Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die sowohl Menschen als auch Hunde betreffen kann. Bei Menschen mit Epilepsie können speziell ausgebildete Therapie- oder Assistenzhunde eine wertvolle Unterstützung im Alltag darstellen. Sie können vor Anfällen warnen, während eines Anfalls helfen oder nach einem Anfall Unterstützung bieten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Therapie- und Assistenzhunden bei Epilepsie, insbesondere die Kosten, den Nutzen und die Finanzierungsmöglichkeiten.
Was sind Therapie- und Assistenzhunde?
Es ist wichtig, zwischen Therapie- und Assistenzhunden zu unterscheiden:
- Therapiehunde sind darauf trainiert, emotionale Unterstützung und Trost zu spenden. Sie werden häufig in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Schulen eingesetzt, um Menschen in emotional belastenden Situationen zu helfen.
- Assistenzhunde hingegen sind speziell ausgebildete Tiere, die darauf trainiert sind, konkrete Aufgaben zu übernehmen und Menschen mit bestimmten Einschränkungen im Alltag zu unterstützen. Dazu gehören Blindenführhunde, Signalhunde für gehörlose Menschen, Servicehunde und medizinische Warnhunde.
Bei Epilepsie kommen vor allem medizinische Warnhunde, sogenannte Epilepsiewarnhunde oder Epilepsieanzeigehunde, zum Einsatz.
Arten von Assistenzhunden bei Epilepsie
Es gibt zwei Haupttypen von Assistenzhunden für Menschen mit Epilepsie:
- Epilepsiewarnhunde: Diese Hunde besitzen die Fähigkeit, epileptische Anfälle im Vorfeld zu erkennen und den Betroffenen zu warnen, bevor eine Notsituation eintritt. Sie reagieren auf subtile Veränderungen im Körper des Menschen, wie z.B. biochemische Veränderungen, Geruch oder Muskeltonus. Die genauen biologischen Grundlagen dieser Fähigkeit sind noch nicht vollständig erforscht. Der Hund zeigt den drohenden Anfall an, indem er den Epileptiker anstupst oder die Pfote auflegt.
- Epilepsieanzeigehunde: Diese Hunde sind darauf trainiert, auf einen Anfall zu reagieren, während er auftritt, und Hilfe zu holen. Sie können beispielsweise einen Notrufknopf betätigen, ein Notfalltelefon aktivieren oder bellen, um Angehörige zu alarmieren. Sie können auch Notfallmedikamente bringen oder dem Betroffenen während und nach dem Anfall Nähe und Wärme spenden.
Nutzen von Assistenzhunden bei Epilepsie
Assistenzhunde können für Menschen mit Epilepsie eine Vielzahl von Vorteilen bieten:
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- Erhöhte Sicherheit: Epilepsiewarnhunde können den Betroffenen vor einem Anfall warnen, sodass sie sich in Sicherheit bringen oder Vorkehrungen treffen können, um Verletzungen zu vermeiden. Epilepsieanzeigehunde können im Notfall Hilfe holen und so die Sicherheit des Betroffenen gewährleisten.
- Mehr Selbstständigkeit: Durch die Unterstützung des Hundes können Menschen mit Epilepsie ein aktiveres und selbstbestimmteres Leben führen. Sie können sich sicherer in der Öffentlichkeit bewegen und ihren Alltag unabhängiger gestalten.
- Verbesserte Lebensqualität: Die Anwesenheit eines Assistenzhundes kann das Selbstbewusstsein stärken, Ängste reduzieren und die soziale Interaktion fördern. Die emotionale Unterstützung durch den Hund kann sich positiv auf das psychische Befinden auswirken und die Lebensqualität insgesamt verbessern.
- Reduzierung der Anfallshäufigkeit und -intensität: Studien haben gezeigt, dass der Einsatz von Assistenzhunden bei manchen Menschen mit Epilepsie zu einer Verringerung der Anfallshäufigkeit, -dauer und -intensität führen kann.
Kosten eines Assistenzhundes bei Epilepsie
Die Kosten für die Anschaffung und Ausbildung eines Assistenzhundes können erheblich sein. Sie variieren je nach Ausbildungsform (Fremd-, Selbst- oder Dualausbildung), Rasse, Zucht und Ausbildungsstätte.
- Fremdausbildung: Hierbei wird der Hund von professionellen Trainern ausgebildet. Die Kosten können zwischen 25.000 und 40.000 Euro liegen.
- Selbstausbildung: Hierbei wird der Hund vom Betroffenen selbst unter Anleitung eines Trainers ausgebildet. Die Kosten sind in der Regel geringer und können bis zu 5.000 Euro betragen. Allerdings müssen Selbstausbildungen vor dem 01.07.2021 begonnen haben.
- Dualausbildung: Hierbei wird der Hund sowohl von professionellen Trainern als auch vom Betroffenen ausgebildet. Die Kosten liegen in der Regel zwischen 15.000 und 20.000 Euro.
Zusätzlich zu den einmaligen Anschaffungs- und Ausbildungskosten fallen laufende Kosten für Futter, Tierarzt, Versicherung, Hundesteuer und Zubehör an. Diese können sich auf 1.000 bis 2.000 Euro pro Jahr belaufen.
Finanzierungsmöglichkeiten
Die Finanzierung eines Assistenzhundes kann eine Herausforderung darstellen. Im Gegensatz zu Blindenführhunden werden die Kosten für Assistenzhunde in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten:
- Spenden: Viele Betroffene sammeln Spenden, um die Kosten für ihren Assistenzhund zu decken. Online-Spendenplattformen wie "Leetchi", "Fundraisingbox", "Gofundme" oder "Spendenseite" können dabei helfen, ein breites Publikum zu erreichen.
- Stiftungen: Es gibt zahlreiche Stiftungen, die Menschen mit Behinderungen unterstützen und finanzielle Zuschüsse für die Anschaffung eines Assistenzhundes gewähren.
- Sozialamt/Agentur für Arbeit: In bestimmten Fällen können auch das Sozialamt oder die Agentur für Arbeit einen Teil der Kosten übernehmen, insbesondere wenn der Assistenzhund zur Sicherung der beruflichen Tätigkeit benötigt wird.
- Opferentschädigungsgesetz (OEG): Unter Umständen kann die Anschaffung eines PTBS-Assistenzhundes durch das OEG gefördert werden.
Es ist ratsam, sich frühzeitig über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und einen detaillierten Finanzierungsplan zu erstellen. Beratungsstellen wie der Weiße Ring können bei der Antragstellung helfen.
Voraussetzungen für einen Epilepsiewarnhund
Nicht jeder Mensch mit Epilepsie ist für einen Epilepsiewarnhund geeignet. Folgende Voraussetzungen sollten erfüllt sein:
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- Fokale Anfälle: Epilepsiewarnhunde sind besonders geeignet für Menschen mit fokalen Anfällen, da sie diese oft im Vorfeld erkennen können.
- Anfallsfreiheit trotz Medikamente nicht erreicht: Trotz medikamentöser Behandlung treten weiterhin Anfälle auf.
- Bereitschaft zur engen Bindung: Der Betroffene muss bereit und fähig sein, eine enge Bindung zum Hund aufzubauen und zu erhalten. Der Hund sollte die engste Bindung zum Epileptiker haben, damit er weiß, auf wen er aufpassen soll.
- 24-Stunden-Zusammenleben: Der Betroffene muss bereit sein, 24 Stunden am Tag mit dem Hund zusammenzuleben und sich immer in der Nähe des Hundes aufzuhalten, damit dieser helfen kann.
- Keine anderen Hunde im Haushalt: Um die Zuverlässigkeit des Warnens nicht zu gefährden, sollte der Epilepsiewarnhund der einzige Hund im Haushalt sein. Andere Tiere wie Katzen sind in der Regel kein Problem.
- Kind als Betroffener: Wenn der Epilepsiewarnhund für ein Kind ausgebildet wird, muss das Kind selbst den Wunsch nach einem Hund haben und bereit sein, die tägliche zusätzliche Arbeit auf sich zu nehmen.
Ausbildung zum Assistenzhund
Der Ausbildungsprozess zum Assistenzhund ist aufwendig und zeitintensiv. Er beginnt in der Regel mit der Auswahl eines geeigneten Welpen, der über die notwendigen Eigenschaften wie Intelligenz, Gehorsam und Ruhe verfügt. Die Ausbildung kann bis zu zwei Jahre dauern und umfasst:
- Grundausbildung: Hierbei lernt der Hund grundlegende Gehorsamsübungen und Sozialverhalten.
- Spezifisches Training: Hierbei wird der Hund auf die spezifischen Aufgaben trainiert, die er im Alltag des Betroffenen übernehmen soll, z.B. das Erkennen von Anfällen, das Apportieren von Gegenständen oder das Betätigen eines Notrufknopfes.
- Wesenstest und Gesundheitscheck: Der Hund muss einen Wesenstest und einen Gesundheitscheck beim Tierarzt bestehen.
- Prüfung: Am Ende der Ausbildung erfolgt eine Prüfung, die zeigt, wie gut der Hund und der Betroffene als Team funktionieren.
Woran erkennt man Assistenzhunde?
Assistenzhunde sind in der Öffentlichkeit in der Regel durch eine Kennzeichnung wie ein Halstuch, eine Kenndecke oder ein Führgeschirr erkennbar. Diese Kennzeichen tragen oft Symbole oder Aufschriften, die darauf hinweisen, dass es sich um einen Assistenzhund handelt. Diese Kennzeichnung ist wichtig, da Assistenzhunde - im Gegensatz zu Therapiehunden - auch zu Bereichen Zutritt haben, in denen Hunde sonst nicht erlaubt sind, z. B. Supermärkte oder Arztpraxen.
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