Trigeminusneuralgie: Die Janetta-Operation als Hoffnungsschimmer

Die Trigeminusneuralgie ist eine äußerst schmerzhafte Erkrankung, die durch blitzartige, stechende Schmerzen im Gesicht gekennzeichnet ist. Wenn Medikamente nicht mehr helfen, kann die Janetta-Operation eine effektive Lösung bieten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Trigeminusneuralgie und die Janetta-Operation als eine vielversprechende Behandlungsoption.

Was ist Trigeminusneuralgie?

Die Trigeminusneuralgie ist eine seltene neurologische Erkrankung, von der etwa 5 von 100.000 Menschen pro Jahr betroffen sind. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Charakteristisch für diese Erkrankung sind blitzartig einschießende, heftige Gesichtsschmerzen, die nur wenige Sekunden andauern, aber die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Die Schmerzen treten im Versorgungsgebiet des Nervus trigeminus auf, der für die Sensibilität im Gesichtsbereich zuständig ist.

Klassische und symptomatische Trigeminusneuralgie

Man unterscheidet zwischen der klassischen und der symptomatischen Trigeminusneuralgie. Bei der klassischen Form wird der Nervus trigeminus durch ein Blutgefäß in der Nähe des Hirnstamms bedrängt. Ein solcher Gefäß-Nerven-Kontakt ist jedoch nicht immer mit Beschwerden verbunden. Nur wenn die typischen Schmerzen auftreten, spricht man von einer behandlungsbedürftigen Trigeminusneuralgie. Die symptomatische Trigeminusneuralgie hingegen wird durch andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Tumore verursacht.

Ursachen der Trigeminusneuralgie

Die Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie ist meist ein neurovaskulärer Konflikt, bei dem eine Kleinhirnarterie (meist die Arteria cerebelli superior) oder seltener eine Vene den Trigeminusnerv komprimiert. Durch die ständigen Pulsationen des Gefäßes kann der Nerv geschädigt werden, insbesondere an seinem Ursprung am Hirnstamm, wo er noch nicht von einer schützenden Hülle umgeben ist.

Symptome der Trigeminusneuralgie

Die Schmerzen bei einer Trigeminusneuralgie werden als blitzartig einschießend, elektrisierend und stechend beschrieben. Sie treten typischerweise im Bereich eines oder mehrerer Äste des Nervus trigeminus auf und können durch nichtschmerzhafte Reize (sogenannte Trigger) wie Berührung im Gesicht, Kauen, Sprechen, Schlucken oder Zähneputzen ausgelöst werden. Die Attacken dauern meist nur wenige Sekunden, können aber sehr häufig auftreten und die Betroffenen stark beeinträchtigen.

Lesen Sie auch: Nebenwirkungen und Verfahren der Thermokoagulation

Diagnose der Trigeminusneuralgie

Die Diagnose der Trigeminusneuralgie basiert in erster Linie auf der Anamnese und der Beschreibung der Schmerzen durch den Patienten. Eine neurologische Untersuchung dient dazu, andere Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschließen. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) können eingesetzt werden, um einen Gefäß-Nerven-Kontakt oder andere strukturelle Veränderungen im Bereich des Nervus trigeminus darzustellen. Moderne MR-Sequenzen haben eine hohe Sensitivität und Spezifität für den Nachweis eines neurovaskulären Konflikts.

Konservative Behandlung der Trigeminusneuralgie

Medikamentöse Therapie

In vielen Fällen kann eine Trigeminusneuralgie zunächst mit Medikamenten behandelt werden. Mittel der ersten Wahl sind Antikonvulsiva wie Carbamazepin oder Oxcarbazepin, die ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurden. Diese Medikamente können die Schmerzattacken reduzieren oder verhindern. Andere Medikamente, die eingesetzt werden können, sind Gabapentin, Pregabalin, Phenytoin, Lamotrigin oder Baclofen.

Alternative Behandlungsmethoden

Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch alternative Behandlungsmethoden, die bei einigen Patienten eine Schmerzlinderung bewirken können. Dazu gehören Akupunktur, Biofeedback, Chiropraktik, Vitamintherapie und Nahrungsergänzungsmittel. Die Wirksamkeit dieser Methoden ist jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

Die Janetta-Operation (mikrovaskuläre Dekompression)

Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist oder starke Nebenwirkungen verursacht, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Die mikrovaskuläre Dekompression (MVD), auch Janetta-Operation genannt, ist die einzige kausale Therapie der klassischen Trigeminusneuralgie. Bei diesem Eingriff wird der Nervus trigeminus von dem ihn bedrängenden Blutgefäß befreit.

Operationsprinzip

Bei der Janetta-Operation wird über eine kleine Schädeleröffnung hinter dem Ohr die Stelle des Gefäß-Nerven-Kontaktes unter mikroskopischer Sicht aufgesucht. Anschließend wird ein kleines Stück Teflon-Watte zwischen Gefäß und Nerv eingebracht, um einen direkten Kontakt zu verhindern. Es findet keine Beschädigung nervaler Strukturen statt.

Lesen Sie auch: Was tun bei Trigeminusneuralgie nach dentaler Behandlung?

Durchführung der Operation

Die Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Der Zugang zum Operationsgebiet erfolgt über eine retrosigmoidale Kraniotomie, bei der ein kleines Knochenfenster hinter dem Ohr geöffnet wird. Mit Hilfe eines Operationsmikroskops wird der Nervus trigeminus im Kleinhirnbrückenwinkel dargestellt. Das Ziel ist es, das komprimierende Gefäß (meist die Arteria cerebelli superior oder die Arteria cerebelli anterior inferior) zu identifizieren und vorsichtig vom Nerv zu lösen. Zwischen Nerv und Gefäß wird dann ein kleines Kissen aus Teflon oder einem anderen biokompatiblen Material platziert, um einen erneuten Kontakt zu verhindern.

Erfolgsaussichten der Janetta-Operation

Die Janetta-Operation hat eine hohe Erfolgsrate. In den meisten Fällen sind die Patienten nach dem Eingriff sofort schmerzfrei. Studien zeigen, dass die Erfolgsrate nach zehn Jahren noch bei etwa 70 % liegt. Auch bei einem erneuten Auftreten der Schmerzen kann die Operation in der Regel wiederholt werden.

Risiken und Komplikationen der Janetta-Operation

Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Janetta-Operation Risiken und mögliche Komplikationen. Dazu gehören:

  • Hörverlust oder Hörminderung
  • Gefühlsstörungen im Gesicht
  • Liquorleckage (Austritt von Hirnwasser)
  • Infektionen
  • Blutungen
  • Schlaganfall

In erfahrenen Händen sind die Risiken jedoch gering. Studien zeigen, dass das Komplikationsrisiko bei etwa 1,4 Prozent liegt.

Alternative Operationsverfahren

Neben der Janetta-Operation gibt es auch andere operative Verfahren zur Behandlung der Trigeminusneuralgie. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Trigeminusneuralgie: Ein umfassender Überblick

Radiochirurgie (Gamma-Knife-Bestrahlung)

Bei der Radiochirurgie wird der Trigeminusnerv mit hochdosierter Strahlung behandelt, um die Schmerzleitung zu unterbrechen. Dieses Verfahren ist weniger invasiv als die Janetta-Operation, hat aber eine geringere Erfolgsrate und ein höheres Risiko für Gefühlsstörungen im Gesicht.

Perkutane Verfahren

Perkutane Verfahren sind minimalinvasive Eingriffe, bei denen über eine Nadel durch die Haut das Ganglion Gasseri (ein Nervenknoten des Trigeminusnervs) erreicht und gezielt geschädigt wird. Dies kann durch Hitze (Thermokoagulation), chemische Substanzen (Glycerinrhizolyse) oder mechanischen Druck (Ballonkompression) erfolgen. Diese Verfahren sind weniger aufwendig als die Janetta-Operation, haben aber eine geringere Erfolgsrate und ein höheres Risiko für bleibende Taubheitsgefühle im Gesicht.

Die Janetta-Operation im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen

Die Neurochirurgische Klinik am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen ist auf die Behandlung der Trigeminusneuralgie spezialisiert und bietet die Janetta-Operation als Standardverfahren an. Das erfahrene Ärzteteam um Chefarzt Prof. Dr. med. Veit Braun verfügt über eine moderne technische Ausstattung und eine langjährige Expertise in der Durchführung dieser Operation.

tags: #trigeminusneuralgie #janetta #operation