsstörungen, Gefäßveränderungen oder Schlaganfälle zeigen. Wichtig ist dabei, ob sich die Veränderungen im Gehirn mit den beobachten kognitiven Einschränkungen erklären lassen. Auch medizinische Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes werden bei der Abklärung einbezogen.

IGeL-Leistung "Hirnleistungs-Check"

Der Hirnleistungs-Check wird auch als IGeL-Leistung angeboten und als „Gehirn-Check“ oder „Brain-Check“ vermarktet, mit dem Versprechen, bislang unbemerkte, frühe Anzeichen einer Demenz erkennen zu können. Diese Angebote können noch weitere Untersuchungen wie etwa eine Gehirnszintigraphie und/oder eine Magnetresonanztomographie umfassen.

Der IGeL-Monitor bewertet den Hirnleistungs-Check zur Früherkennung einer Demenz mit „tendenziell negativ“. Diese Bewertung gilt für degenerative oder vaskuläre Demenzen bei Menschen unter 70 ohne Anzeichen einer Demenz. Es wurden keine Studien gefunden, die untersucht haben, ob eine Früherkennung am Ende nützt oder schadet. Ein Nutzen ist auch nicht zu erwarten, da Studien nicht zeigen konnten, dass eine frühe Therapie im Vergleich zur späten Therapie das Fortschreiten einer Demenz aufhalten kann. Dafür ist ein Schaden möglich, da sich nur jede zweite frühe, leichte Demenz zu einer späten, schweren Demenz entwickelt.

Was tun bei Verdacht auf Demenz?

Wenn sich Symptome häufen und über Monate hinweg immer wieder auftreten, kann durchaus eine demenzielle Erkrankung dahinterstecken. Die erste Anlaufstelle ist meist die hausärztliche Praxis.

Sollten Sie selbst oder mit Ihrem Angehörigen zusammen einen Demenz-Selbsttest gemacht und den Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung? Gedächtnissprechstunden in Ihrer NäheEine gute Auflistung von Beratungsstellen, Gedächtnissprechstunden und Memory-Klinken finden Sie bei der Selbsthilfe Übersicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Fazit

Die Früherkennung von Demenz ist ein komplexes Thema. Es gibt eine Reihe von Tests und Verfahren, die zur Diagnose eingesetzt werden können. Es ist wichtig, sich von einem Arzt beraten zu lassen, um die richtige Diagnose zu erhalten und die bestmögliche Behandlung zu beginnen.

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