Das Kepler Universitätsklinikum (KUK) in Linz ist mit rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das zweitgrößte Krankenhaus Österreichs. Es zeichnet sich durch ein exzellentes Zusammenspiel von medizinischer Spitzenversorgung, kompetenter Pflege sowie zukunftsorientierter Forschung und Lehre aus. Dies ermöglicht die Entwicklung einer wegweisenden medizinischen Infrastruktur in Oberösterreich. Die Universitätsklinik für Neurochirurgie in Linz spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Aufgabenbereiche und Schwerpunkte der Neurochirurgie
Die Universitätsklinik für Neurochirurgie am Kepler Universitätsklinikum deckt das gesamte Spektrum der Neurochirurgie und Neurointervention ab. Das Leistungsspektrum umfasst alle ärztlichen Tätigkeiten, die in das Fachgebiet fallen, die Betreuung von PatientInnen, die Mitarbeit an wissenschaftlichen Studien sowie die Mitwirkung an Ausbildung und Lehre. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Mitarbeit an Projekten.
Das Gehirn ist das komplexeste menschliche Organ, und operative Eingriffe in diesem Bereich sind äußerst herausfordernd, da Zielareale oft in hochfunktionalen Gewebestrukturen eingebettet sind. Die Klinik bietet ihren Mitarbeitern ein positives Arbeitsklima und die Zusammenarbeit mit einem multiprofessionellen, wertschätzenden Team. Laufende Fortbildungen zu neurochirurgischen Themengebieten und die Möglichkeit zum selbstständigen Arbeiten unter fachärztlicher Supervision werden ebenfalls geboten.
Innovationen in der Neurochirurgie: Das Projekt MEDUSA
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Forschung und Entwicklung innovativer Technologien. Ein Beispiel hierfür ist das Forschungsprojekt MEDUSA ("Medical EDUcation in Surgical Aneurysm clipping"), das darauf abzielt, die Ausbildung und Operationsplanung für vaskuläre Neurochirurgen signifikant zu verbessern.
Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines hybriden medizinischen Simulators für Neurochirurgen, der unterschiedliche chirurgische Vorgänge umfasst. Hierzu zählen die Eingriffsplanung (Navigation, Kraniotomie), Lagerung und Trepanation (Kopflagerung, Zugangstrajektorie) sowie das Aneurysmen-Clipping, was den Test des optimalen Clips und der Clipping-Strategie beinhaltet sowie das Absetzen des Clips unter Berücksichtigung der Zugangstrajektorie.
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Der hybride Simulator MEDUSA
Der hybride Simulator besteht aus künstlich gefertigten Patientenmodellen (Gehirn, Gehirnhäute inkl. Arachnoidea, Blutgefäße inkl. Aneurysma, Schädel, Haut) und virtuellen Modellen, die Simulationen wie den Blutfluss ermöglichen. Durch die Kombination von realen und virtuellen Elementen wird dem Chirurgen ein umfassender Einblick in den chirurgischen Vorgang und dessen Ergebnisse ermöglicht.
Die Bereiche, bei denen das Fühlen und Empfinden relevant sind, werden real gefertigt, beispielsweise durch 3D-Druck oder spezielle Gussverfahren. Dazu kommen virtuelle Modelle, die Simulationen, wie etwa den Blutfluss, ermöglichen. So wird dem Chirurgen ein Einblick in den chirurgischen Vorgang und dessen Ergebnisse ermöglicht. Auf Basis dieses hybriden Ansatzes entwickelt das MEDUSA-Konsortium einen innovativen neurochirurgischen Simulator, der aus einem 3D-gedruckten Schädel mit künstlichem Gehirngewebe und virtuell überlagerten Bildern besteht, die die Simulationsumgebung in Echtzeit erweitern. Neurochirurgen können die künstlich hergestellten Patientenmodelle haptisch ertasten und innere, sonst nicht sichtbare anatomische Strukturen als virtuell erzeugte Hologramme sehen. Ein hochpräzises multimodales Positionserfassungssystem ermöglicht die Verwendung von echten chirurgischen Instrumenten für die Simulation, ganz ohne Kabel und Computereingabegeräte. Dadurch wird eine natürliche Benutzerschnittstelle geschaffen, wodurch der Chirurg mit jenen Instrumenten trainieren kann, mit denen auch im OP gearbeitet wird.
MEDUSA ist ein einzigartiger Mixed Reality Trainingssimulator, der ein umfassendes Curriculum bietet. Operative Eingriffe am Gehirn werden in einer realitätsnahen und hochauflösenden Grafik abgebildet und das Gewebeverhalten wird realitätsnah simuliert. Durch den modularen Aufbau können sowohl grundlegende als auch komplexe chirurgische Fertigkeiten trainiert werden. Zudem lassen sich die Trainings isoliert oder im Zuge der Simulation des gesamten chirurgischen Eingriffes ausführen.
Basierend auf realen medizinischen Bilddaten, die in nur wenigen Minuten von einer künstlichen Intelligenz verarbeitet werden, ermöglicht MEDUSA in der finalen Version eine patientenspezifische präoperative Planung. Neurochirurgen können sich so optimal auf die bevorstehende Aneurysma-Clipping-Operation vorbereiten und komplexe chirurgische Eingriffe vorab in einer sicheren Simulationsumgebung trainieren.
Bedeutung der Simulation in der Neurochirurgie
Die mikrochirurgische Clipping-Operation zur Behandlung zerebraler Aneurysmen ist ein komplexes Teilgebiet der Neurochirurgie. Während in der Flugindustrie eine Ausbildung am Simulator seit Jahrzehnten selbstverständlich erscheint, gibt es in der Neurochirurgie paradoxerweise nach wie vor kein verpflichtendes Simulatortraining im Curriculum. Rupturierte Aneurysmen stellen eine Notfallsituation dar und sollten von einem erfahrenen Chirurgen behandelt werden. Aber auch unrupturierte, komplexe Aneurysmen können den Operateur vor eine Herausforderung stellen. Dabei ist oftmals nicht die Clipsetzung, sondern der Zugang zum Aneurysma der schwierigste Teil der Operation.
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Beispielsweise könnten kleinste Gefäß- und Hirngewebsverletzungen für den Patienten ein schweres neurologisches Defizit zur Folge haben. Die ideale Zugangstrajektorie ist in der Realität nicht beliebig wählbar und ist sicherlich beeinflusst durch die Erfahrung des Operateurs. Speziell für unerfahrenere Chirurgen bietet die Simulation vorab die Möglichkeit, die ideale Strategie mit Experten zu diskutieren. Aneurysmen können oft nur mit speziellen Clips (z.B. Ringclip) oder durch mehrere Clips versorgt werden.
Auch der Lerneffekt lässt sich durch die Simulation maximieren. Studien haben gezeigt, dass präoperativ durchgeführtes Training am Simulator zu einem sogenannten „Warm-up“-Effekt führen kann, wodurch psychomotorische und kognitive Skills während der realen Operation signifikant verbessert werden.
Konsortium und Projektlaufzeit
Das Forschungsprojekt MEDUSA ist aus vier Einreichungen des vom Land Oberösterreich ausgeschriebenen „Leitprojekts Medizintechnik“ hervorgegangen. Dieses herausfordernde Vorhaben ist aufgrund moderner Technologien und vor allem durch die exzellente Expertise des Konsortiums, bestehend aus sieben Forschungs- und sechs Unternehmenspartnern, möglich. Seit Mitte 2019 läuft das Projekt MEDUSA und wird voraussichtlich Mitte 2024 abgeschlossen. Mittelfristig soll MEDUSA zur Etablierung eines Simulations- und Kooperationszentrums in Oberösterreich führen.
Nach rund zwei Jahren Projektlaufzeit hat das Konsortium des Forschungsprojekts MEDUSA den ersten Prototyp „Stheno v1.0“ erfolgreich fertiggestellt. Diese erste Version des neurochirurgischen Simulators dient nun als Test- und Entwicklungsplattform für die darauf aufbauenden Aktivitäten. Auf Basis des ersten Prototyps „Stheno v1.0“ wird in der zweiten Projekthälfte an der Entwicklung von „Euryale v2.0“ sowie schließlich an der finalen Version „Medusa v3.0“ motiviert weitergearbeitet. Letztere umfasst auch das Modul „tomorrow’s patient“. Durch den Import personenbezogener Patientendaten und die individuelle präoperative Planung können sich Neurochirurgen bestmöglich auf eine patientenbezogene Aneurysma-Clipping-Operation vorbereiten. So können komplexe Fälle in einer simulierten Umgebung bereits im Vorhinein gefahrlos trainiert werden.
Der JKU medSPACE: Ein Blick in die Zukunft der Medizin
Die Universitätsklinik für Neurochirurgie Linz ist auch Vorreiter in der Nutzung innovativer Technologien für die Ausbildung und Operationsplanung. Der JKU medSPACE an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) demonstriert eindrucksvoll das Potenzial für die Zukunft der Medizin.
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Virtual Anatomy im JKU medSPACE
Im JKU medSPACE lehren Medizinprofessoren Anatomie auf eine neue Art: Studierende und Professoren tragen 3D-Brillen, um den menschlichen Körper überlebensgroß, aus jedem Blickwinkel und stufenlos zoombar in einer stereoskopischen 3D-Darstellung zu inspizieren. Das Besondere am JKU medSPACE ist, dass dabei keine abstrahierten Modelle verwendet werden, die dafür extra aufbereitet wurden. Die Daten stammen von echten, lebenden Patienten aus der Zentralen Radiologie des Kepler Universitätsklinikums. Da jeder klinische Fall anders ist, zeigt Virtual Anatomy im JKU medSPACE eine große Vielfalt der menschlichen Anatomie statt nur einer standardisierten Version aus einem Lehrbuch.
Im JKU medSPACE können die Nutzer nach Belieben durch Anatomiedaten navigieren, nahtlos zwischen verschiedenen Ebenen wechseln, ein- und ausschneiden, in jeden Bereich in jedem Winkel zoomen und Rendering-Parameter laufend ändern. Cinematic Rendering wird verwendet, um die MRT- und CT-Daten zu importieren, zu anonymisieren und die anfänglichen Schlüsselbildanimationen festzulegen. Außerdem werden Metadaten für die Visualisierung generiert.
Der JKU medSPACE ist ein Prototyp für medizinische Universitäten weltweit. Er wird voraussichtlich in einigen Jahren State of the Art sein, da er erlaubt, den Anatomieunterricht und komplexe Krankheiten und Verletzungen anschaulicher denn je in einer stereoskopischen 3D-Darstellung abzubilden. Abgesehen vom Anatomieunterricht können der JKU medSPACE und ähnliche Räume in anderen Krankenhäusern in der Zukunft genutzt werden, um sich auf schwierige Operationen vorzubereiten, bei denen mehrere Spezialisten und Teams erforderlich sind.
Erfolge und Expertise
Die Expertise der Universitätsklinik für Neurochirurgie Linz zeigt sich auch in der erfolgreichen Behandlung komplexer Fälle. So operierte Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber, Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie, im Jahr 2020 mittels innovativer High-End-Technik ein Angiom im Gehirn eines Patienten, welches so ungünstig lag, dass kein anderer sich über diese Operation wagte. Der 24-stündige Eingriff glückte, und der Patient kann heute ein normales Leben führen.
Karriere am Kepler Universitätsklinikum
Das Kepler Universitätsklinikum ist ein hervorragender Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern nicht nur eine abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit in einem dynamischen Team bietet, sondern auch individuelle Einarbeitung und zahlreiche Karrieremöglichkeiten. Mit flexiblen Dienstplänen, attraktiven Sozialleistungen wie einer betriebseigenen Kinderbetreuung und Gesundheitsförderung sowie einem starken Fokus auf kontinuierliche Weiterbildung, ist das Klinikum ein idealer Ort für alle, die in der Gesundheitsversorgung arbeiten möchten.
Stellenangebote und Bewerbungsprozess
Das Kepler Universitätsklinikum bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Aktuelle Stellenangebote finden sich auf der Webseite des Klinikums. Der Bewerbungsprozess ist klar und strukturiert, und es wird empfohlen, das Anschreiben an die Anforderungen der jeweiligen Stelle anzupassen.
Für die Position einer OP-Assistenz oder OP-GehilfIn sind eine abgeschlossene Ausbildung, gute IT-Kenntnisse und kommunikationssicheres Deutsch erforderlich. Hohe soziale Kompetenz und Teamfähigkeit sowie die Bereitschaft zu Mehrleistungen sowie Nacht- und Wochenenddiensten sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen. Das Klinikum bietet für diese Position ein Bruttomonatsgehalt von mindestens EUR 2.731,70 (Grundlage LD 22/01+90% GZ) auf Vollzeitbasis, abhängig von den anrechenbaren Vordienstzeiten, zuzüglich etwaiger Zulagen.
Für ärztliche Positionen wird ein Bruttomonatsgehalt von mindestens EUR 5.964,20 (Grundlage AA/05) auf Vollzeitbasis geboten, abhängig von den anrechenbaren Vordienstzeiten, zuzüglich etwaiger Zulagen.
Tipps für das Vorstellungsgespräch
Eine gute Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch ist essentiell. Es ist ratsam, sich einen Überblick über das Kepler Universitätsklinikum zu verschaffen und sich über die Werte, die Kultur und die aktuellen Projekte des Krankenhauses zu informieren. Im Gespräch sollten Bewerber ihre Teamfähigkeit und ihre Bereitschaft zur kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung betonen.
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