Thermoregulation: Ursachen und Behandlung von Hypothalamusstörungen

Die Aufrechterhaltung einer stabilen Körpertemperatur ist für das reibungslose Funktionieren des menschlichen Körpers unerlässlich. Der Hypothalamus, eine Region im Gehirn, spielt eine Schlüsselrolle bei der Thermoregulation. Störungen in diesem Bereich können zu erheblichen Problemen führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Thermoregulationsstörungen, die auf Hypothalamusprobleme zurückzuführen sind.

Einführung

Die normale Körpertemperatur eines Menschen liegt im Durchschnitt bei etwa 36,6 Grad Celsius. Dieses Gleichgewicht wird durch ein komplexes Regulationssystem aufrechterhalten, das auf äußere Einflüsse wie Umgebungstemperatur und körperliche Aktivität reagiert. Bei Kälte werden Mechanismen zur Wärmeerzeugung aktiviert, während bei Hitze Kühlmechanismen wie Schwitzen in Gang gesetzt werden. Eine Störung der Thermoregulation kann sich durch unpassendes Schwitzen oder Frieren äußern und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Die Rolle des Hypothalamus bei der Thermoregulation

Der Hypothalamus fungiert als Vermittler zwischen dem Hormon- und Nervensystem. Er empfängt Informationen von verschiedenen Messstationen im Körper, die Parameter wie Blutzucker, Blutdruck und Temperatur überwachen. Basierend auf diesen Informationen reguliert der Hypothalamus verschiedene Körperfunktionen, darunter die Körpertemperatur, den Schlaf-Wach-Rhythmus, Hunger, Durst, Sexualtrieb und Schmerzempfinden.

Der Hypothalamus steuert die Körpertemperatur, indem er Hormone freisetzt. Diese Hormone lassen sich in drei Gruppen einteilen:

  • Effektorhormone: Oxytocin und Adiuretin. Oxytocin stimuliert die Wehentätigkeit und den Milchfluss, während Adiuretin die Wasserrückresorption in der Niere reguliert.
  • Steuerhormone: Releasing- und Inhibiting-Hormone. Releasing-Hormone regen die Hypophyse zur Synthese und Sekretion von Hormonen an, während Inhibiting-Hormone die Sekretion hemmen.
  • Weitere Hormone (Neuropeptide): Diese beeinflussen zusammen mit den anderen Hormongruppen die Funktion des Hypophysenvorderlappens oder dienen als Kommunikatoren zwischen dem Hypothalamus und anderen Hirnbereichen.

Ursachen für Thermoregulationsstörungen

Thermoregulationsstörungen können verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören:

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  • Neurologische Störungen: Schädigungen des Hypothalamus durch Traumata, Tumoren oder Entzündungen können die Thermoregulation beeinträchtigen.
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen: Sowohl Über- als auch Unterfunktion der Schilddrüse können zu Störungen der Körpertemperaturregulation führen.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen können das thermoregulatorische Zentrum im Hypothalamus beeinflussen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere Psychopharmaka, können als Nebenwirkung die Thermoregulation stören.
  • Hypothalamus- und Hypophysenerkrankungen: Raumfordernde Prozesse wie Tumore können die Funktion des Hypothalamus und der Hypophyse beeinträchtigen und so den Hormonhaushalt stören. Eine Hypophyseninsuffizienz, ein teilweiser oder kompletter Ausfall der normalen Hypophysenfunktion, kann ebenfalls Auswirkungen auf die Thermoregulation haben.
  • Genetische Erkrankungen: Genetische Defekte, Entzündungen oder Traumata können die Funktionseinheit Hypothalamus und Hypophyse beeinträchtigen.

Symptome einer gestörten Thermoregulation

Eine gestörte Thermoregulation kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern, darunter:

  • Unangemessenes Schwitzen: Schwitzen ohne erkennbaren Grund, z. B. bei Kälte oder geringer Anstrengung.
  • Kalter Schweiß: Schwitzen in Verbindung mit Frieren oder Untertemperatur.
  • Frieren trotz warmer Umgebung: Unfähigkeit, sich in einer warmen Umgebung aufzuwärmen.
  • Hitzewallungen: Plötzliches Hitzegefühl ohne ersichtlichen Grund.
  • Schüttelfrost: Starkes Zittern in Verbindung mit Fieber oder Kältegefühl.
  • Untertemperatur (Hypothermie): Eine Körpertemperatur unter 35 Grad Celsius. Dies kann mit Zittern, Atemdepression, Herzrhythmusstörungen und beeinträchtigter geistiger Funktion einhergehen.
  • Überhitzung (Hyperthermie): Eine Körpertemperatur über 40,5 Grad Celsius. Dies kann zu Schwitzen, Erröten, Müdigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen und in schweren Fällen zu Verwirrung, Delirium, Krampfanfällen und Koma führen.
  • Temperaturschwankungen: Ungewöhnlich starke oder häufige Schwankungen der Körpertemperatur.

Diagnose

Die Diagnose einer Thermoregulationsstörung erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Arzt wird nach den spezifischen Symptomen, Begleiterkrankungen und eingenommenen Medikamenten fragen. Ergänzende Untersuchungen können umfassen:

  • Blutuntersuchungen: Zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion, des Blutzuckerspiegels und anderer relevanter Parameter.
  • Hormonuntersuchungen: Zur Beurteilung der Funktion von Hypothalamus und Hypophyse.
  • Neurologische Untersuchungen: Bei Verdacht auf eine neurologische Ursache.
  • Schweißtests: Zur Messung der Schweißproduktion und zur Beurteilung des autonomen Nervensystems. Hierzu gehört beispielsweise der Jod-Stärke-Test nach Minor, bei dem Jodlösung und Stärkepulver auf die Haut aufgetragen werden. Verfärbt sich die Haut violett, deutet dies auf Schweißproduktion hin.
  • Quantitative Sudometrie: Hierbei wird die Schweißmenge mit einer Plexiglaskapsel und kontinuierlichem Luftstrom gemessen.
  • Gravimetrie: Diese Methode eignet sich zur Quantifizierung des Schwitzens unter der Achsel. Ein zuvor gewogenes Filterpapier wird für eine definierte Zeit unter die Achsel geklemmt und danach wieder gewogen. Die Differenz entspricht der freigesetzten Schweißmenge.
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns zur Beurteilung des Hypothalamus und der Hypophyse bei Verdacht auf strukturelle Veränderungen.

Behandlung

Die Behandlung von Thermoregulationsstörungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Zu den möglichen Therapieansätzen gehören:

  • Medikamentöse Behandlung:
    • Hormonersatztherapie: Bei Hormonmangelzuständen.
    • Medikamente zur Behandlung von Schilddrüsenfunktionsstörungen: Bei Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.
    • Anticholinergika: Zur Reduktion von übermäßigem Schwitzen.
    • Botulinumtoxin-Injektionen: Bei Hyperhidrose, insbesondere im Achselbereich.
  • Chirurgische Behandlung: Bei Tumoren oder anderen strukturellen Veränderungen im Bereich des Hypothalamus oder der Hypophyse.
  • Verhaltensmaßnahmen:
    • Anpassung der Kleidung: Tragen von atmungsaktiver Kleidung bei Hitze und warmer Kleidung bei Kälte.
    • Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr: Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, insbesondere bei starkem Schwitzen.
    • Vermeidung von Auslösern: Identifizierung und Vermeidung von Faktoren, die die Symptome verschlimmern, wie z. B. bestimmte Speisen oder Stress.
    • Anwendung von Antitranspiranten: Antitranspirante können helfen, die Schweißproduktion zu reduzieren und so die Gefahr einer Unterkühlung durch übermäßiges Schwitzen einzudämmen.
  • Konservative Therapieoptionen bei Hyperhidrose:
    • Topische Anwendung von Aluminiumchlorid: Aluminiumsalze können die Schweißdrüsenausführungsgänge mechanisch verstopfen oder zu einer Atrophie sekretorischer Zellen führen.
    • Leitungswasser-Iontophorese: Hierbei werden Hände oder Füße in ein Wasserbad getaucht oder mit feuchten Elektroden versehen. Die Standardtherapie besteht aus kontinuierlichem Gleichstrom.
  • Operative Verfahren bei Hyperhidrose:
    • Endoskopische Sympathektomie: Hierbei werden die für die Schweißproduktion verantwortlichen Nerven durchtrennt.
    • Axilläre Kürettage und Liposuktion: Bei diesem Verfahren werden die Schweißdrüsen entfernt.

Was kann man selbst tun?

Zusätzlich zu den ärztlichen Maßnahmen können Betroffene selbst einiges tun, um die Auswirkungen einer gestörten Thermoregulation zu minimieren:

  • Auf eine gute Wärmezufuhr achten: Heizen Sie Ihre Wohnung ausreichend, tragen Sie warme Kleidung und trinken Sie heiße Getränke.
  • Unnötiges Schwitzen eindämmen: Verwenden Sie Antitranspirante, um die Schweißproduktion zu reduzieren.
  • Stress reduzieren: Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen, der die Symptome verschlimmern kann.
  • Auf eine ausgewogene Ernährung achten: Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, den Körper optimal zu versorgen und die Thermoregulation zu unterstützen.
  • Regelmäßige Bewegung: Moderate körperliche Aktivität kann die Durchblutung fördern und die Körpertemperaturregulation verbessern.

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