Transkranielle Pulsstimulation (TPS) bei der Alzheimer-Therapie: Ein Überblick

Die Alzheimer-Demenz und andere Formen der Demenz stellen eine wachsende Herausforderung für die moderne Medizin dar. Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute keine Heilung. Allerdings gibt es Behandlungen, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. In diesem Kontext hat sich die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) als eine vielversprechende, nicht-invasive Therapieoption etabliert.

Was ist Transkranielle Pulsstimulation (TPS)?

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine relativ junge Methode aus dem Bereich der Stoßwellenmedizin. Sie wurde entwickelt, um den Fortschritt von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz aufzuhalten und die Symptomatik zu reduzieren. Die TPS wird mit dem speziell entwickelten medizintechnischen Gerät „Neurolith“ durchgeführt, das für die "Behandlung des zentralen Nervensystems bei Alzheimer-Demenz" CE-zertifiziert ist. Es kann auch bei anderen Erkrankungen wie Parkinson, Depressionen oder Post-Covid-Symptomen eingesetzt werden.

Wie funktioniert die TPS?

Bei der TPS werden kurze Stoßwellen-Impulse durch den Schädel hindurch in das Gehirn geleitet. Innerhalb von ca. 30 Minuten werden 6.000 einzelne Impulse appliziert. Die Impulse dringen bis zu acht Zentimeter tief in die betroffenen Gehirnareale ein und stimulieren diese. Die Behandlung erfolgt ambulant und ist nicht-invasiv, d.h. es werden keine Verletzungen an Haut oder Schädeldecke verursacht. Die Patienten sind während der Behandlung bei vollem Bewusstsein und spüren lediglich ein leichtes Prickeln auf der Kopfhaut.

Ein großer Vorteil der TPS ist, dass sie im Zusammenspiel mit der MRT-Navigation eine präzise Applikation der Stimulationspulse ermöglicht - sowohl kortikal als auch subkortikal und individuell auf das Gehirn des Patienten abgestimmt. Dies führt zu einem hohen Maß an Sicherheit, da es zu keinen Überdosierungen kommt. Während der Behandlung kann man sich entspannt unterhalten oder die Therapie einfach nur genießen. Nach Beendigung der Behandlungssitzung und nach dem Reinigen der Kopfhaut und des Haares vom Ultraschall-Gel können der Patient und dessen Begleitung wieder nach Hause gehen bzw. alle Aktivitäten unternehmen, die sie möchten oder müssen. Es gibt keinerlei Restriktionen bzgl. des Essens, Trinkens oder sonstiger Tätigkeiten.

Indikationen und Anwendungsgebiete

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird aktuell hauptsächlich zur Behandlung der Alzheimer-Demenz eingesetzt. Das Stoßwellen-System NEUROLITH® zur Durchführung der TPS ist zur Behandlung des zentralen Nervensystems bei Alzheimer-Demenz klinisch zugelassen.

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Im Rahmen der klinischen Forschung werden allerdings schon lange auch andere neurogenerative Erkrankungen in Bezug auf ihr Ansprechen durch die Stoßwellen der TPS positiv untersucht. In der Praxis können wir die TPS daher im Rahmen der sog. „off-label-use“-Behandlungen nach individueller Abklärung bei folgenden Indikationen einsetzen:

  • Andere Formen von Demenz-Erkrankungen wie vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz und Parkinson-assoziierte Demenz
  • Morbus Parkinson
  • Depressionen, auch sonst therapieresistente Depressionen
  • Long-Covid bzw. Post-Covid

Klinische Evidenz und Studienergebnisse

Die TPS ist eine Therapie, die Patienten und Angehörige gleichermaßen unterstützt. Die Transkranielle Pulsstimulation etabliert sich zurecht als überzeugender Bestandteil in der Behandlung von Alzheimer-Demenz, anderen Demenzformen und weiteren neurodegenerativen Erkrankungen. Als ergänzendes Verfahren zur medikamentösen Therapie erweitert sie die Möglichkeiten in der Medizin beträchtlich.

Positive Effekte bei Alzheimer-Demenz

Bisher wurden ca. 4.000 Patienten mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) behandelt. TPS kann bei leichter bis mittelgradiger Demenz den Krankheitsverlauf stoppen und auch bei schwerer Demenz positive Ergebnisse erzielen. Die Therapie führt zu zahlreichen Verbesserungen wie gesteigertes Gedächtnis, reduzierte Sprachstörungen, bessere Orientierung, weniger Depressionen und Ängste, erleichterte körperliche Aktivität und erhöhte soziale Teilhabe.

Viele Patienten bzw. Angehörige berichten von einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität nach der Behandlung. So berichtet R.G., ein Alzheimer-Patient: „An die schlimmsten Zeiten meiner Erkrankung kann ich mich gar nicht erinnern. Ich muss vollkommen weggetreten und aggressiv gewesen sein. Jetzt geht es mir gut, ich gehe auch selbst wieder einkaufen und arbeite im Garten. Meine Frau, meine Tochter und ich sind unendlich dankbar für diese Therapie.“

Studienlage und wissenschaftliche Bewertung

Die Studienlage zur TPS ist noch nicht abschließend, aber es gibt bereits vielversprechende Ergebnisse. Eine im April 2025 neu veröffentlichte, erstmals kontrolliert randomisiert durchgeführte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer liefert jedoch keinen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis.

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Allerdings gibt es auch kritische Stimmen. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. hat die Datenlage bewertet und kommt zu dem Schluss, dass es derzeit keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode gibt. Für einen Wirksamkeitsnachweis seien mittels Scheinstimulation kontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl, Parallelgruppendesign und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich.

TPS bei Post-Covid

Eine besondere Bedeutung kommt aktuell dem Formenkreis „Long-Covid“ nach Corona-Infektionen zu, an deren Folgesyndromen, die wir als Post-Covid bezeichnen, rund 10 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden. Von den betroffenen Personen leiden etwa 80 Prozent an neurologischen Symptomen wie dauerhafter Erschöpfung (CFS-Syndrom), kognitiven Beeinträchtigungen (beispielsweise Konzentrations-, Wortfindungs- und Gedächtnisproblemen), Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns sowie intensiver körperlicher Schwäche, die sogar das Bewältigen alltäglicher Aufgaben und das Arbeiten unmöglich machen können. Diese spezielle Form des Post-Covid-Syndroms hat den Namen Neuro-Covid erhalten.

Bisher wurde bei etwa 200 Post-Covid- bzw. Neuro-Covid-Patienten, die mit TPS therapiert wurden, eine Erfolgsrate von 95% verzeichnet! Dies bedeutet, dass den meisten Betroffenen durch das TPS-Kernbehandlungsmodul schnell und effektiv geholfen werden kann. Nebenwirkungen oder unerwünschte Effekte wurden bislang nicht festgestellt.

Ablauf einer TPS-Behandlung

Vor Beginn der TPS-Behandlung sollte die zu behandelnde Erkrankung (in der Regel: Alzheimer-Demenz) bereits durch einen Arzt bzw. eine Ärztin und/oder Psychologen oder Psychologin diagnostiziert worden sein. Vor einer möglichen TPS-Behandlung wird zunächst in einem ärztlichen Beratungsgespräch geklärt, ob die TPS geeignet ist. Sollte dies der Fall sein, erfolgt ein Aufklärungsgespräch, in dem individuelle Erfolgsaussichten, Behandlungsalternativen sowie Risiken und mögliche Komplikationen besprochen werden. Hiernach kann die erste Behandlung beginnen. In der Regel erfolgen initial 6 Behandlungen (jeweils montags, mittwochs und freitags) innerhalb von 2 Wochen, wobei jede Sitzung ca. 30 Minuten dauert. Um die mit einer TPS-Behandlung erreichte Ergebnisse langfristig zu konservieren.

Vorbereitung und Durchführung

Zunächst wird ein individuell angefertigtes MRT des Gehirns erstellt. Dieses dient als Grundlage für die präzise Planung und Durchführung der Behandlung. Vor der Behandlung wird Ultraschallgel auf die Kopfhaut aufgetragen, um eine optimale Übertragung der Stoßwellen zu gewährleisten. Der Patient setzt eine Brille zur Positionserkennung des Kopfes auf. Anschließend werden die Stoßwellen mit einem Therapie-Handstück millimetergenau in die betroffenen Hirnregionen appliziert. Auf dem Computer wird präzise aufgezeichnet, wo und wieviel stimuliert wird - das ermöglicht eine optimale Anwendung.

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Nachsorge und Auffrischungsbehandlungen

Im Anschluss empfehlen wir einzelne Auffrischungs- bzw. Booster-Sitzungen alle 4 bis 6 Wochen.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Die TPS ist ein sicheres und nebenwirkungsarmes Therapieverfahren. Schwere Nebenwirkungen oder gar Langzeitschäden sind bislang nicht aufgetreten und auch nicht in der Literatur beschrieben. In seltenen Fällen (4 von 100 Patienten) kann es zu minimalen Nebenwirkungen wie leichten Kopfschmerzen oder Schwindel kommen, die jedoch schnell abklingen.

Bei Menschen mit folgenden (Vor-)Erkrankungen/Medikamenten sollte eine TPS-Behandlung nicht erfolgen, weil die Risiken für Nebenwirkungen zu groß wären:

  • Kürzlich zurückliegende Blutungen bzw.

Kosten und Verfügbarkeit

Die Transkranielle Pulsstimulation ist ein in Deutschland CE-zertifiziertes Medizinprodukt zur Behandlung von Morbus Alzheimer. Aktuell wird dieses jedoch noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, so dass TPS-Behandlungen ausschließlich privaten Selbstzahlern zur Verfügung stehen. Einige private Kassen bzw. die Beihilfe (Staatsbeamte, Lehrer, Soldaten etc.) sind eventuell bereit, die Kosten zu übernehmen. Bitte sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrer Krankenkasse bzw.

Die Methode wird an rund zwanzig Standorten in Deutschland angeboten.

Fazit

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine innovative und vielversprechende Therapieoption zur Behandlung der Alzheimer-Demenz und anderer neurodegenerativer Erkrankungen. Sie kann dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Obwohl die Studienlage noch nicht abschließend ist, gibt es bereits vielversprechende Ergebnisse und positive Erfahrungsberichte von Patienten und Angehörigen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die TPS kein Heilmittel für Alzheimer ist, sondern eine ergänzende Behandlungsmethode. Sie sollte in Kombination mit anderen Therapien wie Medikamenten und kognitivem Training eingesetzt werden.

Wenn Sie oder einer Ihrer Angehörigen an Alzheimer-Demenz oder einer anderen neurodegenerativen Erkrankung leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit einer TPS-Behandlung.

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