Trauerrede für eine Mutter mit Demenz: Beispiele und Leitfaden

Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schmerzhaft. Wenn eine Mutter an Demenz erkrankt war, kann die Trauerbewältigung noch komplexer werden. Dieser Artikel bietet Beispiele und Anleitungen für eine Trauerrede, die sowohl die Persönlichkeit der Verstorbenen ehrt als auch den besonderen Umständen ihrer Erkrankung Rechnung trägt.

Die Bedeutung der Trauerrede

Eine Trauerrede ist mehr als nur ein Spruch auf einer Karte. Sie eröffnet Raum für Gefühle, spendet Trost und kann einen hoffnungsvollen Ausblick geben. Sie kann die Trauerbewältigung anstoßen und tiefem Schmerz Ausdruck verleihen. Die Trauerrede ist ein letztes Geschenk an die verstorbene Person, ein Nachruf, der ihre Persönlichkeit widerspiegelt und den Trauergästen Trost spendet.

Herausforderungen bei Demenz

Wenn ein Mensch mit Demenz unter den Hinterbliebenen ist, wird der Umgang mit dem Todesfall für alle Beteiligten noch herausfordernder. Familien fragen sich, wie der Mensch mit Demenz auf den Tod reagieren wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass sich der Einfluss einer fortgeschrittenen Alzheimererkrankung beispielsweise vom Einfluss einer vaskulären Demenz unterscheidet und von Mensch zu Mensch variiert.

Demenzfreundliche Trauerfeiern

Entsprechend geschulte demenzfreundliche Bestatter und Trauerredner ermutigen und unterstützen Hinterbliebene, den Menschen mit Demenz bei Abschied und Trauerfeier einzubeziehen. Dabei werden die Bedürfnisse aller Hinterbliebenen berücksichtigt und der verstorbene Mensch steht immer noch im Mittelpunkt.

Ein Beispiel

Zwei Tage nach Werners Tod kommen seine Angehörigen ins Bestattungshaus. Die Gesichter der Kinder sind angespannt, als ihre Mutter Gisela, Werners Ehefrau, im Rollstuhl hereingebracht wird. Ängstlich schaut Gisela sich um. Kurz danach sitzt Gisela am geöffneten Sarg. Sie spricht mit sanfter Stimme zu ihrem verstorbenen Mann, berührt ihn vorsichtig. „Er hatte ein schönes Leben, ich werde ihn niemals vergessen“, sagt sie. Es fließen Tränen, vor Rührung - und vor Erleichterung. Denn Gisela reagiert ‚gut‘, trotz der fortgeschrittenen Demenz. „Danke, Sie hatten Recht. Vielleicht können wir Mutter doch mit zur Trauerfeier nehmen“, sagt die Tochter erleichtert.

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Rituale und emotionale Erinnerungen

Trauerredner Holger Höhn setzt auf Rituale, um den Demenzerkrankten so möglichst den Stress aus der unbekannten Situation zu nehmen. Weil das emotionale Gedächtnis bis zum Schluss erhalten bleibt, setzt er unter anderem auf Musik vom Plattenspieler.

Gestaltung einer Trauerrede

Religiös oder weltlich?

Bei der Grabrede kann zwischen einer religiösen und einer weltlichen Rede entschieden werden. Die religiöse Rede wird zumeist von einem heiligen Kirchenvertreter, wie z.B. einem Pastor gehalten. Mit biblischen Zitaten oder Gedichten wird der Trauergemeinde Mut und Hoffnung zugesprochen. Die weltliche Grabrede kann von Angehörigen, Freunden oder einem professionellen Redner gehalten werden und spendet Trost und Zuversicht durch Anekdoten über das Leben des Verstorbenen.

Schritte zum Schreiben einer Grabrede

Da die Dauer einer Grabrede deutlich kürzer ist als die einer Trauerrede, ist es wichtig, die richtigen Worte zu finden. Der Redner kann beispielsweise ein Verwandter, ein Freund oder ein Mannschaftskamerad sein. Um die wichtigsten Aspekte in die Rede aufzunehmen, können Sie sich an folgenden fünf Schritten orientieren:

  1. Begrüßung: Die Gäste sollten bei der Begrüßung kurz willkommen geheißen werden. Falls Sie nicht jeder Gast kennt, da Sie zum Beispiel ein Freund sind, ist es zudem sinnvoll sich kurz vorzustellen und zu erklären, in welcher Relation Sie zu dem Verstorbenen standen. Je nach Beziehung zu der Trauergemeine kann diese geduzt oder gesiezt werden.
  2. Charakter: Beschreiben Sie die Persönlichkeit der Person so gut Sie können und beachten Sie, dass nicht nur Ihre eigene Perspektive wichtig ist. Sprechen Sie im Vorfeld mit Menschen, die dem Verstorbenen wichtig waren. Dabei erfahren Sie für gewöhnlich Aspekte, welche Sie vorher noch nicht kannten und die Ihnen helfen einen besseren Blick auf den Charakter zu erlangen. Auch die Trauergäste werden hierbei an wertvolle Momente erinnert. Damit die Grabrede jedoch nicht zu lang wird, sollten ausführliche Geschichten eher für die Trauerrede aufgehoben werden.
  3. Todesumstände: Auch wenn dieser Aspekt traurig ist sollte in ein paar Sätzen erläutert werden, warum die geliebte Person verstorben ist. Gab es einen Unfall, wurde gegen eine Krankheit oder den Lebenswillen gekämpft und letztlich verloren? Diese Andacht kann die Angehörigen auch erleichtern, beispielsweise wenn die Person nun von Schmerzen erlöst ist.
  4. Abschiedsworte: Die letzten Worte der Grabrede können sowohl an die Trauergäste, als auch die verstorbene Person gerichtet werden. Sie sollen Hoffnung spenden, trösten und beim Loslassen helfen. Zugleich geleiten sie die geliebte Person ist das Reich des Todes. Auch eine Grabkerze kann in solch dunklen Zeiten Licht spenden.
  5. Sprichwörter & Weisheiten: Durch die geringe Dauer der Grabrede kann es schwierig sein, sich kurz zu fassen und dabei die richtigen Worte zu finden. Helfen kann hierbei ein Spruch, ein Lebensmotto des Verstorbenen oder eine Weisheit, welche den Angehörigen mit auf den Weg gegeben wird. Dabei kann zudem auf Erinnerungen, Charaktereigenschaften des Verstorbenen oder ein besonderes Ereignis eingegangen werden.

Beispiel für eine Grabrede

Liebe Annegret, liebe Trauergemeinde,

wir haben uns heute hier versammelt, da unser geliebter Ehemann, Großvater und Freund, Manfred von uns gegangen ist. Vor sechs Tagen hat er uns nach seiner schweren Krankheit im Alter von 76 Jahren verlassen und geht nun einen Schritt, bei dem wir nicht dabei sein können.

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Manfred war ein tatendurstiger Mensch! Schon seit seiner Kindheit liebte er die Natur und die Aufgaben, die diese mit sich bringt. Die Gartenarbeit war sein Ein und Alles. Dort ist er aufgeblüht und konnte seine Träume verwirklichen. Und dieses Lachen trug er auch in die gesamte Welt. Er hat dich, Annegret, damit verzaubert, seine Kinder und Enkelkinder ebenfalls. Dieses Lächeln ist genau das, was von ihm in unseren Herzen bleibt. Seine liebenswerte Art, der Drang, die Welt zu verbessern und umsichtig zu sein.

Ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass wir um ihn trauern. Lieber sollten wir sein Leben feiern, genau so, wie er es tat! Sollten ihm ein Lachen mit auf den Weg geben sowie positive Gedanken, denn er ist nicht von uns gegangen, sondern nur voraus.

Wir danken dir, Manfred, dass wir die Ehre hatten, dich kennen zu dürfen und dass du unser Leben um ein Stück reicher gemacht hast.

Liebe Trauergemeinde, vielen Dank, dass ihr heute hier erschienen seid um solch ein wunderbares Leben zu zelebrieren. Lasst uns nun einen Moment schweigen und uns an die schönen Momente mit Manfred erinnern.

Was man nicht sagen sollte

Es gibt Sätze, die Trauernde nicht hören möchten, weil sie nicht hilfreich oder sogar verletzend sind. Hier sind einige Beispiele und bessere Alternativen:

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  • Falsch: "Sie/Er war doch schon alt/so lange krank. Du wusstest doch damit, dass das früher oder später passieren wird."Besser: "Ich weiß, dass XYZ fehlt. Ich weiß auch, dass dich die letzte Zeit unheimlich angestrengt hat. Ich fühle mit dir. Und ich wünsche dir für die jetzt kommende Zeit Kraft, Zeit und Raum für dich."
  • Falsch: "Jetzt ist sie/er an einem besseren Ort/im Himmel, wo es ihm/ihr gut geht."Besser: "Egal, ob du daran glaubst, dass xyz an einem anderen Ort ist oder nicht, es gibt auf jeden Fall einen Ort, wo xyz immer sein wird und das ist in deinem Herzen und in deinen Erinnerungen. Ihre/seine Liebe zu dir wird immer weiter bestehen."
  • Falsch: "Die Zeit heilt alle Wunden."Besser: "Diese Wunden können niemals ganz geschlossen werden. Aber im Laufe der Zeit werden sie nicht mehr ganz so schnell aufgerissen, wie jetzt. Dann hast du schon gelernt, wie du besser mit all diesen Wunden und Narben umgehst, dass sie nicht ständig wieder aufgekratzt werden."
  • Falsch: "Ich weiß genau, wie du dich fühlst."Besser: "Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Aber wenn du möchtest, darfst du mir gerne von deinem Schmerz erzählen, damit ich verstehen kann, wie es in dir aussieht und was du wirklich fühlst."
  • Falsch: "Du musst nun stark sein/Ich finde es einfach unglaublich toll, wie stark du doch bist."Besser: "Ich wünsche dir für dich, dass du deinen eigenen Weg für deine Trauer findest und dir auch traust, diesen zu gehen."

Tipps für den Umgang mit Trauernden

  • Zeigen Sie, dass Sie Anteil nehmen. Schreiben Sie persönliche Post z. B. mit persönlichen Erinnerungen an die verstorbene Person.
  • Reden Sie über den Verstorbenen. Schweigen Sie sie/ihn nicht tot. Erzählen Sie von der Person.
  • Respektieren Sie einfach den Weg, wie derjenige trauert. Egal, ob sich die Person wild in die Arbeit stürzt oder ob sie nur noch auf der Couch abhängt.
  • Fragen Sie, ob man heute Abend einfach mal vorbeikommen soll oder ob man vom Einkaufen etwas mitbringen soll oder etwas zu Essen vorbeibringen darf.
  • Bieten Sie doch einfach einmal an für die trauernde Person zu kochen.
  • Verhalten Sie sich einfach völlig normal. Lachen Sie, wenn Ihnen danach ist und verlangen Sie nicht, dass die trauernde Person es ebenfalls tun muss.
  • Schenken Sie einfach einmal ein paar Blumen. Einfach so.
  • Nehmen Sie vielleicht Kontakt zu den Nachbarn oder näher wohnenden Freunden auf, damit diese ab und an einfach vorbeigehen und fragen, ob man etwas für die trauernde Person tun kann oder ein Auge auf das Haustier zu werfen oder kleine Alltagstätigkeiten zu übernehmen.
  • Helfen Sie bei den ganzen Formularen oder gießen Sie Blumen, mähen Sie den Rasen, waschen Sie ab oder ähnliches.
  • Begleiten Sie die trauernde Person auf den Friedhof, wenn sie das möchte. Oder bieten Sie derjenigen das einfach an. Gemeinsam trägt sich vieles leichter.
  • Achten Sie auf jeden Fall auf einen regelmäßigen Kontakt. Viele Menschen in Trauersituationen sind trotz allem froh, einen festen Termin im Kalender stehen zu haben. Und wenn es sich nur um einen Termin für einen schweigenden Spaziergang handelt.

Die Rolle des Trauerredners

Sofern Sie sich dafür entscheiden, einen Trauerredner oder Grabredner mit dem Halten der Rede zu beauftragen, ist es sinnvoll, in Ihrer Region nach einem passenden Partner für Ihre Trauerfeier zu suchen.

Demenzfreundliche Trauerredner

Es gibt qualifizierte Trauerredner, die sich auf demenzfreundliche Trauerfeiern spezialisiert haben. Diese Redner können den demenzkranken Menschen und ihren Familien den bestmöglichen Abschied von einem verstorbenen Herzensmenschen ermöglichen.

Beispiel einer Trauerfeier mit Demenz

Eine demenzkranke Witwe sagte am Tag nach der Trauerfeier: „Ich weiß nicht mehr, was gestern war. Aber es fühlt sich gut an…“ Dieses gute Gefühl möchte ich mit meiner Arbeit ermöglichen. Nicht nur dem dementen Menschen. Auch seiner Familie, die sich später nicht vorwerfen muss, ihm dieses „Abschiednehmen mit dem Herzen“ verweigert zu haben. Aus Angst, aus Scham und vor allem aus Unwissenheit.

Leben mit Demenz: Ein erfülltes Leben?

Kann das Leben trotz Demenz erfüllt sein? Auch wenn die Wahrnehmung der Welt zum Schluss sehr eingeschränkt ist, kann es auf neue Weise erfüllt sein. Wie fröhlich ihr Mund sein konnte, das habe ich selbst hier und da erlebt. Aber warum gibt es keine Heilung für ihre Erkrankung? Wunderbar formuliert es die Psalmbeterin oder der Psalmbeter: „Gott krönt dich“ - er setzt dir eine Krone auf, er achtet dich wie einen König, und diese Krone besteht aus „Gnade und Barmherzigkeit“. Was kann sich ein Mensch mehr wünschen als Liebe?

Fazit

Eine Trauerrede für eine Mutter mit Demenz erfordert Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Es geht darum, ihr Leben zu ehren, ihre Persönlichkeit widerzuspiegeln und den besonderen Umständen ihrer Erkrankung Rechnung zu tragen. Durch die Einbeziehung von demenzfreundlichen Ansätzen und die Vermeidung unbedachter Äußerungen können Sie eine würdevolle und tröstliche Abschiedszeremonie gestalten.

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