Schlaganfallbehandlung an der Uniklinik RWTH Aachen: Innovative Verfahren und Netzwerk für optimale Versorgung

Die Uniklinik RWTH Aachen hat sich als ein führendes Zentrum für die Schlaganfallbehandlung etabliert. Durch die Leitung und Koordination des Schlaganfallnetzwerks West (SNW) wird eine optimale Versorgung von Patienten mit Gefäßerkrankungen des Gehirns in der Region Aachen sichergestellt. Das Netzwerk umfasst neben der Uniklinik RWTH Aachen mit ihrer überregionalen Stroke Unit und neurologischen Intensivstation auch regionale Schlaganfallstationen und neurologische Kliniken, Rettungsdienste und Kliniken mit Akutversorgung.

Das Schlaganfallnetzwerk West: Optimale Versorgung durch Koordination

Das Schlaganfallnetzwerk West (SNW) unter der Leitung der Uniklinik RWTH Aachen stellt sicher, dass Patienten mit einem Schlaganfall jederzeit die optimale Therapiemethode zur Verfügung steht. Dies beinhaltet die Behandlung auf einer Stroke Unit, die systemische Thrombolyse und die endovaskuläre Versorgung. Das Netzwerk koordiniert die Diagnostik und Therapie für jeden Schlaganfallpatienten in der Region, unabhängig von Klinik- und Fachbereichsgrenzen.

Das SNW versteht sich auch als Berater für Patienten und Behandler bei komplexen zerebralen Gefäßerkrankungen, wie zerebralen und spinalen arteriovenösen Malformationen und Fisteln oder zerebralen Aneurysmata.

Aktuelles und Fortbildungen

Das SNW bietet regelmäßige Fortbildungen an, um über die neuesten Entwicklungen in der Schlaganfallbehandlung zu informieren. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens fand am 26. Juni 2024 die Sommerfortbildung des Schlaganfallnetzwerk West (SNW) im forum M der Mayerschen Buchhandlung statt.

Innovative Behandlungsmethoden an der Uniklinik RWTH Aachen

Die Uniklinik RWTH Aachen entwickelt und etabliert kontinuierlich neue Verfahren zur Schlaganfallbehandlung, um die Überlebenschancen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

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Kombination aus Thrombektomie und offener Operation

Ein Ärzteteam der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie hat gemeinsam mit Kollegen der Gefäßchirurgie und der Neurologie ein neues Verfahren entwickelt, das die mechanische Entfernung von Blutgerinnseln im Gehirn mithilfe eines Katheters (Thrombektomie) mit einer offenen Operation an der verengten Halsschlagader kombiniert. Die Uniklinik RWTH Aachen ist derzeit die einzige Klinik weltweit, die diese Kombinationsbehandlung bei akutem Schlaganfall als Routineverfahren anbietet.

Bei dieser Methode leiten die Anästhesisten umgehend eine Narkose ein, sobald ein Schlaganfallpatient in die Uniklinik RWTH Aachen eingeliefert wird. Die Neuroradiologen beginnen mit der kathetergestützten Behandlung der Gehirngefäße, während die Gefäßchirurgen im gleichen Eingriff die verengte Halsschlagader mit einer kleinen offenen Operation erweitern. Dadurch ist kein Stent und somit auch keine gerinnungshemmende Medikation erforderlich.

Vorteile der kombinierten Behandlung

Die kombinierte Behandlung aus Thrombektomie und offener Operation bietet mehrere Vorteile:

  • Vermeidung von Stents: Durch die offene Operation an der Halsschlagader ist das Einsetzen eines Stents nicht mehr notwendig.
  • Reduzierung des Blutungsrisikos: Da keine gerinnungshemmenden Medikamente erforderlich sind, wird das Risiko von Hirnblutungen reduziert.
  • Schnelle Behandlung: Der Eingriff erfolgt in einem Schritt, was wertvolle Zeit spart.

Studien haben gezeigt, dass die kombinierte Behandlung die Blutungsrate im Vergleich zur Stentimplantation mehr als halbieren konnte.

Die Rolle der Thrombektomie und Thrombolyse

Die Notfallbehandlung eines Hirninfarkts beruht derzeit auf zwei wesentlichen Maßnahmen: Thrombolyse und Thrombektomie. Bei der Thrombolyse wird ein Medikament verabreicht, das das Blutgerinnsel auflöst. Bei der Thrombektomie wird das Gerinnsel mithilfe eines Katheters entfernt. Die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte „SWIFT-DIRECT“-Studie konnte zeigen, dass ein kombiniertes Verfahren aus Thrombolyse und Thrombektomie erfolgreicher ist als eine alleinige Anwendung der Thrombektomie.

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Weitere Studien zur Schlaganfallbehandlung mit Kathetern

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kliniken für Neuroradiologie und Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen haben unter Federführung von Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann, Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, neue Erkenntnisse im Bereich der endovaskulären Therapie (EVT) erzielt. Aus den beiden Studien, die in Zusammenarbeit mit anderen großen Universitätskliniken aus der ganzen Welt durchgeführt wurden, geht hervor, dass die EVT bei mittleren oder distalen Gefäßverschlüssen ein sicheres Verfahren ist, aber noch nicht klar ist, welche Patientinnen und Patienten davon profitieren. Im Durchschnitt bietet das Verfahren über alle Patientinnen und Patienten keinen messbaren Vorteil gegenüber der klassischen medikamentösen Behandlung.

Spezialisierte Stationen für die Schlaganfallbehandlung

Die Uniklinik RWTH Aachen verfügt über spezialisierte Stationen für die Behandlung von Schlaganfallpatienten:

  • Neurologische Intensivstation (NE08): Die Intensivstation ist auf neurologische Erkrankungen und allgemein intensivmedizinische Behandlungen spezialisiert.
  • Überregionale, zertifizierte Stroke Unit und Comprehensive Stroke Unit / Frühreha-Station (NE09): Auf der Stroke Unit werden Patienten mit akutem Schlaganfall überwacht, untersucht und behandelt. Die Comprehensive Stroke Unit bzw. Frühreha-Station dient der Weiterbehandlung und Rehabilitation.

Auf der Stroke Unit erfolgt eine kontinuierliche Monitorüberwachung, um gesundheitliche Veränderungen sofort zu erkennen und erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Die Betreuung erfolgt durch ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften, Ergotherapeuten, Logopäden, Krankengymnasten und dem Sozialdienst.

Schlaganfall: Ein Notfall - Jede Minute zählt

Der Schlaganfall ist ein Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Jede Minute zählt, um bleibende Schäden zu minimieren.

Symptome eines Schlaganfalls

Zu den häufigsten Symptomen eines Schlaganfalls gehören:

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  • Plötzlich einsetzende Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite
  • Sprachschwierigkeiten oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen
  • Sehstörungen
  • Schwindel mit Gangunsicherheit
  • Plötzliche Bewusstseinstrübung
  • Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit
  • Plötzlich auftretende sehr starke Kopfschmerzen

Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte sofort der Rettungsdienst unter der Nummer 112 gerufen werden.

Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie

Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an der Uniklinik RWTH Aachen bietet ein breites Spektrum an neuroradiologischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden auf höchstem technischem Niveau. Die Klinik arbeitet eng mit den Kliniken für Neurologie, Neuro- und Gefäßchirurgie sowie mit anderen Fachdisziplinen zusammen, um eine optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Forschungsschwerpunkte

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte der Klinik liegen unter anderem in der interventionellen Schlaganfalltherapie, der funktionellen Bildgebung, der Gefäßdiagnostik sowie dem Machine Learning für neuroradiologische Anwendungen.

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