Alzheimer und andere Demenzerkrankungen haben sich zu einer der zehn häufigsten Todesursachen weltweit entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, dass diese Erkrankungen im Jahr 2019 an siebter Stelle der häufigsten Todesursachen standen. Besonders in Ländern mit hohen Einkommen, wie Deutschland und den USA, rangieren Alzheimer und Demenz sogar an zweiter Stelle der Todesursachen.
Die steigende Bedeutung von Alzheimer als Todesursache
Die Zahl der Todesfälle durch Alzheimer hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. In der WHO-Europaregion stieg die Zahl der Toten von 158.000 im Jahr 2000 auf 497.000 im Jahr 2019. Dieser Anstieg ist nicht nur auf die steigende Lebenserwartung zurückzuführen, sondern auch auf die Zunahme der Erkrankung selbst. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass sich die Zahl der Todesfälle aufgrund von Alzheimer in Deutschland von 2003 bis 2023 fast verdoppelt hat. Im Jahr 2023 starben rund 10.100 Menschen an dieser unheilbaren Demenzerkrankung, verglichen mit etwa 5.100 im Jahr 2003.
Was ist Alzheimer?
Die Alzheimer-Krankheit, auch als Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer bezeichnet, ist eine neurodegenerative Erkrankung. Neurodegenerativ bedeutet, dass Nervenzellen im Gehirn nach und nach geschädigt werden und absterben oder ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Dies führt zu einem fortschreitenden Verlust von geistigen Funktionen, insbesondere des Gedächtnisses, des Denkvermögens, der Sprache und der Orientierung.
Veränderungen im Gehirn bei Alzheimer
Bei Alzheimer-Patienten treten spezifische Veränderungen im Gehirn auf, die für die Erkrankung charakteristisch sind. Dazu gehören:
- Amyloid-Plaques: Ablagerungen von Beta-Amyloid-Protein zwischen den Nervenzellen, die die Kommunikation zwischen den Zellen stören.
- Tau-Fibrillen: Verknäuelungen von Tau-Protein innerhalb der Nervenzellen, die den Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen behindern.
Diese Veränderungen führen zum Absterben von Nervenzellen und zur Schrumpfung des Gehirns, was die kognitiven Funktionen beeinträchtigt.
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Symptome der Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit verläuft in verschiedenen Stadien, die jeweils unterschiedliche Symptome aufweisen:
- Frühes Stadium:
- Vergesslichkeit, insbesondere für kurz zurückliegende Ereignisse
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Gesprächen zu folgen
- Verlegen von Gegenständen
- Orientierungsprobleme
- Mittleres Stadium:
- Zunehmende Gedächtnis- und Sprachprobleme
- Verwirrtheit
- Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben wie Körperpflege und Ankleiden
- Verhaltensänderungen wie Unruhe, Aggressivität und Wutausbrüche
- Spätes Stadium:
- Verlust der Sprachfähigkeit
- Verlust der Fähigkeit, vertraute Personen zu erkennen
- Vollständige Abhängigkeit von Hilfe bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens
- Kontrollverlust über Blase und Darm
- Schluckstörungen
- Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch nicht vollständig erforscht. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung erhöhen können:
- Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für Alzheimer. Die meisten Betroffenen sind älter als 65 Jahre.
- Genetische Faktoren: In seltenen Fällen (ca. 1 %) ist Alzheimer erblich bedingt.
- Weitere Risikofaktoren:
- Herzkrankheiten
- Diabetes
- Hoher Cholesterinspiegel
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Soziale Isolation
- Geistige Inaktivität
Diagnose von Alzheimer
Die Diagnose von Alzheimer umfasst in der Regel mehrere Untersuchungen und Tests, um die Symptome des Patienten gründlich zu bewerten und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Zu den gängigen Diagnoseverfahren gehören:
- Kognitive Tests und psychometrische Tests: Untersuchung der geistigen Leistungsfähigkeit durch Aufgaben und Fragen.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, der Muskelkraft und der Sinnesfunktionen.
- Bildgebende Verfahren: MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie), um Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.
- Liquoruntersuchung: Analyse der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, um bestimmte Biomarker für Alzheimer zu identifizieren.
- Bluttests: Um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und das Vorhandensein von ApoE4-Genvarianten zu bestimmen, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können.
Behandlung von Alzheimer
Bisher ist Alzheimer nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Therapie- und Behandlungsansätze, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern können. Dazu gehören:
- Medikamentöse Behandlung:
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Verbesserung der Signalübertragung im Gehirn.
- NMDA-Antagonisten: Schutz der Nervenzellen vor schädlichen Einflüssen.
- Lecanemab: Ein neuerer Wirkstoff, der Amyloid-Plaques im Gehirn reduziert und den Krankheitsverlauf verzögern soll (derzeit noch nicht in Deutschland verfügbar).
- Nicht-medikamentöse Behandlung:
- Kognitives Training: Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit durch gezielte Übungen.
- Ergotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
- Physiotherapie: Erhaltung der körperlichen Beweglichkeit und Kraft.
- Musiktherapie: Verbesserung des Wohlbefindens und der Kommunikation.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten, Depressionen und anderen psychischen Problemen.
- Anpassung des Wohnraums: Schaffung einer sicheren und übersichtlichen Umgebung.
- Beratung und Unterstützung für Angehörige: Entlastung und Stärkung der pflegenden Angehörigen.
Leben mit Alzheimer
Für Menschen mit Alzheimer und ihre Familien ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu suchen. Eine frühe Diagnose ermöglicht es, die bestmöglichen Behandlungs- und Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.
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Tipps für den Umgang mit Alzheimer-Patienten
- Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie klare Fragen.
- Orientierung: Schaffen Sie eine vertraute und übersichtliche Umgebung, verwenden Sie Erinnerungshilfen wie Fotos und Kalender.
- Alltag: Strukturieren Sie den Tag, geben Sie klare Anweisungen und unterstützen Sie bei Bedarf bei alltäglichen Aufgaben.
- Verhalten: Bleiben Sie ruhig und geduldig, reagieren Sie nicht auf aggressive Ausbrüche und suchen Sie professionelle Hilfe bei Verhaltensproblemen.
- Pflege: Achten Sie auf eine gute Körperpflege, Ernährung und Bewegung.
- Entlastung: Nehmen Sie Entlastungsangebote für pflegende Angehörige in Anspruch, um Überlastung zu vermeiden.
Prävention von Alzheimer
Obwohl es keine Garantie dafür gibt, Alzheimer zu verhindern, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung senken können:
- Gesunder Lebensstil:
- Ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige Bewegung
- Geistige Aktivität
- Soziale Kontakte
- Vermeidung von Übergewicht, Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
- Kontrolle von Risikofaktoren:
- Behandlung von Herzkrankheiten, Diabetes, hohem Cholesterinspiegel und Bluthochdruck
- Früherkennung und Behandlung von Depressionen
Todesursachen bei Alzheimer-Patienten
Die Alzheimer-Krankheit selbst führt nicht direkt zum Tod. Menschen mit Alzheimer sterben in der Regel an den Folgen der Erkrankung oder an Komplikationen, die durch den fortschreitenden Abbau der körperlichen und geistigen Fähigkeiten entstehen.
Häufige Todesursachen bei Alzheimer-Patienten
- Lungenentzündung: Aufgrund von Schluckstörungen können Nahrungsbestandteile oder Speichel in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung verursachen (Aspirationspneumonie).
- Infektionen: Das Immunsystem von Alzheimer-Patienten ist oft geschwächt, was sie anfälliger für Infektionen macht.
- Komplikationen durch Immobilität: Bettlägerigkeit kann zu Druckgeschwüren (Dekubitus), Thrombosen und Lungenembolien führen.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Alzheimer-Patienten haben oft auch andere Erkrankungen, die zum Tod beitragen können.
- Stürze: Orientierungsstörungen und Gleichgewichtsprobleme erhöhen das Sturzrisiko, was zu Knochenbrüchen und anderen Verletzungen führen kann.
Palliativversorgung in der letzten Lebensphase
In der letzten Lebensphase von Alzheimer-Patienten ist eine palliative Versorgung wichtig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten. Die palliative Versorgung umfasst:
- Schmerzlinderung: Behandlung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen.
- Atemnot: Linderung von Atemnot durch Sauerstofftherapie oder Medikamente.
- Unruhe und Angst: Beruhigung und Ablenkung durch Musik, Berührungen oder Medikamente.
- Ernährung: Anpassung der Ernährung an die Bedürfnisse des Patienten, ggf. künstliche Ernährung.
- Psychosoziale Unterstützung: Begleitung und Beratung von Patienten und Angehörigen.
Sterbeort
Viele Menschen mit Demenz werden zu Hause von ihren Angehörigen betreut und haben den Wunsch, auch dort zu sterben. Dieser Wunsch kann jedoch nicht immer erfüllt werden, und viele Patienten verbringen ihre letzte Lebensphase in einem Pflegeheim oder Krankenhaus.
Trauerbegleitung
Der Tod eines geliebten Menschen mit Alzheimer ist für die Angehörigen oft sehr belastend. Trauerbegleitung kann helfen, den Verlust zu verarbeiten und mit den Emotionen umzugehen.
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