Fortschrittliche Technologien zur Unterstützung von Parkinson-Patienten

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft. Typische Symptome sind Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Um die Lebensqualität von Parkinson-Patienten zu verbessern, werden kontinuierlich innovative Technologien und Behandlungsansätze entwickelt. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser Fortschritte, darunter Smartwatches, Neurostimulatoren und andere Wearables, die darauf abzielen, die Patientenversorgung und das Selbstmanagement der Erkrankung zu optimieren.

Neptune Care: KI-gestützte Überwachung mit Smartwatches

Die Neptune Care-Lösung, entwickelt in Zusammenarbeit mit Spezialisten für Bewegungsstörungen, ist ein CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt, das speziell für Parkinson-Patienten entwickelt wurde. Sie kombiniert künstliche Intelligenz (KI) mit einer Garmin-Smartwatch, um den Zustand des Patienten kontinuierlich zu überwachen.

Funktionsweise und Vorteile

Neptune Care verwendet einen hochentwickelten KI-Algorithmus, um motorische Symptome objektiv zu überwachen. Die Smartwatch am Handgelenk erfasst Daten, die es ermöglichen, den Grad der Bewegungsstörungen im Laufe des Tages zu visualisieren, ohne die täglichen Aktivitäten zu beeinträchtigen. Der Algorithmus integriert das Behandlungsregime und die Aktivitätsdaten des Patienten in ein Bewegungszustandsdiagramm. Dies hilft, Muster im Gesundheitszustand zu erkennen und das Selbstmanagement von Parkinson zu unterstützen.

Die KI von Neptune Care basiert auf jahrelanger Forschung und wurde in Zusammenarbeit mit renommierten Institutionen wie der LMU und der Schön Klinik sowie anderen globalen Einrichtungen entwickelt. Die Lösung verfolgt automatisch und rund um die Uhr den Zustand des Patienten in Bezug auf ON (gute Beweglichkeit), OFF (schlechte Beweglichkeit) und Dyskinesien (störende Überbewegungen).

Datenschutz und Zugänglichkeit

Neptune Care ist DSGVO-konform und legt großen Wert auf Datenschutz und Vertraulichkeit. Daten werden nur mit Zustimmung des Patienten gesammelt, gespeichert, verarbeitet oder weitergegeben. Um die kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung der Lösung zu fördern, können anonymisierte Daten mit Zustimmung des Patienten an Partner, verbundene Unternehmen und Gesundheitsdienstleister weitergegeben werden.

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Um den frühzeitigen Zugang zu dieser innovativen Lösung zu ermöglichen, wurde die Initiative "Eigene Garmin-Uhr! Neptune Service umsonst!" ins Leben gerufen. Dieses Programm ermöglicht es Patienten, die Neptune-Lösung kostenlos zu nutzen und regelmäßige, personalisierte Berichte sowie Beratungen zu erhalten. Auch der behandelnde Arzt kann auf die Neptune-Daten zugreifen, um die bestmögliche Versorgung und Unterstützung sicherzustellen.

Project Emma: Armband zur Reduzierung von Zittern

Ein weiteres interessantes Projekt ist das von Microsoft-Mitarbeitern entwickelte Armband namens "Project Emma", das darauf abzielt, das für Parkinson typische Zittern der Hände zu verringern.

Technologie und Wirkung

Das Armband ist mit Vibrationsmotoren ausgestattet, ähnlich denen in Smartphones. Diese Vibrationen können Patienten wie Emma Lawton helfen, wieder zu schreiben und zu zeichnen. In einem beeindruckenden Video demonstriert Lawton, wie sie dank des Armbands ihren Namen schreiben und ein Viereck zeichnen kann, was sie zu Tränen rührt.

Die genaue Wirkungsweise des Armbands ist aus medizinischer Sicht noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Vibrationen das Gehirn daran hindern, das Zittern der Hände richtig zu erfassen und zu bekämpfen. Die Feedback-Schleife wird unterbrochen, da das Zittern durch eine Unschlüssigkeit des Gehirns verursacht wird, bei der eine Seite die Hand bewegen und die andere sie stoppen will.

Aktueller Stand

Obwohl sich die Entwicklung noch in den Kinderschuhen befindet, zeigt der Prototyp bereits beeindruckende Ergebnisse. Die kontinuierliche Forschung und Weiterentwicklung solcher Technologien könnten die Lebensqualität von Parkinson-Patienten erheblich verbessern.

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Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist eine seit 25 Jahren in Europa zugelassene Behandlungsmethode für Parkinson. Dabei werden Elektroden in die Hirnareale geführt, die für das Zittern verantwortlich sind.

Verfahren und Personalisierung

Während des Eingriffs, der bei vollem Bewusstsein des Patienten durchgeführt wird, werden die Elektroden getestet, um die optimale Stimulation zu gewährleisten. Anschließend werden die Elektroden über Kabel unter der Haut mit einem Impulsgeber unter dem Schlüsselbein verbunden, dem sogenannten Hirnschrittmacher. Dieser sendet elektrische Impulse aus, die von außen gesteuert werden können.

Ein neuer Neurostimulator ermöglicht eine bessere, personalisierte Versorgung von Patienten. Die Stimulation kann gezielt an die Anforderungen der jeweiligen Situation angepasst werden, z.B. Gehen, Sprechen oder Schlafen. Auch komplexere Alltagssituationen wie gleichzeitiges Reden und Gehen sollen so besser bewältigt werden können.

Telemedizinische Aspekte

Die Überwachung mit einer Smartwatch spielt eine immer größere Rolle bei der Nachsorge von THS-Patienten. In der ROAM-Studie werden bei 100 Patienten, die einen Hirnschrittmacher erhalten, alle relevanten Werte wie Zittern, Steifigkeit oder Schlaf per Smartwatch aufgezeichnet. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Information über Tagesschwankungen und den langfristigen Nutzen der Stimulationseinstellungen.

Die Betroffenen können den Stimulator via Remote-Steuerung von zu Hause aus feinjustieren lassen, was die Notwendigkeit von häufigen Klinikbesuchen reduziert. Die Telemedizin trägt dazu bei, die Behandlung niedrigschwelliger und für alle Seiten zugänglicher zu machen.

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Zukunftsperspektiven

Die Vision der Tiefen Hirnstimulation liegt darin, dass die Geräte in der Lage sind, selbstständig zu lernen, wann, wie viel und auf welche Art sie stimulieren müssen. Dies könnte durch die Messung von Hirnsignalen und die Berücksichtigung der jeweiligen Tagesphase des Patienten erreicht werden.

Bedeutung der kontinuierlichen Überwachung

Die kontinuierliche Überwachung des Zustands von Parkinson-Patienten ermöglicht es, die Behandlung besser auf die individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Traditionelle vs. Moderne Methoden

Früher wurden Patienten nur alle paar Wochen oder Monate in der Sprechstunde gesehen, und die Stimulationseinstellungen wurden aufgrund dieses punktuellen Eindrucks angepasst. Moderne digitale Technologien, wie sie in Smartwatches eingesetzt werden, liefern kontinuierliche Informationen über Tagesschwankungen und den langfristigen Nutzen der Stimulationseinstellungen.

Vorteile der Telemedizin

Die Telemedizin ermöglicht es, dass Patienten für jede Neueinstellung und jedes Gespräch keine längeren Reisen mehr auf sich nehmen müssen. Dies trägt dazu bei, die Behandlung zugänglicher und weniger belastend zu gestalten.

Weitere Aspekte der Parkinson-Behandlung

Neben den genannten Technologien gibt es weitere wichtige Aspekte in der Behandlung von Parkinson.

Medikamentöse Therapie

Bei Parkinson ist die Dopaminbildung im Gehirn gestört. Medikamente, die das fehlende Dopamin ersetzen, sind deshalb die erste Wahl in der Behandlung. Allerdings können hochdosierte Medikamente Nebenwirkungen wie Apathie oder Stimmungsschwankungen verursachen.

Orthostatische Hypotonie

Orthostatische Hypotonie, ein plötzlicher Blutdruckabfall, tritt bei Menschen mit Parkinson sehr häufig auf und kann das Sturzrisiko erhöhen. Die Messung des Blutdrucks mit einer Smartwatch kann helfen, diese Zustände frühzeitig zu erkennen.

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