Eingeklemmter Nerv im Trapezius: Ursachen, Symptome und Behandlung

Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem viele Menschen irgendwann in ihrem Leben betroffen sind. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2021 gaben 45 % der Befragten an, im vorangegangenen Jahr an Nackenschmerzen gelitten zu haben, wobei Frauen häufiger betroffen waren als Männer. Ein spezifischer Auslöser für Nackenschmerzen kann ein eingeklemmter Nerv im Trapeziusmuskel sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten eines solchen eingeklemmten Nervs.

Was ist ein eingeklemmter Nerv im Nacken?

Ein eingeklemmter Nerv im Nacken, auch als Nervenkompression oder Nervenreizung bekannt, entsteht, wenn ein Nerv im Nackenbereich durch umliegende Gewebe komprimiert wird. Diese Gewebe können Muskeln, Sehnen oder die Bandscheiben der Halswirbelsäule sein.

Ursachen für einen eingeklemmten Nerv in der HWS

Im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) ist der Platz begrenzt, in dem Wirbelkörper, Bandscheiben, Muskeln, Bänder und Nerven untergebracht sind. Normalerweise behindern sich diese Strukturen nicht gegenseitig bei alltäglichen Bewegungen. Allerdings gibt es verschiedene Faktoren, die zu einem eingeklemmten Nerv führen können:

  • Muskelverhärtungen: Verhärtete Muskeln sind eine der häufigsten Ursachen für einen eingeklemmten Nerv. Alle Faktoren, die zu Muskelverhärtungen führen, können dazu beitragen, dass der Muskel auf einen benachbarten Nerv drückt.
  • Wirbelkörperblockaden: Eine unbedachte Bewegung kann dazu führen, dass die Wirbelkörper nicht in ihre normale Position zurückgleiten und sich leicht schräg oder versetzt übereinanderlegen. Dies blockiert nicht nur die Bewegung, sondern kann auch zu einer Nervenkompression führen.
  • Entzündungen: Entzündungen im Bereich der Muskeln oder Bandscheiben führen zu Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen, die auf Nerven drücken können.
  • Überlastungen: Überlastungen führen zu Muskelverhärtungen, die ebenfalls auf Nerven drücken können.
  • Fehlbelastungen: Wiederholte, unbemerkte Fehlbelastungen können dazu führen, dass sich Muskeln einseitig stärker ausprägen und Nerven einklemmen.
  • Bandscheibenvorfälle: Bei chronischen Fehlbelastungen kann es im Bereich der HWS zu einem Verrutschen von Bandscheiben kommen, was zu einer Annäherung der Wirbelkörper führt. Die herausgedrückte Bandscheibe kann auf einen Nerv drücken und Schmerzen sowie neurologische Ausfälle verursachen.
  • Kälte: Das Aussetzen des Körpers gegenüber Kälte oder Windzug kann zu Muskelverhärtungen führen, die auf Nerven drücken können.

Symptome eines eingeklemmten Nervs im Nacken

Eingeklemmte Nerven verursachen meistens Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln. Verhärtungen im Nacken- und Schulterbereich sind ebenfalls häufig. Weitere Symptome können sein:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Patienten können den Hals oft nicht mehr gerade halten oder wie gewohnt bewegen.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Schmerzen können entlang des Nervs ausstrahlen, z.B. in den Arm.
  • Muskelsteifheit: Verhärtete Muskeln können zu Steifheit führen.
  • Ohrenschmerzen: Durch die komplexe Verbindung der Nervenbahnen im Kopf- und Nackenbereich können Ohrenschmerzen auftreten.
  • Kopfschmerzen: Nackenmuskulatur und Nerven sind eng mit den Strukturen des Kopfes verbunden, sodass Störungen in diesem Bereich zu Kopfschmerzen führen können.
  • Muskelschwäche: Ein komprimierter Nerv kann zu vorübergehender oder dauerhafter Muskelschwäche in Nacken, Schultern oder Armen führen.
  • Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder ein Gefühl von "Ameisenlaufen" können auftreten.

Zusammenhang zwischen Trapezius und eingeklemmten Nerven

Der Trapeziusmuskel, auch Kapuzenmuskel genannt, verläuft von der oberen Halswirbelsäule über die Schulterblätter bis zur Wirbelsäule im Brustbereich. Er ist ein großer, oberflächlicher Muskel, der eine wichtige Rolle bei der Bewegung und Stabilität von Nacken, Schultern und oberem Rücken spielt. Verspannungen, Verhärtungen oder Entzündungen in diesem Muskel können dazu führen, dass Nerven, die durch den Muskel verlaufen oder in seiner Nähe liegen, eingeklemmt werden.

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Upper Cross Syndrom

Ein wichtiger Faktor, der zu Verspannungen im Trapezius und damit zu eingeklemmten Nerven beitragen kann, ist das Upper Cross Syndrom. Dieses Beschwerdebild entsteht durch eine Fehlhaltung des Nackens und des oberen Rückens. Typisch ist das Vorstehen von Kopf und Schultern, wobei der obere Rücken eine gekrümmte Haltung einnimmt. Ursächlich ist oft eine schlechte Körperhaltung, die im Laufe der Zeit zu einem muskulären Ungleichgewicht führt.

In der modernen Arbeitswelt sitzen viele Menschen lange Zeit, was zu einer Ermüdung der Muskulatur und einer schlechten Haltung führt. Die Schultern hängen, der Kopf wandert nach vorne, und der obere Rücken rundet sich ein. Dies führt zu einer Überlastung der Nackenmuskulatur und einem Ungleichgewicht zwischen einem starken oberen Trapezius und einem schwachen unteren Trapezius sowie einer schwachen Halsmuskulatur.

Diagnose eines eingeklemmten Nervs im Nacken

Wenn Nackenschmerzen sehr stark sind oder über einen längeren Zeitraum anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose umfasst in der Regel:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte, einschließlich der genauen Schilderung der Schmerzen, ihrer Dauer, Intensität, Lokalisation und Auslöser.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Körperhaltung, tastet die Wirbelsäule und Muskulatur ab und überprüft die Beweglichkeit der Halswirbelsäule sowie die Funktion der Nerven, die die Arme versorgen.
  3. Bildgebende Verfahren: Bei länger bestehenden Beschwerden, die nicht auf konservative Therapien ansprechen, können Röntgenaufnahmen oder ein MRT durchgeführt werden. Röntgenbilder zeigen vor allem Knochen und können Frakturen ausschließen. Ein MRT eignet sich am besten, um Bandscheibenvorfälle und Kompressionen von Nerven zu diagnostizieren.
  4. Kraftmessungen: Kraftmessungen der Halswirbelsäule können helfen, Fehlbelastungen der Muskeln im Bereich der HWS ausfindig zu machen.

Behandlung eines eingeklemmten Nervs im Nacken

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs richtet sich nach der Ursache. Im Allgemeinen umfasst sie:

  • Konservative Behandlung:
    • Schmerzlinderung: Bei starken Schmerzen können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Auch Muskelrelaxanzien können in Betracht gezogen werden.
    • Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme, z.B. durch eine Wärmflasche, ein Kirschkernkissen oder ein warmes Bad, kann die Muskulatur entspannen. Bei Nervenreizungen oder Entzündungen kann Kälte jedoch besser geeignet sein.
    • Physiotherapie: Spezielle physiotherapeutische Übungen können helfen, die Nackenmuskulatur zu dehnen und zu stärken.
    • Dehnübungen: Dehnübungen können die verspannten Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule lockern.
    • Faszienrolle: Mithilfe einer Faszienrolle können Verklebungen im Bereich der Faszien gelöst werden.
    • Ergonomische Maßnahmen: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann helfen, Fehlhaltungen zu vermeiden.
    • Bewegung: Leichte Bewegung und spezielle Übungen gegen Nackenverspannungen können helfen.
    • Orthesen: Spezielle Orthesen können helfen, eine gerade Haltung zu bewahren.
  • Operative Behandlung: Bei Bandscheibenvorfällen kann eine Operation notwendig sein, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen.

Übungen zur Selbsthilfe bei einem eingeklemmten Nerv im Trapezius

Neben den oben genannten Maßnahmen gibt es auch einige Übungen, die man selbst durchführen kann, um die Beschwerden zu lindern:

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  • Wall Slides: Diese Übung kräftigt den unteren und mittleren Teil des Trapezmuskels und verbessert die Beweglichkeit der Schultern.
  • Faszienball-Massage für den Nacken: Mit einem Faszienball kann der obere Anteil des Trapezius gelockert werden.
  • Faszienball-Massage für die Brust: Diese Übung lockert die Brustmuskulatur, die oft ebenfalls verspannt ist.
  • Kräftigung der Halsbeuger: Diese Übung stärkt die zu schwach ausgeprägten Halsbeuger und hilft, das muskuläre Ungleichgewicht zu bekämpfen.
  • Kopf-Achter: Diese Übung gehört ebenfalls zu den Übungen gegen Nackenschmerzen.
  • Dehnung des Trapezius: Den Kopf um 45 Grad nach links drehen, die rechte Hand über den Kopf nehmen und die Fingerspitzen ungefähr da ankommen lassen, wo das Ohr aufhört. Durch leichte Veränderungen der Kopfhaltung können immer neue Dehnungszüge erreicht werden.
  • Faszien-Rollmassage: Aufrecht hinsetzen und die Wirbelsäule gerade lassen. Langsam und mit viel Druck den Muskelstrang hinunterrollen, bis man am Schulterblatt angekommen ist.

Allgemeine Tipps zur Vorbeugung von Nackenschmerzen

  • Aufrechte Haltung: Im Alltag so oft wie möglich aufrecht gehen und stehen.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Den Arbeitsplatz ergonomisch einrichten und auf die richtige Höhe von Tisch, Stuhl und Bildschirm achten.
  • Bewegung: Regelmäßig Sport treiben, um den Körper durchzubewegen und die Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen.
  • Stressabbau: Stress reduzieren, da Stress und psychische Probleme Nackenschmerzen verstärken können.
  • Schlafposition: Auf eine optimale Schlafposition achten, idealerweise in Rückenlage mit einem Kissen, das ein Abknicken des Kopfes verhindert.

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