Die Tiertherapie stellt einen vielversprechenden Ansatz in der nicht-medikamentösen Behandlung von Demenz dar. Sie zielt darauf ab, das Wohlbefinden der Betroffenen zu steigern und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Im Fokus steht die Ermöglichung der Teilhabe am Alltag und am sozialen Leben. Gleichzeitig kann dieser Ansatz dazu beitragen, herausfordernde Verhaltensweisen zu mildern und für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen.
Nicht-medikamentöse Demenzbehandlung: Ein Überblick
Die nicht-medikamentöse Behandlung von Demenz umfasst eine Vielzahl von Therapien, die einzeln oder kombiniert angewendet werden können. Zu diesen Therapien gehören:
- Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation (z. B. Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen, Zahlenreihen vervollständigen, auch als Gruppenaktivität)
- Bewegungsangebote zu Hause oder in der Physiotherapie (z. B. Spaziergänge, Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining)
- Angebote für Aktivitäten (auch mit anderen Erkrankten) wie Gespräche, Kochen, Singen, Musizieren und Tanzen
- Biographiearbeit, um Erinnerungen und Erfahrungen durch Fotos, Geschichten, Musik oder Gerüche zu wecken
- Ergotherapie zur Stärkung und zum Erhalt der Alltagskompetenzen
- Kognitive Stimulation zur Verbesserung der Wahrnehmung, des Lernens und des Gedächtnisses (z. B. Wort-, Zahlen- oder Ratespiele)
- Musik- und Tanztherapie zur Weckung positiver Erinnerungen und Gefühle
- Mal- und Kunsttherapie zur Verbesserung des Wohlbefindens
- Snoezelen zur Anregung der Sinne durch Klänge, Düfte und Geschmäcke
- Lichttherapie zur Verbesserung der Schlafqualität
- Berührungen oder leichte Massagen zur Beruhigung
- Tiergestützte Therapie zur Förderung der non-verbalen Kommunikation und zur Beruhigung
Was ist Tiertherapie?
Tiergestützte Therapie (TGT) ist der gezielte Einsatz von Tieren, um positive Effekte auf das physische, psychische und soziale Wohlbefinden von Menschen zu erzielen. Sie umfasst bewusst geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche, Erwachsene wie z.B. Ältere mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten. Die Tiere sind keine Therapeuten und können diese auch nicht ersetzen.
Tiergestützte Intervention (TGI) ist der allgemein etablierte und verwendete Oberbegriff für verschiedene Formen tiergestützter Tätigkeiten.
Tiergestützte Aktivität (TGA) wird im Haus Billetal vom Beschäftigungsteam angeboten. Die Betreuungsleitung hat dazu Vorgaben für die TGA erarbeitet und ihr Team entsprechend geschult.
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Wie wirkt Tiertherapie bei Demenz?
Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann. Die non-verbale Kommunikation kann hilfreich sein, vor allem dann, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist. Möglicherweise ist für manche Demenzpatienten der Aufbau einer Beziehung zu einem Tier einfacher als zu einem Menschen. Außerdem nimmt man an, dass der demenzielle Mensch eine Re-Orientierung hinsichtlich des zeitlichen und räumlichen Empfindens durch den Umgang mit Therapietieren erfährt.
Tiere haben eine besondere Wirkung auf Menschen - sie spenden Trost, fördern Heilung und stärken das Wohlbefinden. Das Schnurren einer Katze, die Freude im Blick eines Hundes, wenn wir mit ihm spielen, die Stärke und Ruhe eines Pferdes, wenn es uns trägt. Die tiergestützte Therapie macht sich genau diese Effekte von Tieren auf den Menschen zunutze, um noch besser helfen zu können und mitunter auch Menschen zu erreichen, die auf reguläre Therapiemethoden nicht so gut ansprechen.
Welche Tiere werden in der Tiertherapie eingesetzt?
Je nach Zielsetzung und Klientel kommen verschiedene Tiere in der tiergestützten Therapie zum Einsatz. Die Bandbreite ist mittlerweile sehr groß. Besonders beliebt sind Hunde, da sie sich relativ leicht trainieren lassen und eine enge Bindung zum Menschen aufbauen. Auch Katzen finden aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung Anwendung in der therapeutischen Arbeit, obwohl sie weniger gut trainierbar sind als Hunde. Pferde spielen neben der Hippotherapie auch im heilpädagogischen Reiten eine wichtige Rolle, da sie motorische Fähigkeiten und Selbstbewusstsein fördern. Ponys eignen sich besonders für Kinder, Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen sowie Angst-Patientinnen und -Patienten. In der Erlebnispädagogik sind Ziegen geschätzte Begleiter, während Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Vögel vor allem in Schulen und Pflegeeinrichtungen genutzt werden, da sie leicht zu handhaben sind und positive sensorische Erfahrungen ermöglichen. In den letzten Jahren sind auch Lamas und Alpakas verstärkt in den Fokus gerückt, da sie mit ihrem sanften Wesen beruhigend auf Menschen wirken und das Selbstbewusstsein stärken können.
- Hunde: Werden gerne bei Depressionen und Traumata eingesetzt. Hunde können helfen, Vertrauen aufzubauen, Glückshormone aktivieren und positive Emotionen fördern. Zudem können Hunde natürlich auch gut als Assistenztiere bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen eingesetzt werden.
- Katzen: Werden in Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen gerne auch als „Wohnungskatzen” gehalten. Durch ihre Anwesenheit können Stress reduziert, Erinnerungen gefördert und das emotionale Wohlbefinden verbessert werden. Besonders für Demenzkranke kann das Streicheln einer Katze beruhigend wirken und mitunter auch Erinnerungen wecken.
- Pferde: Helfen Menschen mit Multipler Sklerose oder Querschnittslähmung, das Gleichgewicht sowie die Muskulatur und Motorik zu fördern. Auch Patientinnen und Patienten mit Angststörungen kann die Arbeit mit Pferden helfen. Ein großes Tier wie ein Pferd zu kontrollieren, kann das Selbstvertrauen stärken.
- Ponys: Sie können Menschen mit Angststörungen dabei helfen, langsam und beständig Ängste abzubauen.
- Ziegen: Werden sehr gerne in der Arbeit mit Kindern eingesetzt, beispielsweise bei „Therapie auf dem Bauernhof”-Projekten. Durch das Füttern, Streicheln und Bürsten der Tiere übernehmen die Kinder Verantwortung.
- Kleintiere (Meerschweinchen, Kaninchen): Werden aufgrund ihrer leichten Handhabbarkeit gerne in der Arbeit in Schulen und Pflegeheimen, aber auch bei Menschen mit Beeinträchtigungen eingesetzt. Vor allem für Menschen, die Angst vor größeren Tieren haben, bieten Kleintiere eine gute therapeutische Alternative. In Senioren- und Pflegeheimen werden Meerschweinchen und Kaninchen mitunter in Gemeinschaftsräumen gehalten, um für Interaktion und Freude zu sorgen.
- Vögel (Wellensittiche): Werden gerne in der Arbeit mit älteren Menschen und Personen mit Depressionen eingesetzt. Das Zwitschern wirkt für viele Menschen stimmungsaufhellend und das Füttern und sich Kümmern um die Tiere kann Interaktionen fördern.
- Lamas und Alpakas: Werden vermehrt in der tiergestützten Therapie eingesetzt, da sie von ihrem Wesen her recht ruhig und sanftmütig sind. Geführte Wanderungen mit Lamas oder Alpakas können beispielsweise eine gute Ergänzung bei Burnout-Therapien sein.
Wie läuft eine Tiertherapie-Sitzung ab?
Wie kann man sich die tiergestützte Therapie nun im Detail vorstellen? Je nach Tier gibt es unterschiedliche Einsatzbereiche.
TGT im Haus Billetal: TGT wird ausschließlich von der Betreuungsleitung/Fachkraft für TGI und dem Psychologen ausgeübt. Bei 171 Bewohnern ist es nicht möglich, jedem Bewohner ein tiergestütztes Angebot zu machen, insbesondere keine Tiergestützten Therapien. Wenn es Hinweise aus der Biografie oder vom Pflege- oder Beschäftigungsteam gibt, dass ein tiergestütztes Angebot sinnvoll sein könnte, werden je nach Bedarf individuelle Planungen mit speziellen Förderzielen für diese Bewohner erstellt. Auch für Notfälle (z.B. akute aggressive, depressive Stimmungslagen), gibt es mittlerweile - aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren - geplante Vorgehensweisen. Betreuungsleitung und Psychologe klären gemeinsam, ob mit Hund, Kaninchen, Hühnern oder in einer Kombination verschiedener Tiere gearbeitet werden soll. Zum Vorgehen gehören Einzel- und Gruppensettings für die betreffenden Bewohner. Diese Planungen werden in der Bewohnerakte hinterlegt, regelmäßig evaluiert und falls notwendig angepasst. Dabei setzt die Betreuungsleitung ihren Hund, Kaninchen oder Hühner und der Psychologe seine Hunde in Einzeltherapie ein. Die Kaninchen sowie die Hühner werden von der Fachkraft für TGI individuell am Tiergehege und/oder im Haus Billetal eingesetzt, nachdem spezielle Therapieziele geplant wurden. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Gehege nicht einfach um ein Gehege, das man von außen - wie bei einem Tiergehege üblich - anschauen kann, damit man Freude empfindet und sich wohlfühlt, sondern um ein therapeutisches Tiergehege.
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Das Konzept zur TGI beinhaltet individuelle TGI-Planungen mit verschiedenen Förderzielen für einzelne Bewohner, aber auch Gruppenangebote. Individuelle Förderziele und Indikationen werden in Fallgesprächen für einzelne Bewohner interdisziplinär entwickelt. Der Einsatz der Tiere erfolgt ausschließlich bei begründeten Erfolgsaussichten. Förderziele werden in einer zielführenden Therapieplanung schriftlich festgehalten, evaluiert und/oder angepasst. Die Organisation der TGI richtet sich nach verschiedenen Indikationen und es gibt unterschiedliche Zielsetzungen:
- bei der Minderung von Ängsten und/oder depressiven Verstimmungen etc.
- bei der Unterstützung der Pflege (z.B. bei aggressiven Bewohnern, um diese zu beruhigen bzw.
Beispiel aus der Praxis: Herr L. und Therapiehündin Nora
Herr L. (*1948) war dement, aber körperlich fit. Gesprochen hat er fast nie, obwohl er sprachfähig war. In der Zeit von November 2019 bis Oktober 2020 gab es 57 aggressive Vorfälle, die von Herrn L. ausgingen. Sie hatten unterschiedliche Qualitäten. Herr L. hatte zusätzlich zu seiner Festmedikation von November 2019 bis zum 09. Oktober 2020 insgesamt 197x Bedarfsgaben gegen Unruhe oder nach Tätlichkeiten erhalten. Laut seiner Biografie mochte Herr L. Tiere und hatte eine Katze. Er zeigte durch Mimik und Gestik viel Interesse an den Tieren des Hauses. Besonders Therapiehündin Nora konnte in seine Welt vordringen.
Auf einer Leitungsbesprechung wurde besprochen, dass vor einer BM-Gabe bei Herrn L. eine TGI mit Hund (TGI) angeboten wird, um zu sehen, ob Psychopharmaka reduziert werden können. Ab dem 23.03.20 startete der Versuch. Ergebnis: Von November 2019 bis zum 24.03.2020 wurden 159 Bedarfsgaben ohne TGT gegeben. Mit TGT wurden in der Zeit vom 24.03.20 bis zum 09.10.2020 lediglich 38 Bedarfsgaben verabreicht.
Positive Effekte der Tiertherapie bei Demenz
TGI hat positive Effekte auf Bewohner mit Depressionen, Ängsten, Demenz und Verhaltensauffälligkeiten. Der Kontakt mit ausgebildeten Therapiehunden, aber auch Tieren wie Katzen, Pferde und sogar Fische im Aquarium, kann Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome demenzkranker Patienten in Pflegeeinrichtungen verbessern, wie eine systematische Übersichtsarbeit nun zeigt.
Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit fasst nun die Evidenz tiergestützter Interventionen im Kontext mit dem Verhalten und den psychischen Beschwerden von Demenzpatienten in Pflegeeinrichtungen zusammen. [3] Von anfänglich 204 ermittelten Artikeln wurden 32 als relevant befundene Studien in die Übersichtsarbeit inkludiert. Die Autoren berücksichtigten Studien aus acht Ländern, die meisten davon in den USA angesiedelt. Hinsichtlich des Studiendesigns wurden keine Einschränkungen vorgenommen, so dass sowohl randomisierte als auch quasi-experimentelle und qualitative Studien Eingang in die Übersichtsarbeit fanden. Alle inkludierten Studien wurden in spezialisierten Pflegeeinrichtungen, Memory-Kliniken oder geriatrischen Krankenhausabteilungen durchgeführt.
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Auf der Ebene der untersuchten Symptome stellten agitiertes und/oder aggressives Verhalten die mit 15 Studien meistuntersuchten Symptome dar. In neun der Studien konnte ein statistisch signifikanter Rückgang dieser Symptome durch die tiergestützte Therapie beobachtet werden. Primär kamen hier Hunde zum Einsatz. Eine Studie untersuchte lediglich in den Abendstunden auftretendes agitiertes Verhalten ("Sundowning"-Syndrom), welches ebenfalls signifikant reduziert werden konnte.
Spezifika bzgl. des Sozialverhaltens wie z.B. körperlicher Kontakt, Augenkontakt, verbale oder nonverbale Interaktionsmerkmale (Mimik, Gesten, Körpersprache, Sprechen) mit Personen oder Tieren wurden in zwölf Studien untersucht. Die Mehrzahl der Studien verzeichnete eine signifikante Verbesserung des sozialen und kommunikativen Verhaltens der untersuchten Patienten.
Neun Studien erhoben den Einfluss von Therapie-Hunden auf den Gemütszustand der Demenzpatienten, der von gelegentlichen Stimmungsschwankungen bis hin zur schweren Depression reichte. In einigen Studien konnte eine signifikante Verbesserung des Gemütszustands, aber nicht der depressiven Verstimmung erreicht werden, andere Studien verzeichneten eine deutliche Besserung der depressiven Symptome.
Die Lebensqualität war in vier Studien Gegenstand der Untersuchung. Lediglich in einer Studie fand diesbezüglich keine wesentliche Verbesserung durch die tiergestützte Maßnahme statt. Auf der Ebene der physischen Aktivität resultierten beide relevanten Studien in einer Erhöhung des Aktivitätslevels durch die Beschäftigung mit Pferden und Hunden.
Die vorliegenden Resultate verweisen eindrucksvoll auf eine kurzfristige Steigerung des psychosozialen Wohlbefindens und auf eine Ressourcenaktivierung während ,Tierische Tandems'. Die Studie weist weiterhin darauf hin, dass eine tiergestützte Gruppenintervention mit demenzerkrankten Heimbewohnerinnen möglich ist und dass regelmäßige gezielte Interventionen zur Verbesserung des psychosozialen Wohlbefindens der Demenzerkrankten führen können.
Herausforderungen und Risiken der Tiertherapie
Die tiergestützte Therapie bietet viele wertvolle Aspekte, birgt aber auch gewisse Herausforderungen. So sind beispielsweise Allergien gegen die Haare, den Speichel oder die Hautschuppen der eingesetzten Tiere vorab zu klären. Die Tiere müssen gesund sein, regelmäßig untersucht und gepflegt werden, um Infektionen und Parasiten vorzubeugen. Auch die Hygiene in den Einrichtungen muss gewahrt werden, wenn die Tiere beispielsweise in Pflegeheimen, Praxen oder Kliniken zum Einsatz kommen. So muss es klare Regeln geben, z. B. Auch wenn Tiere gut trainiert und ruhig sind, können sie aus Schreck oder unter Stress kratzen oder nach jemandem schnappen. Diese Gefahrenquelle muss so gut wie möglich abtrainiert werden, kann aber dennoch nie ganz ausgeschlossen werden. Bei der Therapie mit Pferden bestehen zudem weitere Risiken wie der Sturz vom Tier beim Reiten.
Patientinnen und Patienten bauen mitunter sehr enge Bindungen zu Therapietieren auf. Der Ruhestand oder Tod eines solchen Tieres kann gerade für Kinder, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen sehr belastend sein. Es ist auch wichtig zu wissen, dass nicht jedes Tier für den therapeutischen Einsatz geeignet ist. Manche Tiere mögen keinen engen Menschenkontakt oder sind schnell gestresst. Eine sorgfältige Auswahl und Prüfung sind ein wichtiger Startpunkt. Zudem ist es wichtig, dass Therapietiere regelmäßige Pausen einhalten können und ausreichend Rückzugsmöglichkeiten haben. Generell steht das Wohl des Tieres an erster Stelle.
Des Weiteren sind auch rechtliche Aspekte bei der tiergestützten Therapie zu beachten. Therapeutinnen und Therapeuten sollten klären, ob sie für Schäden, die das Tier verursacht, haften und welche Versicherungen abgeschlossen werden sollten. Beim Einsatz des Tiers in bestimmten Einrichtungen wie z. B.
Hygienemaßnahmen im Haus Billetal: Die TGI bzw. der Einsatz von Hunden, Kaninchen und Hühnern machte es erforderlich, dass die Hygienemaßnahmen überarbeitet wurden. Im Juni 2018 wurden das Hygienehandbuch und die hygienischen Anforderungen bei tiergestützten Aktivitäten für Tiere und Halter angepasst.
Das therapeutische Tiergehege im Haus Billetal: Das therapeutische Tiergehege wurde entsprechend den Standards der International Society for Animal Assisted Therapy (ISAAT) und der European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) geplant und realisiert. Es besteht aus jeweils einem Stall mit überdachtem Auslauf für die Kaninchen und Hühner. Beide Ställe besitzen zwei Wechselweiden, um dem Bewegungsdrang und dem damit verbundenen natürlichen Verhalten der Tiere gerecht zu werden. Somit wird auch immer eine grüne Weide gesichert. Die Ställe wurden nach den Maßgaben der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) erbaut und sind für alle Jahreszeiten geeignet. Zwischen den Ställen gibt es genügend Platz, um mit einer Gruppe von Bewohnern an einem Tisch zu sitzen und zum Beispiel das Tierfutter zuzubereiten. Die Ställe können gefahrlos begangen oder befahren und die Fläche zwischen den Ställen für die Tiere geöffnet werden. So wird der Kontakt zu den Tieren auf "Augenhöhe" gewährleistet. Die Tiere können sich jederzeit in den Stall zurückziehen oder aus eigenem Antrieb den Kontakt zum Menschen suchen. Sie entscheiden selbst, wie aktiv sie in dem Setting mitwirken.
Robotertiere als Alternative?
Einschränkungen im Einsatz tiergestützter Therapien sind jedoch zu berücksichtigen, wenn Demenzpatienten eine Tierhaarallergie aufweisen oder eine Aversion bzw. ängstliches Verhalten gegenüber den eingesetzten Tieren zeigen. Studien aus dem Bereich der Robotik greifen diese Thematik auf. Nicht nur sogenannte "humane" Pflegeroboter, sondern auch Tierroboter stehen derzeit im Interesse der Forschung. So werden zunehmend Robotertiere als Ersatz für lebende Tiere auf ihre Eignung als Pflegemaßnahme körperlich und geistig eingeschränkter Menschen untersucht, wie z.B. die Roboterrobbe PARO, die unter anderem auch in der Therapie demenzkranker Menschen zum Einsatz kommt. [4] Der Einsatz von tierähnlichen Robotern vermeidet einige der Probleme, welche die tiergestützte Therapie mit lebendigen Tieren in Pflegeeinrichtungen mit sich bringt, wie z. B. Bedenken hinsichtlich Hygiene, Allergien und Tierschutz.
Die ethische Plausibilität des therapeutischen Einsatzes von interaktiven Kuschelrobotern wie PARO (Robbe), AIBO (Hund), CuDDler (Eisbär), Nabaztag (Hase) und NeCoRo oder JustoCat (Katze) ist jedoch umstritten, da trotz höherer Praktikabilität, niedrigerer Kosten und Vorteile bzgl. des Schutzes lebender Therapietiere eine Verarmung und Stereotypisierung des Sozialverhaltens der Patienten befürchtet wird.
Ausbildung und Qualifikation
Für die professionelle Ausübung der tiergestützten Therapie ist eine fundierte Ausbildung essentiell. In Österreich und Deutschland bieten verschiedene Institutionen entsprechende Qualifizierungen an. Hier kann man einen berufsbegleitenden Diplom-Lehrgang zur Fachkraft für tiergestützte Arbeit und Therapiebegleitung besuchen.
Ausbildung im Haus Billetal: Um eine "Tiergestützte Therapie" sach- und fachgerecht einsetzen und durchführen zu können, brauchen Menschen - und manche Tiere - eine adäquate Ausbildung. Die Geschäftsführung unterstützte das Projekt am Haus Billetal und finanzierte die verschiedenen Weiterbildungen der Mitarbeiter (z.B. am Institut für soziales Lernen mit Tieren). Daher konnten zwei Mitarbeiter, der Psychologe der Einrichtung und die Leitung der Sozialen-Betreuung, entsprechende Ausbildungen im Bereich der TGI abschließen (Therapiebegleithundeteam, Fachkraft für TGI); sie setzen ihre eigenen Hunde ein.
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